Fotografieren im Winter: 9 Tipps für schönere Fotos

Wer kennt es nicht: Die Nase läuft, die Hände werden taub und das Display beschlägt. Das Fotografieren im Winter ist mit einigen Herausforderungen verbunden. Wir haben ein paar Tipps für Sie.

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Fotografieren im Winter: Aufmacher
Foto: © Tamara Skudies

"Wenn die Sonne lacht, nimm Blende 8", lautet eine alte Faustregel. Doch was mache ich, wenn es draußen trüb und grau ist? Wie schütze ich meine Fotoausrüstung am besten vor Nässe und Kälte? Und wieso werden meine Bilder bei Schnee grundsätzlich zu dunkel?

Ein paar simple Kniffe helfen, gerade bei auf den ersten Blick schlechten Bedingungen zu tollen und besonderen Bildern zu gelangen. Die kalte Jahreszeit hat eben auch ihren Reiz: Denn was gibt es im Winter schöneres, als eine frische Schneedecke, dichtes Schneetreiben und die Ruhe, die einen Outdoor-Fotografen inmitten einer Schneelandschaft umgibt? Was gibt es bei der Gestaltung zu beachten? Wir sorgen für Abhilfe.

Winterfotografie: Fichtelgebirge_01

Der Winter im Fichtelgebirge ist immer eine Foto-Tour wert. Der Lohn für kalte Hände und nasse Füße? Aufnahmen wie diese.

Foto: © Fabian Schreiter

Tipp Nr. 1: Die richtige Kleidung

Damit der Ausflug ins Freie nicht binnen kürzester Zeit sein Ende findet ist es wichtig, dass Sie die richtige Kleidung tragen. Bei Schmuddelwetter empfiehlt sich daher atmungsaktive und vor allem regenfeste (und somit auch winddichte) Kleidung.

Ganz abhängig vom Budget kann das Outfit sehr hochpreisig werden; mit rund 50 Euro für Regenjacke bzw. -hose ist der nicht allzu anspruchsvolle Outdoor-Fotograf dabei. Hierbei gilt zu beachten, dass auch die unteren Schichten atmungsaktiv sind, damit das Konzept Feuchtigkeit transportierender Kleidung auch wirklich aufgeht. Herumliegendes Laub, Glätte und überfrierende Nässe sorgen nicht selten für kleine Rutschpartien, deswegen ist festes Schuhwerk von Vorteil.

Da der Mensch über den Kopf recht viel Körperwärme verlieren kann, ist das oberste Gebot bei Schnee und Kälte eine gute, warme Kopfbedeckung. Im Idealfall aus Wolle, da diese auch im nassen Zustand noch wärmt. Alle Allergiker dürfen an dieser Stelle aufatmen: Mittlerweile gibt es sogar mit Fleece gefütterte Wollmützen. Ansonsten gibt es genug andere Materialien, die ganz ohne Juckreiz für Wärme auf dem Kopf sorgen.

„Es gibt kein schlechtes Wetter,
es gibt nur falschen Kleidung“

Was es hingegen nicht gibt, ist Funktionskleidung, die wie durch Zauberhand den schmalen Grad zwischen zu warm und zu kalt reguliert. Wir müssen selbst dafür sorgen: Im Winter kommt das klassische Zwiebelprinzip zum Einsatz. Jede Schicht Kleidung bedeutet eine Lage Wärmedämmung mehr – oder aber weniger.

Winterfotografie: Landshut_02

Manchmal lohnt auch der Blick nach oben!

Foto: © Tamara Skudies

Sind die Füße erstmal kalt, werden diese leider so schnell nicht wieder warm. Dicke Socken sind daher Pflicht; und damit die an den Füßen entstandene Körperwärme genügend Platz zum Speichern hat, darf der Winterschuh auch gerne einen Tick zu groß sein. Kleiner Tipp-im-Tipp: Auch an den Füßen kann der Zwiebel-Look zum Einsatz kommen, packen Sie also ein Paar Socken mehr ein!

Zu guter Letzt fehlen noch die passenden Handschuhe. Und hier kommt es ganz auf die eigenen Vorlieben an. Es gibt sie in dick, dünn, lang, kurz, mit oder ohne Klappe, als Fingernlinge oder aber als Fäustlinge. Wer also auch im Winter nicht auf manuelle Einstellungen an der Kamera verzichten mag, für den sind dünne Handschuhe oder solche mit Klappe praktisch. Achten Sie einfach darauf, dass es nicht die allerbilligsten sind, denn diese gehen schnell kaputt und spenden nicht wirklich viel Wärme (da meist aus Polyacryl o. ä. Materialien).

Tipp Nr. 2: Equipment vor Nässe schützen

Wer in der nass-kalten Jahreszeit fotografieren geht, hat nicht selten mit einigen Wetter bedingten Herausforderungen zu kämpfen. Einige davon betreffen Ihre Ausrüstung: Denn auch wenn diese in der Regel einiges aushält, ist Vorsicht – gerade bei einer teuren Ausstattung – die Mutter der Porzellankiste.

So sieht überfrierende Nässe auf einer Kamera aus

So sieht überfrierende Nässe auf einer Kamera aus.

Foto: © Lars Theiß

Da wir es in der nass-kalten Jahreszeit oft mit Sprühregen oder gar heftigen Schauern zu tun haben, empfiehlt es sich daher einen Lappen oder zumindest Taschentücher dabei zu haben.

Ideal sind Mikrofasertücher: Nasse Frontlinsen, der Sucher und das Display werden so im Nu wieder trocken. Denn auch wenn die meisten Kameras recht robust sind; ein Tropfen an der falschen Stelle kann das gesamte Gerät lahmlegen. Wer seine Kamera samt Objektiven regelmäßig abtupft verringert dieses Risiko. Gegen unerwartete Schauer helfen außerdem ganz simple Duschhauben. Diese sind für wenig Geld zu haben und modifiziert mit einem Loch für den Sucher bieten sie für Kameras mit kleinen Objektiven einen optimalen Regenschutz.

Wer gerne mit dem Teleobjektiv fotografiert, der ist mit einem passenden Regenüberzug besser bedient. Die Preise hierfür schwanken abhängig von Passform und Qualität zwischen zehn und 100 Euro. Sobald die ersten Tropfen fallen empfiehlt es sich außerdem, der Kameratasche bzw. dem Fotorucksacks ein Raincover überzuziehen.

Tipp Nr. 3: Temperaturschwankungen klein halten

Ebenso wie der Mensch braucht auch die Fotoausrüstung Zeitum sich wieder aufzuwärmen. Und diese Zeit der Akklimatisierung sollten wir unserer Ausrüstung auch geben, ansonsten riskieren wir die vermehrte Bildung von Kondensationsfeuchtigkeit. Die Folge: Rost und Schimmelpilze.

Wer seine Ausrüstung davor schützen möchte, stellt die geschlossene Fototasche nicht einfach in eine Zimmerecke. Kamera, Objektive, Filter etc. möchten sich in aller Ruhe an die neue Innenraumtemperatur gewöhnen. Hierfür sollte die Fototasche zwar geöffnet, aber erstmal in Ruhe gelassen werden, damit die entstehende Feuchtigkeit entweichen kann. Der Aufwärmprozess dauert manchmal einige Stunden, erst danach sollte das Equipment aus der Tasche und wieder in Betrieb genommen werden. Entstandene Feuchtigkeit kann dann mit einem Tuch abgetupft werden.

Baum im Winter
Foto: © Tamara Skudies

Wer schon vorab weiß, dass er mehrere Tage hintereinander mit der Kamera in die Kälte muss, der sollte darüber nachdenken das Equipment draußen zu lagern. (Ausgenommen hiervon sind die Akkus und gegebenenfalls die Speicherkarte.) Beispielsweise im Auto, der Garage oder auf dem Balkon. So können Sie nicht nur Korrosion und Schimmel verhindern, auch die Gefahr der gefrierende Nässe durch zu viele Temperaturwechsel kann auf diese Weise minimiert werden.

Tipp Nr. 4: Akkus vor Kälte schützen

Das schwächste Glied in der Equipment-Kette sind erfahrungsgemäß, gerade bei Temperaturen jenseits des Gefrierpunkts, die Akkus. Was also tun, wenn ich mich eine längere Zeit samt Ausrüstung im Kalten aufhalten möchte? Da die Akkus an kalten Tagen deutlich an Kapazität verlieren, ist es ratsam, einfach reichlich Akkus mitzunehmen. Wer den Energie-Verlust der übrigen Akkus möglichst klein halten möchte, trägt diese möglichst nah am Körper, etwa in der Innentasche der Winterjacke oder in der Hosentasche.

Tipp Nr. 5: Beliebte Winter-Fallen

So schön der Schnee auch anzuschauen ist, er macht das Fotografieren nicht unbedingt einfacher. Schnee-Bilder werden oft zu dunkel, das ist zwar ärgerlich, eigentlich aber gar nicht so verwunderlich. Denn der Schnee trickst mit seiner enormen Hellig- und Reflexionsfähigkeit die Kamera aus. Als Ergebnis erhalten wir meist unterbelichtete Bilder.
Deswegen lautet die erste Faustregel: Im Winter bei Schnee etwa ein bis zwei Stufen überbelichten.

Fotografieren im Winter: 9 Tipps für schönere Fotos

Eine andere Möglichkeit ist, einen Polfilter zu benutzen. Auch ein umgedrehter Grauverlaufsfilter ist eine Variante, um starke Reflexionen und in Folge dessen Unterbelichtungen zu vermeiden. Das alles ist allerdings Geschmackssache. Wo der eine gerne mit Filtern arbeitet, arbeitet der andere lieber mit festgelegter Belichtungszeit oder Blendenöffnung. Frei nach dem Motto "Probieren geht über Studieren" sind der Kreativität und dem Mut des Fotografen hier keine Grenzen gesetzt.

Wer auch im Winter mit dem Stativ und Langzeitbelichtungen arbeiten möchte, für den sind Schnee-Teller eine gute Idee. Diese verhindern, dass das Stativ im Schnee verschwindet. Bei der Nutzung von Stativen in fließenden Gewässern ist außerdem Vorsicht geboten: Sind die Verschlüsse erstmal nass, drohen diese einzufrieden und sind so schnell nicht wieder aufgetaut. Stellen Sie also sicher, dass wirklich nur die Füße in Kontakt mit Wasser kommen. Wer Display oder Frontlinse unterwegs putzen möchte, sollte diese bei Frost besser nicht anhauchen: Der feine Atem gefriert binnen Sekunden – besser nicht verreiben.

Tipp Nr. 6: Der optimale Aufnahmestandort

Wer verträumte Winterlandschaften fotografieren will, sollte sich gut positionieren: Am besten an einem Ort, der Ihnen einen Überblick verschafft. Wie wäre es mit einem Hügel, die Berge oder einer Anhöhe? Solche Standorte sind gerade für weitläufige Panoramen super geeignet. Zugefrorene Gewässer und dicht verschneite Wälder bieten Ihnen hingegen die Möglichkeit, ein wenig näher ran zu gehen und die Besonderheiten der kalten Jahreszeit festzuhalten. Generell ist es immer ratsam sich vorab Gedanken darüber zu machen, welche Art Bilder sie machen wollen – erstrecht in frostiger Umgebung.

Winterfotografie: Stock
Foto: © Thinkstock

Tipp Nr. 7: Mit der Sonne wandern

Auf das Wetter sollten Sie sich nicht nur in Bezug auf die richtige Klamotte einstellen. Denn wer sich mit Witterungsverhältnissen samt dazugehöriger Lichtstimmung auskennt, wird meist mit den schönsten Bildern belohnt – dies gilt nicht nur im Winter.

Wir haben dennoch eine Idee, die nicht so versierten Fotografen weiterhelfen könnte. Finden Sie vorab Antworten auf folgende Fragen:

  1. Wie wird das Wetter generell?
  2. Wann geht die Sonne auf?
  3. Wann geht die Sonne unter?
  4. Erwarten mich Regen/Schnee/Nebel/Sonne/Frost?

Es dauert wirklich nicht lange diese Dinge zu recherchieren, das Wissen um die Bedingungen hilft Ihnen jedoch bei der Umsetzung. So kommen Nebel und Frost in den Morgenstunden besser rüber während die Eiskristalle einer Schneedecke in der untergehenden Abendsonne funkeln, wie tausend Diamanten. Das Beste daran: Die Sonne geht im Winter zu sehr humanen Zeiten auf bzw. unter. Da Ihnen im Winter nicht sonderlich viel Zeit bleibt diese Momente festzuhalten, ist es gut vorbereitet und zeitig am Aufnahmestandort zu sein.

Tipp Nr. 8: Gestalten Sie Ihr Bild aktiv mit

Auch wenn wir es auf den ersten Blick gar nicht wahrhaben wollen: Der Winter hat so viel zu bieten! Und abgesehen von den bereits genannten Punkten können sie aktiv daran mitwirken, dass Ihre Bilder nach mehr als schnell gemachten Schnappschüssen aussehen: Suchen Sie sich Ihre Motive mit Bedacht und wirken aktiv an der Komposition mit, gelingen Ihnen Aufnahmen wie aus dem Winterwunderland!

Winterfotografie: Fichtelgebirge_03

Linien, Textur, Horizontallinie und die Anwendung der Drittel-Regel: Bei dieser Aufnahme hat der Fotograf viel richtig gemacht.

Foto: © Fabian Schreiter
  1. Der Goldene Schnitt: Die Regel aller Regeln geht bis in die Antike zurück und beschreibt das Verhältnis zwischen den einzelnen Bildelementen zur gesamten Bildaufteilung.  Dies im Einzelnen zu erklären würde hier zu weit führen, im Internet finden Sie jedoch reichlich Material dazu.
  2. Die Drittel Regel: Leitet sich aus dem Goldenen Schnitt ab, ist aber ein wenig einfacher zu erklären. Hierbei wird das Bild in neun gleich große Teile unterteilt: es entstehen zwei horizontale und zwei vertikale Linien. Die wichtigsten Bildelemente liegen hierbei nicht in der Mitte, sondern auf einer der Drittellinien und die Bildwirkung erhöht sich dadurch automatischum ein Vielfaches. P. S. Die meisten Kameras sind längst mit Rasterlinien ausgestattet, also keine Panik!
  3. Die Linienführung: Betrachten Sie Ihr Motiv plastisch. Sie werden festellen, dass überall Linien (Fluchtlinien, Horizontallinien, etc.) zu finden sind.
  4. Die Perspektive: Seien Sie erfinderisch und spielen einfach mal mit unterschiedlichen Perspektiven! So stehen Ihnen beispielsweise die Frosch-, Vogel-, Zentral-, 2-Punkt-, Kavalier- und Heldenperspektive zur Verfügung. Ein wirklich wertvoller Tipp, denn sobald Sie Ihren Aufnahmestandort ändern, ändert sich auch die Wirkweise auf Ihr Motiv.
  5. Das Muster: Die Natur bietet uns unzählig viele, wiederkehrende Muster und Texturen. Suchen Sie beispielsweise nach Spuren im Schnee, Frost auf Blättern und Beeren, Eiszapfen, etc.
  6. Die Details: Haben Sie Texturen gefunden? Dann gehen Sie nah ran! Die schönsten Muster finden sich nämlich – gerade im Winter – im Detail. Schon mal Makroaufnahmen von Eiskristallen gemacht? Wenn nicht, dann wird es Zeit!
  7. Der Hintergrund: Sofern der Hintergrund zum Aufbau der Bildgeschichte gehört, sollten Sie diesen nicht vernachlässigen.  Doch sollte dieser auch nicht vom Hauptmotiv ablenken. Arbeiten Sie also mit der Schärfentiefe, mit Kontrasten und fotografieren Sie auch mal gegen das Licht.
Fotografieren im Winter
Foto: © Tamara Skudies

Tipp Nr. 9: Was brauche ich sonst noch?

Mut und Kreativität. Viele Fotografen mögen bei vermeintlich schlechtem Wetter nicht fotografieren gehen. Es fehlt ihnen das Licht und auf den ersten Blick das gut beleuchtete Motiv. Hier kommt Ihre Kreativität ins Spiel: Machen Sie sich auf die Suche nach neuen Motiven. Testen Sie Effekte, Objektive und Filter aus. Experimentieren Sie mit der Belichtungszeit und dem Spiel zwischen Schärfe und Unschärfe. Auch der neue Blickwinkel schadet nie. Der Aufwand wird meist mit umso tolleren Ergebnissen belohnt.

Winterfotografie

Anne Schellhase

Anne Schellhase war von 2015 bis 2019 Mitglied der fotoMAGAZIN-Redaktion.

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