Im Test: Superweitwinkel-Objektive von Viltrox und Sigma

Mit vielen Herausforderungen müssen Superweitwinkel-Objektive wie das Sigma 1,4/14 mm DG DN Art und das Viltrox AF 1,8/16 mm FE zurechtkommen. Wir haben sie im Labor getestet.

Porträt Lars Theiß

Lars Theiß

Praxis-Redakteur, seit 1995 im fotoMAGAZIN-Team.

Sigma 1,4/14 mm DG DN Art und Viltrox AF 1,8/16 mm FE

Wie machen sich das Sigma 1,4/14 mm DG DN Art (links) und das Viltrox AF 1,8/16 mm FE in der Praxis und im Labor?

Produktfotos: © Hersteller

Wer mit einem Schuss viel aufs Bild bekommen möchte, greift zu einer Optik mit einem möglichst großen Bildwinkel. Die realisierten Bildwinkel wurden in letzter Zeit weiter vergrößert – Fischaugenobjektive einmal außer Acht gelassen. Materialien und Fertigungstechniken machen es mittlerweile möglich, auch hochlichtstarke Superweitwinkel zu bauen. Darin sieht der eine oder andere Hersteller auch einen Markt:

Dank hochempfindlicher Sensoren in den modernen Kameras lassen sich mit sehr lichtstarken Weitwinkeln imposante Nachtaufnahmen vom Sternenhimmel einfangen, weil die Belichtungszeiten ausreichend kurz gewählt werden können, um Sterne noch punktförmig und ohne Bewegungsspur abzubilden. Motive wie Landschaften, Innenräume oder Architektur profitieren gleichfalls von leistungsstarken Superweitwinkeln.

Zwei neue Vertreter dieser etwas außergewöhnlichen Objektivgattung haben wir zum BAS-Digital-Test gebeten: das Sigma 1,4/14 mm DG DN Art für L- und E-Bajonett und das Viltrox AF 1,8/16 mm FE.

„Die beiden Spezialisten überzeugen im Test mit starken Leistungen.“

Lars Theiß, Praxis-Redakteur

> Unsere Superweitwinkel im Überblick

Sigmas Superweitwinkel stellt eine Weltpremiere dar

Die zwei Millimeter Unterschied bei der Brennweite mögen nicht nach viel klingen, doch der diagonale Bildwinkel verdeutlicht den Unterschied: Die 16 mm des Viltrox entsprechen etwa 107 Grad, das Sigma erreicht mit seinen 14 mm sogar 114,2 Grad. Mit seiner Kombination aus Brennweite und Lichtstärke stellt das Sigma 1,4/14 mm eine Weltpremiere dar. Dabei ist die konstruktive Herausforderung enorm, um gleichzeitig eine hohe Bildqualität zu erzielen, die den Kunden nicht enttäuscht.

Sigma 1,4/14 mm DG DN Art

Das Rekordobjektiv Sigma 1,4/14 mm DG DN Art ist hervorragend ausgestattet und für alle Weitwinkelaufgaben insbesondere für die Nachtfotografie geeignet.

Foto: © Sigma

Für eine Festbrennweite ist das Sigma-Objektiv fulminant ausgestattet. Als Modell der Art-Reihe verfügt es typischerweise nicht über einen Bildstabilisator, dafür über andere innovative Details. Dazu zählt der Manuellfokus-Lock-Schalter, mit dem sich im manuellen Betrieb der sehr geschmeidig laufende Fokussierring außer Funktion setzen lässt. So kann eine – beispielsweise bei Sternenhimmelaufnahmen – mühsam gefundene Entfernungseinstellung nicht unabsichtlich verstellt werden.

Sigma 1,4/14 mm DG DN Art mit cleveren Details

Da die Integration eines Frontfiltergewindes praktisch unmöglich ist, hat das 1,4/14 mm einen Einschub für Filterfolien an der Hinterlinse (Schneide-Schablone im Liefer­umfang). Damit der Fotograf die Folien dann immer griffbereit hat, schuf Sigma zwei kleine Fächer im vorderen Objektivdeckel. Beim Blendenring lässt sich nicht nur (besonders für Filmer) die Drittelrastung ausschalten, sondern auch die Automatikposition (für die Blendensteuerung über die Kamera) oder der manuelle Bereich arretieren. Die AFL-Taste kann eine beliebige Funktion erhalten.
Ein eher unauffälliges Feature ist eine leichte, umlaufende Einbuchtung am vorderen Ende des Objektivs neben der fest­installierten Streulichtblende: Sie ist für die Aufnahme einer Linsenheizung (gegen das Beschlagen bei Kälte) gedacht und soll zudem verhindern, dass diese ins Bild ragt und eine Vignettierung verursacht.

Die Stativschelle mit einem 1/4“-Stativgewinde und Arca-Swiss-kompatiblem Fuß lässt sich komplett abnehmen und gegen eine flache Gummiabdeckung tauschen. Insgesamt kommt das top verarbeitete 14er auf 1,17 kg Gewicht; schon allein deswegen lohnt sich die Stativschelle.

Schwimmkranblick

Einen so großen Bildwinkel, wie ihn das Sigma 1,4/14 mm DG DN Art bietet, sollte man auch für ungewöhnliche Perspektiven nutzen.
Objektiv: Sigma 1,4/14 mm DG DN Art. Einstellungen: f/4, 1/125 s, ISO 100. Kamera: Sony Alpha 7R III.

Foto: © Lars Theiß

Optisch liefert das Sigma 14 mm eine bemerkenswert gute Abstimmung. Zwar ist die Auflösung bei der großen Offenblende nur mittel, steigert sich aber auf ausgezeichnete Werte ab f/4,5. Der Randabfall nimmt beim Abblenden ab. Ebenfalls erwartbar und unvermeidlich weist das Objektiv eine starke Randabdunklung auf, die jedoch sehr natürlich wirkt. Die Verzeichnung wird mit digitaler Unterstützung nahezu völlig kompensiert.

Viltrox AF 1,8/16 mm FE

Nicht einmal halb so schwer wie das Sigma ist das Viltrox AF 1,8/16 mm FE. Das liegt weniger an Einsparungen an der Fassungsqualität, sondern an der geringeren Lichtstärke und längeren Brennweite (und eingesparter Stativschelle), wodurch der Materialeinsatz geringer ist.

Viltrox AF 1,8/16 mm FE

Mit erstaunlich hohen Leistungen wartet das Viltrox AF 1,8/16 mm FE auf. Das betrifft nicht nur die Objektivfassung, sondern auch die optische Qualität.

Foto: © Viltrox

Das hochwertig und abgedichtet gefertigte Metallobjektiv lässt sich prima bedienen und hat als Ausstattungsplus ein kleines Display, das beim Einschalten der Kamera aktiv wird und Entfernung, Blende und Schärfentiefe anzeigt. Das leuchtende Display kann bei Nachtaufnahmen allerdings auch stören, wenn es blendet oder unter Umständen das Motiv aufhellt.

Viltrox Display

Das Display auf dem Viltrox-Objektiv zeigt die eingestellte Entfernung (Mitte), die gewählte Blende (eher bedeutsam im A-Modus; untere Zeile) und den aktuellen Schärfentiefebereich (oben) an.

Foto: © Lars Theiß

Für eventuelle Firmware-Updates steht ein USB-C-Anschluss parat. Zwei Funktionstasten dienen dem Speichern der Entfernung. Auch beim 16er lässt sich die Drittelstufenrastung des Blendenrings entklicken, wenn für Videos sanftes und geräuschloses Ab- oder Aufblenden gewünscht wird. Beim Streulichtschutz zeigen sich leichte Schwächen mit leicht glänzenden Lichtfangrillen.

Obwohl das Viltrox 16 mm nicht so extreme Eckdaten wie das 14er von Sigma aufweist, ist es dennoch durch die Lichtstärke f/1,8 und 16 mm Brennweite mit optischen Herausforderungen konfrontiert. So überrascht die Schwäche in der Auflösung nicht, die es bei der Anfangs­öffnung mit gutem Wert zeigt. Doch bei f/2,5 wird es schon sehr gut und ab f/3,5 ist es ausgezeichnet. Bei den ersten beiden Blendenstufen geht damit ein starker Auflösungsabfall einher, der sich bei weiterem Abblenden abschwächt. Etwas unnatürlich verlaufen die Messkurven bei der Randabdunk­lung, die bei f/1,8 typischerweise sehr deutlich ist. Bemerkenswert gut ist die mit digitaler Hilfe korrigierte Verzeichnung.

Treppenhaus

Schon bei offener Blende zeigt das Viltrox AF 1,8/16 mm FE eine gute Auflösung, die sich beim Abblenden noch deutlich steigert. Objektiv: Viltrox AF 1,8/16 mm FE. Einstellungen: f/1,8, 1/125 s, ISO 800. Kamera: Sony Alpha 7R III.

Foto: © Lars Theiß

Fazit
Sigma hätte kein Art-Objektiv auf die Fotografen losgelassen, wenn es nicht von der Leistungsfähigkeit des 1,4/14 mm DG DN überzeugt gewesen wäre. In der Tat bietet das Rekord-Weitwinkel – bei allen erwartbaren Handicaps – eine überzeugende Optik und eine beeindruckende Mechanik. Fast noch größer ist die Leistung des chinesischen Newcomers Viltrox einzuschätzen: Das AF 1,8/16 mm FE spielt zwar in einer anderen Liga, hält aber optisch und mechanisch mit.

> Hier gelangen Sie zum Download der Tabelle mit allen Ergebnissen aus unserem Test.

Labormessungen: Anders Uschold

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Dieser Test ist in unserer Ausgabe fotoMAGAZIN 12/2023 erschienen.

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