Im Test: Canon EOS R7

Canon stellt sein APS-C-System auf neue Füße: Die EOS R7 ist die erste Kamera mit RF-Bajonett und kleinem Sensor. Im Vergleichstest mit den APS-C-Spitzenmodellen der Konkurrenz zeigt sie ihre Stärken.

Farbiges Porträt von Andreas Jordan vor neutralem Hintergrund

Andreas Jordan

Andreas Jordan leitet das Technik-Ressort beim fotoMAGAZIN.

Canon EOS R7

Fazit
Mit der EOS R7 gelingt Canon ein beeindruckender Neustart im APS-C-Segment. Als erste Kamera in dieser Sensorklasse erreicht sie die Note „Super“, die bisher ausschließlich einigen Vollformatkameras vorbehalten war.

Testergebnisse

  • Bildqualität (60%) 87.2%
  • Geschwindigkeit (20%) 97.0%
  • Ausstattung u. Bedienung (20%) 94.0%
  • Gesamt 90.5%

Canons Neustart im APS-C-Bereich kommt nicht überraschend. Zum einen hatte der Marktführer das bisherige EOS-M-System, das ein anderes Bajonett verwendet als die EOS-R-Vollformatkameras, seit längerem nicht weiterentwickelt. Zum anderen ergibt ein einheitliches Bajonett deutlich mehr Sinn, denn es ermöglicht die Verwendung von Vollformat-Objektiven an den APS-C-Kameras, was vermutlich vor allem bei Teleobjektiven wegen des zusätzlichen Crop-Faktors interessant sein dürfte.

Frau mit Canon EOS R7

Die EOS R7 eignet sich dank des flexiblen Monitors auch als Vlogger-Kamera. Über den Zubehörschuh lässt sich das digitale Richtmikrofon DM-E1D anschließen; das Audiosignal wird dann ohne Kabel übertragen.

Foto: © Canon

Aber auch ein preiswertes 1,8/50 mm macht sich als 80-mm-Porträt-Objektiv an einer EOS R7 gut. Spiegelreflexobjektive (EF und EF-S) lassen sich natürlich ebenfalls per Adapter nutzen. Für den Praxistest haben wir tatsächlich auch auf EF-S-Objektive zurückgegriffen, da uns die beiden zur EOS R7 angekündigten Kitobjektive (RF-S 4,5-6,3/18-45 mm IS STM und 3,5-6,3/18-150 mm IS STM) zum Testzeitpunkt Ende Juni 2022 noch nicht zur Verfügung standen.

Gelungene Bedienung und eine Besonderheit

Von vorne betrachtet sieht die EOS R7 auf den ersten Blick wie eine in Breite und Höhe um jeweils einige Millimeter geschrumpfte Vollformatkamera EOS R6 aus. Im Vergleich zum „alten“ APS-C-Modell EOS M50 Mark II ist sie deutlich größer und immerhin 224 Gramm schwerer. Speziell der ausgeprägte Griff erinnert mehr an die R-Vollformatkameras als an die sehr kompakten EOS-M-Modelle.

Canon EOS R7 frontal

Das RF-Bajonett ist im Verhältnis zum APS-C-Sensor sehr groß. Normalerweise verdeckt der Verschluss den Sensor, er kann aber – wie hier – hochgeklappt werden.

Foto: © Canon
Foto: Canon

Das aus Magnesium und Kunststoff gefertigte Gehäuse macht einen soliden Eindruck und ist gegen Staub- und Spritzwasser geschützt. Auf der Oberseite erfolgt die Bedienung mit den gewohnten Einstellrädern, Tasten und einem Programmwahlrad mit drei Custom-Positionen, Szenen-Modi (darunter auch der neue Panorama-Modus) und Kreativfiltern (bspw. Miniatureffekt).

Auf der Rückseite wartet Canon mit einer Besonderheit auf: Erstmals wurde das hintere Einstellrad, das unter anderem für die Belichtungskorrektur zuständig ist, rund um den Joystick angeordnet. Das ermöglicht zwar einen schnellen Wechsel, allerdings störte uns im Test, dass der Joystick nicht mehr so gut zugänglich ist; außerdem kann es durch die Nutzung des Joysticks zu einer versehentlichen Belichtungskorrektur kommen.

Canon EOS R7 back

Ungewöhlich ist das rund um den Joystick angeordnete Einstellrad. Wie die R-Vollformatkameras bringt die EOS R7 eine AF-on-Taste mit.

Foto: © Canon

Canon EOS R7 mit moderner Ausstattung

Beim Objektivwechsel fällt auf, dass – wie schon bei den neuen Vollformat-Modellen – der Sensor vom Verschluss geschützt wird und nicht – wie bei den meisten spiegellosen Kameras der Konkurrenz – offen liegt. Einen integrierten Gehäuseblitz könnte der eine oder andere vermissen. Dafür gibt es einen Zubehörschuh, der neben einem Blitz auch ein digitales Mikrofon aufnimmt. Ansonsten fällt äußerlich die umfangreiche und moderne Schnittstellenausstattung auf: Neben einem Mikrofon- gibt es auch einen Kopfhöreranschluss (3,5 mm Miniklinke), außerdem eine Fernbedienungsschnittstelle (RS-60E3), USB-C in der neusten Version 3.2 und HDMI, allerdings – vermutlich aus Platzgründen – in der kleinen Typ-D-Variante.

Zum Speichern der Daten stehen gleich zwei SD-Karten-Laufwerke mit UHS-II-Unterstützung zur Verfügung.
Wie üblich hat Canon einen dreh- und schwenkbaren Touch-Monitor verbaut, der sich für Selbstaufnahmen eignet und der bei einer Diagonale von 3,0 Zoll eine sehr hohe Auflösung von 1,62 Millionen Punkten erreicht.

Der Sucher liefert ein großes und helles Bild, das kaum Moirés aufweist und uns sehr gut gefallen hat – auch wenn die Auflösung von 2,36 Millionen Punkten hinter Fujis Spitzenmodelle zurückfällt. Er lässt sich in einem optischen Simulationsmodus versetzen, der einen etwas größeren Dynamikumfang darstellt, aber keine Vorschau auf die Belichtung bietet, was wiederum beim Arbeiten mit einer Blitzanlage im abgedunkelten Studio hilfreich ist.

Canon EOS R7 mit Dual Pixel CMOS Autofokus 

Wie alle Canon-Kameras nutzt die EOS R7 den Dual Pixel CMOS AF, bei dem alle Pixel aus zwei Fotodioden bestehen, die zum Fokussieren getrennt ausgelesen werden. Wie im Profiflaggschiff EOS R3 kommt die zweite Generation zum Einsatz, der eine Objekterkennung für Fahrzeuge, Tiere, Menschen (bei Lebewesen jeweils Kopf, Gesicht und Augen) beherrscht; umschalten kann man über das Quick-Menü. Der AF deckt mit 651 Zonen bei der Motivverfolgung (5915 mit der manuellen Messfeldwahl) das ganze Bildfeld ab und auch die verschiedenen AF-Bereichsoptionen aus der EOS R3 sind vorhanden.

In unserem Test funktionierte die Motivverfolgung tadellos, auch bei Motorrädern. Auch die Lowlight-Fähigkeiten können überzeugen – mit einem entsprechend lichtstarken Objektiv (1:1,2) arbeitet der AF bis -5 EV und ist damit nur geringfügig schlechter als die Vollformat-Geschwister EOS R6 (-5,5 EV) und EOS R5 (-6 EV). Mit an Bord sind übrigens auch Fokus-Bracketing und erstmals bei Canon Fokus-Stacking (im Menü Tiefen-Kombination genannt); sprich die Fokusreihe wird direkt in der Kamera zu einem Bild mit durchgehender Schärfe zusammengesetzt.

Canon EOS R7 top

Dank des großen Griffs liegt die EOS sehr gut in der Hand. Das – nicht gesperrte – Moduswahlrad ermöglicht den schnellen Zugriff auf drei Custom-Positionen sowie Szenen- und Effekt-Einstellungen.

Foto: © Canon

Mechanischer und elektronischer Verschluss

Canon hat einen leistungsfähigen mechanischen Verschluss verbaut, der Zeiten bis zu einer 1/8000 s ermöglicht. Noch kürzere Zeiten bis zu einer 16.000 s sind mit dem lautlosen elektronische Verschluss möglich. Da die EOS R7 im Gegensatz zum Vollformat-Flaggschiff EOS R3 keinen Stacked-CMOS-Sensor verwendet ist der lautlose E-Verschluss nicht schnell genug, um zu blitzen. Wer einen Blitz verwenden will, muss also weiter den mechanischen Verschluss nutzen. Außerdem kann es bei der Verwendung des E-Verschlusses bei sich schnell bewegenden Motiven oder Videoschwenks zu Verzerrungen durch den Rolling-Shutter-Effekt kommen.

Neue Funktionen in der EOS R7

Wie schon der EOS R5 hat Canon auch der EOS R7 den „Dual Pixel Raw“-Modus spendiert. Ist dieser aktiviert, so sind die Raw-Daten fast doppelt so groß und enthalten getrennte Informationen aus den gesplitteten Pixeln. Mit Canon Raw-Konverter Digital Photo Professional ist es dann prinzipiell möglich, Fokus-Verschiebungen zu berechnen, das Bokeh zu verlagern oder Streulicht-Reflektionen zu reduzieren. Die Effekte sind allerdings so minimal, dass sie in der Praxis nur selten sinnvoll einsetzbar sind – was wohl auch der Grund dafür ist, dass Canon Dual Pixel Raw im Flaggschiff EOS R3 weggelassen hat.

Die EOS R7 bietet HEIF-Format

Eine weitere Spezialfunktion ist das HEIF-Format, das in Kombination mit der Einstellung HDR-PQ und alternativ zu JPEG aktiviert werden kann. Die Dateien sind ähnlich groß wie JPEGs haben aber eine Farbtiefe von 10 statt 8 Bit, was etwas mehr Möglichkeiten in der Nachbearbeitung bietet.

Schwachpunkt: Bisher können nur wenige Programme HEIF-Dateien mit 10 Bit öffnen, auch Photoshop ist dazu nicht in der Lage. Wer Farb- und Belichtungskorrekturen vornehmen will, sollte in jeden Fall besser zum Raw greifen, das sich auch in der kompakten C-Raw-Variante mit reduzierter Dateigröße auswählen lässt und dann nur wenig größer ist als das HEIF in der besten Qualitätsstufe: In unserem Test hatte das HEIF bei einem Beispielbild 15,5 MB, das C-Raw 22,6 MB und das normale Raw 40 MB.

Sinnvoll kann HEIF in Kombination HDR-PQ sein, wenn Bilder direkt aus der Kamera auf einem kompatiblen HDR-Monitor bzw. TV wiedergegeben werden, der dann den größeren Dynamikumfang darstellt – JPEG lässt sich nicht mit HDR-PQ kombinieren.

Ganz neu in der Canon EOS R7 ist die „Automatische Wasserwaage“

Ist die "Automatische Wasserwaage" aktiviert, so gleicht die Kamera eine leichte Schräghaltung durch Gegenbewegungen des Sensors aus, sodass der Horizont gerade bleibt. Die Hauptfunktion des beweglichen Sensors ist natürlich die Bildstabilisierung. Laut Canon kompensiert die EOS R7 gemessen nach CIPA-Standard sechs bis acht Blendenstufen. Im Test mit dem EF-S 3,5-5,6/18-135 mm IS USM gelangen uns bei 135 mm (216 mm beim Kleinbild) scharfe Aufnahmen aus der Hand einigermaßen zuverlässig mit 1/15 s – das sind eher vier Blendenstufen im Vergleich zur klassischen Verwacklungsregel. Wie üblich sind die CIPA-Angaben etwas zu optimistisch.

Die EOS R7 kommt mit Ladeschale

Der neue Panorama-Modus nimmt mit bis zu 30.240 x 3248 Pixeln auf, erzeugt also Dateien mit 98 Megapixeln. Schade ist, dass Canon ihn nur als Szenenprogramm implementiert hat, was bedeutet, dass sich beispielsweise keine Blende vorgeben lässt. Weitere fotografische Funktionen sind HDR-Bilder aus mehreren Aufnahmen, Mehrfachbelichtungen und Intervallaufnahmen.

Außerdem profitiert die EOS R7 vom großen Akku LP-36NH, der bis zu 500 Aufnahmen mit Sucher und 770 mit Monitor ermöglicht. Erfreulicherweise liefert Canon, anders als viele andere Anbieter, noch eine Ladeschale mit. Alternativ lässt sich die USB-C-Schnittstelle zum Laden des Akkus und zur Stromversorgung im laufenden Betrieb nutzen.

Motorradfahrer. Aufgenommen Canon EOS R7

Der Autofokus der EOS R7 erkennt neben Menschen und Tieren auch Fahrzeuge, darunter Motorräder – wie hier bei der Parade der Harley Days in Hamburg. Der Sensor bietet genug Auflösung, um das Bild – wie in diesem Beispiel – zuzuschneiden. Kamera: Canon EOS R7. Objektiv: RF 1,2/50 mm L USM. Einstellungen: f/1,2, 1/8000 s, ISO 100.
Foto: © Andreas Jordan

Videomodi der Canon EOS R7

Die EOS R7 nimmt maximal 4K-Video mit 60p (50p im Pal-Modus) auf. Für einen sehr hohen Detailreichtum sorgt, dass die volle Sensorauflösung ausgelesen und das Bild von 7K auf 4K heruntergerechnet wird – dann naturgemäß ohne Crop. Wer mit Beschnitt filmen will kann den entsprechenden Modus aktivieren, bei dem nur ein Teil des Sensors ausgelesen wird. 10 Bit Farbtiefe und das optionale C-Log-Profil sorgen dafür, dass optimales Material zur Nachbearbeitung zur Verfügung steht.

Die Länge der Videos war in unserem Test von der Kapazität der Speicherkarte begrenzt – mit 4K/25p passten 1 Stunde 15 Minuten auf eine 64 GB-Karte. Bei Raumtemperatur kam es zu keiner Überhitzung; eine neue Temperaturanzeige warnt im Zweifelsfall vor Hitzeproblemen. Zeitlupen gelingen mit Full-HD und bis zu 120 fps und Zeitraffervideos in 4K.

So schnell ist die EOS R7 

Serien nimmt die EOS R7 mit rasanten 30 Bildern/s auf – allerdings nur mit elektronischem Verschluss. Bei dieser Geschwindigkeit haben wir mit der schnellsten SD-Karte 101 JPEGs, 64 C-Raws und 42 Raws in Folge gemessen. Mit mechanischem Verschluss sind immerhin noch 15 Bilder/s möglich, dann für 158 JPEGs, 140 C-Raws und 49 Raws in Folge.

Eine Besonderheit ist der Raw-Burst-Modus, bei dem die Kamera mit 30 Bildern/s und 70 in Folge aufnimmt und das Ergebnis in einer Datei speichert, aus der sich nachträglich Einzelbilder extrahieren lassen. Das Besonders: Ist die entsprechende Option aktiviert, nimmt die Kamera 0,5 s vor dem Auslösen in einen temporären Speicher auf, was die Chance verbessert, den entscheidenden Moment zu erwischen.

Canon EOS R7 mit beeindruckender Bildqualität

Wirklich beeindruckend sind die Ergebnisse zur JPEG-Bildqualität aus unserem DCTau-Labortest: Bis ISO 800 erreicht die EOS R7 mit einem Referenzobjektiv nahezu den vollen Wirkungsgrad der Auflösung von 100 % – angesichts der hohen Sensorauflösung von 32,5 Megapixeln hängt sie die Konkurrenz damit deutlich ab.

Bunte Schokolade. Aufgenommen mit Canon EOS R7

Selbst bei ISO 6400 ist die Bildqualität der EOS R7 noch sehr gut. Kamera: Canon EOS R7. Objektiv: RF 1,2/50 mm L USM. Einstellungen: f/5,0, 1/250 s, ISO 6400.

Foto: © Andreas Jordan

Selbst bei ISO 6400 haben wir noch einen sehr guten Wirkungsgrad von 87,5 % gemessen, erst ab ISO 12.800 fällt er unter 80 %. Allerdings fallen ab ISO 6400 visuell recht deutliche Texturverluste auf – spätestens hier lohnt es sich, auf den Raw-Modus umzusteigen und die Rauschunterdrückung zu reduzieren.

Vergleichsweise gering ist auch die Anfälligkeit für Artefakte; in unserem Testfeld ist nur die Fuji X-T4 in dieser Disziplin besser. Trotz der hohen Auflösung bleibt das Rauschen gering und überschreitet erst bei ISO 12.800 den kritischen Wert von 4,0. Schließlich stimmen auch die Werte für den JPEG-Dynamikumfang. Unter dem Strich erreicht die EOS R7 damit das mit Abstand beste Ergebnis unter den APS-C-Spitzenmodellen.

"Die EOS R7 setzt sich souverän an die Spitze der
APS-C-Systemkameras."

FAZIT: Die EOS R7 erhält die Note "Super"

Mit der EOS R7 gelingt Canon ein beeindruckender Neustart im APS-C-Segment. Als erste Kamera in dieser Sensorklasse erreicht sie die Note „Super“, die bisher ausschließlich einigen Vollformatkameras vorbehalten war. Der Schwachpunkt bleibt zunächst das dünne Angebot an RF-S-Objektiven. Wenn Canon hier nachbessert, könnte sich eine starke Alternative zu den Systemen von Fujifilm und Sony entwickeln.

> Hier gelangen Sie zum Download der Tabelle mit allen Ergebnissen aus unserem Test (Canon EOS R7, Fujifilm X-T4, Nikon Z 50, Sony Alpha 6600).

Labormessungen: Anders Uschold

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Dieser Test ist in unserer Ausgabe fotoMAGAZIN 8/2022 erschienen.

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