Fujifilm X-T100 im Test

Mit der X-T100 will Fujifilm neue Käuferschichten im preiswerten APS-C-Einsteigerbereich erschließen, den auch Canon und Sony im Visier haben. Wir hatten die Fujifilm X-T100 im Test und außerdem mit der Konkurrenz bis 900 Euro verglichen.

Farbiges Porträt von Andreas Jordan vor neutralem Hintergrund

Andreas Jordan

Andreas Jordan leitet das Technik-Ressort beim fotoMAGAZIN.

Filmsimulation mit Fuji X-T100

Typisch für Fuji sind die Film­simulationen. Links das Beispiel „Provia“, rechts „Monochrom mit Rot-Filter“.

Fotos: © Andreas Jordan
Fujifilm X-T100

Die Fujifilm X-T100 hat eine Höhe von 83 mm und ist 121 mm breit. Preis: ca. 600 Euro.

Foto: © Fujifilm

Das preiswerte Systemkamera-Einsteigersegment hatte Fujifilm bisher ausschließlich mit seiner sucherlosen X-A-Serie berücksichtigt. Das letzte Modell – die X-A5 – schnitt im fotoMAGAZIN-Test (fM 5/18) insgesamt sehr gut ab, zeigte aber im Vergleich zu den größeren Geschwistern (ab der X-T20) Schwächen vor allem bei der Autofokusgeschwindigkeit (technische Daten und Testergebnisse zu allen Kameras finden Sie in der Tabelle zum Download).

Die technischen Daten der X-T100 ähneln nun denen der X-A5, mit dem großen Unterschied, dass die Neue einen Sucher hat. Dieser ist identisch mit dem der X-T20: Mit einer Vergrößerung von 0,62x im Vergleich zum Kleinbild ist er zwar kleiner als bei Fujis Flaggschiffen wie der X-T2, aber größer als die Sucher in Einsteiger-Spiegelreflexkameras. Die Auflösung von 2,36 Millionen Punkten reicht für eine scharfe Darstellung und überbietet im Testfeld die in die Jahre gekommene Sony Alpha 6000 aus 2014. Die Bildwiederholrate ist mit 60 Hertz zwar nicht herausragend (die X-T2 lässt sich beispielsweise auf 100 Hertz umschalten), aber in den meisten Situationen völlig ausreichend.

Etwas Neues hat sich Fujifilm beim Monitor ausgedacht. Bei der X-T20 und X-A5 lässt er sich nur nach oben und unten kippen – bei der flachen X-A5 sogar um 180 Grad für Selfies. Der Monitor der X-T100 ist nun sowohl nach oben und unten als auch zur Seite klappbar, sodass trotzdem Selbstportraits möglich sind. Was der Mechanismus nicht erlaubt, ist das Einklappen mit der Display-Oberfläche nach innen, um sie beim Transport zu schützen. Das geht im Testfeld nur bei der Canon EOS M50.

Eine weitere Eigenheit ist der mitgelieferte kleine Handgriff, der sich schnell anschrauben lässt und einen besseren Halt verleiht. Der integrierte Gehäuseblitz kann auch als Commander zur Steuerung externer Blitzgeräte eingesetzt werden.
Für 100 Euro Aufpreis liefert Fuji die X-T100 im Kit mit dem 3,5-5,6/15-45 mm OIS PZ. Der elektronische Motorzoom dieses Objektives dürfte nicht jedermanns Geschmack sein, dafür bietet es für ein Standardzoom sehr viel Weitwinkel (kleinbildäquivalent 22,5-67,5 mm).

Fujifilm X-T100 mit aufgeklappten Monitor

Der Monitor lässt sich in die Selbstportrait-Position schwenken, ein kleiner Blitz ist integriert.

Foto: © Fujifilm

Fujifilm X-T100 im Test: Das flexible Bedienkonzept ist individuell anpassbar

Bei der Bedienung orientiert sich die X-T100 stärker an der X-A5 als an der X-T20. So bringt sie ein PSAM-Moduswahlrad mit, während die X-T20 (und die anderen höherwertigen X-Modelle) mit einem Belichtungszeitrad ausgestattet ist. Das beschriftete Belichtungskorrekturrad hat Fuji bei der X-T100 durch ein unbeschriftetes Wahlrad ersetzt, das neben der Belichtungskorrektur auch zur Menünavigation und zum Blättern bei der Bildwiedergabe genutzt werden kann.

Daneben existieren zwei weitere Räder: Das kleine Nebenwahlrad auf der Rückseite lässt sich beispielsweise zum Einstellen der Blende oder Belichtungszeit verwenden. Eine zusätzliche Funktionalität erschließt sich durch das Drücken, das bei manueller Fokussierung eine Lupenansicht aktiviert und bei der Bildwiedergabe einen Zoom auf das AF-Messfeld ausführt.

Das Funktionswahlrad auf der anderen Kameraoberseite wiederum lässt sich je nach Modus mit unterschiedlichen Einstellungen belegen; standardmäßig ruft es in den PSAM-Modi Filmsimulationen, im Advanced-Modus Filtereffekte und im SP-Modus Spezialfunktionen wie Mehrfachbelichtungen auf.

Individuell belegen lassen sich die Fn-Taste auf der Kameraoberseite (Standard: ISO-Wert) und vier Wischrichtungen auf dem Touchscreen. Auch das Quick-Menü mit den wichtigsten Einstellungen ist anpassbar. Wer sich also etwas mit der Bedienung auseinandersetzt, kann die Kamera recht frei an die eigenen Bedürfnisse anpassen.

Nicht ganz überzeugt hat uns die AF-Messfeldwahl. Das Autofokusmessfeld lässt sich auf dem Touchscreen auswählen, allerdings reagiert dieser etwas träge.

Elbphilharmonie

Filmsimulation „Velvia“.

Foto: © Andreas Jordan

Besonders fummelig gestaltete sich die Messfeldwahl auf dem Touchscreen im Sucherbetrieb. Zwar lässt sich der aktive Touch-Bereich auf einen Teil des Monitors begrenzen (beispielsweise auf die rechte Hälfte), trotzdem ist der Touchscreen deaktiviert sobald man mit der Nase auf den Monitor stößt. Alternativ lässt sich das Messfeld über die Viererwippe verschieben, wobei die Funktion vorher umständlich über die AF-Taste aktiviert werden muss.

Einen AF-Joystick, der das Ganze vereinfachen würde, gibt es bei Fuji erst ab der X-T2. Apropos Touchscreen: Dieser lässt sich auch als Auslöser nutzen und erlaubt das Blättern und Vergrößern in der Bildwiedergabe, aber keine Menünavigation.

Die Fujifilm X-T100 kommt mit sehr guter Ausstattung

Vom Sucher abgesehen ist die Ausstattung weitgehend identisch mit der X-A5 und erreicht sehr gute 90 Prozent. Fuji-typisch sind die Filmsimulationen, die sich dank des integrierten Raw-Konverters auch nach der Aufnahme zuweisen beziehungsweise ändern lassen. Im Vergleich zu den höherwertigen Modellen fehlt allerdings die Filmkornsimulation.

Ebenfalls Standard bei Fuji ist der optionale elektronische Verschluss, der Belichtungszeiten bis zu 1/32.000 s sowie das lautlose Auslösen ermöglicht. Nicht ganz überzeugen kann die 4K-Video-Funktion, die nur mit ruckeligen 15 Bildern/s aufzeichnet. Positiv fallen dagegen der geringe Crop und die maximale Clip-Länge von knapp 30 Minuten auf. Full-HD (1920 x 1080 Pixel) gelingt deutlich flüssiger mit 60 Bildern/s. Ebenfalls im Repertoire sind 4fach-Zeitlupen mit 100 Bildern/s, aber nur in kleiner HD-Auflösung (1280 x 720 Pixel). Ein Mikrofonanschluss schafft die Voraussetzungen für hochwertigen Ton.

Die 4K-Fähigkeit nutzt Fuji übrigens auch für Zeitraffervideos (normale Intervallaufnahmen mit voller Auflösung sind natürlich auch möglich) und für zwei weitere Einstellungen: Bei der 4K-Serienaufnahme kann die Kamera schon vor dem Auslösen in einen temporären Speicher schreiben und dann beim Auslösen die zurückliegende Sekunde auf SD-Karte speichern.

Eine besonders interessante Funktion verbirgt sich hinter der „Mehrfachfokussierung“. Hierbei fährt der Autofokus in einem 4K-Video verschiedene Schärfeebenen ab. In der Wiedergabe kann der Fotograf dann entweder einen Schärfebereich auswählen und als Einzelbild speichern oder alle Schärfeebenen zu einem Bild mit maximaler Schärfentiefe zusammenrechnen. Wem das bekannt vorkommt: Ähnliche Funktionen gibt es bei Panasonic schon seit längerem (4K Post Focus und 4K Focus Stacking).

Filtereffekte und Filmsimulation

Weitere Funktionen der X-T100 sind Mehrfachbelichtungen, eine 2D-Wasserwaage, Schwenkpanoramen, diverse Filtereffekte (darunter Miniatur und Farbauszüge), eine Augenerkennung, ein HDR-Modus und die Peaking-Unterstützung bei der manuellen Fokussierung. Nicht fehlen darf natürlich Wi-Fi zur Fernsteuerung und drahtlosen Bildübertragung.

Das zusätzliche Bluetooth sorgt für eine permanente Kopplung von Kamera und Smartgerät; auf diesem Weg können auch Uhrzeit und Standort-Daten mit dem Smartphone synchronisiert werden, die Bild-Datenübertragung findet aber immer per Wi-Fi statt. Positiv fällt die Akkulaufzeit von 430 Aufnahmen auf – knapp hinter der X-A5 (450) ist dies der beste Wert im Testfeld.

Eine wichtige Verbesserung gegenüber der X-A5 ist die Verdopplung des Pufferspeichers für Serienaufnahmen. Laut Fuji lassen sich so bei 6 Bildern/s 26 JPEGs in Folge aufnehmen. Wir haben mit der schnellsten aktuellen SD-Karte und der JPEG-Normal-Einstellung 5,9 Bilder/s mit praktisch unendlicher Länge gemessen (bei gut 300 Bildern haben wir den Test abgebrochen). Im Raw-Modus wird die Kamera nach 19 Aufnahmen langsamer.

Fujifilm X-T100 mit gekippten Monitor

Wer den Monitor nicht zur Seite schwenken will, kann ihn auch nur nach oben und unten kippen.

Foto: © Fujifilm

Nicht ganz so flott wie der Serienbildmodus ist der Autofokus. Mit Kitobjektiv haben wir im Labor eine Auslöseverzögerung von 0,56 s gemessen. Damit ist die X-T100 noch langsamer als die X-A5 (knapp 0,5 s) – alle anderen Kameras im Testfeld sind deutlich schneller. Immerhin gelingt dank Hybrid-Autofokus mit Phasendetektions-Pixeln die Schärfenachführung im Serienmodus mit vollen 5,9 Bildern/s.

In den teureren X-Kameras setzt Fuji den eigenen X-Trans-Sensor ein, der dank einer speziellen Farbfilteranordnung eine geringere Anfälligkeit für Moirés hat; den Moiré- und auflösungsreduzierenden Tiefpassfilter hat Fuji daher in diesen Kameras weggelassen. Die X-A5 und X-T100 nutzen dagegen einen herkömmlichen 24-Megapixel-CMOS-Sensor mit Tiefpassfilter.

Die Unterschiede zeigen sich in unseren Labortestergebnissen recht deutlich. So erzielt die X-T100 eine niedrigere Auflösung als die X-T20 und X-E3 und ist trotzdem anfälliger für Artefakte wie Moirés (Artefaktnote 4,0 statt 3,0). Etwas überraschend ist, dass die Auflösung ab ISO 400 niedriger ist als bei der X-A5 mit dem gleichen Sensor.

Möglicherweise hat Fuji den auflösungsmindernden Rauschfilter bei der X-T100 etwas aggressiver eingestellt, denn das Rauschen ist tatsächlich minimal geringer als beim Schwestermodell. Insgesamt ist die Bildqualität der X-T100 sehr gut, deutlich abheben kann sich im Testfeld die Alpha 6300, die bei Auflösung und Rauschen die besten Ergebnisse erzielt.

Testaufnahme mit ISO 3200

Fujifilm X-T100 im Test: Fazit

Wer mit dem nicht ganz so schnellen Autofokus leben kann, erhält mit der X-T100 eine Kamera mit sehr gutem Preis-Leistungsverhältnis und Zugang zu einem hervorragend ausgebauten X-System mit zahlreichen attraktiven Objektiven. Etwas besser schneidet in unserem Test die nach Straßenpreisen rund 70 Euro günstigere Canon EOS M50 ab, allerdings ist das Objektivsortiment bei Canon längst nicht so umfangreich wie bei Fuji.

Leistungsmäßig deutlich von der X-T100 abheben kann sich die X-T20 – ob dies 300 Euro Aufpreis wert ist, muss jeder selber entscheiden. Der Testsieg geht an die X-E3 und die Alpha 6300, die auch die beste Bildqualität hat. Den Preistipp gibt es für die Alpha 6000, die schon für 500 Euro über die Ladentheke geht und trotz ihres Alters – mit Ausnahme der Sucherauflösung – gut mithalten kann.

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Hier gelangen Sie zum Download der Tabelle mit allen Ergebnissen aus unserem Test (Canon EOS M50, Fujifilm X-A5, Fujifilm X-E3, Fujifilm X-T100, Fujifilm X-T20, Sony Alpha 6000, Sony Alpha 6300).

Labormessungen: Anders Uschold

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