Im Test: Spiegellose Systemkameras mit APS-C-Sensoren

Canon gegen Sony: Die Canon EOS M6 Mark II, Sony Alpha 6100 und Sony Alpha 6600 haben sich im Testlabor eingefunden. Wir haben sie auf Herz und Nieren geprüft und geben einen Überblick zu anderen spiegellosen APS-C-Systemen.

Farbiges Porträt von Andreas Jordan vor neutralem Hintergrund

Andreas Jordan

Andreas Jordan leitet das Technik-Ressort beim fotoMAGAZIN.

Systemkameras im Test

Canon EOS M6 Mark II, Sony Alpha 6100 und Sony Alpha 6600 im Praxis- und Labortest.

Fotos: © Hersteller

Kameras mit APS-C-Sensoren sind aus guten Gründen bei vielen Fotografen beliebt. Zwar erreichen sie nicht ganz die Bildqualität aktueller Vollformatmodelle, aber dafür sind die Objektive bei gleichem Bildwinkel und Lichtstärke deutlich kleiner, leichter und preiswerter. Gegenüber dem noch etwas kleineren Micro-Four-Thirds-System hat APS-C wiederum einen leichten Vorteil bei der Bildqualität.

Aktuell haben sich drei neue Kameras zum Test im Labor und in der Redaktion eingefunden: die Canon EOS M6 Mark II und von Sony das Einsteigermodell Alpha 6100 und das neue Flaggschiff Alpha 6600.

Canon EOS M6 Mark II schräg

Die EOS M6 Mark II besitzt keinen eingebauten Sucher, Canon bietet aber in einem Kit oder als Zubehör (für rund 270 Euro) den Aufstecksucher EVF-DC2 an.

Foto: © Canon

Canon EOS M6 Mark II

Gegenüber ihrer Vorgängerin EOS M6 ist die Mark II in allen Dimensionen etwas größer geworden. Am auffälligsten ist der voluminösere Griff, der nun auch mit schweren Objektiven einen noch etwas besseren Halt bietet. Auf der Oberseite ist ein zweites Einstellrad hinzugekommen, das – wie bei der EOS M5 – mit dem Dial-Function-Knopf kombiniert wurde, über den sich schnell ISO-, Drive-, AF- und Blitz-Einstellungen ändern lassen.

Weitere Bedienelemente sind das hintere Daumeneinstellrad mit Viererwippe und der neue MF/AF-Umschalter mit integriertem AF-on-Knopf. Der 3,0-Zoll-Monitor lässt sich um 180 Grad nach oben und 45 Grad nach unten kippen, ist also auch für Selfies geeignet. Wie bei Canon üblich ist die Touchscreen-Bedienung konsequent implementiert.

Der Fotograf kann also – anders als bei Sony – auch die Menüs per Berührung bedienen. Einen integrierten Sucher hat die EOS M6 Mark II nicht, Canon bietet aber Kits mit dem Aufstecksucher EVF-DC2 an, der 2,36 Millionen Punkte auflöst. Kompatibel ist auch der schon etwas ältere kippbare Aufstecksucher EVF-DC1. Beide haben den Nachteil, dass sie den Blitzschuh blockieren.

Canon EOS M6 Mark II frontal

Der Monitor der EOS M6 Mark II lässt sich in die Selfie-Position klappen.

Foto: © Canon

Wie alle aktuellen EOS-Modelle nutzt auch die M6 Mark II den Dual Pixel CMOS AF (DPAF), der eine Phasen-Detektion über fast das ganze Bild ermöglicht und eine Augenerkennung beherrscht. Einen großen Sprung gibt es bei den Videofähigkeiten. Während die EOS M6 noch maximal mit Full-HD-Auflösung (1920 x 1080 Pixel) aufnimmt, sind es bei der EOS M6 Mark II dank des DIGIC-8-Bildprozessors vier Mal so viele Pixel: 4K mit 3840 x 2160 Pixeln nimmt sie mit einer Bildwiederholrate von 30p oder 25p auf – die aus dem Kino bekannte Frequenz von 24p fehlt, soll aber im nächsten Jahr per Firmware-Update nachgeliefert werden.

Wichtiger dürfte für die meisten Videografen sein, dass 4K nun ohne Crop aufgenommen wird, also mit dem vollen Weitwinkel der EF-M-Objektive. Naturgemäß steigt der Crop bei der Aktivierung des digitalen Bildstabilisators und der sogenannten automatischen Video-Wasserwaage, die eine leichte Schräghaltung der Kamera korrigiert, indem ein Bildausschnitt auf dem Sensor verschoben wird. Der DPAF sorgt auch beim 4K-Video für eine problemlose AF-Nachführung.

Canon EOS M6 Mark II Rückseite

Auf der Rückseite der EOS M6 Mark II befindet sich unter anderem ein Daumenrad und ein MF/AF-Hebel.

Produktfoto: © Canon, Testfoto: © Andreas Jordan

Full-HD-Videos gelingen standardmäßig mit 60p. Für Zeitlupen sind sogar 120p möglich, dann aber immer mit 1,2x-Crop und ohne AF-Nachführung. Wer will, kann Videos in Full-HD übrigens auch mit erweiterter Dynamik (HDR) oder Kreativfiltern aufnehmen, beispielsweise Schwarzweiß, im Stil alter Filme oder mit Miniatureffekt.

Anders als bei der EOS 90D gibt es dagegen keinen Intervallmodus, bei dem Einzelbilder mit voller Auflösung gespeichert werden. Eine 3,5-mm-Klinkenbuchse für ein externes Mikrofon ist ebenfalls vorhanden.
Den mechanischen Verschluss (1/4000s) hat Canon um einen elektronischen ergänzt, der das lautlose Auslösen und Verschlusszeiten von bis zu 1/16.000 s ermöglicht; allerdings nicht bei Serienbildern oder Blitz. Unnötig umständlich ist, dass man manuell zwischen den beiden Verschlussarten umschalten muss. Bei anderen Herstellern gibt es hierfür eine Automatik, die bei entsprechend kurzen Verschlusszeiten auf die elektronische Variante wechselt.

Der Akku liefert Strom für rund 305 Aufnahmen und lässt sich per USB laden. Weitere Funktionen sind Fokus-Bracketing, das CR3-Format (wahlweise mit komprimiertem C-Raw), die Raw-Konvertierung in der Kamera, die Unterstützung für schnelle UHS-II-SD-Karten sowie Bluetooth und WLAN zur drahtlosen Kommunikation.

Aufnahme mit Canon EOS M6 Mark II

Die EOS bringt zahlreiche Kreativfilter mit – das vegane Ei wurde mit dem Effekt Ölgemälde verewigt.

Foto: © Andreas Jordan

Aus dem Labor

Ordentlich zugelegt hat die EOS M6 Mark II bei der Geschwindigkeit. Der Autofokus stellt mit dem Kitobjektiv EF-M 3,5-6,3/15-45 mm in 0,16 s scharf. Bei der Serienbildgeschwindigkeit hängt die Neue sogar die sehr schnellen Sony-Modelle ab. Canon gibt 14 Bilder/s mit AF- und AE-Nachführung an, wir haben 13 gemessen. Dafür waren in unserem Test etwas mehr Bilder in Folge möglich als vom Hersteller angegeben, nämlich 58 JPEGs, 50 komprimierte C-Raws und 29 Raws ohne Komprimierung.

Noch schneller ist der bereits aus den Kompaktkameras PowerShot G7X Mark III und G5 X Mark II bekannte Raw-Burst-Modus. Hierbei nimmt die Kamera knapp drei Sekunden lang mit 30 Bildern/s auf, allerdings mit einem starken Crop, der die Auflösung auf 18 Megapixel reduziert. Das Ergebnis wird in eine Raw-Datei geschrieben, aus der sich in der Kamera einzelne Bilder extrahieren lassen – alternativ geht das auch in Canons Raw-Konverter Digital Photo Professional.

Auch die JPEG-Bildqualität hat sich unter dem Strich gegenüber der EOS M6 verbessert. Der neue 32,5-Megapixel-Sensor erzielt mit dem EF-M 3,5/28 mm Macro bis ISO 1600 höhere Auflösungsergebnisse als der alte 24-Megapixel-Sensor. Bei ISO 3200 bricht die Auflösung dann massiv ein und liegt unter derjenigen der Vorgängerin. Auffällig ist auch, dass die Auflösungsergebnisse schlechter ausfallen als bei der EOS 90D, die den gleichen Sensor verwendet. So erreicht die 90D bei ISO 100 einen sehr guten Wirkungsgrad von 88 %.

Die M6 II bringt es dagegen nur auf maximal 79 %. Bei ISO 3200 bleiben dann nur magere 55,5 % übrig. Die Hauptursache für den schlechteren Wirkungsgrad der spiegellosen EOS dürfte sein, dass das als Referenzobjektiv verwendete 28er-EF-M-Makro nicht an das über 30 Jahre alte 50er-EF-Makro für die Spiegelreflexkamera herankommt. Das möglicherweise bessere und relativ neue EF-M 1,4/32 mm konnte uns Canon nicht zum Test zur Verfügung stellen. Das Bildrauschen und der Dynamikumfang haben sich gegenüber der EOS M6 minimal verbessert. Das gilt auch für die Artefakt- und Scharfzeichnungsnoten, die sogar die besten im Testfeld sind.

Sony Alpha 6600

Sony hält auch bei seinem neuem Spitzenmodell an der flachen Bauweise fest. Tatsächlich ist die Alpha 6600 trotz des eingebauten Suchers etwa gleich breit und hoch wie die EOS M6 Mark II.

Sony Alpha 6600

Die Sony Alpha 6600 ist 120 mm breit, bei einer Höhe von 67 mm.

Foto: © Sony

Die flache Bauweise hat Vor- und Nachteile. Vorteil: Der Monitor lässt sich nach oben in die Selfieposition klappen. Nachteil: Er ist relativ klein. Zwar hat er auch eine Diagonale von 7,5 cm (3,0 Zoll), durch das 16:9-Format ist er aber niedriger und Bilder im Sensorformat 3:2 werden kleiner. Für 4K-Videos hat er dagegen das perfekte Seitenverhältnis. Wie bei allen Sony-Kameras ist die Touch-Funktionalität eingeschränkt. So kann der Fotograf das AF-Messfeld auf dem Monitor verschieben (auch im Sucherbetrieb) und im Wiedergabemodus das Bild vergrößern. Nicht Touch-sensitiv sind dagegen die Menüs, das Weiterblättern im Wiedergabemodus und das Starten eines Videos.

Der Blick durch den Sucher zeigt ein großes und einigermaßen scharfes Bild, das aber in der Standard-Einstellung etwas flimmert. Abhilfe schafft die Einstellung „Anzeigequalität hoch“, die im Gegenzug den Stromverbrauch erhöht. Apropos Stromverbrauch: Einen dicken Pluspunkt gibt es für den neuen Akku, der gemessen nach dem CIPA-Standard 720 bis 810 Aufnahmen ermöglicht. Das ist deutlich besser als bei Canon und den meisten Konkurrenzmodellen. Laden lässt er sich per USB; eine Ladeschale liefert Sony anders als Canon nicht mit.

Die wesentliche Änderung bei der Handhabung gegenüber der Vorgängerin Alpha 6500 ist der größere Griff – eine sinnvolle Weiterentwicklung für den Einsatz schwerer Objektive. Ansonsten ist das Bedienlayout unverändert und angesichts des geringen Platzes auf dem kleinen Gehäuse gut gelungen. Hervorzuheben sind die vier Custom-Tasten, die sich individuell belegen lassen, und der AF-MF-Umschalter. Zwei Rändelräder helfen beim manuellen Einstellen von Blende und Zeit und bei der Menünavigation.

Das Hauptmenü ist etwas unübersichtlich; wir empfehlen daher, die wichtigsten Einträge im Mein-Menü zu speichern. Das Gehäuse mit Magnesium-Chassis macht insgesamt einen robusten Eindruck und bietet zumindest einen rudimentären Feuchtigkeitsschutz. Einen Gehäuseblitz hat Sony bei der 6600 übrigens erstmals in der 6xxx-er Serie weggelassen.

Sony Alpha 6100 Monitor

Trotz der flachen Bauweise ist die Alpha 6100 mit einem Sucher ausgestattet.

Foto: © Sony

Die wichtigste Neuerung gegenüber der Alpha 6500 dürfte der Tracking-Autofokus mit Tieraugenerkennung sein. Dieser hatte uns schon in der Alpha 6400 begeistert. Im Test der Alpha 6600 überzeugt er im Hamburger Tierpark: Er haftet sich an ein Motiv und verfolgt dieses zuverlässig. Die Tieraugenerkennung hat mit unterschiedlichen Tieren funktioniert, darunter auch Vögel. Kleiner Schwachpunkt bei der Bedienung: Der Fotograf muss manuell im Menü zwischen der Erkennung von Menschen- und Tieraugen umschalten.

Nach der Alpha 6500 ist die 6600 die zweite spiegellose APS-C-Kamera von Sony mit integriertem Bildstabilisator (IBIS, In Body Image Stabilizer). Bei Canon fehlt IBIS bisher vollständig. Die Alpha 6600 stabilisiert das Bild auf fünf Achsen und soll bis zu fünf Blendenstufen kompensieren (laut Sony mit dem Zeiss 1,8/55 mm). Uns gelangen im Test mit dem neuen E 2,8/16-55 mm G im Tele (kleinbildäquivalent 82,5 mm) aus der Hand einigermaßen zuverlässig scharfe Aufnahmen mit 1/8 s; das sind knapp viereinhalb Blendenstufen Gewinn gegenüber der klassischen Verwacklungsregel.

Sony Alpha 6600 Selfie-Position

Auch der Monitor der Alpha 6600 ermöglicht Selbstportraits.

Foto: © Sony

Wie die EOS M6 Mark II schafft auch der mechanische Verschluss der Alpha 6600 als kürzeste Zeit 1/4000 s. Ein elektronischer Verschluss für das lautlose Auslösen lässt sich zwar zuschalten, er ermöglicht aber anders als bei Canon keine kürzeren Zeiten. Eine Alternative zu kürzeren Verschlusszeiten beim Fotografieren mit offener Blende bei viel Licht ist die Absenkung der Empfindlichkeit auf ISO 50.

Schon die Alpha 6500 beherrschte hochwertige 4K-Videos mit bis zu 100 MBit/s, ohne Crop mit Full-Pixel-Read-out. Dabei wird 6K aufgenommen und auf 4K heruntergerechnet. Tatsächlich sind auch die Aufnahmen der Alpha 6600 extrem detailreich und schärfer als die der EOS M6 Mark II. Zur Verfügung stehen – wie bei der Alpha 6500 – zahlreiche Video-Profile unter anderem mit dem flachen S-Log-Gamma, das ideales Ausgangsmaterial für die Nachbearbeitung bietet.

Neu ist dagegen die Unterstützung für HLG (Hybrid Log Gamma) zur Wiedergabe auf kompatiblen HDR-Fernsehern. Sogar Filme mit Effekten (z. B. Teilfarbe oder Tontrennung) lassen sich in 4K-Auflösung aufzeichnen. Die 4K-Bildwiederholrate liegt bei 25p (Pal). Wenn man auf NTSC umschaltet sind auch 24p und 30p möglich, bei letzterem wird dann doch gecropped. Full-HD kann die Alpha 6600 im Standardmodus mit bis zu 50p (Pal) bzw. 60p (NTSC, mit Crop) aufnehmen, im S&Q-Programm sind Frequenzen von 1 bis 120 Bildern/s möglich, was einem 60fach-Zeitraffer bzw. einer 5fach-Zeitlupe entspricht.

Der Autokus funktioniert prinzipiell auch beim Video sehr gut, inklusive Augenerkennung – anders als beim Foto allerdings nur für Menschen und nicht für Tiere. Die hochwertigen Videofunktionen werden von einem Anschluss für Mikrofon und Kopfhörer abgerundet.
Weitere Funktionen der Alpha 6600 sind Intervallaufnahmen, HDR für einen vergrößerten Dynamikumfang, die Möglichkeit, Bilder in der Kamera mit Sternen zu bewerten und natürlich Wi-Fi zur drahtlosen Bildübertragung und Fernsteuerung. Was fehlt, ist ein Raw-Konverter oder eine sonstige Möglichkeit, Bilder in der Kamera zu bearbeiten.

Aufnahme mit Sony Alpha 6600

Schnee-Eule mit Beute. Im Test funktionierte auch bei diesem Tier die Augenerkennung. Die Bildqualität ist trotz ISO 6400 gut brauchbar.
Kamera: Sony Alpha 6600; Objektiv: E 4,5-6,3/70-350 mm G OSS; Einstellungen: 350 mm, f/6,3, ISO 6400, 1/200 s

Foto: © Andreas Jordan, mit freundlicher Unterstützung von Tierpark Hagenbeck

Aus dem Labor

Wie bei den anderen Sony-Modelle liegt die Auslöseverzögerung mit dem Kitobjektiv E 3,5-5,6/18-135 mm OSS bei rund 0,3 s – das ist ausreichend kurz, um nicht zu stören, aber etwas länger als bei der neuen EOS. Serienbilder gelingen mit 11 Bildern/s und AF-Nachführung, wobei die Kamera bei starken Entfernungsänderungen abbremst, um den Fokus zu korrigieren. Eine sehr gute Größe hat der Pufferspeicher: Wir haben 146 JPEGs und 48 Raws in Folge gemessen.

Wie üblich bereitet Sony die JPEGs in der Kamera recht aggressiv auf, was zu sehr hohen Auflösungswerten führt. Bis ISO 200 liegt der Wirkungsgrad sogar bei über 100 %, was nur durch die Erzeugung künstlicher Strukturen im Bild möglich ist. Entsprechend fällt die Artefaktnote mit 5,0 auch deutlich schlechter aus als bei Canon.

Der Wirkungsgrad bleibt über den gesamten von uns gewerteten Empfindlichkeitsbereich (bis ISO 6400) hoch: Selbst bei ISO 6400 liegt er noch über 87 %. Ein deutlicher Rückgang erfolgt dann ab ISO 12.800 (knapp 74%). Das Bildrauschen fällt bis ISO 1600 sehr gering aus, steigt dann stärker an, ist aber auch bei ISO 6400 noch akzeptabel.

Sony Alpha 6100

Die neue Einsteigerkamera Alpha 6100 hat viele Funktionen mit ihrer großen Schwester gemeinsam, beispielsweise den Bildsensor mit 24 Megapixeln, den neuen Tracking-AF oder den Monitor. Wir fassen uns daher etwas kürzer und gehen vor allem auf die Unterschiede ein.

Sony Alpha 6100 schräg

Die Alpha 6100 und 6600 sind gleich breit und hoch, die 6600 ist wegen des größeren Griffs aber tiefer.

Foto: © Sony

Auf den ersten Blick lässt sich die Einsteiger-Alpha durch den kleineren Griff unterscheiden. Beim näheren Hinsehen kommt hinzu, dass sie nur zwei statt vier Custom-Tasten hat und der AF/MF-Wahlschalter fehlt. Dafür gibt es einen eingebauten Ausklappblitz. Das Kunststoffgehäuse fühlt sich weniger hochwertig an, ist dafür aber auch gut 100 Gramm leichter. Der Sucher hat eine niedrigere Auflösung von 1,44 statt 2,4 Millionen Punkten. In der Praxis ist der Unterschied geringer, als man vielleicht vermuten würde.

Bei den inneren Werten fehlt der Alpha 6100 vor allem der Bildstabilisator. Beim 4K-Video hat Sony die Profile mit S-Log-Gamma sowie Timecode und den Kopfhörer-Anschluss weggelassen. Der Akku ist deutlich schwächer, schafft aber durchaus gute Werte von 380 bis 420 Aufnahmen – besser als bei der EOS M6 Mark II – und lässt sich ebenfalls per USB laden. An einigen Stellen bietet die Alpha 6100 sogar mehr als die 6600. So gibt es einen Schwenkpanoramamodus und mehr Effekte (z. B. Miniatur oder Gemälde- und Illustrationsfilter).

Sony Alpha 6100 seitlich

Zu den Schnittstellen der Alpha 6100 gehört auch die Mini-Klinkenbuchse für den Anschluss eines Mikrofons.

Foto: © Sony

Aus dem Labor

Die Auslöseverzögerung mit Einzel-AF haben wir im Labor mit dem Kitobjektiv 3,5-5,6/16-50 mm OSS gemessen – auch hier liegt sie bei rund 0,3 s. Die Serienbildgeschwindigkeit ist ebenfalls dieselbe wie bei der großen Schwester, allerdings fällt der Puffer etwas kleiner aus: 105 JPEGs oder 34 Raws sind aber immer noch sehr respektabel.
Die Unterschiede bei der Bildqualität sind gering. Die Alpha 6100 hat sogar noch minimal höhere Auflösungswerte, rauscht aber etwas stärker und die Dynamikwerte fallen etwas schlechter aus.

Aufnahme mit Sony Alpha 6100

Die Sony Alpha 6100 bringt mehr Bildeffekte mit als die Alpha 6600 – hier der Filter „Illustration“.
Kamera: Sony Alpha 6100; Objektiv: E 3,5-5,6/18-135 mm OSS; Einstellungen: 28 mm, f/5,6, ISO 100, 1/80 s

Foto. © Andreas Jordan, mit freundlicher Unterstützung von Tierpark Hagenbeck

FAZIT
Den Testsieg holt sich die Sony Alpha 6600. Sie bietet das beste Gesamtpaket aus Bildqualität, Geschwindigkeit und Ausstattung. Die Alpha 6100 kann primär bei der Ausstattung nicht mit ihrer großen Schwester mithalten, hat aber ein sehr gutes Preis-Leistungverhältnis. Die EOS M6 Mark II ist sogar noch etwas schneller als die Sonys und erreicht bis ISO 1600 eine sehr gute Bildqualität, die dann aber stark einbricht und ab 3200 schlechter ist als bei Sony. Der Hauptschwachpunkt bei Canon ist aber die geringe Auswahl an hochwertigen Objektiven – hier muss sich der Fotograf im Zweifelsfall mit Adapter und Spiegelreflexobjektiven behelfen.

Hier gelangen Sie zum Download der Tabelle mit allen Ergebnissen aus unserem Test (Canon EOS M6, Canon EOS M6 Mark II, Canon EOS M50, Sony Alpha 6000, Sony Alpha 6100, Sony Alpha 6400, Sony Alpha 6500, Sony Alpha 6600).

Labormessungen: Anders Uschold

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Dieser Test ist in unserer Ausgabe fotoMAGAZIN 12/2019 erschienen.

Alle APS-C-Systeme im Überblick

(Stand: November 2019)

Insgesamt bieten sechs Hersteller spiegellose Kameras mit APS-C-Sensoren an. Am besten ausgebaut sind die Systeme von Fujifilm und Sony. Vor allem das Unternehmen Fujifilm, das keine Vollformatkameras im Sortiment hat, bietet zahlreiche Objektive für anspruchsvolle Fotografen. Aktuell haben wir 15 Festbrennweiten und 12 Zooms gezählt. Auf der Roadmap steht mit dem 1,0/50 noch ein hochlichtstarker Leckerbissen. Außerdem gibt es zahlreiche Objektive von Fremdanbietern, bisher aber keine von den beiden Großen (Sigma und Tamron). Bei den Kameras existieren sieben Linien.

Fujifilm X-H1

Zusammen mit Sony hat Fujifilm das am besten ausgebaute APS-C-System – hier das Flaggschiff X-H1.

Foto: © Fujifilm

Mit der X-H1 hat Fuji eine Kamera mit integriertem Bildstabilisator (IBIS). Die meisten Fuji-Modelle lösen 24 Megapixel auf, nur die X-T3 und X-T30 haben schon den neuen 26-Megapixel-Sensor, dem wir im Test aber keine bessere Bildqualität bescheinigen konnten. Apropos Sensor: Ab der X-E3 und X-T30 kommen die Fuji-eigenen X-Trans-Sensoren mit spezieller Farbfilteranordnung zum Einsatz, die nicht nur eine sehr gute Bildqualität erreichen, sondern auch einen schnelleren Autofokus mitbringen. Die Modelle der X-A- und X-T100-Serie nutzen dagegen einen herkömmlichen CMOS-Sensor.

Sony hat acht Kameras in der Alpha-6xxx-Serie im Angebot, davon zwei mit IBIS (Alpha 6500 und 6600). Alle sind mit einem 24-Megapixel-Sensor ausgestattet. Ein Schwerpunkt der Entwicklung lag in letzter Zeit auf dem Autofokus: Der Real-Time-Tracking-AF in den Modellen Alpha 6100, 6400 und 6600 haftet sich an das Motiv und verfolgt es. Außerdem erkennt er Menschen- und Tieraugen.

Sony bietet sechs Festbrennweiten und 13 Zooms für APS-C an. Nach einer längeren Pause sind in jüngster Zeit das lichtstarke Standardzoom 2,8/16-55 G (Achtung: kein Bildstabilisator) und das stabilisierte 4,5-6,3/70-350 mm G OSS hinzugekommen. Sony-Fotografen haben den Vorteil, dass sie (ohne Adapter) auch auf die Vollformatobjektive für Sonys spiegelloses FE-System zurückgreifen können – und das sind stolze 30 Modelle.

Spiegelreflexobjektive für das A-Bajonett lassen sich außerdem mit Adaptern (LA-EA-Serie) mit vollem Funktionsumfang nutzen. Unterstützung von Fremdherstellern kommt unter anderem von Sigma (drei explizite APS-Festbrennweiten und zahlreiche Vollformat-Optiken) und Tamron (ein APS- und bald sechs Vollformat-Objektive).

Bei Canon fällt das Objektivangebot mit vier Festbrennweiten und fünf Zooms deutlich sparsamer aus. Komplette Fehlanzeige herrscht immer noch bei lichtstarken Zooms und auch eine klassische lichtstarke Portraitbrennweite fehlt. Da Canons spiegellose Vollformatkameras ein anderes Bajonett nutzen, kann sich der Fotograf auch nicht mit RF-Objektiven aushelfen. Allerdings stehen alle EF- und EF-S-Spiegelreflexobjektive per Adapter zur Verfügung. Zunehmende Unterstützung kommt von Fremdherstellern: Aktuell bietet Tamron ein APS-C-Zoom an und Sigma hat angekündigt, demnächst die drei Festbrennweiten, die es schon für Sony gibt, auch für Canon bereitstellen zu wollen.

Kameras bietet Canon in vier Serien an. Aktuell sind das sucherlose Einsteigermodell EOS M200, die Mittelklassekamera M6 Mark II mit optionalem Aufstecksucher und die beiden Suchermodelle EOS M50 und EOS M5. Vor allem letztere ist nicht mehr ganz auf dem neusten Stand: Sie bringt als einzige keinen DIGIC-8-Bildprozessor und daher kein 4K und kein komprimiertes C-Raw mit. Mit einer Nachfolgerin sollte wohl in absehbarer Zeit zu rechnen sein. Sie dürfte im Wesentlichen eine EOS M6 Mark II mit integriertem Sucher sein und wie diese den brandneuen 32,5-Megapixel-Sensor mitbringen, der in unserem Test tatsächlich die Bildqualität gegenüber den 24-Megapixel-Sensoren verbessert hat.

Newcomer beim spiegellosen APS-C ist Nikon. Mitte Oktober 2019 wurde die Z 50 vorgestellt. Mit einer Kamera und zwei Objektiven fällt das neue System naturgemäß erst mal etwas dünn aus. Immerhin sind sechs Vollformat-Objektive für das Z-Bajonett kompatibel sowie F-Objektive per Adapter. Wohin sich das Z-DX-System entwickelt, bleibt abzuwarten.

Vergleichsweise klein – und teuer – ist das Angebot von Leica: Aktuell sind die Kameras TL2 mit großem Touchscreen und CL im klassischen Design. Dazu gibt es vier Festbrennweiten und drei Zooms. Leica-Fotografen können aber auf die Vollformat-Objektive mit L-Bajonett zurückgreifen, da der Objektivanschluss für APS-C und Vollformat der gleiche ist. Leica selber bietet hier acht Objektive an, außerdem gibt es L-Objektive von den Systempartnern Panasonic und Sigma.

Die kleinste Nische dürfte Sigma mit der sd Quattro bedienen. Die Kamera vom Juli 2016 nutzt das SA-Bajonett der Spiegelreflex-Objektive von Sigma, hat damit aber anders als die meisten Systemkameras ein relativ großes Auflagemaß von 44 mm. Als Bildwandler kommt der Foveon-Direktbild-Sensor zum Einsatz, der zwar hohe Auflösungswerte erzielt, aber stärker rauscht als herkömmliche Bildwandler. Auch der Autofokus ist deutlich langsamer als bei der Konkurrenz.

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