Im Test: Telezooms bis 400/450 mm

Bezahlbare Telezooms bis etwa 400 mm für Vollformat liegen hoch im Kurs. Zwischen 900 und 2900 Euro liegt unsere Auswahl für Spiegelreflex und spiegellose Sonys, die wir im Labor getestet haben.

Porträt Lars Theiß

Lars Theiß

Praxis-Redakteur, seit 1995 im fotoMAGAZIN-Team.

Sony FE 4,5-5,6/100-400 mm GM OSS

Hat die Nase vorne: Das Sony FE 4,5-5,6/100-400 mm GM OSS.

Foto: © Sony

Bei vielen Fotografen ist die 400er-Klasse sehr beliebt. Die Telezooms für Vollformat-Spiegelreflex- und Spiegellos-Kameras bieten einen guten Kompromiss aus recht beachtlicher Telebrennweite von 400 mm, flexiblem Zoom, meist guter Ausstattung und aufgrund der weniger hohen Lichtstärke noch handhabbaren Abmessungen und Gewicht. Nicht zuletzt deshalb sind sie auch für viele Interessenten erschwinglich, beginnen doch die Neupreise bereits unter 1000 Euro. Wer ein Original der Kamerahersteller erwerben möchte, muss allerdings laut Liste schon deutlich über 2000 Euro hinblättern. Da will man vorher wissen, was das Zoom zu leisten imstande ist.

Die Testobjektive

Im sechsköpfigen Testfeld haben wir vier Modelle neu getestet und zwei bereits gemessene der Vollständigkeit halber ergänzt. Sowohl das Nikon AF-S Nikkor 4,5-5,6/80-400 mm G ED VR (in fM 5/14) als auch das jüngere Sigma 5-6,3/100-400 mm DG OS HSM Contemporary (fM 8/17) haben wir schon ausführlich dargestellt und verweisen für tiefere Analysen auf die genannten Heftausgaben.

Aufgrund von zwischenzeitlich größeren Sprüngen in der Sensorauflösung haben wir das Canon EF 4,5-5,6/100-400 mm L IS II USM am Vollformatsensor neu gemessen, weshalb sich Stammleser über die abweichenden Ergebnisse gegenüber fM 3/15 nicht wundern dürfen.

Absolut neu im BAS-Digital-Test sind das Pentax HD D FA 4,5-5,6/100-400 mm ED DC AW, das Sony FE 4,5-5,6/100-400 mm GM OSS als einziges „Spiegellose“ und das Tamron 4,5-6,3/100-400 mm Di VC USD als kostengünstige Alternative für Canon- und Nikon-Apparate.

Leistungsverlust

Beim Canon 100-400 der zweiten Generation zeigen sich am Vollformatsensor erwartungsgemäß einige Einschränkungen im Vergleich zur Kamerageneration von 2015. Die Kurven der Auflösung verlaufen ähnlich, aber auf einem niedrigeren Niveau.

Belegbild mit Canon 100-400 mmCanon EF 4,5-5,6/100-400 mm L IS II USM.

Canon EF 4,5-5,6/100-400 mm L IS II USM.
Ein stärkeres Abblenden hätte bei der Schleiereule mehr Auflösung erzielt. Mit 400 mm, Blende f/5,6, 1/125 s mit ISO 1250 an EOS 5D Mark III.

Foto: © Lars Theiß / mit freundlichem Dank an Tierpark Hagenbeck

Außer bei 400 mm, wo der Fotograf lieber auf Blende f/8 abblenden sollte, ist das Objektiv offenblendtauglich. Randabdunklung und Verzeichnung bleiben bei den sehr guten bis ausgezeichneten Werten. Da auch die Fassungsqualität unverändert sehr hoch ist, behält das EF 100-400 mm II sein „Super“-Siegel.

Nikons AF-S 4,5-5,6/80-400 mm VR liegt mechanisch auf sehr gutem Niveau und ist optisch besonders für Vollformatkameras zu empfehlen.

Belegbild mit Pentax 150-450 mm

Pentax D FA 4,5-5,6/150-450 mm ED DC AW.
Weiches Licht, weiche Detailaufbereitung: Den Kamera-JPEGs fehlt die knackige Brillanz. Mit 450 mm, Blende f/5,6, 1/250 s mit ISO 400 an K-1.

Foto: © Lars Theiß

Als Außenseiter geht das Pentax 150-450 mm in den Test. Das liegt nicht nur an dem leicht verschobenen Brennweitenbereich des Dreifachzooms, sondern auch an seiner Größe und dem deutlich größeren Gewicht. Die Fassung ist absolut erstklassig und zu bekritteln gäbe es höchstens die vergleichsweise lange Nahgrenze. Pentax hat kompromisslos alles verbaut, was einem so einfallen kann. Der „fehlende“ Bildstabilisator steckt bei Pentax in den Kameragehäusen.

Die Ergebnisse der Auflösungsmessung leiden bei Pentax unter der geringen Anhebung des Kontrasts in feinen Strukturen. Deshalb verlaufen die Kurven nur im mittleren bis guten Bereich, jedoch mit nur sehr geringer Offenblendschwäche und sehr gleichmäßigem Verlauf über die Blenden. Sowohl Randabdunklung als auch Verzeichnung sind sehr gut. K-1-Fotografen können bei diesem Objektiv bedenkenlos zugreifen.

Prima Leistungen – besonders an APS-C – zeigt das mechanisch sehr gut ausgestattete Sigma 100-400 mm Contemporary. Es ist mit Anfangsöffnung f/5 das einzige Nicht-4,5er im Feld. Nicht zuletzt aufgrund seines Preises ist es ein heißer Kandidat für Sparfüchse.

Belegbild mit Sony 100-400 mm

Sony FE 4,5-5,6/100-400 mm GM OSS.
Schon bei Offenblende liefert das Sony-Zoom am Tele-Ende seine Maximalleistung. Mit 400 mm, Blende f/5,6, 1/500 s mit ISO 500 an Alpha 9.

Foto: © Lars Theiß

Ähnlich spitze wie das Pentax ist das Sony FE 100-400 mm ausgestattet und gefertigt. Sogar ein Bildstabilisator ist (für die nicht-stabilisierten Alphas) mit an Bord. Trotz Bonuspunkten für den Stativring und die umfangreichen Sonderfunktionen reicht es an Pentax nicht ganz heran, da es einige glänzende Stellen beim Streulichtschutz gibt. Optisch profitiert Sonys G Master von der sehr aggressiven Detailaufbereitung der aktuellen Spiegellosen.

Dabei zeigt sich auch ein ungewöhnliches Verhalten bei der Auflösung: Während die meisten Telezooms im mittleren Brennweitenbereich ihre Stärke und im längsten ihre Schwäche haben, ist es beim Sony umgekehrt: Bei 200 mm ist die Auflösung am geringsten und es empfiehlt sich, um eine Stufe abzublenden; die längste Brennweite ist hingegen besonders bei Vollformat extrem hoch – ab Offenblende!

Das ist genau die Kombination, die Fotografen für Tier- oder Sportaufnahmen wünschen, nämlich viel Brennweite bei größtmöglicher Blendenöffnung. Dass der Wirkungsgrad im Laufe des Abblendens recht schnell nachlässt, dürfte sich meistens verschmerzen lassen. Bei der Verzeichnung und besonders der Randabdunklung sammelt das Sony-Zoom viele Punkte und landet bei einem souveränen „Super“.

Nach einigem Vorlauf konnten wir auch das nagelneue Tamron 100-400 mm im Labor testen. Es gehört nicht in die hochwertige SP-Reihe, ist dennoch sehr gut in Kunststoff verarbeitet und mit Spritzwasserschutz ausgestattet. Trotz seines geringen Preises besitzt es diverse Features für komfortables Fotografieren.

Belegbild mit Tamron 100-400 mm

Tamron 4,5-6,3/100-400 mm Di VC USD.
Beeindruckende Nahaufnahmen schafft das Tamron-Zoom bei 400 mm mit seiner kurzen Nahgrenze von rund 150 cm. Mit 400 mm, Blende f/6,3, 1/400 s mit ISO 640 an Canon EOS 5DS R.

Foto: © Lars Theiß

Die ungewöhnlich weiche Streulichtblende irritiert anfangs, funktioniert aber prächtig als Stoßfänger an Scheiben oder Kanten. Erwähnenswert ist der maximale Abbildungsmaßstab von 1:3,6. Eine Stativschelle kann als Zubehör erworben werden.
Bezüglich der Auflösung ist das Tamron ungewöhnlich getrimmt. Während normalerweise die Anfangsbrennweite besser und die Telebrennweite schwächer ist, sind beim Neuling die Rollen umgekehrt verteilt.

Besonders im Vollformat fällt die Schwäche bei 100 mm auf, was aber verschmerzbar ist, da in den seltensten Fällen ein 100-400 mm erworben wird, um schwerpunktmäßig mit 100 mm zu fotografieren. Bei 400 mm ist es offenblendtauglich, erreicht allerdings nicht die Werte des Sigma 100-400 mm. Da das Tamron in der Verzeichnung und der Blendenkonstanz besser abschneidet, erzielt es eine etwas höhere Vollformatwertung.

FAZIT

Erstaunlich unterschiedlich fallen die Test­ergebnisse im Detail aus. So kann jeder Fotograf nach dem für ihn wichtigsten Kriterium entscheiden. Vorne liegt jedenfalls das G Master von Sony – auch beim Preis. Wer beim Originalhersteller bleiben will, kann dies ruhigen Gewissens tun. Für ausschließliche APS-C-Fotografen könnte das Tamron vorne liegen, Vollformat-Liebhaber dürften das Sigma bevorzugen. Pentax-Fotografen haben keine Auswahl, doch die eine Wahl ist eine gute.

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