Im Test: Panasonic Lumix G91

Panasonics zweistellige G-Serie ist für ihr besonders gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bekannt. Das gilt auch für die Lumix G91, die einige Merkmale des Flaggschiffs G9 übernommen hat. Lesen Sie unseren ausführlichen Vergleichstest mit der hauseigenen Konkurrenz jetzt online.

Farbiges Porträt von Andreas Jordan vor neutralem Hintergrund

Andreas Jordan

Andreas Jordan leitet das Technik-Ressort beim fotoMAGAZIN.

Panasonic Lumix G91
07/19 sehr gut

Fazit
Dank der höheren Auflösung und einigen Verbesserungen bei der Ausstattung platziert sich die G91 vor der G81; die Lücke nach oben zum Flaggschiff G9 ist deutlich größer. Trotzdem ist die G91 eine sehr attraktive Kamera – auch für Fotografen, denen die G9 zu schwer und groß ist. Der Aufpreis von über 300 Euro gegenüber der G81 erscheint zurzeit etwas hoch, aber erfahrungsgemäß kann man gerade in der Mittelklasse zeitnah auf sinkende Straßenpreise hoffen.

Testergebnisse

  • Bildqualität (60%) 79%
  • Geschwindigkeit (20%) 93%
  • Ausstattung & Bedienung 89%
  • GESAMT 84%

Im Vergleich zum älteren Schwestermodell G81 (das auf dem Markt bleibt) fällt die G91 in jeder Dimension ein paar Millimeter größer und knapp 30 Gramm schwerer aus. Deutlicher ist der Abstand zum Flaggschiff G9, das 120 Gramm mehr auf die Waage bringt. Von ihr hatte die Neue einige Bedienelemente übernommen: Die drei Tasten auf der Oberseite geben direkten Zugriff auf ISO, Weißabgleich (WB) und Belichtungskorrektur (+/-). Vorbildlich: Sie lassen sich haptisch unterscheiden – so hat beispielsweise die ISO-Taste zwei punktförmige Höcker und die WB-Taste ist nach außen gewölbt. Auf der linken Oberseite hat Panasonic ein Drive-Rad integriert. Dieses gibt nicht nur schnellen Zugriff auf den Serienbildmodus, sondern auch auf 4K Foto, Post-Fokus, Selbstauslöser und Intervallaufnahmen. Auf den ersten Blick wurde auch das Daumenrad auf der Rückseite übernommen, allerdings ist es tiefer im Gehäuse versenkt und dadurch etwas schwerer zu bedienen.

Die Panasonic Lumix G91 ist im Juni 2019 auf den Markt gekommen. Das fotoMAGAZIN hat Sie für die Ausgabe 7/2019 in der Praxis- und im Labor getestet.

Die Panasonic Lumix G91 ist im Juni 2019 auf den Markt gekommen. Das fotoMAGAZIN hat Sie für die Ausgabe 7/2019 in der Praxis- und im Labor getestet.

Panasonic

Kein Joystick für Autofokus

Was gegenüber der großen Schwester fehlt sind vor allem das Info-Display auf der Kameraschulter und der Autofokus-Joystick. Das Messfeld lässt sich wie bisher per Touchscreen verschieben – auch im Sucherbetrieb, wobei der aktive Touchpad-Bereich frei wählbar ist. So angenehm wie mit einem Joystick funktioniert das Verschieben per Touchpad allerdings nicht. Insgesamt liegt die G91 hervorragend in kleinen und mittelgroßen Händen und lässt sich gut bis sehr gut bedienen. Wie bisher besteht die Vorderseite aus einer Magnesiumlegierung und die Kamera ist gegen Staub und Spritzwasser abgedichtet.

Der OLED-Sucher stellt wie gehabt 2,36 Millionen Punkte dar und vergrößert 0,74fach – im Vergleich zum größeren und höher auflösenden Sucher der G9 moiriert er bei feinen Strukturen etwas stärker. Der Touch-Monitor ist voll beweglich gelagert, hat eine Diagonale von 3,0 Zoll und löst 1,04 Millionen Punkte auf. Neu ist, dass er OLED- statt LCD-Technologie nutzt. Interessantes Detail: Die zum Beispiel in den USA verkaufte G95, die ansonsten baugleich ist, verwendet einen LCD-Monitor mit etwas höherer Auflösung (1,24 statt 1,04 Millionen Punkte). Monitor und Sucher stellen auf Wunsch eine 3D-Wasserwaage dar, um die Kamera gerade auszurichten.

Mit dem Batteriegriff DMW-BGG1 lässt sich die Akkulaufzeit verdoppeln. Auch wichtige Bedienelemente werden für Hochformataufnahmen gedoppelt.

Mit dem Batteriegriff DMW-BGG1 lässt sich die Akkulaufzeit verdoppeln. Auch wichtige Bedienelemente werden für Hochformataufnahmen gedoppelt.

Panasonic

4K für Video und Foto

Zu den Stärken der Panasonic-Kameras gehören die Videofunktionen. Schon die G81 konnte 4K mit 3840 x 2160 Pixeln, 30p und 100 MBits/s aufnehmen. Die G91 ist hierzu nun sogar ohne Zeitlimit in der Lage (abgesehen von der Größe der Speicherkarte). Gegenüber der G9 gibt es dabei Vor- und Nachteile: Positiv fällt der VLog-Modus auf (intern: 4:2:0, 8 Bit, extern 4:2:2, 8 Bit), den sonst nur die Highend-Videomodelle GH5 und GH5s mitbringen. Nachteil: Bei 4K beträgt die maximale Bildfrequenz 30p (G9: 60p) und es wird nicht die ganze Sensorbreite ausgelesen – der Cropfaktor beträgt etwa 1,25. Dies gilt auch für 4K Foto und den neuen Zeitlupenmodus, der Aufnahmen in Full-HD mit bis zu 120p erlaubt – allerdings nur mit manueller Fokussierung. Schließlich hat Panasonic neben dem Mikrofon-Eingang auch einen Kopfhörerausgang integriert.
Die 4K-Foto-Modi hat der Hersteller ebenfalls aktualisiert. So stehen nun neben den schon aus der G81 bekannten Funktionen wie Pre-Burst, Post-Focus und Focus-Stacking die neuen Funktionen „Automarkierung“ (bei Szenenwechseln oder dem Auftauchen eines Gesichts wird ein Marker gesetzt, der hinterher schnell angesprungen werden kann) und „Sequenz-Komposition“ zur Verfügung (ein sich bewegendes Motiv wird in einem Bild mehrmals abgebildet).

Perfekt gelöst ist die Anordnung der Bedienelemente auf der Oberseite: Links das Drive-Rad, rechts das Moduswahlrad, darüber drei Funktionstasten.

Perfekt gelöst ist die Anordnung der Bedienelemente auf der Oberseite: Links das Drive-Rad, rechts das Moduswahlrad, darüber drei Funktionstasten.

Panasonic

Sonstige Ausstattung der Panasonic Lumix G91

Auch fotografisch ist die G91 gewohnt gut ausgestattet. Zu den Stärken zählt beispielsweise die doppelte Bildstabilisierung, die den beweglich gelagerten Sensor mit dem O.I.S. im Objektiv kombiniert und so alle Bewegungsrichtungen ausgleichen kann (fünf Achsen). Laut Hersteller lassen sich so bis zu fünf Blendenstufen kompensieren. Tatsächlich gelangen uns in Kombination mit dem Leica 2,8-4/12-60 mm O.I.S. im Telebereich scharfe Aufnahmen aus der Hand mit 1/4 s, was ungefähr fünf Blendenstufen gegenüber der traditionellen Verwacklungsregel entspricht. Selbstverständlich ist bei Panasonic-Kameras auch das lautlose Auslösen mit elektronischem Verschluss. Ein mechanischer Verschluss ist weiter an Bord, denn wie bei fast allen Kameras, lässt sich der E-Verschluss nicht mit dem Blitz kombinieren und bei kurzen Verschlusszeiten kann es unter flackerndem Kunstlicht zu Streifenbildungen kommen. Der Intervallaufnahmemodus erlaubt bis zu 9999 Aufnahmen in Abständen von bis zu knapp 100 Minuten, die sich in der Kamera zu einem 4K-Video zusammensetzen lassen. Neu ist der Modus „Live-View-Composite“, bei dem sich der Fortschritt einer Langzeitbelichtung auf dem Monitor in Echtzeit begutachten lässt – ideal, um beispielsweise Sternenwanderungen darzustellen. Außerdem sind der SW-Stil „Dynamisch monochrom“ und eine Filmkornsimulation hinzugekommen. Für den automatischen Weißabgleich stehen nun neben der Standard-Einstellung eine kühlere und eine wärmere Option zur Verfügung. Verbessert hat sich gegenüber der G81 die Synchronzeit beim Blitzen, die nun bei 1/200 s liegt (G81: 1/160 s, G9: 1/250 s).

Schwachpunkte der Panasonic Lumix G91

Es gibt allerdings auch Schwachpunkte. So liegt die Akkulaufzeit im normalen Modus nur noch bei 290 Aufnahmen (G81 mit gleichem Akku: 330, G9 mit größerem Akku: 400). Abhilfe kann der Energiesparmodus schaffen, der bis zu 1000 Aufnahmen ermöglicht.

Als Zubehör ist der Batteriegriff DMW-BGG1 erhältlich, der die Akkulaufzeit verdoppelt. Außerdem lässt sich die Kamera per USB laden – unterwegs auch mit einer Powerbank. Zur drahtlosen Fernsteuerung und Bildübertragung per App ist die G91 mit Wi-Fi ausgestattet; neu ist dabei das vereinfachte Pairing per Bluetooth. Weitere Funktionen sind ein integrierter Raw-Konverter, Mehrfachbelichtungen, Schwenkpanoramen, ein HDR-Modus, Fokus-Peaking, Zebra und diverse Belichtungsreihen (neben Helligkeit auch für Fokus, Blende und Weißabgleich).

Geschwindigkeit und Bildqualität der Lumix G91

Wie schon die Lumix G81 ist auch die G91 sehr schnell: Die Auslöseverzögerung mit Einzel-Autofokus liegt bei deutlich unter 0,2 s und ist damit in der Praxis weitgehend irrelevant. Der Serienmodus schafft bis zu 9 Bilder/s und das für sehr gute 300 JPEGs und rund 45 Raws in Folge. Im AF-C-Modus mit Schärfe-Nachführung sinkt die Seriengeschwindigkeit auf immer noch gute 6 Bilder/s.

Auch die Lowlight-Fähigkeit des DFD-Kontrast-Autofokus kann sich sehen lassen: Bis -4 EV, also im Bereich von Mondlicht, stellt die Kamera scharf.

Die G91 erreicht bis ISO 400 einen ungewöhnlich hohen Wirkungsgrad der Auflösung, was zum einen am fehlenden Tiefpassfilter liegt, zum anderen an einer sehr aggressiven Detailaufbereitung. Tatsächlich haben wir einen Wirkungsgrad von über 100 % gemessen. Entsprechend anfällig ist die G91 für Moirés (Artefaktnote 4,5).

Überraschend ist, dass die Auflösung ab ISO 800 massiv einbricht. Das Bildrauschen steigt zunächst kontinuierlich und langsam an. Bei ISO 1600 nimmt es deutlich zu, um danach wieder zurückzugehen – ab ISO 3200 dreht Panasonic den Rauschfilter kräftig auf und es gehen viele feine Strukturen verloren. Die Eingangsdynamik ist etwas schlechter als bei den Schwestermodellen. Unter dem Strich überflügelt die G91 die G81 bei der Bildqualität dank des höher auflösenden Bildsensors. Dass die G9, die ebenfalls den 20-Megapixel-Sensor nutzt, besser abschneidet liegt vor allem am Hires-Pixel-Shift-Modus, welcher der G91 fehlt.

FAZIT
Dank der höheren Auflösung und einigen Verbesserungen bei der Ausstattung platziert sich die G91 vor der G81; die Lücke nach oben zum Flaggschiff G9 ist deutlich größer. Trotzdem ist die G91 eine sehr attraktive Kamera – auch für Fotografen, denen die G9 zu schwer und groß ist. Der Aufpreis von über 300 Euro gegenüber der G81 erscheint zurzeit etwas hoch, aber erfahrungsgemäß kann man gerade in der Mittelklasse zeitnah auf sinkende Straßenpreise hoffen.

Hier gelangen Sie zum Download der Tabelle mit den Ergebnissen aus unserem Test (Panasonic Lumix G91, Lumix G81, Lumix G9).

Labormessungen: Anders Uschold

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Dieser Test wurde in unserer Ausgabe fotoMAGAZIN 7/2019 veröffentlicht.

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