Im Test: lichtstarke Superweitwinkelzooms

Kann Sigma mit seinem neuen Art-Objektiv 2,8/14-24 mm DG HSM die Superweitwinkelzooms für Vollformatkameras aufmischen? Wir testen fünf Objektive für Kameras mit und ohne Spiegel.

Porträt Lars Theiß

Lars Theiß

Praxis-Redakteur, seit 1995 im fotoMAGAZIN-Team.

Superweitwinkelzooms
Fotos: © Hersteller

Zu den begehrten und auch oft gekauften Objektiven für die Tasche eines Fotografen zählen die Superweitwinkelzooms. Sie bringen viel Motiv aufs Bild, gestatten bewegungsarmes Fotografieren durch ihren Zoom und werden gerne für Reportagen, Feierlichkeiten oder Landschaftsaufnahmen genutzt.

> Unsere Testobjektive im Überblick

Wenn sie dann noch mit einer lichtstarken Anfangsöffnung von Blende f/2,8 wie in unserem Testfeld ausgestattet sind, umso besser: Kurze Verschlusszeiten sind ohne exorbitante ISO-Empfindlichkeiten verwendbar und das Spiel mit der geringen Schärfentiefe – besonders im Nahbereich – gelingt leichter.

Sigma 2,8/14-24 mm DG HSM Art

Sigma 2,8/14-24 mm DG HSM Art.
Preis: ca. 1450 Euro

© Sigma

Jüngstes Mitglied im illustren Feld der lichtstarken Superweitwinkelzooms für das große Sensorformat ist das Sigma Art-Objektiv 2,8/14-24 mm DG HSM. Als – laut Preisempfehlung – mit Abstand günstigstes Modell ist es für Canon- und Nikon-Reflexen sowie mit Sigma-Bajonett zu haben, doch auch über den Sigma-Adapter MC-11 mit Sonys Vollformat-Spiegellosen einsetzbar. Möglicherweise erscheint es künftig auch noch als „echtes“ E-Objektiv.

Zum Vergleich haben wir vier weitere aktuelle Objektive herangezogen, von denen wir zwei neu getestet haben: Sowohl das Nikon AF-S Nikkor 2,8/14-24 mm G ED als auch das Tamron SP 2,8/15-30 mm Di VC USD mussten sich höher auflösenden Kamerasensoren in aktuellen Kameramodellen stellen. Aus einem früheren Test stammen das Canon EF 2,8/16-35 mm L USM in der dritten Generation und das Sony FE 2,8/16-35 mm GM für spiegellose Alphas (fM 10/17).

Zurück zum neuen Sigma-Objektiv.
Es ist wie in der Art-Serie üblich ausgezeichnet gefertigt und – das ist weniger üblich – vor Spritzwasser geschützt. Schon dadurch, dass es das schwerste Objektiv des Quintetts ist, vermittelt es eine hohe Solidität. Die Kunststoff-Streulichtblende ist fest eingebaut, dafür bewegt sich beim Fokussieren die Frontlinse.

Die tulpenförmige Gegenlichtblende kann bei Sigma im neuen, kostenpflichtigen Front-Wechsel-Service entfernt und gegen eine kürzere, runde Komponente ausgetauscht werden. Das soll bei der Multikamera-Videografie helfen, gegenseitige Beeinträchtigungen zu vermeiden. Natürlich steht auch am anderen Ende des Objektivs der Bajonett-Anschlusswechsel-Service zu Verfügung. Mechanisch ist es damit weit vorne, doch bei der Optik sieht es etwas anders aus.

Vielleicht sollte vorab erwähnt werden, dass bei allen Zooms unseres Test bauartbedingt die Auflösung bei weit geöffneter Blende nicht ihre maximale Leistung erreicht. Das gilt an Vollformatsensoren, aber auch mit zwei kleinen Ausnahmen (Canon und Sony mit zwei bzw. einer Brennweite) für die APS-Kameras. Insofern ist es weder ungewöhnlich noch unerwartet, dass das Sigma 14-24 mm im Vollformat (VF) um drei Blendenstufen abgeblendet werden sollte, wenn die höchste Auflösung mit guten Werten erreicht werden soll.

Alle drei Brennweiten verhalten sich dabei ähnlich. Bei APS ist die Offenblendauflösung höher, erreicht aber nur bei 24 mm höhere Maximalwerte als im Vollformat. Während die Verzeichnung vergleichsweise niedrig ausfällt, verliert es bei der Randabdunklung eine Menge Punkte. Insgesamt schrammt es nur knapp am Super-Siegel vorbei.

Sehr interessant ist das Verhalten des gut acht Jahre alten AF-S Nikkor 2,8/14-24 mm G ED. Im Vergleich zum früheren Test sind die Nikon-Kameras heute deutlich offensiver abgestimmt, was besonders beim Abblenden die Auflösungswerte höher treibt als vor acht Jahren. Das zeigt auch, wie gut die Nikon-Ingenieure gearbeitet haben. Abblenden um ein bis drei Stufen ist empfehlenswert im VF, bei APS reichen ein bis zwei. Die Randabdunklung bewegt sich beim Nikkor im Rahmen des Üblichen, bei 14 und 18 mm zeigt es die stärksten Verzeichnungen im Testfeld. Mit der hohen Mechanikwertung erreicht und behält es sein Super-Siegel.

Nikon AF-S 2,8/14-24 mm G ED

Nikon AF-S 2,8/14-24 mm G ED
Preis: ca. 2280 Euro

© Nikon

Von modernen Kamerasensoren profitieren kann dagegen das Tamron SP 2,8/15-30 mm Di VC USD nicht. Gerade bei der Anfangsbrennweite geht im VF die Auflösung des ersten 2,8er Superweitwinkelzooms mit Bildstabilisator etwas zurück, wenn man den Test von 8/2015 hinzuzieht.

Hier ist Abblenden auf f/8 empfehlenswert, um gute bis sehr gute Werte zu erreichen. Die anderen Brennweiten sind da unkritischer und benötigen weniger Spiel am Blendenrad. Am APS-Sensor sind die Kurvenverläufe flacher und Abblenden ist nur bei 15 und 21 mm angeraten. Da die Randabdunklung mit deutlicher und leicht spontaner Vignettierung bei 15 mm und die Verzeichnung nicht auf höchstem Niveau liegen, sinkt die Optik-Punktzahl auf 83.

Tamron SP 2,8/15-30 mm Di VC USD

Tamron SP 2,8/15-30 mm Di VC USD
Preis: ca. 1900 Euro

© Tamron

Die Mechanik ist nach wie vor sehr gut und auf dem Niveau der Konkurrenz. Mit dem erwähnten optischen Bildstabilisator, der ein- und ausfahrenden Frontlinse innerhalb der eingebauten Streulichtblende und dem Spritzwasserschutz bietet das gut 1,1 kg schwere Tamron eine attraktive Ausstattung. Unter dem Strich rutscht das Tamron jedoch über die Grenze von „Super“ auf „Sehr gut“ ab.

Canon hat mit den ersten beiden Versionen seines EF 2,8/16-35 mm L USM geübt und mit der aktuellen Generation III einen Leistungssprung hingelegt. Es ist das einzige Zoom im Testfeld, das bei der oft genutzten Anfangsbrennweite die besten Auflösungsleistungen zeigt, wenn es leicht abgeblendet wird.

Am weniger relevanten APS-Sensor ist es – wie oben angedeutet – sogar bei 16 und 24 mm offenblendtauglich und löst mit kleinerer Blende weniger auf. Schwächen weist das 16-35 mm III bei der Randabdunklung auf, sie ist in der kürzesten Brennweite am stärksten im Testfeld. Seine Verzeichnung ist deutlich tonnenförmig bei 16 mm und sogar bei APS sichtbar. Beim Canon kommt viel Kunststoff zum Einsatz, der sehr gut verarbeitet ist. Seine Ausstattung ist auf ein Minimum beschränkt, immerhin gibt es ein Filtergewinde. Am Ende steht ein glattes „Sehr gut“.

Canon EF 2,8/16-35 mm L III USM

Canon EF 2,8/16-35 mm L III USM
Preis: ca. 2625 Euro

© Canon

Ein ganz knappes „Super“ erreicht das Sony FE 2,8/16-35 mm GM. Es ist das nominell teuerste Zoom im Feld und gehört zur Toplinie G Master für die Spiegellosen. Das macht sich auch bei der hochwertigen Mechanik bemerkbar und seiner Ausstattung, zu der eine Fokushaltetaste und ein Filtergewinde gehören. Optisch spielt das Sony ebenfalls oben mit.

An beiden Sensorgrößen zeigen sich die beiden Endbrennweiten am stärksten, wenngleich für beste Auflösungswerte im VF abgeblendet werden sollte. Die vergleichsweise moderate Randabdunklung im VF nimmt typischerweise mit der Brennweite ab, die Verzeichnung ist bei 16 mm sehr deutlich.

Bilder aus der Praxis

FAZIT

Erstaunlich, wie dicht die Leistungen der fünf Superweitwinkelzooms beieinander liegen. Deshalb können Kleinigkeiten je nach Fotografenanspruch den Ausschlag für eine Kaufempfehlung geben. Canon-Fotografen erhalten mit dem Original eine  starke Optik bei 16 mm, wünschen sich aber vielleicht mehr Weitwinkel und weniger Verzeichnung von den (günstigeren) Sigmas und Tamrons (mit Bildstabilisator).

Nikon-Fotografen sind hingegen mit dem Original gut bedient, wenn sie aktuelle Kameragenerationen verwenden. Besitzer von spiegellosen Sonys haben mit dem 16-35 mm G Master eine sehr gute Option, wenn die Geldbörse mitspielt.

> Hier gelangen Sie zum Download der Tabelle mit allen Testergebnissen aus unserem Test: Canon EF 2,8/16-35 mm L III USM , Nikon AF-S Nikkor 2,8/14-24 mm G ED, Sigma 2,8/14-24 mm DG HSM Art, Sony FE 2,8/16-35 mm GM, Tamron SP 2,8/15-30 mm Di VC USD.

Labormessungen: Anders Uschold

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Dieser Test ist in unserer Ausgabe fotoMAGAZIN 7/2018 erschienen.

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