Im Test: Sony RX10 IV

Bis zu 24 Bilder pro Sekunde schießt die RX10 IV mit voller Auflösung. Wir haben das neue Geschwindigkeitswunder getestet und mit anderen Bridge-Kameras mit 1-Zoll-Sensor verglichen.

Farbiges Porträt von Andreas Jordan vor neutralem Hintergrund

Andreas Jordan

Andreas Jordan leitet das Technik-Ressort beim fotoMAGAZIN.

Sony RX10 IV
Fotos: © Sony

Der Markt für Bridge-Kameras mit üppigen Zoombereichen und den relativ großen 1-Zoll-Sensoren wird von Sony und Panasonic dominiert. Daneben ist noch Canon mit der annähernd zweieinhalb Jahre alten PowerShot G3 X mit 25fach-Zoom vertreten, die wir wegen des fehlenden Suchers nicht in den Testvergleich aufgenommen haben.

Panasonic ist mit den beiden Modellen Lumix FZ1000 (16fach-Zoom) und FZ2000 (20fach-Zoom) dabei. Das größte Angebot hat Sony – die Japaner haben die Angewohnheit, die Vorgänger zu reduzierten Preisen auf dem Markt zu lassen, sodass nun vier RX10-Modelle erhältlich sind. Die ersten beiden Generationen waren noch mit einem 8,3fach-Zoom ausgestattet, die RX10 III und IV haben ein ungewöhnlich lichtstarkes 25fach-Zoom (2,4-4/24-600 mm beim Kleinbild). Im Mittelpunkt des Tests steht die neue RX10 IV, die seit Oktober erhältlich ist.

Sony RX10 IV schraeg

RX10 IV
Preis: ca. 2000 Euro

Foto: © Sony

Äußerlichkeiten

Wer die RX10 III kennt, wird zunächst keine Unterschiede feststellen – Abmessungen, Gewicht und Bedienelemente (darunter ein Blenden-, ein Zoom- und ein Fokusring am Objektiv) sind unverändert. Die RX10 III ist größer als manche SLR mit Kitobjektiv, im Gegenzug gibt es allerdings auch ein ungewöhnliches Objektiv: Das Zeiss-Zoom kombiniert wie kein anderes in dieser Klasse einen großen Brennweitenbereich mit hoher Lichtstärke – zum Vergleich: Panasonics FZ2000 reicht im Tele nur bis 480 statt bis 600 mm und ist über den gesamten Brennweitenbereich etwas lichtschwächer (2,8-4,5 statt 2,4-4).

Die Brennweite kann man wie bisher sowohl per Objektivring als auch über einen Hebel am Auslöser ändern, in beiden Fällen wird per Motor gezoomt. Die erste Änderung zeigt sich bei der Bedienung. So hat Sony der Neuen endlich einen Touchscreen spendiert (bei Panasonic ist dieser schon länger eine Selbstverständlichkeit). Auf dem Klappmonitor lässt sich das AF-Messfeld verschieben, was übrigens auch funktioniert, wenn die Kamera im Sucherbetrieb genutzt wird (Funktion Touch-Pad muss aktiviert sein).

Damit der Fotograf den AF nicht versehentlich mit der Nase verschiebt, lässt sich das Touch-Pad auf einen Monitorbereich beschränken, beispielsweise die rechte Hälfte. Ganz konsequent ist die Touch-Bedienung allerdings nicht gelöst. So lassen sich die Menüs nicht per Berührung bedienen und auch das Weiterblättern im Wiedergabemodus funktioniert auf diese Weise nicht (das Vergrößern schon). Der OLED-Sucher hat wie gehabt eine angenehme Größe (0,7fache Vergrößerung) und Auflösung (2,36 Millionen Punkte).

Autofokus, Verschluss und Blitz

Deutlich verbessert hat Sony den Autofokus, der nun – wie in der kleinen Schwester RX100 V – 315 AF-Messfelder auf dem Bildsensor mitbringt, die 65 Prozent des Sensors abdecken. Hinzu kommen 25 Messfelder mit Kontrast-Erkennung (die RX10 III fokussiert ausschließlich per Kontrast).

Für Portraits ist neben der Gesichts- auch eine Augenerkennung an Bord. Gegenüber der RX100 V hat Sony das AF-System um das „High-Density-Tracking “ erweitert, das es bisher nur in der Alpha-Serie gab. Dabei werden nicht nur die Autofokuspunkte auf dem Motiv, sondern auch die umliegenden in die Schärfeberechnung einbezogen und so die Tracking- und Fokusgenauigkeit erhöht.

Sony RX10 IV back

Die Blende wird am Objektiv eingestellt, der Monitor ist klappbar.

Foto: © Sony

Der mechanische Verschluss ist für 1/2000s ausgelegt, wobei die kürzeste Zeit erst ab Blende 8 zur Verfügung steht, bei Offenblende ist nur 1/1000 s möglich. Dass man trotzdem bei Offenblende mit kürzeren Zeit fotografieren kann, liegt am elektronischen Verschluss, der sogar 1/32.000 s ermöglicht und geräuschlos arbeitet. Die hohe Auslesegeschwindigkeit des Sensors sorgt dafür, dass die Verzerrungen durch den „Rolling Shutter“ des E-Verschlusses minimiert werden.

Blitzen kann die Kamera dagegen nur mit mechanischem Verschluss. Dabei stört übrigens im Weitwinkel das große Objektiv, das selbst bei abgenommener Gegenlichtblende den Blitz abschattet – erst bei rund 36 mm kleinbildäquivalenter Brennweite verschwindet die Abschattung.

Starke Videofunktionen

Zu den Stärken von Panasonic und Sony gehören die Videofunktionen. Sonys RX10-Serie nimmt seit der zweiten Generation 4K mit 3840 x 2160 Pixeln auf, Panasonics Lumix FZ2000 beherrscht sogar das Cinema-4K-Format mit 4096 x 2160 Pixeln. Die RX10 IV kann 4K mit maximal 25 (PAL) bzw. 30 Bildern/s (NTSC) aufnehmen, wobei die Datenrate bis zu 100 MBit/s beträgt.

Auch eine Aufzeichnung über HDMI auf einem externen Recorder ist möglich. Natürlich lassen sich Zeit und Blende während der Videoaufnahme manuell einstellen; damit der Blendenwechsel keine störenden Geräusche erzeugt, ist es möglich, den Blendenring auf einen klicklosen Betrieb umzuschalten. Die Qualität der 4K-Videos ist brillant, was nicht zuletzt am Full-Pixel-Readout liegen dürfte. Hierbei erfasst die Kamera 1,7 Mal mehr Informationen, die dann auf die Ausgabeauflösung heruntergerechnet werden.

Zur (semi)-professionellen Videofunktionalität gehören auch die Profile. Sony hat die Anzahl der Presets von sieben auf neun erweitert und bietet nun neben S-Log2 auch S-Log3 an – diese flachen Bildeinstellungen erhöhen die Flexibilität in der Nachbearbeitung und erleichtern die Anpassung von Filmen aus verschiedenen Kameras. Alle Voreinstellungen lassen sich in puncto Schwarzpegel, Gamma, Knie, Farbmodus und Sättigung individuell anpassen. Neu ist auch das Proxy-Recording. Ist dieses aktiviert, so wird zusammen mit dem hochauflösenden 4K-Film ein kleines 720p-Video aufgenommen, das sich im Schnittprogramm leichter bearbeiten lässt – die Schnitte lassen sich dann auf den hochauflösenden Film übertragen.

Full-HD-Aufnahmen gelingen bei normaler Wiedergabegeschwindigkeit mit bis zu 120 Bilder/s. Extreme Zeitlupen verbergen sich hinter dem HFR-Modus: Hierbei lassen sich mit nahezu Full-HD-Auflösung kurze 10fach-Zeitlupen aufnehmen (1824 x 1026 Pixel, 250 B/s). Außerdem stehen 20fach- und 40fach-Einstellungen zur Verfügung, bei denen die Qualität aber deutlich abnimmt (1824 x 616 Pixel und 1292 x 436 Pixel). Zur Videoausstattung gehören natürlich auch eine Mikrofon- und eine Kopfhörerbuchse. Weitere Funktionen der RX10 IV sind Schwenkpanoramen, ein HDR-Modus, Wi-Fi mit Bluetooth, eine elektronische 3D-Wasserwaage, Peaking und Zebra.

Zoomvergleich

Geschwindigkeit und Bildqualität

Im Labor haben wir mit Einzel-Autofokus sowohl im Weitwinkel als auch im Tele eine extrem kurze Auslöseverzögerung von rund 0,1 s gemessen. Mit rein elektronischem Verschluss schafft die RX10 IV 24 Bilder/s, über einen längeren Zeitraum haben wir 23 Bilder/s ermittelt. Diese Geschwindigkeit hält die Kamera für beeindruckende 260 JPEGs bzw. 111 Raws in Folge durch. Mit mechanischem Verschluss sind ca. 10 Bilder/s möglich. Auch das Versprechen, den Autofokus nachzuführen, hält Sony: Im Test waren alle Bilder, bei denen sich ein Läufer auf die Kamera zubewegte, scharf.

Die Bildqualität liegt etwa auf dem Niveau der anderen 1-Zoll-Bridgekameras. Die beste Auflösung haben wir bei ISO 100 in der mittleren Brennweite bei Blende 5 gemessen: 15,2 effektive Megapixel entsprechen einem sehr guten Wirkungsgrad von rund 87 Prozent, wobei die offene Blende (f/3,5) mit rund 86 Prozent fast genauso gut ist. Nur wenig schlechter ist die Auflösung im Weitwinkel bei Blende 5, allerdings fällt hier die offene Blende (f/2,4) deutlich auf 77 Prozent ab.

In der längsten Brennweite liegt der Wirkungsgrad bei bester Blende (f/4) ebenfalls bei rund 77 Prozent. Abblenden reduziert hier die Auflösung deutlich, nach Möglichkeit sollte bei 600 mm keine kleinere Blende als f/5,8 gewählt werden. Über den ISO-Bereich bleibt der Wirkungsgrad bis ISO 800 bei guten 84 Prozent. Das Rauschen ist bis ISO 400 niedrig und bis ISO 1600 akzeptabel. Erst ab ISO 3200 nimmt es deutlich zu.

FAZIT

Wie versprochen legt die RX10 IV ein rasantes Tempo vor – mit bis zu 24 Bilder/s sprengt sie unser übliches Bewertungsschema und kommt locker auf eine Geschwindigkeitswertung von 100 Prozent. Auch die Ausstattung ist fantastisch. Bei der Bildqualität nehmen sich die getesteten 1-Zoll-Bridgekameras nicht viel und sind bis ISO 800 ohne große Einschränkungen nutzbar.

Der RX10 IV muss man hier zugute halten, dass sie die sehr gute Bildqualität trotz des größten Zoombereichs im Test erreicht. Bleibt als Wermutstropfen der Preis von 2000 Euro. Wer mit weniger Zoom und einer niedrigeren Serienbildrate auskommt, findet bei Panasonic mit der Lumix FZ1000 und FZ2000 zwei ebenfalls sehr gute Kameras zu einem deutlich niedrigeren Preis.

Hier gelangen Sie zum Download der Tabelle mit allen Ergebnissen aus unserem Test: Panasonic Lumix FZ1000, Panasonic Lumix FZ2000, Sony RX10, Sony RX10 II, Sony RX10 III, Sony RX10 IV.

Labormessungen: Anders Uschold

___________________________________________________________________________

Dieser Test wurde in unserer Ausgabe fotoMAGAZIN 12/2017 veröffentlicht.

Beitrage Teilen