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Aufmacher Nikon Z7
Die Nikon Z7 ist etwas größer als unser Vergleichsmodell, die Sony Alpha 7R III. Fotos: © Hersteller

Im Test: Nikon Z7

Nikon Z7 im Testvergleich mit der Sony Alpha 7R III
21.05.2019

Mit der Z7 bringt Nikon seine erste spiegellose Vollformatkamera auf den Markt. Wir haben sie im Labor und in der Praxis getestet und vergleichen sie mit dem direkten Konkurrenzmodell von Sony, der Alpha 7R III.

 

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Nikon Z7 frontal

Das Bajonett fällt mit einem Durchmesser von 55 mm sehr groß aus, das Auflagemaß ist mit 16 mm das kürzeste aller Systemkameras.

© Nikon

Die Nikon Z7 punktet mit starken Videofunktionen. Sie nimmt 4K-Videos mit 3840 x 2160 Pixeln, 30 Bildern/s und maximal 125 Mbit/s auf. Am besten ist die Qualität im DX-Modus mit 1,5fachem Crop; dann werden nämlich alle Pixel ausgelesen (Full-Pixel-Readout). Die 4K-Qualität im FX-Modus ohne Crop war in unserem Test allerdings ebenfalls sehr gut. Fünffach-Zeitlupen nimmt die Kamera in Full-HD mit 120 Bilder/s auf. Für die optimale Qualität kann die Z7 Filme mit N-Log-Gamma per HDMI ausgeben und zwar mit einer Farbtiefe von 10 Bit und einer Farbunterabtastung von 4:2:2. Zusätzlich zum mechanischen Bildstabilisator gibt es einen elektronischen Videostabilisator mit leichtem Crop – die Kombination der beiden Stabilisatoren ermöglicht beeindruckend ruckelfreie Aufnahmen aus der Hand. Mikrofon- und Kopfhörerschnittstellen sind vorhanden. Zeitrafferaufnahmen kann die Z7 intern zu einem 4K-Video zusammenstellen, mit externer Software sind natürlich höher auflösende Filme (8K) aus den Einzelbildern einer Intervallaufnahme möglich. Die Alpha 7R III hat ähnliche Spezifikationen, allerdings gibt sie per HDMI nur 8 Bit aus und beherrscht keine Zeitraffer- und Intervallaufnahmen. Stattdessen gibt es ein spezielles Hybrid-Log-Gamma (HLG) für den HDR-Workflow.

Auch sonst hat Nikon Sony einige Ausstattungsmerkmale voraus, beispielsweise Mehrfachbelichtungen und Focus-Bracketing. Ausgereift ist inzwischen die SnapBridge-Funktion, bei der die Kamera automatisch und stromsparend per Bluetooth 2-Megapixel-Kopien der aufgenommenen Bilder auf ein Smart-Gerät mit der SnapBridge-App überträgt. Wi-Fi zur Kamerasteuerung bzw. zur Übertragung größerer Daten haben beide Kameras, genauso wie eine USB-3-/USB-C-Schnittstelle und eine USB-Ladefunktion. Bei der Akkulaufzeit hat Sony die Nase vorn: Gemessen nach CIPA-Standard nimmt die Z7 im Sucherbetrieb 330 Bilder mit einer Akkuladung auf, die Alpha 7R III 530. In der Praxis haben wir mit der Z7 allerdings deutlich mehr Bilder aufnehmen können, wobei auch der Sony-Akku mehr Aufnahmen hergibt als das Datenblatt vermuten lässt – offensichtlich sind CIPA-Regeln nicht unbedingt praxisnah. Nikon hat außerdem die Entwicklung des Batteriegriffs MB-N10 angekündigt, für die Alpha 7R III bietet Sony den VG-C3EM an.
Für Kontroversen sorgt die Speicherkartenausstattung der Z7. Es gibt nur ein Speicherkartenlaufwerk – und zwar für die noch wenig verbreiteten XQD-Karten. Sony bietet dagegen zwei Kartenslots für SD-Karten. XQD-Karten sind schneller: Aktuell erreichen sie bis 400 MB/s beim Schreiben (SD-UHS-II: 300 MB/s) und wirken zumindest mechanisch robuster – regelmäßige Backups der Karte sind aber wohl trotzdem zu empfehlen.

Adapterlösungen für die Nikon Z7

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Nikon Z7 mit Adapter und Objektiv

Mit Adapter lassen sich Objektive für das F-Bajonett nutzen – moderne AF-S- und AF-P-Objektive fokussieren angenehm schnell.

© Nikon

Während Sony schon ein gut ausgebautes Objektivsortiment für das E-Bajonett hat, liefert Nikon zum Start nur drei Objektive: das Z 4/24-105 mm S, das Z 1,8/35 mm S (diese beiden standen uns zum Test zur Verfügung) und das Z 1,8/50 mm S. Allerdings lassen sich mit dem im Kit erhältlichen FTZ-Adapter praktisch alle Nikon-Objektive für das F-Bajonett nutzen, Objektive mit eingebautem Motor (AF-S, AF-P) auch mit Autofokus. Bei APS-C-Objektiven schaltet die Kamera automatisch in den DX-Modus, löst dann aber nur noch knapp 20 Megapixel auf. In unserem Test funktionierten die adaptierten Nikon-Objektive sehr gut mit erstaunlich schnellem AF. Von vier getesteten Fremdherstellerobjektiven verweigerte nur das Tamron 2,8/70-200 mm Di VC USD G2 den Dienst.
Natürlich lassen sich an der Z7 mit entsprechenden – noch zu entwickelnden – Adaptern auch andere Objektive nutzen. Da das Auflagemaß bei Nikon mit 16 mm das geringste aller Kamerasysteme ist, dürften nahezu alle Objektive adaptierbar sein – selbst Sony-E/FE-Objektive, denn das E-Bajonett hat ein Auflagemaß von 18 mm (der Adapter müsste dann allerdings 2 mm dünn sein). Für manuell fokussierende Objektive steht bei beiden Kameras eine Kantenmarkierung (Peaking) zur Verfügung.

Wie schnell ist die Nikon Z7?

Das neue Autofokussystem der Z7 überzeugt im Labor mit einer extrem kurzen Auslöseverzögerung: Wir haben 0,08 bis 0,09 s gemessen, das ist deutlich kürzer als bei der Alpha 7R III, die mit knapp 0,3 s auch nicht gerade lahm ist.
Durchwachsen präsentieren sich die Serienbildmodi: Im Modus „H+ (erweitert)“ schießt die Kamera 9 Bilder/s (JPEGs oder 12 Bit Raw) beziehungsweise 8 Bilder/s (14 Bit Raw). Der Autofokus wird dabei nachgeführt, die Belichtung allerdings nicht. Dies gelingt erst im Modus „H“, der 5,5 Bilder/s erreicht (5 mit 14 Bit Raw). Eine starke Einschränkung ist die Bildfolge: Wir haben in H+ 26 JPEGs und 23 12-Bit-Raws in Folge gemessen, bevor die Kamera langsamer wird. Bei 5,5 Bildern/s sind immerhin 53 JPEGs und 32 12-Bit-Raws in Folge möglich. Sony hat den deutlich besseren Serienmodus: Die Alpha 7R III schießt 10 Bilder/s mit AF-Nachführung und 81 in Folge.

Die Bildqualität der Nikon Z7 ist gut

Die Z7 haben wir im Labor mit dem Z 1,8/35 mm S vermessen – wie immer im JPEG-Modus und in den Werkseinstellungen. Im Vergleich zu Sony sind die JPEGs nach wie vor eher zurückhaltend aufbereitet, der maximale Wirkungsgrad der Auflösung liegt bei 85,5 Prozent. Das ist gut, aber eben nicht so hoch wie bei der Alpha 7R III, die einen Wirkungsgrad von bis zu 100 % erreicht. Mit steigendem ISO-Wert sinkt die gemessene Auflösung kontinuierlich, der Abstand zu Sony bleibt etwa gleich. Ob auch das Objektiv die Auflösung begrenzt, wird sich zeigen, sobald weitere Festbrennweiten verfügbar sind. Positiv macht sich die zurückhaltendere JPEG-Aufbereitung bei den Artefakt- und Scharfzeichnungsnoten bemerkbar, die bei Nikon besser ausfallen. Beim Bildrauschen nehmen sich die beiden Kameras wenig: Sony ist bis ISO 1600 etwas besser, Nikon in den höheren ISO-Stufen. Beim JPEG-Dynamikumfang hat Sony leicht die Nase vorn. Beide Kameras haben aber ein beachtliches Dynamik-Potenzial in den Raw-Daten: Lichter und Schatten lassen sich mit einem geringen Anstieg beim Bildrauschen anpassen.

FAZIT
Mit der Z7 ist Nikon ein starker Einstieg in das neue spiegellose Vollformatsystem gelungen. Ausstattung und Ergonomie haben uns sogar besser gefallen als bei der Alpha 7R III. Diese hat allerdings bei der Serienbildgeschwindigkeit und der im Labor gemessenen Auflösung die Nase vorn und ist damit nach wie vor die beste je von uns getestete Kamera. Die Z7 verfehlt die Spitzennote „Super“ nur knapp um einen Prozentpunkt. Gespannt darf man sein, wie sich Canons EOS R in das neue Vollformat-Segment einreiht.

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Hier gelangen Sie zum Download der Tabelle mit allen Ergebnissen aus unserem Test (Nikon Z7, Sony Alpha 7R III).

Labormessungen: Anders Uschold
 

Dieser Test ist in unserer Ausgabe fotoMAGAZIN 11/2018 erschienen. Zur Einzelheftbestellung gelangen Sie hier.

 

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Über den Autor
Andreas Jordan

Andreas Jordan ist Journalist und Mediendesigner und arbeitet seit 1994 als Redakteur und Autor mit den Schwerpunkten Multimedia, Imaging und Fotografie für verschiedene Fach- und Special-Interest-Magazine (u. a. Screen Multimedia, Computerfoto, MACup) und Tageszeitungen (Hamburger Abendblatt, Berliner Kurier). Seit 2003 ist er Redakteur beim fotoMAGAZIN und leitet dort seit 2007 das Ressort Test & Technik.