Fujifilm X-S20 mit mehr Vlogging-Funktionen und Ausdauer

Mit der X-S20 hebt Fujifilm seine Vlogging-Kameraserie auf ein neues Niveau, was auch Fotografen ansprechen dürfte. Außerdem kommt endlich die XApp. Ein erster Praxiseindruck der X-S20.

Porträt Lars Theiß

Lars Theiß

Praxis-Redakteur, seit 1995 im fotoMAGAZIN-Team.

Fujifilm X-S20

Als Nachfolgerin der X-S10 von November 2020 wartet die X-S20 mit einigen hilfreichen Verbesserungen auf. Fujifilm hat - äußerlich ziemlich unauffällig – an einigen wichtigen Stellschrauben gedreht, um die Neuheit für Filmer, YouTuber und auch Fotografen attraktiver zu machen. Die Gehäuse gleichen sich weitgehend, erst im direkten Vergleich fallen der etwas dickere (und damit besser fassbare) Griff, das etwas größere Moduswahlrad (mit der neuen Option "Vlog"), die minimal größeren und erhabeneren ISO-, Q- und Rückseiten-Tasten, der Kopfhöreranschluss an der Handgriffseite und das minimal flachere vordere Einstellrad auf. Tatsächlich wurde die S20 auch um 1,7 mm – nahezu unmerklich – breiter; Gehäusehöhe und -tiefe bleiben gleich.

Dass das Gewicht um 26 Gramm auf 491 Gramm anwuchs, verdankt die X-S20 aber vor allem ihrem neuen Akku, der ein aus den Fuji-Flaggschiffmodellen X-T5, X-H2 und X-H2S bekannter Typ ist. Mit dem Lithium-Ionen-Akku NP-W235 wächst die Zahl der Aufnahmen und Aufnahmeminuten im Vergleich zur Vorgängerin rasant an: So kommt die X-S20 auf beispielsweise 750 Aufnahmen im Normalmodus mit Monitornutzung, während die X-S10 nur 325 Bilder schaffte (laut CIPA-Standard). Für längere Videosequenzen – bis zu 75 Minuten 4K/30p – sorgt übrigens auch der bekannte Lüfter FAN001 von Fujifilm, der bei der X-S20 angesetzt werden kann und beim Kühlen des Gehäuses hilft. Für die höhere erreichbare Bilderzahl sorgt auch der Flaggschiff-X-Prozessor 5, der stromsparender arbeitet.

Fujifilm X-S20 mit dem XC 3,5-5,6/15-45 mm OIS PZ.

Fujifilm X-S20 mit dem XC 3,5-5,6/15-45 mm OIS PZ.

© Fujifilm

Geblieben ist es beim APS-C-Sensor, der rückseitig belichtete X-Trans CMOS 4 löst 26,1 Megapixel auf und bietet eine Grundempfindlichkeit von ISO 160 bis 12.800 (erweiterbar bis 51.200). Er ist bildstabilisierend gelagert (IBIS) und schafft bis zu sieben Blendenstufen als Verwacklungsausgleich – das ist Bestmarke im Fuji-X-System. Beim Verschluss, einer Kombination aus mechanisch und elektronisch, hat sich nichts verändert. Mechanisch schafft er weiterhin 8 Bilder/Sekunde, doch die Serien wurden erheblich verlängert: So schafft die Neue über 1000 komprimierte RAWs in Folge (bei der X-S10 waren es nur 23!). Der elektronische Verschluss produziert 20 B/s (79 komprimierte RAWs) oder 30 B/s mit Crop (88 Aufnahmen). Auf mehr Tempo getrimmt ist auch das SD-Kartenfach, das den UHS-II-Standard unterstützt.

Autofokus der Fujifilm X-S20

Beim Autofokus lässt sich Fujifilm nicht lumpen und spendiert die gleiche Technik wie in der X-H2S mit dem aktuellen Firmware-Update. Das bedeutet, besonders die Verfolgung kleiner (bewegter) Objekte ist stark verbessert, ebenso wie die Algorithmen mittels Deep Learning zur Erkennung von Gesichtern und Augen, Tiere, Vögel (auch Insekten wie Schmetterlinge), Autos, Motorrad, Flugzeug (auch Drohnen) und Eisenbahn.

Die Fujifilm X-S20 hat ein frei bewegliches Display und Kontakte für den Lüfter FAN001.

Die Fujifilm X-S20 hat ein frei bewegliches Display und Kontakte für den Lüfter FAN001.

© Fujifilm

Die modernisierte AF-Technik wirkt sich auch auf den Vlogging-Modus aus: Beim Filmen kann der Fotograf u. a. eine Produkt-Priorisierung aktivieren, bei welcher die Kamera automatisch erkennt, wenn die (zuvor scharf erfasste) Person plötzlich einen Gegenstand in die Kamera hält, woraufhin der AF auf das Produkt scharfstellt. Im Modus "Hintergrundunschärfe" wählt die X-S20 die größtmögliche Blendenöffnung. Das Handling beim Einsatz als Webcam hat Fujifilm stark vereinfacht, nun genügt – sowohl am PC als auch am Mac – das Anstöpseln per USB-C und die Kameraauswahl, es sind keine extra Programme wie X Webcam oder Bedienschritte nötig. Die Stromversorgung via USB-C funktioniert dann allerdings nicht.

Aufnahme mit der neuen Fujifilm X-S20, die Firmware des Modells war noch nicht final.

Aufnahme mit der neuen Fujifilm X-S20, die Firmware des Modells war noch nicht final.

© Lars Theiß

Video mit der X-S20

Die Video-Leistungen wurden erhöht: Der X-S20 gelingen 6,2K/30p- und DCI4K/60p-Aufnahmen. Die maximale Bitrate beträgt 360 Mbps, intern kann mit 4:2:2 10bit aufgezeichnet werden. ProRes Raw und BMD Raw lassen sich via HDMI aufnehmen. Der bekannte Stativgriff TG-BT1 ist kompatibel.

Die Fujifilm X-S20 eignet sich als einfach zu bedienende Webcam.

Die Fujifilm X-S20 eignet sich als einfach zu bedienende Webcam.

© Fujifilm

Vertrautes bietet die X-S20 bei Sucher und Monitor: Der Sucher löst 2,36 Millionen Bildpunkte auf und aktualisiert sich 100 Mal pro Sekunde. Beim frei beweglichen und für Selbstporträts geeigneten Display vertraut Fuji auf die 3-Zoll-Größe, hat aber die Auflösung auf 1,84 Mio. Bildpunkte erhöht.

Der Bildstabilisator der Fujifilm X-S20 schafft bis zu sieben EV-Stufen Verwacklungsausgleich.

Der Bildstabilisator der Fujifilm X-S20 schafft bis zu sieben EV-Stufen Verwacklungsausgleich.

© Lars Theiß

Fujifilm wird die X-S20 Ende Juni auf den Markt bringen können. Beim Gehäusepreis hat die ausschließlich in Schwarz erhältliche Kamera auch zugelegt, er wird bei knapp 1400 Euro liegen. Das Kit mit dem XC 3,5-5,6/15-45 mm OIS PZ liegt bei rund 1500 Euro. Die X-S10 kostet derzeit rund 1000 Euro, ist allerdings kaum noch verfügbar und wird auch nicht mehr produziert.

Fujifilm XApp

Weiterhin hat Fujifilm die schon länger erwartete "Fujifilm XApp" angekündigt. Sie erscheint am 25. Mai 2023 für iOS/iPadOS 13, 14, 15, 16 und Android OS 11, 12, 13 in den entsprechenden App-Stores und ist kostenlos. Sie ist mit den Kameras GFX100S, GFX50S II, X-H2S, X-H2, X-Pro3, X-T5, X-T4, X-T3, X-T30 II, X-T30, X-S20, X-S10, X-E4 und X100V kompatibel; vorausgesetzt, es wurde das neueste Firmware-Update vom 24.5.2023 installiert. Die X-S20 benötigt kein Update.

Liveview-Shooting mit der Fujifilm XApp.

Liveview-Shooting mit der Fujifilm XApp.

© Fujifilm

Die Fujifilm XApp erweitert die Funktionalität der bisherigen App „Camera Remote“, die bereits die Fernsteuerung, Bildübertragung und Bildanzeige erlaubte. Hinzu kommen "Timeline" und "Activity", die Aufnahmeinformationen etwa zu Kameraeinstellungen, zum verwendeten Objektiv und auf Wunsch den gespeicherten Ortsdaten (dank GPS des Mobilgeräts) liefern.

Mit Ausnahme von Ein/Aus kann der Nutzer die Kommunikations- und Belichtungsfunktionen seiner Fuji-Kamera von Smartphone oder Tablet komplett fernsteuern. Praktisch ist auch, dass sämtliche Kameraeinstellungen (auch verschiedener Modelle) abgespeichert und im Bedarfsfall auf andere oder zurückgesetzte Kameras überspielt werden können. Weiterhin wurden die Stabilität der Drahtlosverbindung sowie die Reaktionszeit und die Bedienung der App verbessert. Die App informiert den Anwender zudem über neue Kamera-Firmware-Updates, welche direkt über die XApp aufgespielt werden können.

Porträt Lars Theiß

Redakteur Lars Theiß (DGPh) kümmert sich vorwiegend um Tests und Praxisthemen rund um Kameras, Objektive und Zubehör. Der besonders an naturfotografischen Themen interessierte Wahlhamburger arbeitet bereits seit 1995 beim fotoMAGAZIN und betreut weiterhin die Objektivtests und die jährliche fotoMAGAZIN-Spezialausgabe Shopping-Guide.

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