Mariam Sitchinava – Georgische Träume

Wären Fotos Parfüms voller duftender Visionen, dann würde uns aus den Bildern von Mariam Sitchinava der intensive Duft einer Sommerwiese nach einem Regenschauer entgegenströmen.

Manfred Zollner

Manfred Zollner

Chefredakteur fotoMAGAZIN

Blumenbad

Frauen und Natur passen für Mariam Sitchinavas Aufnahmen perfekt zusammen.

Foto: © Mariam Sitchinava

Oft tragen die Frauen in den Aufnahmen der jungen Mariam Sitchinava Blumen und Blüten wie kostbaren Schmuck auf der Haut, wandern durch unberührte Landschaften und zelebrieren dabei ihr Erleben der Natur.

„Frauen und Natur passen für mich perfekt zusammen“, sagt die Bildermacherin aus Tiflis.

„Sie helfen mir, meine Ideen in Fotos zu übertragen und dabei etwas von mir preiszugeben. Ich kann meinen Charakter einbringen und die Natur ist hier für mich ganz essenziell.“

Mariam Sitchinava

Mariam Sitchinava: Sinnliche und feminine Momente

Vor etwa 14 Jahren hat Mariam Sitchinava eine alte Analogkamera geschenkt bekommen und sich daraufhin das Fotografieren selbst beigebracht. Acht Monate später bekam sie ihren ersten kommerziellen Auftragsjob. Noch heute ist die Analogfotografie unersetzlich in ihrem Schaffen. Sie sagt, das analoge Arbeiten gebe ihr authentische Erfahrungen.

Im heutigen Alltag, fern des Kommerzes, arbeitet die Georgierin mittlerweile oft mit ihrem Smartphone, filmt und fotografiert spontan. Viele ihrer Bilder besitzen ohnehin schon immer etwas Filmisches, verdichten einen narrativen Moment wie jene Aufnahme der jungen Frau im Auto, die entdeckt, dass dem Fahrzeug Vögel folgen – eine Szene wie aus einem Hitchcock-Film. Oft dominieren stille, zarte und ziemlich lyrische Momente die Bilder.

Analoges Bild einer Frau, die im Auto über die Schulter zu einem Vogel hinten auf dem Auto schaut.

Wie ein Szenenbild aus Hitchcocks „Die Vögel“. Mit einem nicht unbedeutenden Unterschied: Bei Mariam Sitchinavas Aufnahme hat das Tier im Autofenster nichts Bedrohliches.

Foto: © Mariam Sitchinava

Bei unserem Treffen während des „Kolga Tbilisi Photo“-Festivals erscheint die Mutter einer kleinen Tochter durchaus selbstbewusst, dynamisch und zielgerichtet. Dennoch beschreibt sich die 1989 geborene Fotografin selbst als etwas fragilen, meist ruhigen Menschen, der bisweilen Tendenzen zeige, den Gegenpol in sich zu erkunden.

„In meiner Fotografie kann ich meinen Charakter einbringen und die Natur ist dabei ganz essenziell.“

Mariam Sitchinava

Die Ruhe und Nähe zum Menschen strahlen Mariams Bilder aus: Aufnahmen, die uns von Augen(-)blicken, Gesten und kleinen Berührungen erzählen. Mariams ausgesprochen feminin angereicherte Motivwelt ist derart frisch und individuell, dass sie heute zu den spannendsten Fotografinnen einer jungen Generation georgischer Fotokünstlerinnen zählt. Ihre Arbeiten reüssieren in Fotogalerien und im redaktioniellen Kontext.

Der Markt für Fotokunst ist allerdings in ihrer Heimat noch immer nicht groß. Was ihre Leidenschaft nicht schmälert.

„Ich habe noch immer die gleichen Emotionen wie damals, als ich meine erste Kamera in der Hand hielt: die gleiche Freude an der Kreativität, daran meine Vision und meine Gefühle zum Ausdruck zu bringen.“

Mariam Sitchinava

Beitrage Teilen