VINTAGE VIBES: Nikon F3

In der Serie „VINTAGE VIBES“ stellen wir Ihnen analoge Kult-Kameras vor, die nicht nur nostalgischen Wert haben, sondern auch heute noch beeindruckende Ergebnisse liefern. Hier die Nikon F3.

Damian Zimmermann

Damian Zimmermann ist leitender Redakteur beim fotoMAGAZIN.

Mit der F3 führte Nikon den Griffwulst und die charakteristische rote Linie ein, die zum Markenzeichen ­aller folgender Nikon-­Kameras werden sollte.

Mit der F3 führte Nikon den Griffwulst und die charakteristische rote Linie ein, die zum Markenzeichen ­aller folgender Nikon-­Kameras werden sollte.

© Nikon

Die Kleinbildkamera Nikon F3 ist eine Ikone der analogen Fotografie. Sie wurde von 1980 bis 2002 hergestellt und ist damit eine der am längsten produzierten Profikameras überhaupt.

Nikon F3 – ein Design das Maßstäbe setzte

Das 700 Gramm schwere Gehäuse aus einer korrosionsbeständigen Kupfer-Silumin-Legierung wurde von dem italienischen Auto- und Industriedesigner Giorgio Giugiaro, der unter anderem den ersten VW Golf, aber auch den Lotus Esprit und den DeLorean DMC-12 entwarf, komplett neu gestaltet. Giugiaro führte nicht nur den handlichen Griffwulst ein, sondern auch die charakteristische rote Linie darauf, die (in abgewandelter Form bis heute) zum Markenzeichen der Nikon-Kameras wurde.

Zu den technischen Neuerungen der F3 gehörten ein elektronisch gesteuerter Titanschlitzverschluss, eine Zeitautomatik und eine TTL-Blitzsteuerung. Mechanisch war die F3 nahezu perfekt: Allein elf Kugellager im Verschluss- und Filmtransportsystem sorgten für eine außerordentliche Laufruhe und Leichtgängigkeit. Und ein pneumatischer Dämpfer im Spiegelkasten für einen extrem geringen Spiegelschlag.

Nikon F3 – Inbegriff von Zuverlässigkeit und Langlebigkeit

Kreativ: Nikon-Anzeige mit der ramponierten Nikon F3 des STERN-Fotografen Harald Schmitt. Hier wurde die Unverwüstlichkeit der Kamera thematisiert, nicht ihre Technik.

Scan der Nikon-Anzeige mit der ramponierten Nikon F3 des STERN-Fotografen Harald Schmitt. Hier wurde die Unverwüstlichkeit der Kamera thematisiert, nicht ihre Technik.

© privat

Ihre Zuverlässigkeit und Langlebigkeit machten sie zum Standard in der professionellen Kleinbildfotografie: Nikon warb damals sogar mit dem damaligen Stern-Fotografen Harald Schmitt in einer Anzeige für die enorme Langlebigkeit. Die F3 ermöglichte Belichtungszeiten von 8 Sekunden bis 1/2000 Sekunde und verfügte über eine mittenbetonte Belichtungsmessung.

Skepsis löste anfangs die Tatsache aus, dass die F3 auf eine Batterie (Typ CR1/3N) angewiesen war – ohne diese war sie nur über den Hilfsauslöser quasi im Notfallmodus nutzbar und konnte nur mit 1/60 Sekunde auslösen. Dieses „Manko“ war aber weniger der F3 als vielmehr dem Zeitgeist geschuldet, denn damals fotografierte man noch mit vollmechanischen Kameras, und die Besitzer gewöhnten sich schnell daran, immer Ersatzbatterien dabeizuhaben.

Profikamera für Brillenträger

Eine weitere Besonderheit war das auswechsel­bare Suchersystem, das es z.B. ermöglichte, ohne Prismensucher direkt durch die freiliegende Mattscheibe „von oben“ zu fotografieren. Außerdem gab es den HP-Sucher (High Eyepoint), der das gesamte Sucherbild bis zu 25 statt nur 17 Millimeter hinter dem Okular darstellte und damit auch für Brillenträger geeignet war.

Aufgrund der ungewöhnlich langen Produktionszeit und der sehr robusten Bauweise sind auch heute noch relativ viele Exemplare der Nikon F3 auf dem Second-Hand-Markt zu Preisen zwischen 150 und 300 Euro erhältlich. Für junge Fotografen, die das besondere Gefühl und die Ästhetik der analogen Kleinbildfotografie erleben wollen, aber nicht auf eine Zeitautomatik verzichten möchten, ist die Nikon F3 eine hervorragende Wahl, denn sie verbindet klassisches ­Design mit zuverlässiger Technik.

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