VINTAGE VIBES: Polaroid SX-70

In der Serie „VINTAGE VIBES“ stellen wir Ihnen analoge Kult-Kameras vor, die nicht nur nostalgischen Wert haben, sondern auch heute noch beeindruckende Ergebnisse liefern. Diesmal die Polaroid SX-70.

Damian Zimmermann

Damian Zimmermann ist leitender Redakteur beim fotoMAGAZIN.

Was für eine Schönheit! Eine ausgeklappte Polaroid SX-70 mit hell­braunem Lederbezug und in einem sehr guten Zustand.

Was für eine Schönheit! Eine ausgeklappte Polaroid SX-70 mit hell­braunem Lederbezug und in einem sehr guten Zustand.

© Adobe Stock/Visualmind

Für die einen ist sie ein nicht ernst zu nehmendes Spielzeug, für die anderen die schönste Kamera, die je gebaut wurde. Doch egal auf welcher Seite man steht: Die Polaroid SX-70 ist unbestritten eine Legende. Sie war die erste faltbare Spiegelreflexkamera und zugleich die erste Kamera für den damals neuen Polaroid-Integralfilm – also für das, wofür Polaroid bis heute das Synonym schlechthin ist.

Selbstentwickelnde Fotos – ein echter Game Changer

Zwar hatte Edward Herbert Land bereits 1947 seine Land Camera vorgestellt, doch arbeitete diese noch nach dem Trennbildverfahren. Dabei wurde der Film nach der Aufnahme zwischen zwei Walzen geschoben, die die Entwicklerpaste zwischen Positiv und Negativ verteilten. Nach 30 bis 90 Sekunden Entwicklungszeit musste das fertige Positiv abgezogen werden, um das Bild zu sehen, und das Negativ konnte in der Regel nicht weiterverwendet werden. Dieser Zwischenschritt war also immer notwendig.

Mit der SX-70 hingegen konnte man nicht nur fünf Bilder in zehn Sekunden belichten, sondern die Bilder kamen auch automatisch aus der Kamera heraus und entwickelten sich innerhalb von vier Minuten wie von Geisterhand.

Schachteln mit dem originalen Sofortbildfilm „Time Zero“ für Polaroid-SX-70-Kameras.

Schachteln mit dem originalen Sofortbildfilm „Time Zero“ für Polaroid-SX-70-Kameras.

© Adobe Stock/MarekPhotoDesign

Die Polaroid SX-70 auf dem Gebrauchtmarkt

Die SX-70 kam Ende 1972 auf den amerikanischen und 1974 auch auf den europäischen Markt, und so mancher hat vielleicht noch ein Exemplar in einer Kiste auf dem Dachboden liegen. Auf dem Gebrauchtmarkt findet man die SX-70 noch relativ häufig, allerdings in sehr unterschiedlichen Zuständen. Vor allem das schöne und charakteristische Leder der Kamera ist oft stark abgenutzt, rissig oder verblichen.

Von Privatkäufern bekommt man die Polaroid meist für unter 100 Euro, es gibt aber auch einige Händler, die sich auf Wartung und Reparatur spezialisiert haben. Dort kann eine SX-70 im Top-Zustand schon mal 400 Euro kosten – dafür gibt es dann aber auch ein Jahr Garantie. Und auch die Filme sind wieder erhältlich – kosten aber mit rund 20 Euro für acht Aufnahmen immer noch ein kleines Vermögen.

Polaroid SX-70 – Batterie in der Filmkassette

Um zu funktionieren, benötigt die SX-70 Strom, doch ein Batteriefach sucht man an der Kamera vergeblich. Stattdessen ist die Batterie in jede Filmkassette integriert. Das hat den Vorteil, dass die SX-70 immer einsatzbereit ist. Der Nachteil: Alte Filme sind oft nicht mehr zu gebrauchen, weil die Batterie in der Kassette leer ist, obwohl die Chemie vielleicht noch funktioniert.

Besser nicht schütteln

Apropos Chemie: Bis heute hält sich der Mythos, man müsse ein Polaroid schütteln, damit sich das Bild besser und schneller entwickelt. Das Gegenteil ist der Fall: Schütteln kann dem Bild sogar schaden, da Bläschen entstehen und die Farben verblassen können. Stattdessen empfiehlt es sich, das Bild einfach auf einer ebenen Unterlage liegen zu lassen. Der Zauber des sich langsam entwickelnden Bildes wird dadurch sicher nicht geschmälert.

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