5 Locations für gute Vogelfotos

In Deutschland lassen sich viele Vogelarten entdecken. Wir stellen Ihnen fünf weniger prominente Regionen mit spannenden Tieren abseits der Hotspots vor.

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Die ganze Welt der Fotografie

Uferschnepfe

Die Uferschnepfe wurde am Dümmer See angetroffen.

Foto: © Eike Mross

Text: Eike Mross

Seltene Vogelarten sind nicht nur im Ausland oder im Zoo anzutreffen. Deutschland hat mehr zu bieten als den Spatz, die Meise und die Amsel. Kennen Sie z. B. schon den Halsbandschnäpper? Erfahren Sie, welche exotischen Vogelarten Sie auch bei uns fotografieren können und welche Kamera-Ausrüstung empfehlenswert ist.

Besondere Sommergäste wie der Halsbandschnäpper in den Donauauen bei Günzburg

Zwischen den Ortschaften Günzburg und Gundelfingen westlich von Augsburg liegen die Reste der Donauauen. Auen sind eine von Wasser bestimmte Landschaft, bestehend meist aus Wäldern, Alt­armen eines Flusses und Feuchtwiesen. Oft finden sich dort alte Eichen, die für sich genommen schon besondere Habitate und für diverse Vogelarten ein Zuhause sind. Ganz besonders bekannt ist das Gebiet für sein Vorkommen des Halsbandschnäppers.

Halsbandschnäpper

In der abwechslungsreichen Gegend der Donau­auen können Halsbandschnäpper bei der Jungenaufzucht beobachtet werden.
Kamera: Nikon D610. Objektiv: Tamron SP 5-6,3/150-600 mm Di VC USD. Aufnahmedaten: 350 mm, f/7,1, 1/250 s, -1,3EV, ISO 4000

Foto: © Getty Images/ iStockphoto/ phototrip

Obwohl diese ornithologische Besonderheit nur im Sommer zu Gast ist, lohnt sich auch ein Besuch im Winter: Dann rasten und überwintern hier Tausende Gänse und Enten. Mehrere gut ausgeschilderte Wege ermöglichen es dem Fotografen, in die Auen zu gelangen. Für eine erste Erkundung bietet sich der 14 Kilometer lange Rundwanderweg an. Die Gegend ist trotz der hohen Anzahl an möglichen Vogelmotiven wenig frequentiert, wodurch es kaum zu Störungen durch andere Besucher kommt.

Rohrdommeln und Ziegenmelker in der Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft

Das Biosphärenreservat liegt im Osten Sachsens und ist erst in der jüngeren Vergangenheit entstanden. Was viele nicht wissen: Es ist die teichreichste Gegend Deutschlands. Im Reservat gibt es über 350 Teiche und rund 240 weitere Standgewässer, die zum großen Teil künstlich angelegt wurden. Die Mischung aus Wasserflächen und offenen Heidezonen macht die Landschaft für viele Vogelarten interessant.

Ziegenmelker

Der Ziegenmelker ist schwierig zu fotografieren, da er nicht nur ein unauffälliges Federkleid besitzt, sondern auch dämmerungs- und nachtaktiv ist.
Kamera: Nikon D600. Objektiv: AF-S VR Nikkor 4/500 mm G ED. Aufnahmedaten: f/5,6, 1/10 s, -1 EV, ISO 6400.

Foto: © Eike Mross

Besonders zu erwähnen ist das größte sächsische Vorkommen der Rohrdommel. Diese Vögel lassen sich am besten im Winter bei Frost fotografieren, wenn sie zur Nahrungssuche an die Eiskante kommen. Im Sommer leben in den Schilfgebieten Drosselrohrsänger und Rohrammern. Flussseeschwalben und Zwergtaucher finden sich ebenfalls mit jeweils über 150 Paaren in den Gewässern. Gleichzeitig können Sie in den trockenen Heideflächen Besonderheiten wie Wiedehopf und Ziegenmelker beobachten. Dafür bieten sich die Monate Mai und Juni am besten an.

Rohrdommel

Im Winter kann sich die Rohrdommel weniger verstecken und traut sich auf das glatte Eis.
Kamera: Canon EOS R5. Objektiv: RF 4/600 mm L IS USM. Aufnahmedaten: f/7,1, 1/1600 s, ISO 400.

Foto: © Getty Images/ iStockphoto/ Wirestock

Wiesenbrüter und Wasservögel am Dümmer

In der Nähe von Osnabrück in Niedersachsen liegt der Dümmer See, eingebettet in Naturschutzgebiete. Sie werden von der Natur- und Umweltschutzvereinigung Dümmer e. V. betreut, die sich mit größtem Engagement für den Erhalt der umliegenden Feuchtwiesen einsetzt, denn gerade dafür ist der Dümmer bekannt. Es gibt dort auch große Schilf- und Wasserflächen, die für viele Vogelarten wichtig sind, doch die Feuchtwiesen machen den Dümmer so besonders. Wiesenbrüter ziehen hier ihre Jungen groß.

Leitvogel, also das „Aushängeschild“ des Gebiets ist die Uferschnepfe, die gerne auf den alten Zaunpfählen sitzt. Besucher haben die Möglichkeit, die Gegend zu Fuß oder mit dem Auto zu erkunden. Es gibt eine Einbahnstraße, die Sie entlangfahren können, um die Vögel aus dem Auto heraus zu fotografieren. Auch die frühen Abendstunden bieten sich dafür aufgrund des weichen Lichts an, doch der Morgen ist besonders zu empfehlen: Wenn die Sonne aufgeht, stimmt jeder Vogel sein Lied an. Der Ruf des Großen Brachvogels vermischt sich mit dem der Lachmöwe und der Bekassine. Schilfrohrsänger und Rohrammern sind ebenfalls zu hören.

Uferschnepfe

Die Uferschnepfe zeigt sich häufig am Dümmer See und seinen Randgebieten.
Kamera: Nikon D500. Objektiv: AF-S VR Nikkor 4/500 mm G ED.
Aufnahmedaten: f/5, 1/800 s, -1 EV, ISO 250.

Foto: © Eike Mross

Es ist beeindruckend und immer wieder ein Erlebnis. Von der Straße aus können Sie auch Wasservögel wie Löffel-, Knäk- und Reiherenten beobachten. Zwischen all den großen Arten sitzen auch Wiesenpieper und Schafstelzen auf den Pfählen. Es ist ein kleines Vogelparadies, das um seine Existenz kämpft – besonders, da es großen ehrenamtlichen Aufwand erfordert, den Status quo zu erhalten. Ein Besuch lohnt sich vor allem zwischen Ende April und Juli. Dann ist das Brutgeschäft der meisten Vögel in vollem Gange. Doch Vorsicht, es kann passieren, dass Uferschnepfen ihre Jungen über die Straße führen – geben Sie ihnen genug Zeit und Platz, um ungestört die Seite zu wechseln.
Obwohl die Vögel teilweise sehr nah an der Straße sitzen, ist ein 500-mm-Objektiv empfehlenswert. Es ist auch sinnvoll, morgens die Einbahnstraße entlangzufahren, da man dann nicht den Verkehr aufhält, wenn man mit dem Wagen ein paar Minuten anhält. Die Vögel fliegen oft unbeeindruckt von Zaunpfahl zu Zaunpfahl, sodass man mit etwas Geduld tolle Fotos machen kann.

Schilfrohrsänger

Sehr sangesfreudig und gut zu beobachten: der Schilfrohrsänger am Dümmer.
Kamera: Nikon D500. Objektiv: AF-S VR Nikkor 4/500 mm G ED. Aufnahmedaten: f/4, 1/400 s, -1 EV, ISO 250.

Foto: © Eike Mross

Es lohnt sich auch, die kleinen Büsche und Gewächse am Straßenrand in Augenschein zu nehmen, da dort gern Schilfrohrsänger und Rohrammern ihr Lied zum Besten geben. Auch wenn am Morgen das meiste los ist, am Abend geht die Sonne auf der Fahrerseite der Einbahnstraße unter und bietet schöne Hintergründe. Wie immer bei der Vogelfotografie ist es wichtig, dass Sie die Tiere nicht bedrängen.

Die Insel-Eulen auf Borkum

Die Ostfriesischen Inseln liegen vor dem niedersächsischen Festland in einer Reihe entlang der Küste. Zwischen den Inseln und dem Festland befindet sich das Wattenmeer. Inseln und Watt gehören zum Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer mit über 400 Vogelarten im Laufe des Jahres.
Die größte und westlichste Insel ist Borkum, etwa zwei Fährstunden von Emden gelegen. Sie besteht aus zwei Teilen: Westland und Ostland, die bis 1864 voneinander getrennt waren.

Im Westland ist die Stadt gelegen, im Ostland nur kleine Bauernhöfe. Aufgrund von Sand- und Schlickanhäufung sowie Deichbaumaßnahmen wuchsen die beiden Teile inzwischen zusammen. Durch die Sandentnahme entstand der brackwasserführende Tüskendörsee. Er ist heute ein Biosphärenreservat und Vogelschutzgebiet. Auf der Insel herrschen die größten fotografischen Chancen im Mai und Juni. Denn in dieser Zeit sind die Vögel mit der Jungenaufzucht beschäftigt und überall ist viel los.

Eine ornithologische Besonderheit Borkums sind die Sumpfohreulen. In den weitläufigen Schilf- und Grasflächen brüten sie in relativ großer Zahl. Vom Deich am Tüskendörsee führt ein Feldweg zum Ostland. Dort tauchen die Sumpfohreulen regelmäßig auf. Natürlich kommen auch viele Küstenvögel auf Borkum vor: Austernfischer, verschiedene Möwenarten, Brachvogel, Uferschnepfen, Braunkehlchen oder Bluthänflinge. Ebenso sind Fasane ein häufiger Anblick. Fotografisch lohnt es sich, auf dem Deich am Tüskendörsee entlangzulaufen. So lassen sich z. B. am Tüskendör Siel (einem Durchlass zwischen See und Wattenmeer) viele Watvögel beobachten. Beachten Sie, dass manche Straßen nur von Einheimischen mit dem Auto befahren werden dürfen.

Sumpfohreule

Zu den Stars von Borkum gehört die Sumpfohreule, die dort im Frühjahr brütet.
Kamera: Canon EOS 5D Mark III. Objektiv: EF 4/500 mm L IS II USM + 1,4x III. Aufnahmedaten: 700 mm, f/5,6, 1/2000 s, ISO 320.

Foto: © Getty Images/ iStockphoto/ aaprophoto

Zudem gibt es saisonale Verkehrsbeschränkungen. Links und rechts der Reedestraße zwischen Hafen und Stadt können Sie zahlreiche Vögel beobachten, ebenso von der Straße Bantjedünen (Sackgasse mit weniger Verkehr) mit gutem Blick auf die Wiesen und von der Ostfriesenstraße in Richtung Ostland. Sie sollten versuchen, frühmorgens mit dem Auto unterwegs zu sein, da Sie dann den Verkehr nicht behindern. Am Nordstrand bildet das Meer Strukturen aus Treibgut und Tang, die zu Anlaufpunkten für verschiedene Seevögel werden. Dort lohnt sich eine Tour in den frühen Morgenstunden oder bei schlechtem Wetter, wenn weniger Strandspaziergänger unterwegs sind.

Papageien im Stadtpark Neuss

Eine ornithologische Besonderheit findet sich in Neuss und Düsseldorf. Etwa seit der Jahrtausendwende vermehren sich dort Halsbandsittiche. Diese ursprünglich aus Nordafrika und Asien stammenden Vögel sind teilweise entwischt, teilweise ausgesetzt und fühlen sich seitdem im rheinischen Klima (auch weiter südwärts in Köln und Heidelberg) ganzjährig wohl.

Halsbandsittiche

Halsbandsittiche sind gesellig und fliegen gerne in Trupps umher. In Städten finden sie sich in angestammten Arealen.
Kamera: Nikon D750. Objektiv: AF-S Nikkor 5,6/200-500 mm ED VR. Aufnahmedaten: 500 mm, f/5,6, 1/2500 s, ISO 400.

Foto: © Getty Images/ iStockphoto/ Tariq Sulemani

Die bunten Papageien sitzen oft in den Parks und Alleen der Stadt. Der Rosengarten südwestlich der Neusser Pferderennbahn ist eines der bevorzugten Areale der Tiere. Die Vögel brüten gerne in Baumhöhlen, weshalb sie oft in Platanen und Pappeln anzutreffen sind. Das Füttern ist verboten, dennoch gibt es einige hundert Exemplare in Neuss und Umgebung. Mit etwas Geduld lassen sich Trupps ausmachen und mit der Kamera verfolgen. Da die Halsbandsittiche Menschen kennen, sind sie weniger scheu als andere Tiere. Eine lange Brennweite ist trotzdem zu empfehlen.

Die richtige Ausrüstung für das Fotografieren von Wildvögeln

Bei der Fotografie unserer heimischen Wildvögel hilft viel Brennweite auch viel, denn die Motive sind oft klein und weit entfernt.

Tatsächlich machen Sie mit einer hochauflösenden Vollformatkamera zusammen mit einem 4/600 mm samt 1,4x-Konverter nichts falsch. Doch wer das Geld nicht investieren möchte, ist mit einer APS-C-Kamera und einem guten Zoomobjektiv ebenfalls gut bedient. Einige Fotos entstanden mit der Nikon D500 und dem Nikkor 5,6/200-500 mm VR. Umgerechnet auf Kleinbild kommt die APS-C-Kamera dann auf 750 mm, was absolut ausreichend ist.

Von Sigma und Tamron gibt es 150-600-mm-Zooms, die an fast jede Kamera passen. Natürlich lässt sich mit einem 800-mm-Objektiv der Schilfrohrsänger noch etwas näher heranholen, doch mit ein wenig Ruhe, Geduld und Glück gelingt es vielleicht mit kürzerer Brennweite und Sie freuen sich dann noch mehr über Ihr Bild. Wichtig ist zudem, dass Sie mit einem (Einbein-)Stativ oder einem Bohnensack auf dem Autofensterrahmen Ihre Kamera stabilisieren und Ihren Körper entlasten.

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