Die neue Panasonic Lumix S5II im Praxistest

Auf den ersten Blick unterscheiden sich die beiden neuen Kameras kaum von ihrer Vorgängerin Lumix S5. Allerdings sind sie in allen Dimensionen etwas größer geworden. Am stärksten fällt der Zuwachs in der Tiefe aus (90,1 statt 81,9 mm) – die Neuen wirken etwas pummeliger.

Integrierter  Lüfter für lange 6K-Videos

Der Grund hierfür dürfte der Lüfter sein, der zwischen Sensor und Sucherhügel untergebracht wurde. Die Öffnungen für die Lüftung sind bei genauem Hinsehen an den Seiten des Sucherhügels zu sehen; störende Lüftergeräusche konnten wir im Test nicht feststellen. Trotz der Lüftungsöffnungen bleibt das Magnesiumgehäuse der S5II übrigens gegen das Eindringen von Staub und Spritzwasser geschützt. Ansonsten sind die Bedienelemente genauso angeordnet wie bei der Lumix S5: Das Drive-Rad auf der linken Seite gibt schnellen Zugriff auf die Serienbildmodi, die High-Resolution- und Intervallaufnahmen sowie den Selbstauslöser. Per Modurad kann der Fotograf nicht nur schnell zwischen P, A, S und M umschalten, sondern auch auf Zeitraffer und Zeitlupe (S&Q), dem manuellen Videomodus und drei Custom-Modi zugreifen. Neben dem Auslöser stehen Direkttasten für Weißabgleich, ISO und Belichtungskorrektur zur Verfügung.

Tadellose Bedienung der S5II

Auf der Rückseite gibt es unter anderem einen Joystick mit acht Bewegungsrichtungen zum komfortablen Verschieben des AF-Messfeldes und einen Umschalter zwischen S-AF, C-AF und manueller Fokussierung. Unverändert ist der seitlich ausklappbare 3,0-Zoll-Monitor. Wie bei Panasonic üblich erlaubt er die vollständige Touchscreen-Bedienung – das Hauptmenü eingeschlossen. Änderungen gibt es dagegen beim OLED-Sucher: Er ist etwas größer (Vergrößerung 0,78 statt 0,74x) und hat eine höhere Auflösung (3,68 statt 2,38 Millionen Punkte). Den Augensensor für das automatische Umschalten zwischen Sucher und Monitor hat Panasonic von der Unterseite zur Oberseite das Suchers verschoben, um ein versehentliches Umschalten zu verhindern. Unter dem Strich lässt sich die S5II tadellos bedienen.

Große HDMI-Buchse

Eine kleinere äußerliche Veränderung zeigt sich beim Öffnen der Schnittstellenabdeckungen: Die HDMI-Buchse hat jetzt das große Typ-A-Format. Die USB-C-Schnittstelle liegt nun in der Version 3.2 Gen 2 vor und unterstützt Power Delivery (mit dem optionalen Ladegerät DMW-BTC15). Für drahtlose Verbindungen stehen Bluetooth und Wi-Fi zur Verfügung, wobei neben 2,4 GHz nun auch 5 GHz unterstützt werden. Beide SD-Kartenlaufwerke sind für die schnellen UHS-II-Karten ausgelegt. Obwohl der gleiche Akku zum Einsatz kommt (DMW-BLK22) hat sich die Laufzeit nach CIPA-Standard leicht verschlechtert: Sie liegt nun bei 370 Bildern mit einer Ladung (S5: 440 bis 470 Aufnahmen). Im Energiesparmodus lässt sich die Reichweite des Akkus – wie bei der S5 – auf 1500 Bilder verlängern. Verdoppeln lässt sich die Laufzeit mit dem Batteriegriff DMW-BG1.

Der neue Hybrid-Autofokus der Lumix S5II

Panasonic war in den letzten Jahren der einzige Hersteller, der auf Phasendetektions-Pixel zur Fokussierung verzichtet hat. Stattdessen setzen die Lumix-Systemkameras bisher auf einen Kontrast-AF, der durch die DFD-Technik (Depth from Defocus) ergänzt wird. An sich ein zuverlässiges und präzises Verfahren, das allerdings nicht ganz so schnell scharfstellt wie die Autofokussysteme der Konkurrenz. Die Lumix S5II und S5IIX sind nun also die ersten Panasonic Kameras mit Hybrid-Autofokus: Neben dem Kontrast-AF mit DFD (315 Fokuspunkte) stehen also Phasendetektions-Pixel (mit 779 Fokuspunkten) auf dem neuen 24-MP-CMOS-Sensor zur Verfügung. Natürlich gibt es auch eine Objekterkennung und zwar für Menschen (inklusive Augen) und Tiere (ohne Augenerkennung). Anders als bei der S5 steht die Motiverkennung nicht nur bei der automatischen AF-Messfeldwahl über das gesamte Bildfeld zur Verfügung, sondern auch in begrenzten AF-Zonen und in einem speziellen Tracking-Modus. Die Phasendetektion verbessert unter anderem die Fokussierung im Gegenlicht und bei mehreren Personen. Außerdem lässt sich das AF-Messfeld nun noch kleiner einstellen (Pinpoint-AF). 

Wie viel leistungsfähiger der neue Autofokus ist, zeigt sich im Serienbildmodus: Selbst bei 30 Bildern/s und elektronischem Verschluss führt die Kamera die Schärfe nach. Die Lumix S5 konnte das bei maximal mit 5 Bildern/s, die teureren Modelle der S1-Serie bis 6 Bilder/s. Etwas verwunderlich ist, dass beim Einsatz des mechanischen Verschlusses der AF nur bis 7 Bilder/s nachgeführt wird, obwohl der Verschluss selber 9 Bilder/s ermöglicht – dann aber nur mit Einzel-AF.

Wer in der Sport- oder Tierfotografie sehr schnelle Serien aufnehmen will, ist also auf den E-Verschluss angewiesen, der in einer bestimmten Situation zu Verzerrungen durch den Rolling-Shutter-Effekt führen kann. Zwar gibt Panasonic an, die Verzerrungen reduziert zu haben, in bestimmten Situationen werden sie aber dennoch sichtbar (siehe Belegbild).

Starker Ausstattung – und überraschende Lücken

Auch sonst wartet die S5II mit einigen starken Ausstattungsmerkmalen für Fotografen auf. So bringt die Kamera – wie ihre Vorgängerin – einen integrierten 5-Achsen-Bildstabilisator mit beweglichem Bildsensor mit. Laut Hersteller kompensiert er bis zu fünf Blendenstufen, bzw. 6,5 Blendenstufen in Kombination mit einem stabilisierten Objektiv. Wir konnten mit dem stabilisierten Lumix S 4/24-105 mm Macro O.I.S. bei 105 mm scharfe Aufnahmen aus der Hand mit bis zu 1/8 s realisieren. Neu ist, dass sich der mechanische Bildstabilisator im Videomodus mit einem elektronischen Stabilisator kombinieren lässt und so besonders effektiv ist; naturgemäß setzt hierbei ein leichter Crop ein.

Der beweglich gelagerte Sensor lässt sich auch für High-Resolution-Aufnahmen nutzen. Dabei werden in kurzer Folge mit elektronischem Verschluss mehrere Aufnahmen gemacht, die dann in der Kamera zu einem Bild wahlweise mit 96 oder 48 Megapixeln zusammengesetzt werden. Voraussetzung ist ein Stativ und ein statisches Motiv – leichte Bewegungen beispielsweise von Blättern oder Zweigen bei einer Architekturaufnahme versucht die Kamera in einem speziellen Modus herauszurechnen. Natürlich kann man das auch manuell in einem Bildbearbeitungsprogramm selber machen, indem man die High-Res-Aufnahme an der entsprechenden Stelle mit einer scharfen Einzelaufnahme kombiniert. Sind alle Voraussetzungen gegeben, dann sind die High-Res-Aufnahmen deutlich detailreicher und reduzieren Bildstörungen wie Moirés und Aliasing (Treppenstufen an schrägen Kanten).

Wer Objektive von Fremdherstellern nutzt – speziell ältere Objektive, die per Adapter montiert sind – profitiert von der Farbschattierungskompensation mit der sich manuell rote und blaue Farbsäume korrigieren lassen. Weitere fotografische Spezialfunktionen der Lumix S5II sind Intervallaufnahmen, die sich als Stop-Motion-Animation oder Zeitraffervideo zusammensetzen lassen, sowie diverse Bracketing-Einstellungen: Neben den klassischen Lichtwertreihen stehen auch Blenden-, Weißabgleichs- und Fokus-Bracketing zur Verfügung. Ein Fokus-Stacking in der Kamera ist allerdings nicht möglich – zur Erweiterung der Schärfentiefe muss die Fokusreihe also per Software am Computer zusammengesetzt werden. In diesem Zusammenhang verwundert es, dass Panasonic – wie schon bei der Lumix GH6 – die 6K/4K-Foto-Funktionen weggelassen hat, die es ja unter anderem ermöglichen, auf sehr einfache Weise ein Fokus-Stacking-Bild aus einem Video zu generieren. Weitere Funktionen, die gegenüber der Lumix S5 fehlen, sind Mehrfachbelichtungen und Live-Composite für Langzeitbelichtungen – letzteres soll aber im Rahmen eines Firmware-Updates nachgeliefert werden.

Schnelle und lange Bildserien

Wie schon erwähnt, nimmt die Lumix S5II mit elektronischem Verschluss Serien mit einer Frequenz von maximal 30 Bildern/s auf, diese Geschwindigkeit hält sie für 200 JPEGs oder Raws in Folge durch, also für knapp 7 Sekunden. Auffällig ist, dass die Kamera in diesem Modus nach dem Auslösen gut 0,5 Sekunden Pause macht, bis die Aufnahme beginnt. Dies Pause entfällt beim Einsatz des mechanischen Verschlusses, in dem maximal 9 Bilder/s ohne AF-Nachführung möglich sind. Dabei lassen sich noch mehr Bilder in Folge aufzeichnen: Wir haben mit einer schnellen SD-Karte (UHS-II, 300 MB/s) 309 JPEGs und 239 Raws ermittelt. Mit mechanischem Verschluss und AF-Nachführung bremst die Kamera auf 7 Bilder/s ab, dafür sind die Serien noch länger: Bei JPEGs war der Puffer nach 467 Bildern voll, bei Raws nach 256.

Die Lumix S5II und S5IIX nehmen 6K-Video auf

Der neue Bildprozessor der Lumix S5II und S5IIX ermöglicht eine höhere Videoauflösung: Statt 4K sind nun 6K (maximal 5952 Pixel in der Breite) ohne Crop möglich, wobei die Bildrate bei 25p (NTSC: 30p) liegt, die Farbunterabtastung bei 4:2:0 und die Farbtiefe bei 10 Bit. Wer mit 4:2:2 aufnehmen will, kann das ab Cinema-4K/50p (NTSC: 60p) allerdings mit APS-C-Crop. 4:2:2 ohne Crop gibt es ab Cinema-4K/25p (NTSC: 30p). Bei der Aufnahme stehen diverse Video-optimierte Bildstile zur Verfügung, darunter das sehr flache V-Log, das sich am besten für das nachträgliche Colorgrading eignet. Die Dual-Native-ISO-Technik reduziert laut Panasonic das Bildrauschen beim Video. Das 30-Minuten-Limit bei der Videoaufzeichnung gilt nur noch für die höchste Auflösung von 6K mit 30 oder 25p. Wir konnten auf eine 64-GB-SD-Karte 43 Minuten 6K/24p aufnehmen, dann war das Speichermedium voll, in 4K/30p passten 55 Minuten auf die Karte.

Weitere Videofunktionen sind die Unterstützung einer Systemfrequenz von 24 Hz, 48 kHz/24 Bit Audio (bei Verwendung externer XLR-Mikrofone bis zu 96 kHz), Synchro Scan um Monitore flimmerfrei abzufilmen, Vektorskop für die Farbkontrolle, eine Waveform-Monitor-Ansicht zur Belichtungskontrolle, Zebra zur Überlichtungswarnung, die Entzerrung von Aufnahmen mit anamorphen Objektiven und die neue Möglichkeit, Farbkorrektur-LUTs (Look-Up-Table) in der Kamera anzuwenden.

Die Lumix S5IIX hat im Videobereich einige Vorteile: So nimmt sie auch in Apples ProRes-Raw-Fomat auf und zwar mit 5,8K, Cinema-4K, 3,3K oder Full-HD. Wegen der hohen Datenraten des ProRes-Formats erfolgt die Aufzeichnung nicht auf Speicherkarte (außer in Full-HD), stattdessen kann per USB auf einer externen SSD gespeichert werden. Die SSD-Aufzeichnung wird auch für den All-Intra-Modus der S5IIX benötigt, wenn die höchste Auflösung (Cinema-4K) mit Datenraten bis zu 800 Mbit/s ausgewählt ist. All-Intra mit geringeren Datenrate (ab 600 Mbit/s) lässt sich auch auf Speicherkarte aufnehmen. Applr ProRes kann außerdem über HDMI mit einem Atomos-Rekorder aufgezeichnet werden. Bei der S5II soll sich eine Raw-Ausgabe übrigens zu einem späteren Zeitpunkt per Firmware-Update und über den kostenpflichtigen Software-Schlüssel SFU2 (ca. 200 Euro) nachrüsten lassen.

Weitere Vorteile der Lumix S5IIX im Videobereich sind kabellose und kabelgebundene Live-Streams sowie die Aufnahme per USB-Tethering. Beide Kameras gehören übrigens der "Netflix Post Technology-Alliance" an und sind damit für entsprechende professionelle Filmproduktionen geeignet.

Bildqualität der Lumix S5II im Praxistest

Noch hatten wir keine Gelegenheit zu einem Labortest, dieser folgt in fotoMAGAZIN 3/2023, das ab dem 7. Februar am Kiosk erhältlich ist. Rein visuell hat uns die Bildqualität der Lumix S5II aber bereits überzeugt. Bis ISO 800 ist bei den JPEGs praktisch keine Verschlechterung erkennbar, danach setzen leichte Detailverluste ein, bis ISO 3200 bleibt die Qualität aber sehr gut. Erst ab ISO 6400 machen sich deutlichere Einbußen bei Bilddetails bemerkbar und das Helligkeitsrauschen wird sichtbar. ISO 12.800 ist noch brauchbar, höhere Werte würden wir nun für kleine Darstellungen empfehlen.

Das kosten die Panasonic Lumix S5II und S5IIX

Die Lumix S5II ist ab Ende Januar für ca. 2200 Euro erhältlich, das Kit mit dem Lumix S 3,5-5,6/20-60 mm gibt es für rund 2500 Euro. Die S52X folgt voraussichtlich im Juni für ca. 2500 Euro, bzw. rund 2800 im Kit.

Technische Daten zur Panasonic Lumix S5II