Die Yashica T5 ist mit einem hochwertigen Carl Zeiss Tessar 3,5/35 mm mit T*Vergütung ausgestattet.
© Winfried WarnkeMan sehe und staune: Die analoge Vintage-Kamera Yashica T5 kostet heute im neuwertigen Gebrauchtzustand deutlich mehr, als sie Anfang der 2000er Jahre neu gekostet hat: Im Handel musste man für die Pocketkamera damals 290 Euro hinblättern, heute liegt der Preis für eine T5 im exzellenten Zustand auch schon mal bei 400 Euro. Ist so ein hoher Preis für eine analoge Kompaktkamera dieser Art irgendwie zu rechtfertigen? Rational ist das jedenfalls nicht ganz zu erklären, aber bei der Yashica T5 kommen eben so einige „Vintage Vibes“ zusammen, die sie zur generationenübergreifenden Kultkamera machen.
Zunächst einmal ist die Yashica T5 eine sogenannte Point-and-Shoot-Kamera und bereits diesen Begriff hat sich wahrscheinlich irgendeine Marketingabteilung einmal ausgedacht, um diese kleinen Fotoapparate besser zu verkaufen. Diese Kriterien erfüllt die T5 aber spielend: Sie ist so kompakt, dass sie in die Hosentasche passt, unauffällig, hat eine relativ schnelle Einschaltgeschwindigkeit (das Objektiv muss erst ausgefahren werden), einen recht fixen Autofokus, einen eingebauten Blitz, einen motorisierten Filmtransport und eine vollautomatische Belichtung – alles Punkte, die sehr für eine schnelle und spontane Fotografie sprechen: Einfach nur einschalten, draufhalten, ein kurzer Blick durch den Sucher und auf den Auslöser drücken – schon ist das Foto im Kasten. Mit Technik muss sich der Anwender hier nicht befassen und kann sich dafür ganz auf das Motiv oder den schnellen Augenblick konzentrieren.
Aber: Es gibt Dutzende andere Kompaktkameras, die diese Merkmale auch besitzen. Um wirklich Kult zu werden, braucht es noch etwas mehr: Die Yashica T5 punktet hier mit ihrem sehr guten Objektiv, einem Carl Zeiss Tessar 3,5/35 mm mit hochwertiger T*-Vergütung. Da löst schon der Name Begeisterung aus, schließlich ist Carl Zeiss eine Objektivbaulegende. Und tatsächlich zeigt sich in der Praxis, dass das Objektiv für die Kameraklasse überdurchschnittliche Qualität abliefert: Mit der Yashica T5 sind bis in die Ecken scharfe Aufnahmen möglich. Das macht sie zu einem guten Kamera-Allrounder, der sich vielfältig einsetzen lässt.
Zudem ist sie auch recht hübsch, hat runde Formen, ein aufgeräumtes Äußeres und ist ein ästhetischer Hand- und Augenschmeichler. Die Haptik wird zwar etwas durch das Kunststoff-Feeling gestört, aber Kameras mit solider Metallausstrahlung liegen dann auch schon im 1000-Euro-Bereich, wie beispielsweise die ebenfalls kultige Contax T2.
Doch Hypes gehen meist nicht unbedingt nur vom Produkt selbst aus – sie werden auch erzeugt. Im Fall der Yashica T5 haben Fotokünstler wie Viktor Vauthier und Ryan McGinley, aber auch Skandalfotograf Terry Richardson dazu beigetragen. Sie haben die T5 bewusst eingesetzt, um sich auch von anderen abzusetzen, die mit hochwertigem und teilweise sogar mit Edel-Equipment gearbeitet haben oder es noch heute tun.
Analoge Point-and-Shoot-Kameras sind heute wieder gefragt und begeistern (nicht nur) junge Leute für diese spontane und zugleich auch limitierte Art der Fotografie. Einerseits haftet an den Schnappschüssen (und dafür werden sie meist benutzt) etwas „Authentisches“ an, zum anderen haben ausgerechnet diese (ehemals) eher billigen Kompaktkameras auch etwas Elitäres (weil Teures): Man muss sich nicht nur die Kamera, sondern die analoge Fotografie an sich „leisten“ können. Wer eine Yashica T5 nutzt, grenzt sich somit auch ein Stück von den Smartphone- und den Digitalkamerafotografen ab.
Auf dem analogen Gebrauchtmarkt ist die qualitative Bandbreite beim Angebot allerdings riesig und reicht vom primitiven Plastikbomber mit Schrottobjektiv bis zur Edelware wie der Leica Minilux, der Contax T2, der Nikon 35 Ti oder der Minolta Tc-1. Die Yashica T5 liegt hier noch im guten Mittelfeld. Dennoch: 400 Euro für ein gepflegtes Exemplar sind schon ein stolzer Preis, zumal eine 25 Jahre alte Kamera oft auch reparaturanfällig ist.
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