9 Systemkameras für Ein- und Umsteiger

Wer günstig in die Fotografie mit Systemkameras einsteigen will, findet in der Klasse bis 1000 Euro einige Modelle mit sehr gutem Preis-Leistungsverhältnis. Wir haben neun empfehlenswerte Geräte herausgesucht, darunter sogar zwei mit Vollformatsensoren.

Farbiges Porträt von Andreas Jordan vor neutralem Hintergrund

Andreas Jordan

Andreas Jordan leitet das Technik-Ressort beim fotoMAGAZIN.

Frau mit Hut fotografiert am Bahnsteig

Einsteigen, bitte! Erschwingliche Geräte auf dem Markt sorgen für einen erleichterten Einstieg in oder Umstieg auf die Fotografie mit Systemkamera.

Foto: © Getty Images/iStockphoto, CrispyPork


Das Kriterium für die Auswahl unseres Testfeldes war neben dem Preis die Rangfolge in unserer Bestenliste spiegelloser Systemkameras: Um unter den Top 9 zu landen, mussten die Kameras mindestens 82 Prozent in der Gesamtwertung erreichen. Das gelang fünf Modellen mit APS-C-Sensoren und jeweils zwei Micro-Four-Thirds- und Vollformatkameras.

Systemkameras für Einsteiger

Auffällig ist, dass es sich – mit Ausnahme der Canon EOS R10 aus dem Sommer 2022 – um Kameras handelt, die schon einige Jahre auf dem Buckel haben. Wir stellen die besten Angebote in alphabetischer Reihenfolge der Hersteller vor.

Alle neun Systemkameras in der Übersicht

Alle Testkandidatinnen auf einen Blick.

Fotos: © Hersteller

Systemkameras von Canon

Canon ist mit einer noch recht neuen APS-C-Kamera, der EOS R10, und dem rund vier Jahre alten Vollformatmodell EOS RP vertreten. In unserem Test hat die EOS RP zwar die bessere Bildqualität (vor allem ein geringeres Rauschen), hinkt aber bei Geschwindigkeit und Ausstattung hinterher.

So erreicht sie bei Serien nur 5 Bilder/s (4 mit AF-Nachführung), während die EOS R10 den AF bei 23 Bildern/s nachführen kann, bzw. bei 15 Bildern/s mit mechanischem Verschluss. Auch sonst ist der Autofokus bei der APS-C-Kamera auf dem neueren Stand und erkennt neben Gesichtern und Augen sogar Fahrzeuge und Tiere.

Videofähigkeiten von EOS R10 und EOS RP

Auch beim Video ist die EOS R10 überlegen: Sie nimmt 4K/60p mit und 4K/30p ohne horizontalen Beschnitt auf, während die EOS RP nur 4K/25p mit recht starkem 1,7x-Crop beherrscht. Allerdings hat die EOS R10 anders als die RP keinen Kopfhöreranschluss. Vorteile hat die Vollformatkamera beim Sucher, der zwar die gleiche Auflösung (2,36 MP) erreicht, aber deutlich größer ausfällt (effektiv 0,7x statt 0,59x).

Canon EOS R10 schräg von vorne

Die Canon EOS R10 erreicht in der Preisklasse bis 1000 Euro das beste Testergebnis.

Foto: © Canon

Beide Kameras verzichten im Vergleich zu ihren teureren Geschwistern (EOS R7 und EOS R8) auf einen eigenen Bildstabilisator, sind hierbei also auf das Objektiv angewiesen.

Systemkameras von Fujifilm

Vollformatkameras hat Fujifilm bekanntlich nicht im Sortiment, dafür aber zwei attraktive APS-C-Modelle aus den Jahren 2020 (X-S10) und 2021 (X-T30 II). Sie ähneln sich in vielen Punkten.

Äußerlich setzt die X-S10 auf ein moderneres Bedienkonzept und einen relativ großen Griff, während X-T30 II Anhänger des Retrodesigns anspricht und beispielsweise ein Zeitenrad mitbringt. Bei der Ausstattung hat die X-S10 den Vorteil des integrierten Bildstabilisators; außerdem lässt sich der Monitor für Selbstaufnahmen auch seitlich ausschwenken und nicht nur in der optischen Achse kippen.

X-S10 und X-T30 II: Schnell sind beide

Serien mit E-Verschluss gelingen mit 20 Bildern/s, mit mechanischem Verschluss mit 8 Bildern/s. Der Autofokus ist ebenfalls sehr gut, allerdings bringt er noch nicht die neuesten Algorithmen aus den 2022er-Modellen mit (X-H2S, X-H2 und X-T5), die nicht nur menschliche Gesichter und Augen, sondern auch Tiere (inklusive Augen) und Fahrzeuge erkennen. Videos zeichnen beide Kameras im extrabreiten Cinema-4K-Format mit bis zu 30p auf.

Fujifilm X-S10 von vorne

Fujifilms X-S10 hat gegenüber der EOS den Vorteil des integrierten Bildstabilisators.

Foto: © Fujifilm

Dass die X-T30 II insgesamt etwas besser abschneidet, liegt daran, dass sie in unserem JPEG-Test die höhere Auflösung erreicht und auch weniger rauscht. Offensichtlich ist sie etwas anders abgestimmt, denn Bildsensor und Bildprozessor sind identisch.

Fujifilm X-T30 von oben

Fujis X-T30 II setzt im Gegensatz zum Schwestermodell X-S10 auf ein Retro-Design mit kleinem Griff und Zeitenrad.

Foto: © Fujifilm

Von Nikon geht die Z 50 ins Rennen

Im November 2019 hatte Nikon mit der Z50 die erste APS-C-Kamera mit Z-Mount vorgestellt. 2021 folgte die Zfc, ein bei den inneren Werten weitgehend identisches Modell im Retrogehäuse. Seit 2022 gibt es mit der Z 30 auch eine Vlogger-Variante ohne Sucher.

Die Z 50 schneidet in unserem Test immer noch am besten ab (wenn auch nur knapp vor der Z fc). Bei der Bildqualität gefällt die 21-MP-Kamera vor allem mit ihrem geringen Bildrauschen und dem sehr guten Dynamikumfang.

Auch die Geschwindigkeit überzeugt mit 11 Bildern/s. Der Autofokus der Z 50 kann nach einem Firmware-Update auch Tieraugen erkennen. Videos gelingen mit 4K/30p ohne Crop. Leider fehlen der Kamera ein integrierter Bildstabilisator und eine automatische Sensorreinigung.

Nikon Z 50 mit ausgeklapptem Monitor

Bei der Nikon Z 50 lässt sich der Monitor nach oben und unten, aber nicht zur Seite ausklappen.

Foto: © Nikon

Eine Vollformatkamera von Nikon hat es nicht in das Testfeld geschafft. Die Z 5 war zwar zwischenzeitlich im Rahmen des Winter-Cashbacks für knapp 1000 Euro zu haben, lag bei Redaktionsschluss aber wieder bei ca. 1350 Euro.

Olympus OM-D E-M5 Mark III mit High-Res-Modus

Die OM-D E-M5 Mark III war bei Redaktionsschluss nur bei einem Händler für 1000 Euro erhältlich, ansonsten lag sie knapp über dieser Preismarke. Das Mittelklassemodell vom November 2019 hat mit der OM-5 schon eine Nachfolgerin, ist aber trotzdem noch weitgehend auf der Höhe der Zeit.

Zu den starken Ausstattungsmerkmalen gehören der integrierte Bildstabilisator, die Langzeitbelichtungsmodi Live-Time und Live-Composite, Focus-Bracketing und Focus-Stacking sowie 4K/30p ohne Crop. Als einzige Kamera im Testfeld bringt sie einen High-Res-Modus mit, der beim Fotografieren statischer Motive vom Stativ durch die Kombination von acht Aufnahmen ein Bild mit 50 Megapixeln erzeugt.

Schnell ist die Kamera bei Serien (30 Bilder/s), wobei erst ab knapp 9 Bildern/s der Autofokus nachgeführt wird – mit mechanischem Verschluss sogar erst ab gut 5 Bildern/s. Trotz des kleineren Bildsensors kann sie bei der Bildqualität mit den meisten APS-C-Modellen mithalten – deutlich besser ist nur die EOS R10.

Olympus E-M5 Mark III schräg von vorne

Die Olympus E-M5 Mark III ist sehr gut ausgestattet, unter anderem mit Bildstabilisator und High-Res-Modus für 50 Megapixel.

Foto: © Olympus

Günstig aber oho: Die Panasonic Lumix G91

Von Panasonic hat es die Lumix G91, die im Sommer 2019 auf den Markt kam, in unser Testfeld geschafft. Sie ist mit einem Straßenpreis von 750 Euro die günstigste Kamera in Testfeld. Selbst im Kit mit dem Lumix 3,5-5,6/12-60 mm O.I.S. ist sie für deutlich unter 1000 Euro zu haben (ca. 850 Euro).

Trotz des günstigen Preises ist die Lumix G91 sehr gut ausgestattet, unter anderem mit einem Bildstabilisator. Ungewöhnlich und nur bei Panasonic zu finden sind die 4K-Foto-Modi, darunter Post Focus zum nachträglichen Ändern der Schärfeebene, Focus-Stacking zum Erweitern der Schärfentiefe und Sequenz-Komposition, um ein sich bewegendes Motiv mehrfach abzubilden.

Im Modus Live-View-Composite lässt sich – ähnlich wie bei Olympus – der Fortschritt einer Langzeitbelichtung auf dem Monitor in Echtzeit begutachten; um Überbelichtungen zu vermeiden, werden nur die heller werdenden Bereiche hinzugefügt.

Panasonic Lumix G91 schräg von vorne mit ausgeklapptem Display

Mit der Lumix G91 bietet Panasonic eine sehr gut ausgestattete Kamera mit hervorragendem Preis-Leistungsverhältnis an.

Foto: © Panasonic

Die Lumix G91 ist zwar nicht superschnell, bringt es aber immerhin auf 9 Bilder/s, bzw. gut 6 Bilder/s mit AF-Nachführung. Die Bildqualität liegt ungefähr auf dem Niveau der Olympus-Kamera und kann damit weitgehend mit den meisten APS-C-Kameras im Testfeld mithalten.

Systemkameras von Sony

Die Alpha 7 II von Anfang 2015 ist die älteste Kamera im Testfeld. Sony hat inzwischen bereits zwei Nachfolgemodelle auf den Markt gebracht, die aber über 1000 Euro liegen. Mit einem Straßenpreis von ca. 800 Euro ist die Alpha 7 II ein echtes Schnäppchen. Immerhin bringt sie bereits – anders als die Vollformatkonkurrentin Canon EOS RP – einen Bildstabilisator mit.

Sony Alpha 7 II: Ausstattung ihrem Alter entsprechend

Es gibt noch keinen lautlosen elektronischen Verschluss, der kippbare 3,0-Zoll-Monitor kommt ohne Touchscreen aus und Video wird nur mit Full-HD/60p aufgezeichnet. Auch bei der Geschwindigkeit ist die Alpha 7 II nicht mehr auf der Höhe der Zeit, wobei 5 Bilder/s für viele Einsatzbereiche ausreichend sind.

Sony Alpha 7 II von vorne

Die Sony Alpha 7 II hat bereits acht Jahre auf dem Buckel und dürfte bald vom Markt verschwinden. Sie ist aktuell die preiswerteste Vollformatkamera.

Foto: © Sony

In puncto Bildqualität kann sich die Vollformatkamera trotz ihres Alters von den meisten APS-C- und MFT-Modellen absetzen – mit Ausnahme der EOS R10.

Alpha 6400 mit Real Time Tracking

Nur geringfügig teurer als die Alpha 7 II ist das rund vier Jahre alte APS-C-Modell Alpha 6400. Als erste Sony-Kamera war sie mit dem „Real Time Tracking“-Autofokus ausgestattet, der auf eine Mustererkennung setzt und Augen zuverlässig verfolgt – nach einen Firmware-Update auch Tieraugen. Auf einen Bildstabilisator verzichtet die Alpha 6400 dagegen.

Der kippbare 3,0-Zoll-Monitor mit rudimentären Touch-Funktionen hat für Fotografen ein eher ungewöhnliches 16:9-Format, was Filmern entgegenkommt. Und hier liegt auch eine Stärke der Alpha 6400: Sehr hochwertiges 4K/30p-Video wird per Oversampling aus 6K gewonnen und es stehen professionelle Funktionen wie S-Log2/3 (für die Nachbearbeitung) und Hybrid Log Gamma (HLG, für die Wiedergabe auf kompatiblen HDR-Fernsehern) zur Verfügung.

Sony Alpha 6400 schräg von vorne

Als erste Kamera von Sony brachte die Alpha 6400 einen Real-Time-Tracking- Autofokus mit.

Foto: © Sony

Die Geschwindigkeitswerte sind mit gut 11 Bilder/s mit AF-Nachführung sehr gut. Bei der Bildqualität kann die Alpha 6400 mit hoher Auflösung auch in den oberen ISO-Werten überzeugen, dafür fällt das Bildrauschen etwas stärker aus als bei der Konkurrenz.

> Hier gelangen Sie zum Download der Tabelle mit den Top 9 Systemkameras bis 1000 Euro.

Labormessungen: Anders Uschold

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Dieser Beitrag ist in unserer Ausgabe fotoMAGAZIN 4/2023 erschienen. Kurz darauf hat Canon mit der EOS R50 eine weitere Einsteigerkamera für ca. 830 Euro auf den Markt gebracht. Den Test hierzu lesen Sie in fotoMAGAZIN 5/23. Kürzlich erschien außerdem das absolute Einsteigermodell EOS R100, dessen Test Sie kostenlos online nachlesen können.

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