Auf den ersten Blick unterscheidet sich die OM-1 Mark II nur durch den Schriftzug OM System statt Olympus von ihrer Vorgängerin (hier geht es zum Test der OM-1). Wer genau hinschaut, entdeckt einen weiteren Unterschied: Die Einstellräder vorne und hinten sind gummiert und damit etwas griffiger und angenehmer zu bedienen. Wie gehabt ist die Kamera extrem robust und gegen Feuchtigkeit nach dem Standard IP53 abgedichtet, was bei den Haupteinsatzgebieten in der Naturfotografie ein wichtiges Kriterium ist.
Eine ergonomische Verbesserung besteht darin, dass sich nun die auf der linken Seite befindliche Menü-Taste auf die Löschtaste legen lässt, was den Zugang zum Menü erleichtert, wenn die linke Hand bspw. ein schweres Teleobjektiv stützt. Den positiven Eindruck runden der hochauflösende und große Sucher und der schwenkbare Touch-Monitor ab. Dank des weitgehend unveränderten Gehäuses bleibt der Batteriegriff der OM-1 (HLD- 10, ca. 350 Euro) kompatibel.
OM-1 Mark II mit Stacked-CMOS-Bildsensor
Die wichtigsten inneren Werte sind unverändert: Die OM-1 Mark II nutzt einen Stacked-CMOS-Sensor mit gut 20 Megapixeln sowie einen Hybrid-Autofokus mit 1053 Phasendetektions-Messfeldern. Die AF-Präzision und die Motiverkennung wurden verbessert. Im Menü lassen sich neben Autos/Motorrädern, Flugzeugen, Zügen, Vögeln und Tieren nun auch Menschen als priorisiertes Motiv auswählen.
Der Gehäuse-Bildstabilisator war mit einer Kompensationsleistung bis sieben Blendenstufen gemäß CIPA-Standard schon in der OM-1 herausragend. Nun hat OMDS die Leistung auf 8,5 Blendenstufen verbessert. Wie bei allen Kameras sollte man diese Werte mit Vorsicht genießen, vor allem im Telebereich. Mit dem M.Zuiko Digital 4/12-100 mm IS gelangen uns beispielsweise scharfe Aufnahmen bei kleinbildäquivalenten 200 mm aus der Hand bestenfalls mit 1/4 s und wirklich zuverlässig erst mit 1/15 s.
Der Sensor-Shift lässt sich wie gehabt auch für Pixel-Shift-Aufnahmen nutzen, bei denen mehrere Bilder miteinander verrechnet werden, um in der Kamera höher auflösende Dateien mit weniger Artefakten zu erzeugen: 50 Megapixel aus der Hand und 80 Megapixel vom Stativ. Neu ist, dass die so erzeugten Raw-Dateien eine höhere Farbtiefe von 14 statt 12 Bit haben können.
ND- und Grauverlaufsfilter eingebaut
Eine Spezialität der OM-1 ist die Live-ND-Funktion, bei der durch Mehrfachbelichtungen Neutral-Dichte-Filter und damit längere Belichtungszeiten simuliert werden. Der Höchstwert wurde in der Mark II von 64 auf 128 gesteigert. Ganz neu ist der Live-GND-Effekt (graduierter ND-Filter) mit Helligkeitsverlauf, also ein digital simulierter Grauverlaufsfilter. Hier sind die Stärken GND2, 4 und 8 wählbar, entsprechend 1, 2 oder 3 Lichtwertstufen. Für die Härte des Übergangs stehen drei Stufen (weich, mittel, hart) zur Verfügung. Position und Winkel des Filters lassen sich intuitiv auf dem Touchscreen und mit einem Einstellrad verändern, der Effekt wird sofort sichtbar.
Schon bekannt sind die Funktionen für Fokus-Bracketing und Fokus-Stacking in der Kamera; die Ergebnisse wurden durch neue Algorithmen verbessert. Eine kleine Verbesserung gibt es auch beim Pro-Capture-Modus. Hier lassen sich nun 99 statt 70 Bilder vor der Aufnahme puffern. Weitere Neuerungen: Die Wiedergabe von vertikal aufgenommenen Videos bspw. auf Instagram wird unterstützt und die Kamera lässt sich per USB als Webcam mit 720p-Auflösung nutzen.
Größerer Pufferspeicher
Wie die erste OM-1 kann auch die Mark II Serien mit bis zu 120 Bildern/s schießen. Mit AF/AE-Nachführung sind es maximal 50, mit mechanischem Verschluss 10 Bilder/s. Mehr als verdoppelt wurde der Pufferspeicher, sodass mehr Bilder in Folge möglich sind. Wir haben mit einer schnellen SD-Karte folgende Werte gemessen:
• 120 B/s: JPEG: 213, Raw: 211.
• 50 B/s: JPEG: 309, Raw: 262.
• 10 B/s: JPEG und Raw bis Speicherkartenlimit.
Aus dem Testlabor
Im DCTau-Labor haben wir die Kamera wie üblich mit einem Referenzobjektiv im JPEG-Modus getestet. Gegenüber der Vorgängerin zeigen sich leichte Unterschiede, die auf eine andere Bildabstimmung hindeuten. So fallen die Messwerte für die Auflösung etwas höher aus und für Rauschen und Dynamikumfang etwas schlechter. Der Wirkungsgrad der Auflösung liegt bis ISO 1600 über 90 % und sinkt selbst bei ISO 12.800 nur auf gut 86 %. Erst ab ISO 25.600 fällt er deutlich unter 80 %. Die Grenze des sinnvoll nutzbaren ISO-Bereichs setzt eher das Bildrauschen, das ab ISO 12.800 die kritische Grenze von 4 überschreitet. Beim JPEG-Dynamikumfang erreicht die OM-1 Mark II in den unteren ISO-Stufen hervorragende Ergebnisse von bis 9,2 Blendenstufen, ab ISO 800 fällt sie leicht hinter ihre Vorgängerin zurück.
Fazit
Mit der OM-1 Mark II ist OMDS die konsequente Weiterentwicklung seines MFT-Flaggschiffs gelungen. Neben dem völlig neuen digitalen Grauverlaufsfilter erleichtern viele Detailverbesserungen das Fotografieren. Unter dem Strich ist das neue Topmodell eine der besten MFT-Kameras und wegen der Kompaktheit und des vergleichsweise geringen Gewichts des Gesamtsystems eine sehr gute Wahl für Naturfotografen, sofern die Auflösung von 20 Megapixeln ausreicht.
Bildergalerie zur OM-1 Mark II
OM System OM-1 Mark II | |
Preis (Liste/ Straße) | ca. 2400 Euro/ ca. 2400 Euro |
Sensor: Art/ Abmessungen/ Auflösung/ Pixelpitch | Stacked-BSI-CMOS ohne TPF/ 17,3 x 13,0 mm/ 20,4 MP/ 3,3 µm |
Bajonett/ Crop-Faktor | Micro Four Thirds/ 2 |
Autofokus | Hybrid: 1053 Kreuzsensoren (Phasendetektion), Kontrast-AF |
IBIS/ Pixelshift/ Sensorreinigung/ WLAN | ja/ ja/ ja/ ja |
Blitz | kein Gehäuseblitz/ Blitzschuh/ Synchronzeit: 1/250 s/ Synchronbuchse |
Belichtungszeiten | 1/32.000 (mechanisch: 1/8000) -60 s, Bulb |
Empfindlichkeit | ISO 200 - 25.600, erweiterbar (80 und 102.400) |
Video: max. Auflösung/ max. Bildrate | 4096 x 2160/ 60p; 1920 x 1080/ 240p |
Sucher | OLED (5,76 MP)/ Bildfeld: 100 %/ Vergrößerung: 1,65x (0,83x KB-äquivalent) |
Monitor: Diagonale/ Auflösung | 7,6 cm/ 1,62 MP, dreh- und schwenkbar, Touchscreen |
Speicher | 2 x SD (UHS-II) |
Akkuleistung nach CIPA | 500 Aufnahmen (Energiesparmodus: 1010) |
Abmessungen (B x H x T)/ Gewicht (mit Akku) | 134,8 x 91,6 x 72,7 mm/ 599 g |
Geschwindigkeit | mit Sony UHS-II (300 MB/s) |
Serienbilder pro Sekunde | 120 (elektronisch), AF-Nachführung: 50 (elektronisch), 10 (mechanisch) |
Serienbilder in Folge | 120 B/s: JPEG: 213/ Raw: 211; 50 B/s: JPEG: 309/ Raw: 262; 10 B/s: bis Speicherkartenlimit |
Bildqualität (JPEG) – Referenzobjektiv | mit M.Zuiko Digital 1,8/45 mm |
Auflösung (ISO 100/ 200/ 400/ 800/ 1600/ 3200/ 6400) | 19,1/ 20,0/ 18,9/ 17,1/ 16,5/ 15,5/ 15,2 effektive MP |
Bildrauschen (ISO 100/ 200/ 400/ 800/ 1600/ 3200/ 6400) | 1,8/ 2,0/ 2,3/ 2,8/ 3,1/ 3,4/ 3,6 Rauschintensität |
Belichtungsumfang (Eingangsdynamik: ISO 100/ 200/ 400/ 800/ 1600/ 3200/ 6400) | 9,0/ 9,2/ 8,9/ 8,6/ 8,5/ 8,3/ 8,2 Blendenstufen |
Artefaktnote/ Scharfzeichnungsnote | 4,0/ 2,4 |
Bewertung | |
Bildqualität (60%) | 80,6% |
Geschwindigkeit (20%) | 100% |
Ausstattung und Bedienung (20%) | 95,2% |
Gesamtwertung | 87,4%, Sehr gut |
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