Schon getestet: Sony Alpha 7 IV mit 33-Megapixel-Sensor

Die spiegellose Vollformatkamera Alpha 7 IV weist in fast allen Bereich deutliche Verbesserungen gegenüber ihrer Vorgängerin Alpha 7 III auf. Unter anderem hat Sony die Sensorauflösung auf 33 Megapixel angehoben. Wir konnten bereits ein Vorserienmodell in der Praxis testen.

Farbiges Porträt von Andreas Jordan vor neutralem Hintergrund

Andreas Jordan

Andreas Jordan leitet das Technik-Ressort beim fotoMAGAZIN.

Die Sony Alpha 7 IV wiegt 658 Gramm.
Bild: Sony

Bereits Anfang Oktober stand uns ein Vorserienmodell der Alpha 7 IV zum Praxistest zur Verfügung. Geschwindigkeit und Bildqualität waren laut Sony so gut wie auf dem finalen Stand, allerdings war die Kamera noch nicht für einen Labortest freigegeben – diesen holen wir sobald möglich nach. Lediglich bei den Netzwerkfunktionen und der Fernsteuerung per App gab es noch größere Einschränkungen.

Sony Alpha 7 IV von oben.

Der Griff ist größer geworden, der Videoauslöser befindet sich auf der Oberseite und das Belichtungskorrekturrad lässt sich nun auch mit anderen Funktionen belegen.

Foto: Andreas Jordan

Sony Alpha 7 IV: Verbesserte Bedienung

Das Gehäuse hat Sony gegenüber der Alpha 7 III weiterentwickelt, unter anderem mit einem größeren Griff. Es entspricht nun weitgehend der Alpha 7S III, bringt aber einige Neuerungen mit, die es bisher bei keiner Alpha-Vollformat-Kamera gab. So wurde das fest belegte Belichtungskorrekturrad durch ein Rad ersetzt, das zwar standardmäßig zur Belichtungskorrektur dient, sich aber auch mit anderen Funktionen belegen lässt – aus unserer Sicht eine klare Verbesserung. Zweite Neuerung: Unter dem PASM-Rad befindet sich nun ein separater Umschalter, um schnell zwischen Foto, Video und S&Q (also Zeitlupe und Zeitraffer) zu wechseln. Ebenfalls ein klarer Gewinn – bisher befanden sich die Video- und S&Q-Position auf dem PASM-Rad, sodass man, wenn das PASM-Rad auf Video stand, nur über das Menü die Belichtungsprogramme ändern konnte. Nun ist es also auch im Videomodus möglich, per Rad beispielsweise zwischen Blendenautomatik und manuell zu wechseln.

Das Umschalten zwischen Foto, Video und S&Q hat Sony auf ein eigenes Rad gelegt

Das Umschalten zwischen Foto, Video und S&Q hat Sony auf ein eigenes Rad gelegt und so vom PASM-Rad entkoppelt.

Foto: Andreas Jordan

Seitlich ausklappbarer Monitor

Die vielleicht prominenteste Veränderung gegenüber der Alpha III ist der – wie bei der Alpha 7S III – zur Seite ausklappbare Monitor. Er hat zwar nach wie vor eine Diagonale von 3,0 Zoll, aber eine höhere Auflösung von 1,03 Millionen Bildpunkten. Außerdem hat er die verbesserte Menüstruktur und die Touch-Funktionalität der Alpha 7S III und Alpha 1 geerbt. Sprich: Auch das Menü lässt sich per Touch bedienen. Der Sucher hat eine Auflösung von 3,68 Millionen Punkten (Alpha 7 III: 2,36 Mio. Punkte) und zeigt damit weniger Artefakte und Fehlfarben. Die Bildwiederholfrequenz hat Sony von 60 auf 120 fps erhöht.

Der Monitor lässt sich nun zur Seite ausschwenken.

Der Monitor lässt sich nun zur Seite ausschwenken. Er erlaubt die komplette Touch-Bedienung.

Foto: Andreas Jordan

Auch die Schnittstellen wurden überarbeitet. So kommt nun die große HDMI-Typ-A-Buchse zum Einsatz und USB-C liegt in Version 3.2 Gen 2 mit Geschwindigkeiten von bis zu 10 Gbit/s vor. Der USB-C-Port kann auch für das Laden des Akkus und die Stromversorgung im laufenden Betrieb genutzt werden. Eine Besonderheit ist, dass per Adapter über USB-C auch eine Ethernet-Verbindung (1000Base-T) hergestellt werden kann. Kabellos kommuniziert die Kamera per Wi-Fi mit 2,4 oder 5 GHz. Mit der Imaging Edge-App lässt sie sich fernsteuern und Dateien – jetzt auch Raws – können auf das Smartphone bzw. Tablet übertragen werden. Wer will, kann gezielt nur Bilder mit bestimmten Merkmalen – bspw. fünf Sternen – übertragen. Der Zubehörschuh kommuniziert auch mit digitalen Mikrofonen und kann beispielsweise den Bluetooth-Empfänger des Funkmikros ECM-W2BT mit Strom versorgen. Kopfhörer und Mikrofonbuchsen sind natürlich ebenfalls vorhanden.

Der neue BSI-Sensor löst 33 Megapixel auf.

Der neue BSI-Sensor löst 33 Megapixel auf.

Bild: Sony

Neuer BSI-Bildsensor in der Sony Alpha 7 IV

Wie schon die Alpha 7 III vom Frühjahr 2018 ist auch die Alpha 7 IV mit einem BSI-Bildsensor ausgestattet (bei Sony Exmor R genannt), der eine etwas bessere Lichtausbeute hat als herkömmliche Sensoren. Die Auflösung wurde von 24 auf 33 Megapixel erhöht. Laut Sony soll das Rauschverhalten trotzdem verbessert worden sein (Empfindlichkeit ISO 100 bis 51.200, erweiterbar auf 50 bzw. 102.400). In unserem Praxistest war die Bildqualität bis ISO 1600 nahezu tadellos, danach setzten bei der 100-%-Ansicht am Monitor sichtbare Verschlechterungen in Form von Helligkeitsrauschen und Detailverlusten ein, ISO 3200 ist aber auch für große Abzüge noch gut brauchbar. Bei kleineren Ansichten sieht man auch bei 25.600 kaum einen Unterschied zur Grundempfindlichkeit. Eine präzise Bewertung der Bildqualität und der Vergleich mit der Konkurrenz erfolgt demnächst im Labortest.

Die Alpha 7 IV hat ein reines SD-Karten-Laufwerk und eins, das neben SD-Karten auch die schnelleren CFexpress-Typ-A-Karten aufnimmt.

Die Alpha 7 IV hat ein reines SD-Karten-Laufwerk und eins, das neben SD-Karten auch die schnelleren CFexpress-Typ-A-Karten aufnimmt.

Foto: Andreas Jordan

Lange Bildserien

Die Serienbildgeschwindigkeit bleibt bei maximal 10 Bildern/s; mit AF-Nachführung haben wir 8,2 Bilder/s gemessen, wobei die Geschwindigkeit hier stark von der Aufnahmesituation, vor allem der Bewegung des Motivs, abhängt. Ein deutlicher Fortschritt zeigt sich bei der Serienbildlänge: In unserem Test mit einer CFexpress-Typ-A-Karte von Sony (Schreibgeschwindigkeit 700 MB/s) konnten wir sowohl bei JPEGs als auch bei komprimierten Raws praktisch unbegrenzt aufnehmen (Test nach 1000 Aufnahmen, also 100 s, abgebrochen). Bei der aktuell schnellsten SD-Karte (Sony UHS-II, 300 MB/s) waren ebenfalls unbegrenzte JPEGs, aber nur 58 komprimierte Raws in Folge möglich, bevor die Kamera langsamer wurde. Verlustfrei komprimierte und unkomprimierte Raws nimmt die neue Sony übrigens nur mit 6 Bildern/s auf, wobei die Länge mit CFexpress Typ A ebenfalls bei über 1000 Bilder liegt, mit der schnellsten SD-Karte haben wir 46 (verlustfrei komprimiert) bzw. 22 (unkomprimiert) in Folge gemessen. CFExpress Typ A bietet also echte Vorteile. Wem die Sony-Karten zu teuer sind (160 GB ca. 350 Euro), der findet seit kurzem mit den Karten von ProGrade eine knapp 70 Euro günstigere Alternative.

Als Alternative zu JPEG steht in der Alpha 7 IV auch das HEIF-Format zur Verfügung, das eine Farbtiefe von 10 Bit hat und besonders effektiv komprimiert.

Als Alternative zu JPEG steht in der Alpha 7 IV auch das HEIF-Format zur Verfügung, das eine Farbtiefe von 10 Bit hat und besonders effektiv komprimiert.

Screenshot: Andreas Jordan

Herausragender Autofokus

Den Hybrid-Autofokus hat die Alpha 7 IV von der Alpha 1 geerbt und sogar weiterentwickelt. Sprich: Er verfügt über 759 Messfelder mit Phasendetektion, die 94 % des Bildfeldes abdecken und arbeitet bis -4 EV. Real Time Tracking und die Augen-Erkennung für Menschen und Tiere und – separat gelistet – Vögel sind an Bord und arbeiten selbst bei einer Lichtstärke von 1:22, beispielsweise mit einem lichtschwachen Telezoom mit Telekonverter. Anders als bei der großen Schwester funktioniert die Tieraugenerkennung auch im Videomodus. Erstmals hat Sony neue AF-Funktionen implementiert. So zeigt eine „Focus Map“ nicht nur den Bereich an, der im Fokus ist, sondern mit unterschiedlichen Farben auch die Bereiche, die vor und hinter der Schärfeebene liegen.

Digitale  Korrektur für Focus-Breathing

Außerdem wurde eine digitale Focus-Breathing-Korrektur integriert, die dafür sorgt, dass sich das Bildfeld bei der Verlagerung der Schärfe nicht verändert. Dabei wird der Bildausschnitt – je nach Objektiv – leicht beschnitten. Das Ganze funktioniert allerdings nur mit Sony-Objektiven. Weitere Verbesserungen: Sowohl im Foto- als auch im Videomodus stehen neue Bildstile (Creative Looks) zur Verfügung, die Effizienz des 5-Achsen-Bildstabilisators wurde von 5 auf 5,5 Stufen erhöht und es werden die Bildformate HEIFF und Light-JPEG (Dateigröße ca. 3 MB) unterstützt.

Dank Bildstabilisator gelingen relativ lange Belichtungen aus der Hand mit scharfem Vordergrund und Bewegungsunschärfe. Hier mit dem FE 4/24105 mm G OSS bei 37 mm mit einer halben Sekunde.

Dank Bildstabilisator gelingen relativ lange Belichtungen aus der Hand mit scharfem Vordergrund und Bewegungsunschärfe. Hier mit dem FE 4/24105 mm G OSS bei 37 mm mit einer halben Sekunde.

Foto: Andreas Jordan

4K-Video mit 60p

Sony betont, dass es sich bei der Alpha 7 IV um eine Hybridkamera für Foto und Video handelt. So entfällt die 30-Minuten-Begrenzung pro Clip und die Kamera nimmt nun 4K mit 60p auf, allerdings nur im Super35-Modus, also mit APS-C-Crop (1,5x). Im Vollformat sind jetzt 4K/30p ohne Crop möglich. In Full-HD schafft die Kamera 120p, sprich eine 5fache Zeitlupe. Anders als die Alpha 7 III beherrscht die neue Alpha außerdem die interne Aufzeichnung mit 10 Bit Farbtiefe und 4:2:2 Farbunterabtastung (vorher 8 Bit, 4:2:0) sowie das schnittfreundliche All-I mit bis zu 600 MBits/s als Alternative zu Long GOP. Auch der mit der Alpha 7S III eingeführte XAVC-HS-Modus mit H.265-Codec steht zur Verfügung – XAVC-I mit H.264 natürlich ebenfalls. In unserem Test brach die Kamera Videos in den höchsten Qualitätsstufen bei Raumtemperatur zunächst nach ca. 20 Minuten wegen Überhitzung ab. Nachdem wir die automatische Hitzeabschaltung im Menü von „Standard“ auf „hoch“ gesetzt hatten, waren aber deutlich längere Clips möglich – 4K-XAVC-HS mit 200 Mbits/s bspw. bis zu 50 Minuten – dann war die 80-GB-Karte voll.

Live-Streaming ist mit bis zu 4K möglich, wobei Full-HD/50p meist die bessere Wahl sein dürfte.

Live-Streaming ist mit bis zu 4K möglich, wobei Full-HD/50p meist die bessere Wahl sein dürfte.

Screenshot: Andreas Jordan

Bei den Videoprofilen wird neben S-Log3 jetzt auch S-Cinetone unterstützt. Neu ist weiterhin, dass sich beim Filmen eine digitale Bildstabilisierung zuschalten lässt. Schließlich beherrscht die Alpha 7 IV Live-Streaming mit bis zu 4K/15p oder Full-HD/60p.

Fazit

Sony hat fast alle ergonomischen Schwachpunkte beseitigt – nur der Monitor könnte noch etwas größer ausfallen. Der Autofokus gehört zum Besten, was der Markt aktuell zu bieten hat, und der Serienbildmodus erlaubt mit den schnellen CFexpress-Typ-A-Karten nahezu endlose Bildfolgen. Die Bildqualität bewegt sich auf einem hohen Niveau: Der neue Sensor sorgt für mehr Details als bei der Vorgängerin, das Rauschen fällt trotzdem gering aus.

Technische Daten und Testergebnisse zur Sony Alpha 7 IV

KameraSony Alpha 7 IV
Preis (Liste/ Straße)ca. 2800 Euro/ ca. 2800 Euro
Sensor: Art/ Abmessungen/ Auflösung/ PixelpitchBSI-CMOS/ ca. 36 x 24 mm/ 33,1 MP/ 5,1 µm
Bajonett/ Crop-FaktorE/ 1
AutofokusHybrid: Phasen-Detektion: 759, Kontrast: 425 Messfelder
IBIS/ Pixelshift/ Sensorreinigung/ WLANja/ nein/ ja/ ja
Blitzkein Gehäuseblitz/ Blitzschuh/ Synchronzeit: 1/250 s, Synchronbuchse
Belichtungszeiten1/8000 - 30 s, Bulb
EmpfindlichkeitISO 100 - 51.200, erweiterbar (50 und 102.400)
Video: max. Auflösung/ max. Bildrate/ Codec3840 x 2160/ 60p (Super35); 1920 x 1080/ 120p/ H.264, H.265
SucherOLED (3,68 Mio. Punkte)/ Bildfeld: 100 %/
Monitor: Diagonale/ Auflösung7,5 cm/ 1,03 Mio. Punkte, dreh- und schwenkbar, Touchscreen
Speicher1 x SD(HC/XC, UHS-II) und CFexpress (Typ A), 1 x SD(HC/XC, UHS-II)
Akkuleistung nach CIPAk. A.
SchnittstellenUSB 3.2 (Typ C), Multi/Micro-USB, HDMI (Typ A), Mikrofon, Kopfhörer
Abmessungen (B x H x T)/ Gewicht (mit Akku)131 x 96 x 79 mm/ 658 g
Geschwindigkeitmit Sony CFExpress Typ A
Serienbilder pro SekundeS-AF: JPEG und Raw-Kompr.: 10, AF-C: 8,2, Raw verlustfrei kompr. & unkompr.: 6
Serienbilder in Folge>1000

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