Im Test: Telezooms mit Konvertern

Nun hat auch Nikon ein Telezoom mit eingebautem Konverter im Programm. Wir haben das AF-S 180-400 mm TC1,4, das ältere Pendant von Canon und das Sigma 2,8/120-300 mm Sports samt Konvertern detailliert vermessen – mit teilweise erstaunlichen Ergebnissen.

Porträt Lars Theiß

Lars Theiß

Praxis-Redakteur, seit 1995 im fotoMAGAZIN-Team.

Telezooms mit Konverter

Unsere drei Telezooms mit Konverter im Test.

Produktfotos: © Hersteller

Als eines der ersten Magazine konnten wir das neue Profitelezoom AF-S Nikkor 4/180-400 mm E TC1,4 FL ED VR von Nikon im Labor vermessen.

Mit seinem eingebauten 1,4x-Telekonverter stellt es im Nikon-Sortiment eine Premiere dar, doch der Kenner weiß natürlich, dass auch Canon schon seit 2013 solch ein Telezoom im Programm hat: das EF 4/200-400 mm L IS USM Ext. 1,4x. Das haben wir uns ebenfalls zum BAS-Digital-Test eingeladen. Beide liegen preislich deutlich über 10.000 Euro und sind nicht für Jedermann erschwinglich. Um eine preislich attraktivere Alternative ins Testfeld zu holen, die ihren ganz eigenen, individuellen Reiz hat und außerdem für einen Testbericht fällig war, haben wir das einzigartige Sigma 2,8/120-300 mm DG OS HSM Sports mit zwei passenden Sigma-Konvertern mitgemessen. Das Trio ist für etwa dreieinhalbtausend Euro zu ergattern und für Canon-, Nikon- und Sigma-Anschluss erhältlich. Das Sigma kann als Canon-Variante übrigens auch mit dem Anschluss-Konverter MC-11 an Sonys Spiegellosen – mit kleinen AF-Betriebseinschränkungen – verwendet werden.

Nikon AF-S 4/180-400 mm E TC1,4 FL VR

Nikon AF-S 4/180-400 mm E TC1,4 FL VR
PREIS: ca. 12.000 Euro.

Foto: © Nikon

Welche Vorteile hat der eingebaute Konverter?

Wenn die Brennweite des Grundobjektivs nicht mehr ausreicht, das Motiv im gewünschten Format oder der Größe ins Bild zu holen, dann wird ruckzuck der Konverter in den Strahlengang geklappt und so die Brennweite verlängert. Das ist bei den Canon- und Nikon-Zooms wirklich in Sekundenschnelle passiert und zudem fast lautlos. Ein Vorteil, wenn die Action vor der Linse nicht wartet oder der Tierfotograf auf der Lauer liegt und sich nicht bewegen darf oder beim Konverter-Einbau das Objekt auf sich aufmerksam macht und schlimmstenfalls aufscheucht. Die Fotomotive verharren bekanntlich auch nicht immer in der gleichen Entfernung: So wie sich das Spielgeschehen auf einem Fußballplatz verlagert (und der Fotograf nicht aufs Spielfeld hinterherlaufen darf), so tollen vielleicht auch Löwenbabys in unterschiedlicher Entfernung vom Safarifahrzeug hin und her. Und wenn Papa Löwe hinter einem fernen Hügel auftaucht und näher stolziert, lässt sich ebenfalls schnell wechseln. So können sowohl dichte Portraits als auch Übersichtsaufnahmen geschossen werden.

Neben Brennweitengewinn und der Zeitersparnis durch den eingebauten Konverter gibt es einen weiteren großen Pluspunkt: die Unabhängigkeit von Wind und Wetter. Wer bei Regen oder Schneefall in großer Kälte mit Handschuhen schon mal auf den Gedanken kam, einen Konverter zwischenzuklemmen, oder ihn im offenen Geländewagen oder neben der staubigen Trabrennbahn wechseln wollte, der wird die Gedanken kennen: Muss ich jetzt wirklich Staub oder Nässe im Kameragehäuse riskieren? Diese Fummelei mit den Deckeln anfangen? Geringere Lichtstärke in Kauf nehmen?

 

Die Fassungsqualität der getesteten Objektive

Schauen wir uns zuerst die Mechanik an. Die können wir nur in den höchsten Tönen loben, sowohl das Canon 200-400 mm als auch das Nikon 180-400 mm erzielen glatte 100 Prozent. Ihre Ausstattung ist breit und erstklassig umgesetzt. Nikon hat sich das Canon-Zoom natürlich genau angeschaut und noch Kleinigkeiten gefunden, die hinzugefügt (Kensington-Schloss) oder verbessert werden konnten. Während beim Canon der verriegelbare Extender-Schalter auf der linken Seite für die linke Hand sitzt, hat Nikon den Hebel rechts positioniert. Der Vorteil: Nikon-Fotografen können mit dem rechten Mittelfinger den Konverter zu- oder wegschalten, ohne die Hände zu bewegen. Der Canon-Fotograf muss hingegen die linke Hand vom Zoomring oder den Fokushaltetasten wegnehmen, um den Extender zu bedienen. Beim Nikkor ist die Kompatibilität mit Nikon-Kameras wegen der elektromagnetischen Blende eingeschränkt: Es funktioniert mit den Vollformat- und den jüngeren APS-C-SLRs sowie den 1-System-Modellen; analoge Kameras spielen nicht mit. Aber wer das Geld für das Objektiv aufbringt …

„Jeder Nutzer ist gut beraten, den eingebauten Konverter wirklich erst hinzuzuziehen, wenn die längste Brennweite (400 mm) nicht mehr für den fotografischen Zweck ausreicht.“

Lars Theiß

Alle Testobjektive plus Vergleich

Erwähnenswert ist, dass beide Zooms trotz integrierten Konvertern auch mit zusätzlichen externen Konvertern genutzt werden können. Ob dann in Kombination mit dem eingebauten Konverter der AF funktioniert, hängt von der Empfindlichkeit des jeweiligen AF-Systems der Kamera ab. Mit 1,7x- bzw. 2x-Konvertern ist allerdings kein AF möglich.

Auch das lichtstarke Sigma-Zoom bietet eine erstklassige Fassungsqualität, büßt allerdings naturgemäß bei der Ausstattung einige Punkte ein. Leichte Abzüge gibt es auch bei der Nahgrenze, dem Streulichtschutz und der kratzig laufenden Stativschelle. Seine beiden Konverter TC-1401 und TC-2001 sind gleichwertig gefertigt, bieten Spritzwasserschutz und eine schützende Gummierung an der vorstehenden Frontlinse. In Sachen Gewicht sind sich die drei Zooms sehr ähnlich und liegen (mit Konverter beim Sigma) bei gut 3,5 Kilo.

Die optischen Leistungen der Telezooms

Die Auflösung des Canon-Teles ist stark brennweitenabhängig. Dabei verhalten sich die kurze und mittlere Brennweite sehr ähnlich: Sie zeigen im Vollformat (ohne und mit Extender) eine leichte Leistungsschwäche bei offener Blende, um eine Stufe geschlossen wird schon der Maximalwert erreicht. Die Telebrennweite liegt in allen Fällen – besonders im Vollformat merklich – tiefer bei mittleren Werten, mit Extender lässt sie besonders bei APS weiter nach. Kleiner Trost: Abblenden ist für maximale Leistung nie nötig. Während der Extender im Vollformat für abnehmende Randabdunklung sorgt, verstärkt er sie bei APS und die Verzeichnung an beiden Formaten.

Canon EF 4/200-400 mm L IS USM Ext. 1,4x

Canon EF 4/200-400 mm L IS USM Ext. 1,4x.
PREIS: ca. 13.555 Euro

Foto: © Canon

Beim Nikon 180-400 mm ist die Auflösung differenzierter zu betrachten. Am kleinen Sensor performt es ohne und mit Konverter hervorragend und zeigt – hier und da leicht abgeblendet – ausgezeichnete Werte ohne und sehr gute mit Konverter. Am Vollformatsensor liegt die 400 mm bei Offenblende auf dem Niveau des Canons, abgeblendet deutlich darüber. Kommt der Konverter hinzu, bewegt sich sein Maximum im engen Bereich zwischen f/8 und f/11 und weit über dem des Canons; letzteres ist bei Offenblende f/5,6 jedoch ganz leicht überlegen. Während die Randabdunklung des Nikkors vom Konverter stark profitiert, steigt seine Verzeichnung an.
Sowohl für das Canon- als auch das Nikon-Zoom gilt: Die Auflösung profitiert vom Zuschalten des Konverters nicht. Lediglich beim Nikkor in der langen Brennweite und abgeblendet auf f/11 wird ein besserer Wert erreicht. Wie praxisrelevant Blende f/11 bei 560 mm Brennweite ist, muss jeder Fotograf selber entscheiden. Als Zwischenfazit lässt sich sagen, dass jeder Nutzer gut beraten ist, den eingebauten Konverter wirklich erst hinzuzuziehen, wenn die längste Brennweite (400 mm) nicht mehr für den fotografischen Zweck ausreicht.

Besonderheiten bei Sigma

Das von 2013 stammende Sigma 120-300 mm zeigt nicht zuletzt aufgrund der Pixeldichte aktueller Kameras und seiner hohen Lichtstärke eine erwartbare Offenblendschwäche bei der kurzen und langen Brennweite. Für gute Auflösungswerte sollte um eine, besser zwei Stufen abgeblendet werden. Am APS-Sensor verringert sich die Offenblendschwäche und steigert sich gleichzeitig die Auflösung. Mit dem 1,4x-Konverter geht die Auflösung im Vollformat zurück, für beste Werte reicht es, um eine Blendenstufe zu schließen. Auch bei APS lässt die Auflösung nach. Dass am Ende die nahezu gleichen Optikpunkte wie beim Grundobjektiv stehen, liegt an der deutlich geringeren Randabdunklung und Verzeichnung.

Sigma 2,8/120-300 mm DG OS HSM Sports

Sigma 2,8/120-300 mm DG OS HSM Sports.
PREIS: ca. 4000 Euro

Foto: © Sigma

Wird der TC-2001 angesetzt, geht die Auflösung weiter zurück – mit einer Ausnahme, die Vollformatfotografen allerdings aufmerksam registrieren sollten: Bei der dann erreichbaren Endbrennweite 600 mm liegt die Auflösung bei Offenblende f/5,6 höher als bei der erzielbaren Endbrennweite mit dem TC-1401, sowohl bei der jeweiligen Offenblende als auch bei den echten Blenden im Vergleich. Und das ist für die Praxis eine sehr entscheidende und erfreuliche Aussage, denn niemand wird sich einen Konverter dazwischenschnallen, um anschließend im Bereich kurzer Brennweiten zu fotografieren; es sei denn, es taucht eine überraschende „Notsituation“ auf oder er ist bequemlich. Leider betrifft diese Auflösungssteigerung durch den 2x-Konverter nur das Vollformat und nicht den APS-Sensor. Die Randabdunklung geht noch weiter zurück als mit dem 1,4x und die Verzeichnung liegt auf dem hohen Niveau wie mit dem TC-1401.

Die Testobjektive im Vergleich

Wenn man nun im Vollformat das Sigma inklusive 1,4x-Konverter mit dem Canon und dem Nikkor ohne Konvertereinsatz vergleicht (jeweils Anfangsöffnung f/4, ähnlicher Brennweitenbereich), so haben die Originale in Sachen Auflösung Vorteile. Canon kann mit dem Nikkor wiederum bei 400 mm nur bei Offenblende mithalten, bei den kürzeren Brennweiten ist es leicht im Vorteil. Am APS-Sensor ist das Nikkor hoch überlegen, auch hier hat das Sigma mit 1,4x-Konverter das Nachsehen.

Mit dem TC-2001 wird das Sigma im Vollformat zum 5,6/240-600 mm und ist bei 600 mm und Offenblende auf einer Höhe mit dem Canon und etwas besser als das Nikkor (beide mit eingeschwenkten Konvertern). Während das Sigma durch Abblenden an Auflösung verliert, steigt das Nikkor bis f/11 kräftig auf sehr gute Werte an. Auch das Canon ist bei 560 mm offenblendtauglich und hält die Leistung bis f/11. Wird die Hardware wie geschildert am APS-Sensor verwendet, zeigt das Nikkor die höchsten Auflösungswerte, im wichtigen Telebereich (560 mm zu 600 mm) ist das Canon dem Sigma überlegen.

Fazit zum Test

Unser Testtrio liefert sich einen abwechslungsreichen Schlagabtausch. Haben die Canon- und Nikon-Modelle den komfortablen Konvertervorteil, eine immense Ausstattung und in vielen Einstellungen die höhere Auflösung, glänzt das Sigma mit hoher Lichtstärke, höchster Auflösung bei maximaler Telebrennweite (gleichauf mit Canon), großer Variabilität und dem erheblich geringeren Preis. Je nach verwendeter Sensorgröße und bevorzugter Brennweite kann der Käufer zum Original oder der Alternative von Sigma greifen. Insofern ist es erstaunlich, wie gut teilweise die zwei alten Zooms mit dem neuen Nikkor mithalten können. Letzteres ist allerdings für APS-C-Kameras wie die Nikon D500 eine ganz klare Kaufempfehlung.

> Hier gelangen Sie zum Download der Tabelle mit allen Testergebnissen aus unserem Test: Nikon AF-S 4/180-400 mm E TC 1,4 FL ED VR ohne TC, Nikon AF-S 4/180-400 mm E TC 1,4 FL ED VR mit TC, Sigma 2,8/120-300 mm DG OS HSM Sports, Sigma 2,8/120-300 mm DG OS HSM S mit TC-1401, Sigma 2,8/120-300 mm DG OS HSM S mit TC-2001, Canon EF 4/200-400 mm L IS USM Ext. 1,4x ohne Ext., Canon EF 4/200-400 mm L IS USM Ext. 1,4x mit Ext.

Labormessungen: Anders Uschold

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Dieser Test ist in unserer Ausgabe fotoMAGAZIN 6/2018 erschienen.

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