Die Schönste von allen: Mit der OM-1 brachte Olympus 1972 die leichteste und kleinste Spiegelreflexkamera auf den Markt. Ihr Design ist bis heute Kult.
© Winfried WarnkeDie Olympus OM-1 ist die unangefochtene Designkönigin in der Geschichte der Spiegelreflexkameras. Proportionen und Wertigkeit bilden ein stimmiges Konzept, Kompaktheit und Haptik sind eine Einheit und die hochglanzpolierte Chrom-Einfassungen geben dieser Kamera ihr edles, aber nicht protziges Äußeres. Es überrascht also nicht, dass Olympus und die Nachfolgefirma OM Digital Solutions auch heute noch diese Kamera-Bezeichnungen in der Namensgebung für ihre anspruchsvollste Baureihe nutzen.
Anfang der 70er Jahre beendete die Olympus OM-1 die Entwicklung bei den Spiegelreflexkameras hin zu Volumen-Boliden. Olympus erinnerte sich an den Grundgedanken der Kleinbildfotografie, fotografisches Handwerkzeug so zu konstruieren, dass Qualität und Kompaktheit vereinbar sind. Die Olympus OM-1 ist fast ein Drittel kleiner und leichter als die meisten ihrer damaligen Konkurrenten und damit sogar die leichteste und kleinste Spiegelreflexkamera der damaligen Zeit.
Olympus OM-1 markiert den Start in eine neue Epoche
Doch erst die konsequente Miniaturisierung des gesamten, aus über 200 Teilen bestehenden Kamerasystems macht die Faszination der Olympus OM-Baureihe aus. Wunderbar kompakte Zuiko-Objektive (heute bevorzugt an Systemkameras adaptiert) und verblüffend kleine Winder-/Motoransätze bilden ein kompaktes Gesamtkonzept, in dem so mancher optischer Leckerbissen wie das Zuiko 2,0/21 mm, das Makro 2,0/90 mm und die beiden Tele-Objektive 2,0/180 mm und 2,8/350 mm vertreten sind.
Ist bei Leica der Start in eine neue Epoche untrennbar mit dem Namen Oskar Barnack verbunden, trifft dies bei Olympus im gleichen Umfang auf die Person Yoshihisa Maitani zu. Der Coup des genialen Chefkonstrukteurs: Die Olympus OM-1 war so gut gelungen, dass Olympus diese Kamera mit minimalen Modifikationen mehr als 14 Jahre lang im Programm hatte.
Die Olympus OM-1 ist ein Präzisionsinstrument
Pünktlich zur Photokina 1972 kam diese Maitani-Kamera, die nicht ganz uneitel Olympus M-1 genannt wurde, auf den Markt. Leitz protestierte bereits im Vorfeld, war das Kürzel M1 doch von einer 1959 erschienenen Messsucher-Leica besetzt und die Namensnähe zur Leica M-Serie mehr als auffällig. So entstand das Kürzel OM, was eigentlich als Abkürzung für Olympus Maitani auch viel naheliegender war.
Die Olympus OM-1 ist ein Präzisionsinstrument. Und das verwundert nicht: Die qualitativen Grundlagen schuf Olympus seit Jahrzehnten im Bau von hochwertigen Mikroskopen, und so gehören die Olympus OM-Produkte heute noch zu den solideren Modellen auf dem Gebrauchtmarkt.
Die Olympus OM-1 als technologischer Trendsetter
Aber nicht nur in puncto Design stellte die OM-Baureihe ihre Konkurrenten in den Schatten. Olympus war damals auch ein Innovationsmotor: Winzige pneumatische Stoßdämpfer bremsten in der OM-1 den Spiegelschlag und reduzierten mit einem leise ablaufenden Verschluss die Geräuschkulisse. Weitere aus der OM-1 entwickelten Olympus OM-Kameras waren ebenfalls innovative Vorreiter: Die OM-2 revolutionierte die Blitztechnik, die OM-3 und OM-4 schufen mit der Multispot-Belichtungsmessung die Grundlage für ein Messverfahren, das auch diffizile Lichtsituationen meistert.
Bei so viel Charme und Innovation ist es nicht verwunderlich, dass OM dem aktuellen Retro-Trend nachkommt und diese kleine, hübsche und präzise Fotomaschine als Vorbild für ihr neues digitales Modell OM-3 gewählt hat. Schließlich war und ist die OM-1 einfach die Schönste von allen.
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