Im Test: Nikon Coolpix P950

Tele-Vision: Die Nikon Coolpix P950 gehört zu den Bridge-Kameras mit dem größten Zoombereich. Ob die Qualität mithalten kann, zeigt unser Praxis- und Labortest.

Farbiges Porträt von Andreas Jordan vor neutralem Hintergrund

Andreas Jordan

Andreas Jordan leitet das Technik-Ressort beim fotoMAGAZIN.

Nikon Coolpix P950 Wir haben die Nikon Coolpix P950 kurz nach ihrer Markteinführung für das fotoMAGAZIN 6/2020 getestet.

Wir haben die Nikon Coolpix P950 kurz nach ihrer Markteinführung für das fotoMAGAZIN 6/2020 getestet.

Foto: © Nikon

Den größten Brennweitenbereich hat immer noch Nikons Coolpix P1000, die 125fach zoomt (2,8-8/24-3000 mm beim Kleinbild). Im Test in fotoMAGAZIN 11/2018 erreichte sie knapp ein „Sehr gut“. Die P950 gibt sich nun – wie ihre Vorgängerin P900 – etwas bescheidener und zoomt 83fach (2,8-6,5/24-2000 mm beim Kleinbild).

Ausstattung der Coolpix P950

Sie hat die Abmessungen einer Spiegelreflexkamera und liegt mit ihrem ausgeprägten Griff gut in der Hand; neu ist der Zubehörschuh über dem Sucher, der den TTL-Blitzbetrieb unterstützt. Der Sucher ist größer geworden (1 cm Diagonale statt 0,5 cm), hat aber eine relativ niedrige Auflösung (921.000 Punkte). Unter dem Strich ist er trotzdem gut brauchbar.

Nikon Coolpix P950 Die Coolpix P950 hat die Größe einer mittelgroßen Spiegelreflexkamera. Neu ist unter anderem der Blitzschuh.

Die Coolpix P950 hat die Größe einer mittelgroßen Spiegelreflexkamera. Neu ist unter anderem der Blitzschuh.

Foto: © Nikon

Der ebenfalls angewachsene Monitor (3,2 statt 3,0 Zoll Diagonale) ist dreh- und schwenkbar, lässt aber eine Touch-Bedienung vermissen. Auch sonst hat uns die Bedienung nicht immer ganz überzeugt. So muss man, zum Verschieben des AF-Messfeldes, dieses zunächst über die OK-Taste aktivieren und dann mit der Viererwipppe steuern.

Auch ein Kurzmenü für die wichtigsten Einstellungen fehlt. Immerhin gibt es eine Fn-Taste, die mit Serienbildern belegt ist, ein frei belegbares Seitenrad, einen AF/MF-Umschalter und eine AE/AF-Lock-Taste. Gezoomt werden kann sowohl mit dem Zeigefinger am Hebel neben dem Auslöser als auch mit dem seitlich am Objektiv angebrachten Zoomschieber.

Hier befindet sich auch die sehr gelungene „Übersichts“-Taste. Sie zoomt kurz aus dem Bild raus, um das Auffinden eines kleinen Motivs, bspw. eines Vogels, zu erleichtern. Wenn die Kamera dann richtig ausgerichtet ist, wird schnell wieder reingezoomt.

Eine der wichtigsten Neuerungen gegenüber der P900 ist die Unterstützung für das Raw-Format (Coolpix-typisch NRW statt NEF). Auch sonst ist die Kamera sehr gut ausgestattet. So verfügt sie über ein eigenes GPS-Modul zur Erfassung der Positionsdaten. Wi-Fi wird von Nikons Bluetooth-Implementation Snap-Bridge ergänzt, die automatisch jedes JPEG-Bild in reduzierter Auflösung auf ein Smartgerät mit der entsprechenden App überträgt.

Weitere fotografische Funktionen sind Mehrfachbelichtungen, Schwenkpanoramen, HDR (alles als Szenenprogramme) und spezielle Motivprogramme für Vögel und den Mond.

Deutliche Verbesserungen gibt es auch im Videobereich. So nimmt die P950 nun mit 4K-Auflösung ohne Crop auf (25p oder 30p) und auch Zeitraffer- und Zeitlupenvideos sind möglich – letztere allerdings mit wenig beeindruckender 2fach- (1280 x 720) oder 4fach-Verlangsamung (640 x 480). Ein Mikrofonanschluss und ein HDMI-Videoausgang sind ebenfalls vorhanden. Der optische Bildstabilisator wird im Video übrigens von einem digitalen ergänzt, allerdings erst ab Full-HD, also nicht in 4K.

Nikon Coolpix P950 Monitor Der Monitor der Nikon Coolpix P950 ist groß und voll beweglich.

Der Monitor der Nikon Coolpix P950 ist groß und voll beweglich.

Foto: © Nikon

Ergebnisse aus dem Labor

Im Labor haben wir mit Einzelautofokus eine Auslöseverzögerung von unter 0,2s gemessen – das ist ein sehr guter Wert. Serien nimmt die Kamera mit maximal 7,3 Bildern/s auf, wobei 10 Bilder (JPEG oder Raw) in Folge möglich sind. Der langsamere Serienmodus nimmt 1 Bild/s auf, dann auch sehr lange (wir haben nach 100 Aufnahmen in Folge abgebrochen). Ein großes Manko ist, dass der Autofokus bei Serienbildern nicht nachgeführt wird – der Abstand des Motives sollte sich also während der Serie nicht stark ändern.

Sensor und Dynamikumfang der P950

Die Kombination aus kleinem Sensor und riesigem Zoombereich macht Kompromisse bei der Bildqualität unumgänglich. Wie immer haben wir die Kamera im JPEG-Modus und in drei Brennweiten vermessen. Die beste Auflösung erreicht die Kamera im leichten Telebereich (85 mm beim KB) bei offener Blende (f/4).

Auch hier beträgt der Wirkungsgrad allerdings nur 81 %. Im Weitwinkel fällt er auf knapp 75 % (bei offener Blende f/2,8), in der längsten Brennweite sogar auf gut 54 % – das sind nur noch 4,7 effektive Megapixel. Einschränkungen gibt es auch über den ISO-Bereich. Der schon bei ISO 100 nicht allzu hohe Wirkungsgrad fällt bei ISO 200 auf rund 78 %, bleibt dann aber immerhin bis ISO 800 bei über 70 %, spätestens ISO 1600 sollte man nur in Notfällen nutzen.

Ein Schwachpunkt des kleineren Sensors ist auch der Dynamikumfang: Lichter brennen im JPEG schneller aus als bei Kameras mit größeren Sensoren. Hier macht sich der Raw-Modus positiv bemerkbar: Im Test konnten wir mit ein bisschen Nachbearbeitung in Adobe Camera Raw aus überbelichteten Bereichen, bspw. im Gefieder eines Schwans, deutlich Zeichnung zurückgewinnen.

Aufnahme mit Nikon Coolpix P950 Selbst aus der Hand gelingen ansprechende Bilder des Mondes. Hier mit dem entsprechenden Motivprogramm ohne nachträglichen Beschnitt. Kamera: Nikon Coolpix P950, Einstellungen: 2000 mm (KB), f/6,5, 1/500 s, ISO 360.

Selbst aus der Hand gelingen ansprechende Bilder des Mondes. Hier mit dem entsprechenden Motivprogramm ohne nachträglichen Beschnitt.
Kamera: Nikon Coolpix P950, Einstellungen: 2000 mm (KB), f/6,5, 1/500 s, ISO 360.

Foto: © Andreas Jordan

FAZIT

Dank ihres großen Zoombereichs ermöglicht die Nikon Coolpix P950 Aufnahmen, die sonst kaum oder nur mit deutlich schwererem und teurerem Equipment möglich wären. Dass man dabei Kompromisse bei der Bildqualität eingehen muss, ist naheliegend – der neue Raw-Modus relativiert diese Nachteile zumindest etwas. Nachbessern sollte Nikon bei der Autofokusnachführung im Serienbildmodus.

> Hier gelangen Sie zum Download der Tabelle mit allen Ergebnissen aus unserem Test.

Labormessungen: Anders Uschold

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Dieser Test ist in unserer Ausgabe fotoMAGAZIN 6/2020 erschienen.

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