Die Entwicklung der Handyfotografie

Vom Fotohandy zum 4K-Smartphone: Gerade mal ein Dutzend Jahre ist die Handyfotografie alt. Doch in dieser kurzen Zeit entwickelte sie sich von einer belächelten Spielerei zum innovativsten Segment der digitalen Fotografie.

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Die ganze Welt der Fotografie

Sony Zoom-Objektiv

Sony bietet Module aus Zoom-Objektiv und Bildsensor an, die per Wi-Fi Bilddaten übertragen.

Foto: © Sony

Text: Dirk Kunde

Handys erobern Mitte der 1990er-Jahre den Massenmarkt und die Ingenieure arbeiten fieberhaft daran, ihre Modelle von denen der Wettbewerber abzugrenzen. Zum Ende des Jahrzehnts kommen Entwickler in Japan auf die Idee, das Mobiltelefon mit einer Kamera zu kombinieren. Das Toshiba Camesse ist 1999 das erste Fotohandy, ein Jahr später folgt das J-SH04 von Sharp für den japanischen Mobilfunkanbieter J-Phone.

Nokia 7650

2002: Nokia bewirbt das 7650 erstmals als Multimedia-Mobiltelefon.

Foto: © Nokia

Das Rennen um Megapixel

In Deutschland wird das erste Handyfoto 2002 geschossen. Sharp bringt sein GX10 auf den Markt. Das Klapphandy nimmt Bilder mit einer Auflösung von 352x288 Pixeln auf. Die betrachtet der Fotograf auf einem Display mit 120x160 Bildpunkte. Werte über die man heute nur schmunzeln kann. Doch die Handyhersteller glauben an den Erfolg der Kameralinse und eröffnen das Rennen um die meisten Pixel. Nokia bewirbt 2002 sein Modell 7650 als erstes Multimedia-Mobiltelefon. Die Kamera schießt Fotos mit 640 x 480 Pixeln. 2004 waren dann bereits 2-Megapixel-Kameras verbaut.

Immer dabei

Den großen Durchbruch erlebt die Handyfotografie mit dem Start der Smartphones. Das Jahr 2007, als das erste iPhone auf dem Markt kam, gilt als Geburtsstunde dieser Gattung. Aktueller Standard sind hier acht Megapixel. Derzeit hat der chinesische Hersteller Oppo mit dem Find 7 die Nase vorn. Aufnahmen mit 50 Megapixeln sind mit dem Gerät möglich. Allerdings ist dies Stückwerk, denn der 13-Megapixel-Bildsensor schießt in kurzer Abfolge mehrere Fotos und setzt aus vier Bildern die 50-Megapixel-Aufnahme zusammen.

Ohne derartige Tricks schafft der 41-Megapixel-Sensor im Nokia Lumia 1020 Aufnahmen mit 38 Megapixeln. Die Vorteile der Smartphones gegenüber der klassischen Digitalkamera liegen auf der Hand: Sein Smartphone hat man immer dabei, man muss keine Speicherkarte auslesen und kann Fotos direkt an Freunde mailen oder auf Online-Plattformen hochladen. Somit dürfte es kaum überraschen, dass in Yahoos Fotogemeinschaft Flickr vier iPhone-Modelle die ersten Plätze belegen.

Sony Xperia Z2

Das Sony Xperia Z2 nimmt Videos mit 4K-Auflösung auf.

Foto: © Sony

Hort der Innovation

Die führenden Smartphone-Hersteller wie Samsung, HTC und Apple arbeiten mit Hochdruck daran, Funktionen klassischer Kameras in ihre Smartphones zu übernehmen. Dazu gehören Bildstabilisatoren, manuelle Einstellung von Schärfe und Belichtung, Panoramafotos und High Dynamic Range Fotografie (HDR). Apple verpasst seinem iPhone 5S einen sogenannten „True Tone“-Blitz. Aus weißem und bernsteinfarbenem LED-Licht wird die richtige Mischung errechnet, um Objekte so aufzuhellen, dass sie möglichst natürlich aussehen.

Der taiwanesische Hersteller HTC stattet sein Modell One M8 mit zwei Kameralinsen auf der Rückseite aus. Eine Vier-Megapixel-Linse schießt Fotos und die zweite Linse erfasst die Entfernungsdaten des Motivs. Diese Tiefenschärfeinformation wird im Smartphone gesichert, so kann der Fotograf noch nachträglich entscheiden, ob das Objekt im Vordergrund oder lieber eine Person im Hintergrund scharf dargestellt werden soll. Auch 3D-ähnliche Fotoeffekte lassen sich damit erzeugen.

HTC One UFocus

UFocus nennt HTC eine Technologie zur Änderung der Fokusebene nach der Aufnahme.

Foto: © HTC

Vermutlich wird sich bald auch Apple in eine ähnliche Richtung bewegen: Stellenausschreibungen in Kalifornien und die Übernahme des israelischen Unternehmens 3D Prime Sense deuten an, dass man auch in Cupertino an einer plenoptischen Kamera für die Lichtfeldfotografie arbeitet.

Physikalische Grenzen​

Aufgrund der schmalen Bauweise von Smartphones existieren physikalische Grenzen. Der Abstand zwischen Linse und Sensor ist gering, es gibt in der Regel kein optisches Zoom und keine Austauschlinsen. Das beschäftigt auch die Apple-Ingenieure. Im Frühjahr 2014 erhält das Unternehmen ein Patent für austauschbare Linsen beim iPhone. Per Bajonettverschluss werden Objektive am Smartphone fixiert. Bis es soweit ist, bieten Hersteller wie Olloclip Aufsteckobjektive mit Tele, Weitwinkel, Makro und Fischauge an.

Sony geht einen anderen Weg und verbindet Smartphone und Objektiv per Datenfunk. Die Smartshot-Objektive sind eigentlich vollwertige Digitalkameras, denen lediglich ein Display fehlt. Das QX10 verfügt über einen 18 Megapixel CMOS-Sensor und das QX100 über einen 20,2 Megapixel CMOS-Sensor sowie ein zehnfaches optisches Zoom. Die Objektive koppelt der Fotograf per Datenfunk mit seinem Smartphone.

Das Zubehör kann irgendwo liegen und der Fotograf löst von woanders aus. Aktuelle Smartphones sind längst nicht mehr nur Fotokameras, sondern auch Full-HD-Videokameras. Hier wartet die nächste Herausforderung für die Hersteller. Mit der kommenden Fernsehauflösung 4K oder Ultra HD genannt (3840×2160 Pixel), können die ersten Smartphones – wie das Sony Xperia Z2 – bereits mithalten.

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