Die Honorare der Fotoprofis

Ist Fotografie noch ein rentables Erwerbsmodell? Wir haben
Profifotografen aus sechs Genres nach Gagen, Trends und Zukunftsperspektiven befragt.

Sebastian Sonntag

Sebastian Sonntag

Freier Journalist und Fotograf

Kamera in der Hand mit Geldscheinen

Ist Fotografie noch ein rentables Erwerbsmodell? Erfahren Sie, was die Profifotografen dazu sagen.

Foto: © Getty Images/Galina Ermolaeva

Schon immer ist die Fotografie in Bewegung, folgt Trends, Strömungen, technischen und gesellschaftlichen Entwicklungen. Zuletzt kamen wirtschaftliche und finanzielle Umbrüche hinzu, was die Veränderungen in der Branche der Berufsfotografen intensiviert und beschleunigt hat.

Wir haben bei sechs Berufsfotografen nachgefragt: In welchen Genres lässt sich heute noch Geld verdienen? Wo steigen Nachfrage und Tagessätze und wo sinken sie? Welche Bereiche lohnen sich aus Experten-Sicht heute noch für Nachwuchs-Fotografen? Sehr unterschiedliche Antworten liefern sechs Fotografen aus sehr interessanten Genres.

Der Sportfotograf: Peter Schatz

„Was ich an meiner Arbeit wirklich liebe, ist die Freiheit. Mein Schwerpunkt sind die süddeutschen Mannschaften der Fußball-Bundesliga, primär Bayern München, aber auch Augsburg und Stuttgart. Ich entscheide selbst, welche Spiele ich besuche und was ich fotografiere, im Gegensatz zu „festen Freien“ oder Auftragsfotografen. Alles, was ich mache, strecke ich aus eigener Tasche vor – zeitlich und finanziell.

„Der Tagessatz eines festen Freien beträgt rund 250 Euro.“

Peter Schatz, Sportfotograf

Bei der WM in Katar kamen dabei über 9000 Euro zusammen. Pro Spiel schicke ich eine Auswahl von etwa 20 Motiven in Echtzeit an die Redaktionen und die restliche Auswahl an Partner-Agenturen, die sie im Archiv speichern und gegen Provision an Zeitungen, Zeitschriften und Redaktionen weiterverkaufen.

Messi Argentinien

Arbeit in Vorleistung – freie Sportfotografen hoffen auf erfolgreiche (Tor-)Schüsse.

Foto: © Peter Schatz

Aus finanzieller Sicht ist der Job schwierig. Mein Equipment mit 400-mm- und 600-mm-Optiken sowie drei Profi-Sport-Bodys liegt bei etwa 40.000 Euro, der Tagessatz eines festen Freien beträgt rund 250 Euro. Ich bekomme pro Bild bei einem Direktverkauf an die Redaktionen etwa zehn bis 40 Euro. Am fairsten bezahlt werden Sportfotografen bei den Tageszeitungen von der Bild am Sonntag. Deren Honorar liegt oberhalb dieser Range und sie wählen in der Regel die besten Bilder, nicht die günstigsten.

Bei Verkäufen über die Partner-Agenturen liegen die Preise im einstelligen Bereich für online, im niedrigen zweistelligen Bereich für Print, wobei die Agentur 50 Prozent als Honorar behält.

Auftragsarbeiten für Vereine oder Sponsoren mache ich keine. Große Bildagenturen sind in diesem Bereich sehr aktiv und schicken Fotografen los, die beispielsweise nur die Sponsoren-Werbung ablichten. Das passt allerdings nicht zu meiner Art zu arbeiten – und würde mir die fotografische Freiheit nehmen.“

Porträtfoto Peter Schatz, Sportfotograf

Fotograf: Peter Schatz
Genre: Sport-Fotografie
Studierte Sport in München und kam danach bei der Arbeit im Eisschnelllauf zur Sportfotografie. Schatz baute sich autodidaktisch ein Portfolio auf, mit dem er sich erfolgreich bei der Agentur Bongarts bewarb. Seine Fotos wurden mehrfach ausgezeichnet.

Webseite: www.peterschatz.com

Die Pferdefotografin: Diana Wahl

„Der Markt der professionellen Pferdefotografie ist in Deutschland recht klar strukturiert. Es gibt etwa 20 bis 30 Fotografen, die von Pferdefotos leben, und vielleicht 500 bis maximal 1000, die das als zweites Standbein nutzen. Ich glaube, um in dem Bereich erfolgreich zu sein und sich einen Namen in der doch überschaubaren Branche zu machen, braucht man eine Idee, eine Bilderserie, die richtig durch die Decke geht.

„Sehr gute Fotografen und aufwendigere Konzepte kosten im Privatbereich etwa 700 bis 1200 Euro. “

Diana Wahl, Pferdefotografin

Auftraggeber sind neben Privatpersonen, die sich ihr Pferd bildlich verewigen lassen, vor allem Ge­schäftskunden: Hersteller von Pferde- und Reitprodukten, Züchter, aber auch Pferde-Influencer. Im Business-Bereich wird Video als Medium zunehmend relevant, mein Fokus liegt aber klar auf der Fotografie.

Pferdeporträt

Von der Idee zum Geschäft: Das ist nicht nur in der Pferdefotografie ein guter Weg.

Foto: © Diana Wahl

Generell wächst die Branche. Die eher konservative Pferde-Industrie merkt, dass Social-Media-Kanäle und Webseiten regelmäßig mit neuem und vor allem hochwertigem Content befüllt werden müssen, wodurch die Nachfrage aktuell steigt.

Preislich liegt ein dreistündiges Pferde-Shooting mit zehn bis zwölf Bildern für Privatpersonen etwa bei 300 bis 500 Euro, sehr gute Fotografen und aufwendigere Konzepte kosten im Privatbereich etwa 700 bis 1200 Euro.

Ich persönlich arbeite nicht mit Tagessätzen, sondern biete meinen B2B-Kunden Gesamtpakete an, inklusive Retusche und unbegrenzter Bildrechte. Die Preise für so ein Paket liegen je nach Auftrag bei rund 3000 bis 5000 Euro – all inclusive. Auf Kundenseite kommen als Kostenfaktoren noch Requisiten und Stylisten (für Pferd und Personen) dazu.“

Diana Wahl

Fotografin: Diana Wahl
Genre: Pferdefotografie
Nach ihrem Kommunikationsdesign-Studium assistierte Diana Wahl ein Jahr lang der renommierten Pferdefotografin Gabrielle Boiselle, bevor sie sich selbstständig machte und 2017 mit ihren Blattgold-Pferdebildern den Durchbruch in der Branche schaffte. 2021 gewann sie mit der Silbernen Kamera die wichtigste Fotografen-Auszeichnung der Reitsport-Szene. Wahls Bilder wurden in zahlreichen Fach-, aber auch Modemagazinen abgedruckt.

Webseite: www.dianawahl.com

Die Fotojournalistin: Nadja Wohlleben

„Fotojournalistin wird man nicht, um damit reich zu werden, sondern eher aus einer inneren Einstellung heraus, Menschen kennenlernen und das Weltgeschehen dokumentieren zu wollen.

„Die Gagen beginnen bei 80 Euro für Tageszeitungen, im Online-, Print- und Agenturbereich bei 250 bis 500 Euro.“

Nadja Wohlleben, Fotojournalistin

Ein Arbeitstag dauert in meiner Branche zwischen einer und acht Stunden, bei News auch mal zwölf, die Gagen dafür beginnen bei 80 Euro für Tageszeitungen, im Online-, Print- und Agenturbereich bei 250 bis 500 Euro, wobei online schlechter bezahlt wird. Es lohnt sich immer zu verhandeln, in meinem Fall kommt noch etwas Geld durch Zweitverwertungen über eine Agentur dazu.

Bildjournalismus, Spirituality

Fotojournalisten leben oft von Honorar und Idealismus.

Foto: © Nadja Wohlleben

Bei Corporate-Jobs rangieren die Gagen zwischen 1000 und 5000 Euro. Wie bei Freiberuflern üblich, habe ich Monate, in denen ich 8000 Euro verdiene, in anderen nur 800.

Was viel wichtiger ist: Ich liebe meinen Job, so schwierig er auch sein mag! Und ich bin fest überzeugt, dass man es als Nachwuchstalent auch heute, in Zeiten von Kürzungen und Stellenstreichungen, noch schaffen kann, mit kontinuierlicher, hochwertiger Arbeit vom Fotojournalismus zu leben. Für mich ist es der beste Beruf der Welt!“

Nadja Wohlleben

Fotografin: Nadja Wohlleben
Genre: Fotojournalismus

Schon als Kind reiste Nadja Wohlleben mit ihren Eltern viel durch die Welt, abonnierte später die GEO und träumte davon, selbst Fotojournalistin zu werden. Ihren „Master of Arts“ in Fotojournalismus schloss sie mit Auszeichung ab, seit zehn Jahren arbeitet Wohlleben erfolgreich als Fotojournalistin und Dokumentarfotografin.

Webseite: www.nadjawohlleben.com

Der Autofotograf: Michael Compensis und Thomas von Salomon We! Shoot it Autofotografen

„Die Produktionspausen und Lieferengpässe der Autobranche in den letzten Jahren schlagen sich in unseren Tagessätzen deutlich nieder, dazu kommen noch einige andere Punkte: Zum einen ersetzen KI, CGI und Renderings zunehmend die Arbeit der Autofotografen, zum anderen hat sich das Kräfteverhältnis bzw. die daraus resultierende Behandlung der Fotografen durch die Hersteller deutlich verändert.

„Unsere Sätze liegen bei etwa 2500 bis 3000 Euro pro Tag.“

Michael Compensis und Thomas von Salomon, We! Shoot

Man verhandelt als Einzel-Dienstleister – oder wir als Duo – gegen einen DAX-Konzern und sitzt daher immer am kürzesten Hebel.

Wurden früher drei Fotografen für eine Produktion angefragt, sind es heute bis zu zehn Vergleichsangebote. Am Ende wird bei einem sechsstelligen Budget, dessen allergrößter Teil für Logistik, Lizenzen und Reisekosten ausgegeben wird, wegen 300 Euro in der Gesamtsumme der Produktionskosten der Zuschlag vergeben. Die Jobs gehen daher oft an Fotografen, die mit deutlich reduzierten Honoraren hart an der Rentabilitätsgrenze kalkulieren.

Porsche 993 Cabrio
Autofotografie erfordert oft einen sehr hohen logistischen Aufwand. Foto: © WE! Shoot IT

Unsere Sätze liegen bei etwa 2500 bis 3000 Euro pro Tag; Vor- und Nachbereitung, Reisekosten etc. werden für die Hälfte abgerechnet. Davon gehen die Provisionen für die Repräsentanten ab. Akquise, Büroarbeit und aktive Außenpräsentation, die mittlerweile den Großteil unserer Arbeitszeit ausmacht, werden nicht bezahlt. Ergänzend dazu gibt es noch Redaktionen als Kunden, deren Gagen aber kaum mehr als die Kosten decken und deren Jobs man vor allem für die Seele und das Portfolio annimmt.

An Nebenkosten führen wir noch Equipment (450 bis 700 Euro), Studio (bei großen Studios etwa 2500 Euro) sowie Assistenz (350 Euro/Assistent) an. Selbst bei dieser Kalkulation ganz ohne Logistik und Logie lässt sich schon erkennen, dass die Tagessätze des Fotografen den geringsten Teil der Kosten ausmachen.

Zusammengefasst: Wenn es gut läuft ist es der schönste Job der Welt, aber reich wird man damit nicht.“

Autofotografen Michael Compensis und Thomas von Salomon

Fotografen: Michael Compensis,
Thomas von Salomon
Genre: Auto-Fotografie

Hinter „WE! shoot it“ stehen Thomas von Salomon und Michael Compensis. In kurzer Zeit etablierte sich das Duo bei großen Fahrzeug-Kunden und vielen mehr. Mittlerweile bietet das Team neben Fotografie auch Film und CGI an.

Webseite: www.we-shoot-it.com

Der Business- und Corporate-Fotograf: Philipp Arnoldt

„Ich bin superschlecht in Dingen, die mir keinen Spaß machen. Deshalb musste ich einen Weg finden, mein Hobby zum Beruf zu machen und ließ mich 2002 zum Werbefotografen ausbilden. Nachdem ich einige unterschiedliche Fotogenres ausprobiert hatte, fokussierte ich mich mehr und mehr auf den Corporate-Bereich.

„Die Tagessätze liegen meist zwischen 1200 und 1800 Euro.“

Philipp Arnoldt, Business- u. Corporate-Fotograf

Die Tagessätze liegen hier meist zwischen 1200 und 1800 Euro, zuzüglich der Equipmentkosten, Postproduction und der entsprechenden Teammitglieder wie Assistenz, Maske, Regie und ähnlichem. Meine Kundenspanne reicht vom Einzelunternehmer bis zu großen Institutionen. Größere Kunden haben meist mehr Budget für die Produktion, was das Arbeiten entzerrt und die Möglichkeiten erweitert. Zusätzlich zu Foto wird in Zeiten von Social Media meist auch Film angefragt, idealerweise in Kombination, um Kosten zu senken und effizient zu arbeiten. So müssen beispielsweise Models nur einmal gebucht werden.

Mann in Flugzeugturbine

Corporate-Fotografie: ältere und jüngere Herrschaften in Anzügen.

Foto: © Philipp Arnoldt

Corporate wird oft als ein recht unattraktiver Foto-Bereich wahrgenommen: ältere Herrschaften in Anzügen, die sich vor der Kamera nicht wohlfühlen.

Dennoch, ich liebe es, die Einblicke, die ich bekomme, in Bildern nach außen zu transportieren – auch wenn ich nicht weiß, ob ich in Zeiten von CGI und KI in weiteren 20 Jahren immer noch Spaß daran haben werde.“

Philipp Arnoldt

Fotograf: Philipp Arnoldt
Genre: Corporate-Fotografie

Nach einer Ausbildung zum Fotografen arbeitete Arnoldt zunächst bei einem Produkt-Studio und wechselte nach fünf Jahren zur Kreuzfahrt-Fotografie. 2011 zog er zu seiner heutigen Frau nach Berlin, kombinierte das Wissen um Inszenierung aus der Produktfotografie mit seiner Vorliebe für Personen-Fotos und landete so im Bereich Corporate-Fotografie.

Webseite: www.philipp-arnoldt.de

Der Produktfotograf mit Schwerpunkt Uhren: Sven Wilhelm

„Bedingt durch die aktuellen Krisen und den Trend zu CGI und 3D-Rendering werden die nächsten Jahre für Uhrenfotografen vermutlich schwierig. Als Fotograf muss man bereit sein, sich anzupassen.

In der Uhrenfotografie wird wie in der Produktfotografie pro Bild abgerechnet, nicht in Tagessätzen. Die Preise beginnen bei 45 Euro pro Motiv, können aber in Einzelfällen bis zu 450 Euro betragen. Diese große Spanne ergibt sich vor allem aus den Wünschen des Kunden und dem damit verbundenen Aufwand.

„Die Preise beginnen bei 45 Euro pro Motiv, können aber in Einzelfällen bis zu 450 Euro betragen.“

Sven Wilhelm, Produktfotograf

Jedes meiner Fotos besteht aus etlichen Einzelaufnahmen. Zum einen setze ich für einen perfekten Schärfeverlauf Focus-Stacking mit mehreren hundert Einzelbildern ein, zum anderen werden bei manchen Uhren Elemente wie Ziffernblatt, Krone, Gehäuse oder Armband separat ausgeleuchtet und fotografiert.
Zusätzlich zu berechnende Kostenfaktoren sind besondere Locations und Models.

Uhr, Omega

Etliche Einzelbilder für ein Motiv nimmt Sven Wilhelm auf.

Foto: © Sven Wilhelm

Meine Kunden sind Hersteller und Händler im gehobenen Segment. Stammkunden sind besonders wichtig, bei mir ist es allen voran Louis XVI.

Professionelle Uhrenfotografie ist etwas für En­thusiasten. Man muss im positiven Sinne einen an der Waffel haben. Ich selbst sehe mich als Foto- und Technik-Fetischisten, selbst nach über 2000 Uhren begegnen mir immer wieder Herausforderungen, für die ich keine Lösung habe, aber eine finden muss.“

Sven Wilhelm, Fotograf

Fotograf: Sven Wilhelm
Genre: Produkt-Fotografie, Schwerpunkt Uhren

Sven Wilhelm begann mit Internetprogrammierung. Als eine seiner Kundinnen Bilder brauchte, bot er sich spontan an. Die Ergebnisse zogen die nächsten Interessenten an und so entwickelte sich schnell ein professionelles Produktfoto-Gewerbe. Ähnlich verlief sein Zugang zum Motiv Uhren. Wilhelm erkannte sofort die Komplexität der Uhrenfotografie – und liebt sie seitdem.

Webseite:
www.der-uhrenfotograf.de
www.das-produktfoto.de

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