Magnum Photos: Genossenschaft der Bildermacher

Magnum Photos ist den meisten Fotografinnen und Fotografen ein Begriff. Doch was genau macht die Organisation und wer ist in der Vereinigung aktiv?

Joshua Zettelmeier

Joshua Zettelmeier

Studentischer Mitarbeiter
Online-Redaktion

Magnum Photos Logo
Bild: © Wikimedia / Magnum Photos

Magnum Photos ist den meisten Fotografinnen und Fotografen ein Begriff. Doch was genau macht die Organisation und wer ist in der Vereinigung aktiv?

Magnum Photos ist eine renommierte Bildagentur, die über 50 Fotografinnen und Fotografen aus 20 Ländern vertritt. Die Fotoagentur ist genossenschaftlich organisiert und somit in den Händen ihrer Mitglieder.

„Magnum ist eine Gemeinschaft im Denken, eine geteilte menschliche Qualität, Neugier auf das, was in der Welt vor sich geht, Respekt vor dem, was vor sich geht, und der Wunsch, es visuell zu transportieren.“

Henri Cartier-Bresson (vom Autor übersetzt)

Die Entstehungsgeschichte von Magnum Photos

Magnum wurde 1947 von Robert Capa und Henri Cartier-Bresson, George Rodger und David Seymour gegründet. Zwei Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs war dieser Schritt ein Ausdruck ihrer Erleichterung, die zurückliegenden Schrecken überstanden zu haben.

Die Agentur sollte die Fotografen zudem unabhängiger machen und ihre besondere Art der Arbeit, ihren Stil, ihr Selbstverständnis zwischen Reporter und Künstler, hervorheben. Den Namen ihres Kollektivs adaptierten die vier Fotografen von der Sektflasche, die sie zur Feier ihrer Idee köpften.

„Mit Magnum entstand auch das Bedürfnis, eine Geschichte zu erzählen.“

Henri Cartier-Bresson (vom Autor übersetzt)

Die vier Gründungsmitglieder einte ihre Arbeit als Kriegsfotografen. Sie nahmen in den Anfängen ihrer Zusammenarbeit eine lose Aufteilung der Weltregionen vor, von denen sie berichten wollten: Capa übernahm die USA, Seymour Europa, Rodger war in Afrika aktiv und Cartier-Bresson in Indien und Fernost.

Das war ein Teil ihrer Erfolgsstrategie. Dazu kam, dass sich die Mischung aus charismatischen, exzellenten Fotografen mit ihren eigenen Philosophien bewährte und der Zeitpunkt des Zusammenschlusses in die Nachkriegszeit fiel, in der der Magazinjournalismus aufblühte.

Der Bedarf an Fotografien aus aller Welt war groß. Auch, weil Reisen in ferne Länder und Kulturen in dieser Zeit alles andere als selbstverständlich waren. Fotojournalisten erklärten somit durch ihre Bilder die Welt.

Tragischerweise starben zwei der vier Magnum-Gründer wenige Jahre, nachdem sie das Kollektiv ins Leben gerufen hatten. Robert Capa, einer der bedeutendsten Kriegsreporter in der Geschichte der Fotografie, starb 1954 durch eine Landmine in Vietnam. David Seymour kam bei der Dokumentation eines Gefangenenaustauschs während der Suezkrise 1956 ums Leben.

Zu Beginn war Magnum Photos in New York und Paris verortet, später kamen noch Büros in London und Tokio dazu. Auch die Mitgliederzahl wuchs mit Namen wie Eve Arnold und Marc Riboud, James Nachtwey und Steve McCurry, Kryn Taconis, Elliott Erwitt und Inge Morath stetig an.

Zudem wandelte sich auch die Herangehensweise einiger Mitglieder an ihre Arbeit: Während die einen noch in erster Linie für die Veröffentlichung in Zeitungen und Magazinen fotografierten, wandten sich andere Projekten wie Ausstellungen und Fotobüchern zu. So entstanden Werke wie Susan Meiselas’ “Nicaragua”, Gilles Peress’ “Telex: Iran” oder Sebastião Salgados “L’Homme en Detresse”.

Für die heutige jüngere Generation an Kunstschaffenden reicht es nicht mehr aus, einfach nur über Ungerechtigkeiten zu berichten. Ihr Ziel ist es, die Betrachtenden dazu zu animieren, sich auf eine Sinnsuche nach den Hintergründen der Entstehung ihrer Bilder zu machen.

Die Philosophie der Agentur

Die vier Gründungsmitglieder von Magnum Photos hatten im Sinn, eine Plattform zu schaffen, von der aus sie auch außerhalb der Vorgaben des Magazin-Journalismus arbeiten konnten. Das Ziel war, ihre individuellen Bildstile in einem Kollektiv zu vereinen, ohne aber die Rechte an ihren Fotografien an eine Agentur oder ein Magazin abgeben zu müssen.

„Ein Journalist ist nichts, wenn er nicht die Rechte an seinen Negativen besitzt.“

Robert Capa

So bleiben auch bis heute die Magnum-Mitglieder im Besitz des Urheberrechts an ihren Werken und können diese in unterschiedlichen Formaten veröffentlichen. Sie müssen sich nicht den Vorgaben einzelner Publikationen unterwerfen und haben so die Freiheit, für einen selbstgewählten Zeitraum an einem selbstgewählten Projekt zu arbeiten.

Unabhängigkeit bildet damit neben Wahrheit, Respekt und natürlich fotografischer Exzellenz den Kern der Fotografievereinigung.

Die Bedeutung von Magnum Photos für Fotografie und Gesellschaft

Seit nunmehr 77 Jahren vertritt Magnum einige der renommiertesten Fotografinnen und Fotografen weltweit, lizenziert deren Arbeiten, organisiert Ausstellungen und verkauft Abzüge der Werke ihrer Mitglieder.

Diese dokumentieren die wichtigsten Ereignisse und Persönlichkeiten der Welt, sie berichten über Gesellschaft und Menschen, über Politik und Nachrichten, zeigen interessante Orte gleichermaßen wie schlimme Katastrophen und Konflikte weltweit. Mit den Fotografien beliefert Magnum Photos eine Vielzahl von Medien und Marken, Wohltätigkeitsorganisationen und kulturelle Einrichtungen. Über die Jahre sind so einige ikonische Bilder entstanden, die im kollektiven Gedächtnis eng mit bestimmten geschichtlichen Ereignissen verknüpft sind.

2007 riefen die Agentur-Mitglieder die Magnum Foundation ins Leben, deren Ziel es ist, durch die Vergabe von Stipendien und Förderungen die Kreativität und Vielfalt in der Dokumentarfotografie zu steigern. Und mit der Marke Learn with Magnum bietet das Kollektiv die Möglichkeit, sich durch Workshops und Mentorings, Online-Kurse und YouTube-Videos im Bereich der Street- und Dokumentarfotografie weiterzubilden.

Wie wird man Mitglied bei Magnum?

Jede und jeder kann sich um eine Mitgliedschaft in der Vereinigung bewerben. Bei der Jahreshauptversammlung wird dann über die Nominierung der neuen Mitglieder abgestimmt.

Wer nominiert wird, legt zwei Jahre später ein Portfolio mit neuen Arbeiten vor, woraufhin beschlossen wird, ob die Person als „assoziiertes Mitglied“ aufzunehmen ist. Fällt auch diese Entscheidung positiv aus, kann sich weitere zwei Jahre später zur Wahl zum Vollmitglied gestellt werden. Somit dauert der Aufnahmeprozess mindestens vier Jahre, die Mitgliedschaft gilt vielen aber auch als höchste Auszeichnung in der Fotografie-Karriere.

„Magnum ist ein elitärer Laden. Aber das hat auch seine Vorteile. Wir haben wirklich eine Reputation, dass wir nur die Besten haben.“

Thomas Höpker, Präsident von Magnum Photos 2003–2007

Aktuelle fotografische Arbeiten, Ausstellungen und Events finden Sie auf magnumphotos.com.

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