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Im Test: Premium-Kompakte von Canon und Sony
Hochwertige Kompaktkameras sind überwiegend mit 1-Zoll-Sensoren ausgestattet. Die drei neuen Modelle Canon PowerShot G7X Mark III, G5 X Mark II und Sony RX100 VII nutzen
dabei eine „Stacked“-CMOS-Bauweise, die unter anderem eine rasante Seriengeschwindigkeit ermöglicht. Ein Praxis- und Labortest.
In Zeiten, in denen immer mehr mit Smartphones fotografiert wird, haben es Kompaktkameras schwer. Die Kamerahersteller müssen sich deutlich absetzen, im Fall der Kameras mit 1-Zoll-Sensoren vor allem durch den größeren Sensor und der damit einhergehenden besseren Bildqualität. Das größte Angebot an 1-Zoll-Kompakten hat Sony. Der Elektronikgigant stellt die Bildsensoren selber her und verkauft sie auch an andere Hersteller. Die kompakte RX100-Serie bekommt jedes Jahr ein Update und ist nun bereits in der siebten Generation angekommen. Die Vorgängermodelle sind übrigens weiter verfügbar. Zusätzlich bietet Sony in der RX10-Serie größere Bridge-Kameras mit 1-Zoll-Sensoren und mehr Zoom an. Neben Sony hat auch Panasonic 1-Zoll-Kompakte im Angebot: die relativ kleine Lumix TZ202 und die größeren Bridge-Kameras der FZ1000- und FZ2000er-Serie. Canon hatte zwischen Mitte 2015 und Anfang 2017 fünf Modelle auf den Markt gebracht. Danach war längere Zeit Ruhe, nun kommen die Nachfolgemodelle PowerShot G7 X Mark III und G5 X Mark II. Gemeinsam haben die drei neuen den CMOS-Sensor mit 20 Megapixeln und integriertem DRAM-Speicher. Man spricht auch von einer Stacked-CMOS-Bauweise. Sony setzt schon seit der RX100 IV vom Sommer 2015 auf derartige Sensoren. Bei Canon kommen sie nun erstmals zum Einsatz. Die Stacked-Sensoren ermöglichen höhere Auslesegeschwindigkeiten, was sich unter anderem bei der rasanten Serienbildgechwindigkeit bemerkbar macht.
Canon PowerShot G5 X Mark II und G7 X Mark III
Die beiden neuen Canon-Modelle haben viele Gemeinsamkeit. Neben dem Bildsensor und dem Bildprozessor DIGIC 8 betrifft das auch das Gehäuse-Design und das Bedienkonzept. Die G5 X Mark II ist etwas größer, was angesichts des erweiterten Zoombereichs (5fach statt 4,2fach) und des integrierten Suchers nicht wundert. Ein kleiner, gummierter Griff auf der Vorderseite gibt einen guten Halt. Auf der Oberseite sitzt bei beiden Kameras ein Belichtungskorrekturrad und direkt darüber das Modus-Rad. Am Objektiv steht ein Steuerungsring zur Verfügung, der je nach Programm unterschiedliche Funktionen hat, also beispielsweise Blende oder Zeit einstellt oder zoomt. Vorbildlich und konsequent umgesetzt ist die Touch-Bedienung. Hiermit ist neben dem obligatorischen Setzen des AF-Messfeldes und dem Blättern durch die aufgenommenen Bilder eine volle Menü-Bedienung möglich. Die beiden 3,0-Zoll-Monitore lassen sich um 180 Grad in die Selfie-Position kippen und für Über-Kopf-Aufnahmen um ca. 45 Grad nach unten neigen. Einen OLED-Sucher hat nur die PowerShot G5 X Mark II: Er springt nach Betätigung des seitlich angebrachten Hebels aus dem Gehäuse und muss dann nach hinten gezogen werden – das klappt bei Sony einfacher. Der Sucher ist relativ klein, aber mit 2,36 Millionen Punkten sehr scharf.
4K-Video ohne Crop
Dank DIGIC-8-Bildprozessor können die beiden neuen PowerShots nun auch Videos mit 4K-Auflösung aufnehmen (3840 x 2160 Pixel, 30p oder 25p, gut 100 Mbit/s) und zwar ohne Crop, also mit vollem horizontalem Bildfeld. Hierfür muss man allerdings zunächst die ab Werk aktivierte „automatische Wasserwaage“ ausschalten. Diese Funktion gleicht leichte Schieflagen der Kamera aus, benötigt dafür aber Spielraum, um das Bild auf dem Sensor zu verschieben. Das gleiche gilt auch für den in drei Stärken zuschaltbaren elektronischen Bildstabilisator. Die Länge der 4K-Clips ist auf knapp zehn Minuten begrenzt, in Full-HD sind auch knapp 30 Minuten lange Sequenzen mit 25p, 30p, 50p oder 60p möglich. Die Schärfeverlagerung erfolgt im Video sehr weich und weitgehend ohne Pumpen. Aktiviert man den Modus „Hohe Bildrate“, so zeichnen die Kameras Zeitlupen in Full-HD mit 100p oder 120p auf – wie üblich ohne Ton und AF-Nachführung. Darüber hinaus steht ein HDR-Videomodus in Full-HD zur Verfügung und bis zu 900 Intervallaufnahmen lassen sich zu einem 4K-Video zusammensetzen. Leider speichern die PowerShots im Intervallmodus keine Einzelaufnahmen in voller Auflösung. Immerhin lassen sich aus 4K-Videos nachträglich JPEGs mit rund 8 Megapixeln extrahieren.
Neu ist, dass Canon dem mechanischen Verschluss (kürzeste Zeit 1/2000 s) einen elektronischen Verschluss zur Seite gestellt hat, der Zeiten bis zu 1/25.600 und das lautlose Auslösen ermöglicht. Etwas umständlich ist, dass man manuell zwischen den beiden Verschlussarten umschalten muss, Sony bietet hierfür eine Automatik. Wie üblich hat der E-Verschluss seine Beschränkungen, so ist beispielsweise das Blitzen nicht möglich und auch Serienbilder gelingen nur mit mechanischem Verschluss. Weitere gemeinsame Merkmale der PowerShots sind ein in die Kamera integrierter Raw-Konverter, ein automatisch zuschaltbarer ND-Filter, Fokus-Bracketing, ein Schwenkpanorama-Modus, Wi-Fi und Bluetooth sowie die neue Lade- und Betriebsfunktion per USB-C.
Eine Spezialität, die der PowerShot G7 X Mark III vorbehalten bleibt, ist das YouTube-Live-Streaming. Voraussetzung hierfür ist ein für das Live-Streaming freigeschalteter YouTube-Kanal und die Anmeldung der Kamera über WLAN am Canon Image Gateway. Über das Gateway lassen sich übrigens auch andere Dienste direkt aus der Kamera per WLAN mit Bildern beliefern. Neben YouTube sind dies Canons Irista, Twitter, Flickr, Google Drive und E-Mail. Facebook wird aus Datenschutz-Gründen seit einiger Zeit nicht mehr unterstützt.
Geschwindigkeit und BIldqualität
Beide Kameras haben einen sehr schnellen Einzel-Autofokus. Wir haben eine Auslöseverzögerung von rund 0,2 s gemessen. Rasant ist auch der Serienbildmodus, der es wie versprochen auf 20 Bilder/s bringt und diese Frequenz auch erfreulich lange durchhält: Mit JPEGs sind fast 130 Bilder in Folge möglich. Soll der Autofokus nachgeführt werden, so sinkt die Seriengeschwindigkeit auf 8 Bilder/s; mehr schafft der reine Kontrast-AF nicht. Eine Besonderheit ist der neue Raw-Burst-Modus. Hier wird sogar mit 30 Bildern/s in einen Ringspeicher aufgenommen – auf Wunsch auch schon 0,5 s vor dem Auslösen. Nach dem Loslassen des Auslösers werden die letzten rund 100 Bilder in eine CR3-Datei gespeichert. Der Fotograf kann sich dann durch die aufgenommenen Bilder scrollen und die Favoriten als einzelne Raw- oder JPEG-Aufnahmen speichern.
Bei der Bildqualität beruhen die Unterschiede im Wesentlichen auf den Objektiven. Die G5 X Mark II punktet mit dem etwas größeren Zoombereich (1,8-2,8/24-120 mm beim KB). Im Labor haben wir im Weitwinkel über das ganze Bildfeld eine mittelmäßige Auflösung von 11,5 effektiven Megapixeln gemessen, was einem Wirkungsgrad ca. 76 % entspricht. Interessanterweise erreicht die Kamera die höchste Auflösung schon bei offener Blende. Der Grund für den mäßigen Wirkungsgrad ist vor allem der starke Auflösungsverlust am Bildrand – in der Bildmitte haben wir dagegen einen sehr hohen Wirkungsgrad gemessen. In der mittleren Brennweite (40 mm KB-äquivalent) ist die Auflösung nur minimal besser, wobei hier Abblenden auf f/4,5 hilft. Überraschend gute Ergebnisse erzielt die PowerShot im Tele: Bei Blende 4 ergeben sich 14,8 effektive Megapixel bzw. ein Wirkungsgrad von 86 %. Der Grund dafür ist, dass die Auflösung im Tele auch am Bildrand hoch bleibt.
Die G7 X Mark III mit 4,2fach-Zoom (1,8-2,8/24-100 mm beim KB) schwächelt im Weitwinkel noch mehr, was an der schlechteren Randschärfe liegt. Lediglich 8,4 effektive Megapixel (knapp 65 % Wirkungsgrad) haben wir bei 24 mm über das ganze Bildfeld gemessen. In der mittleren und langen Brennweite sind die Ergebnisse dagegen sogar besser als bei der G5X Mark II (23,6 und 15 effektive Megapixel). Gemessen über den ISO-Bereich ist die Auflösung bei beiden Kameras ab ISO 400 rückläufig, bleibt aber bis ISO 1600 akzeptabel, um danach deutlich abzustürzen. Bei der Eingangsdynamik gibt es keine relevanten Unterschiede zwischen den beiden PowerShots; sie erreichen mit maximal 8,6 bis 8,7 Blendenstufen für ihre Klasse gute Ergebnisse. Die Artefaktnote ist mit 3 bis 3,5 etwas besser als bei Sony.
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Kameras im Test
Andreas Jordan ist Sozialwissenschaftler und Mediendesigner und arbeitet seit 1994 als Redakteur und Autor mit den Schwerpunkten Multimedia, Imaging und Fotografie für verschiedene Fach- und Special-Interest-Magazine (u. a. Screen Multimedia, Computerfoto, MACup) und Tageszeitungen (Hamburger Abendblatt, Berliner Kurier). Seit 2003 ist er Redakteur beim fotoMAGAZIN und leitet dort seit 2007 das Ressort Test & Technik.
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