Bei Peter Michels liegt das Schreiben und Unterrichten rund um die Fotografie in der DNA. Er unterrichtet Kamerabau, historische Fotoprozesse und Analogfotografie. Ihm ist es zu verdanken, dass in der Schweiz Analogfotografie als schützenswertes Handwerk definiert wurde. Als Kurator konzipierte er die Werkschau PHOTO an den Standorten Zürich und München.
Veronika – die Schutzheilige der Fotografen
Die Feuerwehr hat Sankt Florian, Bergleute die heilige Barbara und auch für Fotografen gibt es eine Schutzheilige: Jedes Jahr am 4. Februar hat nach katholischer Tradition die heilige Veronika als Schutzheilige der Fotografie ihren Namenstag.
Ursprünglich bedeutet Veronika: die Siegbringende. Im Laufe der Zeit veränderte sich die Deutung des Wortes, in dem die Begriffe „Vero“ (Latein: wahr) und „Eikon“ (altgriechisch für Bild) stecken. Als einst ein Schutzpatron für die Fotografie gesucht wurde, lag die heilige Veronika mit der Suggestion des „wahren Abbildes“ nahe.
Wenn am Karfreitag in katholischen Prozessionen der Leidensweg Christi begangen wird, dann gilt die sechste Station der Geschichte vom Schweißtuch der heiligen Veronika. Als Jesus unter der Last des Kreuzes zusammenbrach, soll Veronika ihm mit einem Tuch das Gesicht gereinigt haben. Auf wundersame Weise soll darauf anschließend das Gesicht und die Wunden der Dornenkrone erschienen sein. Dieses Tuch ist eines von fünf Tüchern, welche ein Abbild des Erlösers zeigen sollen. In der Bibel wird man diese Geschichte jedoch vergeblich suchen.
In den Überlieferungen der koptischen Kirche aus dem 6. Jahrhundert wird Veronika namentlich genannt. Sie soll mit diesem Schweißtuch mit dem Abbild Christi den römischen Kaiser Tiberius vom Aussatz geheilt haben. Die eigentliche Legende um das Abbild auf dem Tuch der Veronika und dem Kreuzweg kommt erst im 12. Jahrhundert in unseren Kulturkreis. Seitdem wird ein ihr zugeschriebenes Tuch im Petersdom aufbewahrt. Jedes Jahr Mitte Januar wird die Reliquie den Gläubigen gezeigt. Es ist naheliegend, dass Berufsgruppen, die auf wundersame Weise Abbilder schaffen, dieser Patronin zugeordnet werden.
Noch heute beschäftigt der Gedanke an das Schweißtuch Fotografen. Kann Schweiß wirklich ein Abbild hervorrufen? Der Wiener Reiner Riedler hat sich diese Frage gestellt, als er nassgeschwitzt von einer Jogging-Runde zurückkam. In der Forensik gibt es Chemikalien, mit denen man Körpersäfte nachweisen kann. Riedler kontaktierte das Fraunhofer Institut in München. Die Wissenschaftler dort konnten ihm Textilien mit sensorischen Farbstoffen einfärben, die er in einer Kunstaktion anwendete. Mit den dabei entstandenen Bildern hat er sein Projekt „Sweat“ geschaffen. Doch nicht nur Schweiß kann Abbilder produzieren, auch mit Blut anstelle einer Fotoemulsion lassen sich Bilder belichten. Eine Entstehungsthese zum Turiner Grabtuch besagt, dass es sich hier um eine fotochemische Übertragung durch gerbende Salbungsöle handelt.
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