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Im Test: Telezooms mit Konvertern
Nun hat auch Nikon ein Telezoom mit eingebautem Konverter im Programm. Wir haben das AF-S 180-400 mm TC1,4, das ältere Pendant von Canon und das Sigma 2,8/120-300 mm Sports samt Konvertern detailliert vermessen – mit teilweise erstaunlichen Ergebnissen.
Als eines der ersten Magazine konnten wir das neue Profitelezoom AF-S Nikkor 4/180-400 mm E TC1,4 FL ED VR von Nikon im Labor vermessen. Mit seinem eingebauten 1,4x-Telekonverter stellt es im Nikon-Sortiment eine Premiere dar, doch der Kenner weiß natürlich, dass auch Canon schon seit 2013 solch ein Telezoom im Programm hat: das EF 4/200-400 mm L IS USM Ext. 1,4x. Das haben wir uns ebenfalls zum BAS-Digital-Test eingeladen. Beide liegen preislich deutlich über 10.000 Euro und sind nicht für Jedermann erschwinglich. Um eine preislich attraktivere Alternative ins Testfeld zu holen, die ihren ganz eigenen, individuellen Reiz hat und außerdem für einen Testbericht fällig war, haben wir das einzigartige Sigma 2,8/120-300 mm DG OS HSM Sports mit zwei passenden Sigma-Konvertern mitgemessen. Das Trio ist für etwa dreieinhalbtausend Euro zu ergattern und für Canon-, Nikon- und Sigma-Anschluss erhältlich. Das Sigma kann als Canon-Variante übrigens auch mit dem Anschluss-Konverter MC-11 an Sonys Spiegellosen – mit kleinen AF-Betriebseinschränkungen – verwendet werden.
Welche Vorteile hat der eingebaute Konverter?
Wenn die Brennweite des Grundobjektivs nicht mehr ausreicht, das Motiv im gewünschten Format oder der Größe ins Bild zu holen, dann wird ruckzuck der Konverter in den Strahlengang geklappt und so die Brennweite verlängert. Das ist bei den Canon- und Nikon-Zooms wirklich in Sekundenschnelle passiert und zudem fast lautlos. Ein Vorteil, wenn die Action vor der Linse nicht wartet oder der Tierfotograf auf der Lauer liegt und sich nicht bewegen darf oder beim Konverter-Einbau das Objekt auf sich aufmerksam macht und schlimmstenfalls aufscheucht. Die Fotomotive verharren bekanntlich auch nicht immer in der gleichen Entfernung: So wie sich das Spielgeschehen auf einem Fußballplatz verlagert (und der Fotograf nicht aufs Spielfeld hinterherlaufen darf), so tollen vielleicht auch Löwenbabys in unterschiedlicher Entfernung vom Safarifahrzeug hin und her. Und wenn Papa Löwe hinter einem fernen Hügel auftaucht und näher stolziert, lässt sich ebenfalls schnell wechseln. So können sowohl dichte Portraits als auch Übersichtsaufnahmen geschossen werden.
Neben Brennweitengewinn und der Zeitersparnis durch den eingebauten Konverter gibt es einen weiteren großen Pluspunkt: die Unabhängigkeit von Wind und Wetter. Wer bei Regen oder Schneefall in großer Kälte mit Handschuhen schon mal auf den Gedanken kam, einen Konverter zwischenzuklemmen, oder ihn im offenen Geländewagen oder neben der staubigen Trabrennbahn wechseln wollte, der wird die Gedanken kennen: Muss ich jetzt wirklich Staub oder Nässe im Kameragehäuse riskieren? Diese Fummelei mit den Deckeln anfangen? Geringere Lichtstärke in Kauf nehmen?
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Die Fassungsqualität der getesteten Objektive
Schauen wir uns zuerst die Mechanik an. Die können wir nur in den höchsten Tönen loben, sowohl das Canon 200-400 mm als auch das Nikon 180-400 mm erzielen glatte 100 Prozent. Ihre Ausstattung ist breit und erstklassig umgesetzt. Nikon hat sich das Canon-Zoom natürlich genau angeschaut und noch Kleinigkeiten gefunden, die hinzugefügt (Kensington-Schloss) oder verbessert werden konnten. Während beim Canon der verriegelbare Extender-Schalter auf der linken Seite für die linke Hand sitzt, hat Nikon den Hebel rechts positioniert. Der Vorteil: Nikon-Fotografen können mit dem rechten Mittelfinger den Konverter zu- oder wegschalten, ohne die Hände zu bewegen. Der Canon-Fotograf muss hingegen die linke Hand vom Zoomring oder den Fokushaltetasten wegnehmen, um den Extender zu bedienen. Beim Nikkor ist die Kompatibilität mit Nikon-Kameras wegen der elektromagnetischen Blende eingeschränkt: Es funktioniert mit den Vollformat- und den jüngeren APS-C-SLRs sowie den 1-System-Modellen; analoge Kameras spielen nicht mit. Aber wer das Geld für das Objektiv aufbringt …
Erwähnenswert ist, dass beide Zooms trotz integrierten Konvertern auch mit zusätzlichen externen Konvertern genutzt werden können. Ob dann in Kombination mit dem eingebauten Konverter der AF funktioniert, hängt von der Empfindlichkeit des jeweiligen AF-Systems der Kamera ab. Mit 1,7x- bzw. 2x-Konvertern ist allerdings kein AF möglich.
Auch das lichtstarke Sigma-Zoom bietet eine erstklassige Fassungsqualität, büßt allerdings naturgemäß bei der Ausstattung einige Punkte ein. Leichte Abzüge gibt es auch bei der Nahgrenze, dem Streulichtschutz und der kratzig laufenden Stativschelle. Seine beiden Konverter TC-1401 und TC-2001 sind gleichwertig gefertigt, bieten Spritzwasserschutz und eine schützende Gummierung an der vorstehenden Frontlinse. In Sachen Gewicht sind sich die drei Zooms sehr ähnlich und liegen (mit Konverter beim Sigma) bei gut 3,5 Kilo.
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Unser Redakteur Lars Theiß kümmert sich vorwiegend um Tests und Praxisthemen rund um Kameras, Objektive und Zubehör. Seit 1995 arbeitet der besonders an naturfotografischen Themen interessierte Wahlhamburger beim fotoMAGAZIN. Zu seinen weiteren Aufgabenbereichen gehören die Objektivtests, Secondhand-Themen und die fotoMAGAZIN-Spezialausgabe Einkaufsberater.
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