Naturfotografie: Schmetterlinge einfangen

Versuchen Sie sich an der Schmetterlingsfotografie! Wir geben Ihnen eine Menge Tipps und Tricks, wie Sie zu guten Bildern der faszinierenden Falter gelangen.

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Schachbrettfalter auf gelber Blüte

Wenn Sie wie hier Schachbrettfalter mit Diffusor auf Augenhöhe fotografieren, wirken sie größer und wichtiger. 100 mm, f/13, 1/13 s, ISO 400, Stativ. Alle Aufnahmen wurden mit Vollformatkameras gemacht.

Foto: © Andreas Kolossa

Text und Fotos: Andreas Kolossa

Angefangen bei der Vorbereitung über das Equipment bis hin zum fertigen Foto, möchte ich Ihnen eine Sammlung von Tipps für die Aufnahme von Schmetterlingen geben. Sie stammen aus meinem Erfahrungsschatz von vielen Jahren in der Naturfotografie. Mit diesen Ratschlägen haben Sie eine gute Grundlage, um gelungene Schmetterlingsfotos zu erzielen.

Der richtige Aufnahmeort für die Schmetterlingsfotografie

Dank des Internets ist es meist einfach, Stellen mit vielen Schmetterlingen herauszusuchen. Naturschutzgebiete sind mit detaillierten Berichten ebenso zu finden wie Beschreibungen von Habitaten. Für viele Gebiete und Arten gibt es Naturführer.

Planung und Zielsetzung

Bevor Sie sich auf eine gezielte Fototour begeben, sollten Sie sich vorbereitend darüber im Klaren sein, mit welchem Ergebnis Sie vorzugsweise nach Hause kommen möchten. Eine Vorstellung von Motiv, Bildgestaltung, Qualität des Lichts etc. hilft, die Bildidee leichter umzusetzen.

  • Das Ziel: Ich möchte einen Schmetterling im ersten Sonnenlicht fotografieren.
  • Die Umsetzung: Vor Sonnenaufgang am Ort sein, einen Schmetterling in Ruhestarre suchen, Equipment so aufbauen, dass es meine Bildidee ermöglicht, alle Einstellungen vornehmen, auf den Sonnenaufgang warten, abdrücken.

Artenwissen über Schmetterlinge aneignen

Um die eigene Erfolgsquote zu erhöhen und zu außergewöhnlichen Fotos zu kommen, ist es erforderlich, sich ein umfangreiches Artenwissen anzueignen. Verschiedene Medien wie Internet und Naturführer machen es leicht, sich umfassend zu informieren. Je mehr der Fotograf über eine Insektenart weiß, umso größer ist die Chance auf gute Motive und letztendlich ausgezeichnete Fotos.

Schmetterlinge beobachten

Schmetterlinge sollte man am späten Nachmittag beobachten, um herauszufinden, wo sie sich ihre Schlafplätze suchen. Wenn sie dann nicht mehr gestört werden, finden sie sich am nächsten frühen Morgen dort wieder. Nach einer kühlen Nacht sind sie vielleicht noch mit Tautropfen bedeckt. Langes Suchen entfällt und Sie können sich ganz auf das Fotografieren konzentrieren.

Annäherung an den Schmetterling

Insekten haben eine Fluchtdistanz. Um nah an sie heranzukommen, sollten Sie einige Punkte beachten:

  • Keinen Schatten auf den Schmetterling werfen, er würde sofort flüchten.
  • Alle akustischen Signale der Kamera ausschalten.
  • In gebeugter Haltung sich wie in Zeitlupe dem Schmetterling nähern, hastige Bewegungen vermeiden.
Würfelfalter auf gelber Blüte

Die Aufsicht verleiht nicht nur dem Würfelfalter einen eher dokumentarischen Charakter. 150 mm, f/14, 1/25 s, ISO 1000, Stativ.

Foto: © Andreas Kolossa

Angepasste Kleidung

Schmetterlinge sind sehr aufmerksame Genossen. Grelle Farben oder Schatten veranlassen sie zur Flucht. Hose, Hemd und Jacke in Naturtönen sind ideal. Eine knallrote Jacke signalisiert sofort Gefahr, Schwarz wirkt wie ein Schatten, der auf den Schmetterling zukommt.

Ausrüstung kontrollieren

Vor jeder Fototour sollte das Equipment gereinigt und kontrolliert werden, etwa Ladezustand der Akkus und Kapazität der Speicherkarten. So sind Sie vor unliebsamen Überraschungen sicher. Der Rucksack sollte so bestückt sein, wie für die geplante Fototour benötigt. Teile, die nicht gebraucht werden, können aussortiert werden, um Gewicht zu sparen.

  • Ersatzakkus: Beim Fotografieren mit Live-View und aus anderen Gründen können sich die Akkus sehr schnell entleeren. Daher ist es ratsam, mehrere Ersatzakkus und das Ladegerät im Rucksack zu haben. So hätten Sie die Möglichkeit, Ihre Akkus vor Ort z. B. in einer Gaststätte aufzuladen.
  • L-Winkel: Der Einsatz eines L-Winkels ist von Vorteil, um bequem vom Stativ sowohl im Quer- als auch im Hochformat zu fotografieren. Der L-Winkel, an der Kamera aus Sicht des Fotografen links und unten befestigt, ermöglicht es, auf dem Stativ zwischen Hoch- und Querformat zu wechseln, ohne dabei die Stativeinstellung zu verändern. Bildausschnitt und Kameraposition bleiben gleich.
  • Bildstabilisator: In den neueren Objektiven ist meistens ein Bildstabilisator eingebaut. Da stellt sich die Frage, wann man ihn ein- oder auch ausschaltet. In der Schmetterlingsfotografie kann man die Frage generell so beantworten: Bei Freihandaufnahmen oder statischen Motiven sollten Sie ihn verwenden. Bei Aufnahmen vom Stativ kann er bei langen Belichtungszeiten Vibrationen verursachen.

Erstes Sonnenlicht nutzen

Das Fotografieren von Schmetterlingen ist eine große Herausforderung. Sie sind meist zappelig und halten selten still. Frühes Aufstehen erleichtert die Arbeit. Denn frühmorgens sind Schmetterlinge noch in der Schlafstarre bzw. in der inaktiven Zeit. Das bedeutet, vor Sonnenaufgang vor Ort zu sein.

Im Frühjahr kann der Wecker dann schon mal um 4:00 Uhr die Nacht beenden, was einiges an Überwindung kostet. Die Ergebnisse sprechen aber für sich. Hier ist das Sprichwort „Der frühe Vogel fängt den Wurm“ Programm. Die Ausbeute einer Fototour wird noch größer, wenn Sie sich umfassendes Wissen über Lebensräume, Futterpflanzen und die Arten aneignen.

Zwei Schwalbenschwänze auf einer Blüte

Sitzen mehrere Falter (hier zwei Schwalbenschwänze) auf einer Blüte, sollten sie sich idealerweise nicht gegenseitig überdecken. 150 mm, f/20, 1/60 s, ISO 800, Stativ.

Foto: © Andreas Kolossa

Mit dem Licht spielen

Das Licht ist bei der Fotografie in jeder Hinsicht ein wichtiger Verbündeter. Mit Licht kann man spielen, formen, betonen – auch in der Schmetterlingsfotografie. Die feinen Härchen am Körper beispielsweise lassen sich ausdrucksvoll herausarbeiten, wenn das Licht seitlich auf den Schmetterling fällt.

Gegenlicht erzeugt einen ganz anderen Ausdruck. Morgens und abends können Sie sich das weiche Licht sehr gut zunutze machen. Das Licht am Mittag erzeugt harte Schatten, die sich jedoch auch zur Unterstützung der Bildaussage eignen. Abhilfe schaffen Diffusoren.

Schmetterlinge aus mehreren Perspektiven

Das Motiv aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten, verschafft einen jeweils neuen Blick. Das Motiv wird nicht nur interessanter, sondern in gewisser Weise auch einzigartig. Dabei sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt und Sie können sich in alle Richtungen ausprobieren.

Rotkleebläuling an Blüte

Bei „schlanken“ Motiven wie diesem Rotkleebläuling, der mit einem Reflektor aufgehellt wurde, ist meistens das Hochformat ideal. 150 mm, f/13, 1/100 s, ISO 1000, Stativ.

Foto: © Andreas Kolossa

Auf Augenhöhe fotografieren

Die meisten Insekten sehen wir zunächst von oben. Dies ist in der Makrofotografie meist eine wenig ausdrucksvolle Ansicht. Je nach Motiv ist es von Vorteil, verschiedene Perspektiven auszuprobieren. Wird das Motiv auf Augenhöhe fotografiert, bekommt es eine andere Wirkung.

Es wird sofort interessant und präsentiert sich aus einer neuen Sicht. Die Froschperspektive kann einen weiteren interessanten Blickwinkel bieten. Auch zeigt sich ein Motiv meist von unterschiedlicher Gestalt, wenn Sie es, sofern möglich, umrunden.

In der Schmetterlingsfotografie: Stativ einsetzen

Ob Anfänger oder Fortgeschrittener, das Fotografieren mit Stativ ist nahezu unerlässlich, wenn qualitativ hochwertige Makrofotos gelingen sollen. Verwacklungsunschärfen kann man damit weitgehend ausschließen, erst recht bei der Wahl von längeren Verschlusszeiten.

Ausrichten der Kamera

Die Schärfentiefe ist das größte Problem bei der Schmetterlingsfotografie. Je näher Sie dem Motiv kommen, desto geringer wird die Schärfentiefe. Um so effizient wie möglich zu fotografieren, sollten Sie die Kamera bzw. den Sensor parallel zum Motiv ausrichten.

So bilden Sie trotz geringen Abstands den Falter von der Seite komplett scharf ab. Es gehört ein wenig Übung dazu, aber es lohnt sich. Selbst bei Freihandaufnahmen lässt sich das gut realisieren.

Reflektor einsetzen

Ein Reflektor eignet sich für verschiedene Effekte. Wenn die Lichtverhältnisse nicht optimal sind oder Licht und Schatten gleichzeitig auf das Motiv fallen, hellt der Reflektor die dunklen Stellen auf und Sie erhalten eine ausgewogenere Belichtung.

Auch zum Abschatten ist der Reflektor bestens einsetzbar. Wenn unschöne Lichtspiegelungen oder zu helle Stellen auf dem Motiv sind, ist es hilfreich, das Motiv abzuschatten.

Brauner Feuerfalter

Ein Brauner Feuerfalter, der mit einem Reflektor aufgehellt wurde. 150 mm, f/11, 1/25 s, ISO 1000, Stativ.

Foto: © Andreas Kolossa

Gestalten mit Blende und Belichtungszeit

In der Schmetterlingsfotografie verwenden wir eigentlich alle möglichen Blendenwerte. Möchten Sie eine ausgeprägte Schärfentiefe in Ihren Fotos erkennen, kommen Sie um kleine Blendenwerte und damit längere Belichtungszeiten nicht herum.

Dagegen können mit geöffneter Blende fotografierte Motive eine ganz besondere Bildwirkung haben. Wenn z. B. beim Schmetterling nur das Auge in der Schärfentiefe liegt, lassen sich eindrucksvolle Effekte erzielen.

Motiv Schmetterling freistellen

Ein Motiv freistellen heißt, es aus dem Hintergrund herauszulösen und so die Aufmerksamkeit auf das Motiv zu lenken. In der freien Natur ist das nicht immer einfach. Wer hat es nicht schon erlebt, dass ein Motiv gerade inmitten von Gräsern steht.

Mit etwas Glück verschwinden der Unschärfe produzierende Vordergrund und der störende Hintergrund durch eine weit geöffnete Blende so in der Unschärfe, dass sie kaum noch erkennbar sind. Das Entfernen störender Elemente durch Abrupfen ist nur da anzuraten, wo kein größerer Schaden an der Natur entsteht. Die offene Blende hilft auch dann so viel Licht wie möglich einzufangen, wenn in den Morgen- und Abendstunden ein weiches, diffuses Licht herrscht.

Gelbwürfeliger Dickkopffalter

Die geringe Schärfentiefe sorgt für die Betonung des Kopfs beim Gelbwürfeligen Dickkopffalter. 100 mm, f/10, 1/125 s, +0,33 EV, ISO 1000.

Foto: © Andreas Kolossa

Manuelles Falter-Fokussieren

Die besten Ergebnisse erziele ich durch manuelles Fokussieren. Wenn die Kamera es bietet, kann das auch mit dem Live-View erfolgen. Beim Fotografieren mit Autofokus ist es ratsam, nur einen Messpunkt zu wählen. Dadurch ist sichergestellt, dass das gewünschte Detail scharf wird, z. B. das Auge des Schmetterlings. Beides erfordert einige Übung.

Eigenen Stil entwickeln

Zum Thema Bildgestaltung gibt es einige Regeln, die Sie kennen sollten – ob Sie die Regeln anwenden, entscheidet der persönliche Geschmack, denn jeder Mensch sieht und empfindet Fotos anders. Um einen eigenen Stil zu entwickeln, können Regeln bewusst gebrochen werden. Geben Sie Ihren Fotos einen eigenen besonderen Ausdruck, der Ihre Bilder zu etwas Besonderem macht und einen Wiedererkennungswert hat.

Originalität

Viele Fotos, die von Schmetterlingen gemacht werden, fotografiert man aus Gewohnheit auf die gleiche Weise. Um dem Foto des Schmetterlings mehr Originalität zu verleihen, sind durch Ausprobieren anderer Perspektiven, Belichtungen, Lichtverhältnisse und Hintergründe erstaunliche Ergebnisse möglich. Hier ist Ihre Kreativität gefragt, probieren Sie es einfach mal aus.

Fotos von bewegten Motiven

Schmetterlinge in Bewegung sind sehr schwer zu fokussieren. Auch der Wind macht uns Fotografen ganz schön zu schaffen, wenn er unser Motiv hin- und herwiegt. Um dennoch die Chance zu erhöhen, einen guten Treffer zu landen, bietet sich die Serienaufnahme an. Der Autofokus in aktuellen Kameras zieht so schnell nach, dass er in der Lage ist, trotz Wind und anderen Bewegungen scharfe Fotos zu schießen.

Eigener Foto-Workflow

Für ein effizientes Fotografieren ist es hilfreich, sich einen eigenen Workflow zu erstellen: angefangen beim Importieren der Fotos über Sichten, Aussortieren und Bearbeiten bis hin zur Datensicherung. Das schafft einen optimierten und zeitsparenden Arbeitsablauf.

Naturschutz

Oberstes Gebot ist es, die Natur zu schützen. Pflanzen und Lebewesen darf man nicht aus ihrem Lebensraum entfernen. Auf der Suche nach Motiven sollten Sie immer mit Bedacht vorgehen und sich aufmerksam und vorsichtig bewegen. Achten Sie darauf, die Tiere in ihrem Lebensraum nicht zu stören und die Pflanzenwelt nicht in Mitleidenschaft zu ziehen.

Für scharfe Schmetterlinge: Focus Stack und Schärfentiefe

Einfach übersetzt bedeutet Focus Stacking, eine Serie von Fotos zu stapeln, genauer gesagt, eine Serie von Aufnahmen mit unterschiedlichen Schärfebereichen miteinander so zu kombinieren, dass das Ergebnisbild eine durchgehende Schärfentiefe aufweist – das Motiv ist knackscharf. Es ist durch moderne Programme gar nicht mehr so kompliziert, wie es im ersten Augenblick scheint.

Roter Apollo auf gelber Blüte

Ein Stack aus 45 Aufnahmen sorgt für einen Roten Apollo, der von vorn bis hinten scharf abgebildet ist. 100 mm, f/6,3, 1/100 s, ISO 800, Stativ.

Foto: © Andreas Kolossa

Schärfebereiche kombinieren

Die Anzahl der Fotos, die für einen Focus Stack gebraucht werden, hängt von der Größe des Motivs, dem Abbildungsmaßstab und der Größe der gewünschten Schärfentiefe ab. Das Motiv sollte reglos sein, um keine Bewegungsunschärfen zu erzeugen.

Wenn die Aufnahmeserie fertig ist, wird sie in einer Bildbearbeitungs-Software gestapelt, sprich zusammengerechnet. Das geht beispielsweise mit Photoshop und Lightroom von Adobe oder mit Helicon Focus. Auch die kostenlose Software Combine ZP ist für eine Schärfentiefeerweiterung bestens geeignet.

Anschließend muss das Ergebnis – falls erforderlich – nur noch geringfügig zugeschnitten werden. Probieren Sie es aus, Sie werden davon begeistert sein. Zur Umsetzung eines Focus Stacks gibt es verschiedene Herangehensweisen, von denen ich im Folgenden eine Variante mit einem Ma­kroschlitten kurz vorstelle.

Stacking mit Makroschlitten

Benötigt werden eine Kamera, ein Stativ, ein Funk- oder Kabelauslöser und ein Makroschlitten. Gehen Sie wie folgt vor:

  1. Stellen Sie zuerst Ihre bevorzugten Kamerafunktionen ein und Blende, Verschlusszeit und Fokussierung auf Manuell.
  2. Nun stellen Sie auf den ersten vorderen Punkt des Motivs scharf.
  3. Je nach Motiv fahren Sie jetzt den Makroschlitten in Schritten von 1 bis 3 mm 
und lösen jeweils eine Aufnahme aus.
  4. Haben Sie die gewünschte Anzahl an Aufnahmen gemacht, ist die Bildserie fertig.
  5. Laden Sie die Aufnahmen in eines der zuvor aufgeführten Software-Programme.
  6. Legen Sie die Einzelbilder in Ebenen übereinander, verrechnen Sie diese und schneiden Sie das finale Ergebnisbild zu.

Schmetterlinge – Das Buch

Buchcover "Schmetterlinge" von Andreas Kolossa, im Bildner Verlag erschienen

Das Buch „Schmetterlinge“ von Andreas Kolossa ist 2020 im Bildner Verlag erschienen.

Foto: © Bildner Verlag

Diesen Beitrag haben wir mit freundlicher Genehmigung des Bildner Verlags dem Band „Schmetterlinge“ von Andreas Kolossa entnommen. Darin schildert er ausführlich die Praxis der Schmetterlingsfotografie für ambitionierte Einsteiger und beschreibt besondere Habitate. Preis: 29,90 Euro.

Schmetterlinge - so gelingen faszinierende Fotos

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