Im Test: Lange Makros für das Vollformat

Makroobjektive zwischen 90 und 105 mm Brennweite haben außer Nahaufnahmen meist noch einen Zweitjob: Porträts. Wir haben das Canon RF 2,8/100 mm L Macro IS USM, das Nikon Nikkor Z MC 2,8/105 mm VR S und das Sigma 2,8/105 mm DG DN Macro Art für L- und E-Bajonett im Labor getestet.

Porträt Lars Theiß

Lars Theiß

Praxis-Redakteur, seit 1995 im fotoMAGAZIN-Team.

Makroobjektive von Canon, Nikon und Sigma

Drei lange Makroobjektive von Canon, Nikon und Sigma im Test. Alle drei haben mit hohen Leistungen überzeugt und konnten mit dem fotoMAGAZIN-Siegel „Super“ ausgezeichnet werden.

Foto: © Hersteller

Die langen Makroobjektive mit Brennweiten um die 100 Millimeter erfreuen sich großer Beliebtheit, weil sie gleich zwei Motivbereiche abdecken: Nahaufnahmen und Porträts.

Für die jüngeren spiegellosen Vollformatsysteme sind nun solche Makros auf dem Markt, von denen wir drei in den BAS-Digital-Test geschickt haben. Wir ver­gleichen das Canon RF 2,8/100 mm L Macro IS USM, das Nikon Nikkor Z MC 2,8/105 mm VR S und das Sigma 2,8/105 mm DG DN Macro Art für L- und E-Bajonett.

Die Test-Makroobjektive im Überblick

ObjektivCanon RF 2,8/100 mm
L Macro IS USM
Nikon Nikkor Z MC
2,8/105 mm VR S
Sigma 2,8/105 mm
DG DN Macro Art
Gerechnet für
Sensorgröße
VollformatVollformatVollformat
Linsen/Gruppen17/1316/1117/12
Nahgrenze0,26 m0,29 m0,295 m
Kleinste Blende3232-5122
Filtergröße62 mm62 mm62 mm
Baulänge148 mm140 mm133,6/135,6 mm
Gewicht730 g630 g715/710 g (L/E)
BesonderheitenAF, Ultraschallmotor,
Bildstabilisator, 1:1,4-
Makro, Steuerring,
Fokussierbereichsbe-
grenzer, Steuerring für
spärische Aberration,
Staub- und Spritzwasser-
schutz, Streulichtblende
AF, Bildstabilisator, 1:1-
Makro, umprogram-
mierbarer Einstellring,
OLED-Display, Funk-
tionstaste, Fokussier-
bereichsbegrenzer, staub-
und spritzwasserge-
schützt, Streulichtblende
AF (HSM), 1:1-Makro, Fokus-
sierbereichsbegrenzer, Fokus-
Haltetaste, Blendenring,
Blendenring-Klick-und-Sperr-
schalter, Staub-und Spritz-
wasserschutz, Streulichtblende,
optionale Individualisierung
mittels Software (nur L-Mount)
AnschlüsseCanon RNikon ZLeica L, Sony ILCE-FE
Preisca. 1550 Euroca. 1100 Euroca. 750 Euro
Die Testobjektive im Überblick

Canon RF 2,8/100 mm L Macro IS USM

Nicht nur preislich, sondern auch im Ausstattungsumfang sticht das Canon RF 2,8/100 mm L Macro IS USM hervor. Die Canon-Ingenieure schufen das erste AF-Makroobjektiv mit 1,4facher Vergrößerung.

Das bedeutet, dass Objekte, die an der erstaunlich kurzen Nahgrene von 26 cm fotografiert werden, auf dem Kamerasensor größer als im Original abgebildet werden. Der Arbeitsabstand beträgt übrigens bei korrekt angebrachter Gegenlichtblende nur rund 4,5 cm.

Rosenbusch - scharf

Das Canon RF 2,8/100 mm L Macro IS USM besticht durch seine einstellbare sphärische Aberration.

Foto: © Canon

Die zweite große Besonderheit des RF 100 mm ist die Steuerung der sphärischen Aberration. Dazu steht ein Einstellring zur Verfügung, der sich um jeweils vier (nicht rastende) Einheiten in den Plus- und Minusbereich drehen lässt. In der 0- oder Neutralstellung rastet er ein und lässt sich dort verriegeln, um unbeabsichtigten Einfluss zu verhindern.

Normalerweise versuchen die Hersteller mit großem Aufwand, die sphärische Aberration zu verringern. Dieser – auch Öffnungsfehler genannte – Abbildungs­fehler einer optischen Konstruktion bewirkt vereinfacht gesagt, dass die vom gleichen Objektpunkt ausgehenden Lichtstrahlen (nach dem Passieren der Optik) auf dem Film oder Sensor nicht die gleiche Schnittweite haben, sprich nicht in einem Punkt zusammenlaufen. Das Ergebnis ist eine Unschärfe.

Beim Canon-Macro wird nun eine Linsengruppe bewegt, die für genau diesen Fehler sorgt: Beim Drehen in den Plusbereich werden die unscharfen Bildanteile (Bokeh) vor dem Fokussierungspunkt weicher und die dahinter liegenden verstärkt, was auch als Zwiebelring- oder Seifenblasen-Effekt bezeichnet wird. Außerdem wird der scharfgestellte Bereich weichgezeichnet, was bei Porträts erwünscht sein kann.

Sphärische Aberration beim Canon RF 2,8/100 mm L Macro IS USM

Der Bildeffekt beim Drehen in den Minusbereich sieht etwas anders aus: Zwar wird auch hier das Scharfgestellte weichgezeichnet, doch die Bokeh-Konturen im Vordergrund werden kräftiger und der Hintergrund weicher, wobei je nach Motiv ein Swirl-Effekt zu beobachten ist. Die Stärke der oben beschriebenen Auswirkungen hängt von einigen Faktoren ab:

  • Sie lässt mit dem Abblenden nach.
  • Der ideale Entfernungsbereich soll 50 cm betragen, an der Nahgrenze und bei Un­­end­lich-Einstellung ist er minimal.
  • Eine weitere Rolle spielen die Abstände zwischen Vorder- und Hintergrund.

Zudem verändert sich die Belichtung und wird der Bildausschnitt größer/kleiner, was bei sorgfältigen Bildkompositionen bspw. mit Stativ zu berück­sichtigen ist. Im Labor haben wir in der Nullstellung der Aberrationskontrolle ge­messen. Da zeigt das Canon eine ungewöhnliche und recht ausgeprägte Offenblendschwäche, die erst ab f/5,6 behoben wird.

Nikon Nikkor Z MC 2,8/105 mm VR S

Deutlich sanfter verläuft die Auflösungskurve beim Nikon Nikkor Z MC 2,8/105 mm VR S. Hier und bei der Verzeichnung sammelt es mehr Punkte ein. Seine Ausstattung mit Bildstabilisator (nur über die Kamera steuerbar) und dem elektronischen Display lässt kaum Wünsche offen – außer einem einstellbaren Fernbereich beim Fokussierbereichsbegrenzer.

Sigma 2,8/105 mm DG DN Macro Art

Einen einstellbaren Fernbereich beim Fokussierbereichsbegrenzer wiederum besitzt das Sigma 2,8/105 mm DG DN Macro Art.

Trockenblätter aufgenommen mit offener Blende

Das günstige Sigma 2,8/105 mm DG DN Macro Art gibt es mit Anschlüssen für Leica L und Sony E.

Foto: © Sigma

Sigma verzichtet zwar auf den Optical Stabilizer, doch die jüngeren Sony-E- und Panasonic-S-Kameras verfügen über sensorbasierte Stabilisatoren. Die Ausstattung ist also vergleichsweise normal, dafür ist seine Auflösung ab Offenblende überragend. Kleine Schwächen bei der Randabdunklung und Verzeichnung lassen sich durch kamerainterne Korrekturen ausbügeln.

Ungewöhnliches Verhalten der Auflösungskurve: Bei offener Blende zeigt das Sigma 2,8/105 mm DG DN Macro Art seine beste Leistung.
Objektiv: Sigma 2,8/105 mm DG DN Macro Art. Aufnahmedaten: f/4, 1/500 s, ISO 1000. Kamera: Sony Alpha 7 III.

Foto: © Lars Theiß

„Alle drei Testkandidaten überzeugen mit hohen Leistungen.“

Fazit lange Makroobjektive

In welchem Kamerasystem Sie auch unterwegs sind, mit den drei Makroobjektiven machen Sie einen guten Fang. Das Canon RF 100 mm liegt zwar im Preis klar über den beiden anderen, bietet jedoch Fotografen, die gerne mit Effekten spielen, einen gehörigen Zusatznutzen. Spitzenleistungen liefert das Nikkor Z 105 mm, während das Sigma 105 mm für alle L- und E-Kunden eine nicht nur preislich sehr attraktive Lösung darstellt.

> Hier gelangen Sie zum Download der Tabelle mit allen Ergebnissen aus unserem Test der langen Makroobjektive.

Labormessungen: Anders Uschold

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Dieser Test ist in unserer Ausgabe fotoMAGAZIN 1/2022 erschienen.

 

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