Bernd und Hilla Becher: Fotografische Ordnung als Kunst

Die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur widmet Bernd und Hilla Becher ab dem 5. September 2025 eine umfassende Ausstellung in Köln. Gezeigt werden über 300 Werke, die das fotografische System des Künstlerpaars eindrucksvoll veranschaulichen.

Bernd und Hilla Becher: Seven Sisters Pit, South Wales, GB 1966

Bernd und Hilla Becher: Seven Sisters Pit, South Wales, GB 1966

© Estate Bernd & Hilla Becher, vertreten durch Max Becher, courtesy Die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur - Bernd und Hilla Becher Archiv, Köln, 2025

Mit über 300 originalen Schwarz-Weiß-Fotografien präsentiert die Ausstellung „Bernd & Hilla Becher – Geschichte einer Methode“ erstmals in Europa das Werk des berühmten Fotografenpaars in dieser Tiefe. Seit Ende der 1950er-Jahre dokumentierten Bernd und Hilla Becher technische Bauwerke in Deutschland, Europa und Nordamerika. Ihre sachliche, wiederholbare Bildsprache und die präzise fotografische Methode gelten bis heute als stilbildend – sowohl in der Konzeptkunst als auch in der dokumentarischen Fotografie.

Die Bechers zählen zu den einflussreichsten Fotografen aus Deutschland. An der Düsseldorfer Kunstakademie prägten sie mit ihrer Lehre eine ganze Generation von Bildschaffenden – zu ihren bekanntesten Schülern gehören unter anderem Andreas Gursky und Candida Höfer.

Wie Bernd und Hilla Becher ihre Methode entwickelten

Im Mittelpunkt der Becher-Ausstellung stehen ihre methodischen Ansätze. Mit systematischer Planung und immer wiederkehrender Motivwahl schufen sie eine fotografische Grammatik, die auf formale Wiederholung und funktionale Differenz setzt. Die Schau zeigt, wie diese Methode entstand, wie sie über Jahrzehnte weiterentwickelt wurde – und wie sie unser Verständnis von Industriekultur prägt.

Frühe Werke und unveröffentlichte Aufnahmen

Ein Höhepunkt der Ausstellung sind seltene Einzelaufnahmen aus der Frühzeit beider Künstler. Diese zwischen den 1950er und 1970er Jahren entstandenen Werke sind teilweise erstmals öffentlich zu sehen. Sie dokumentieren die Entstehung der charakteristischen Bildsprache von Bernd und Hilla Becher und geben Einblick in die Anfänge ihres gemeinsamen Œuvres.

Anonyme Skulpturen als Schlüssel zur Bildgrammatik

Bernd und Hilla Becher: Kühltürme, 1964–1993 9 Gelatinesilberabzüge, je ca. 41,0 x 31,0 cm © Estate Bernd & Hilla Becher, vertreten durch Max Becher; Courtesy Die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur – Bernd und Hilla Becher Archiv, Köln

Bernd und Hilla Becher: Kühltürme, 1964–1993

9 Gelatinesilberabzüge, je ca. 41,0 x 31,0 cm

© Estate Bernd & Hilla Becher, vertreten durch Max Becher; Courtesy Die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur – Bernd und Hilla Becher Archiv, Köln

Ein ganzer Raum widmet sich dem 1970 erschienenen Buch Anonyme Skulpturen, das als Grundstein des Werks der beiden gilt. Die systematische Anordnung technischer Bauten wie Wassertürme oder Fördertürme machte diese erstmals als ästhetisch relevante Objekte sichtbar. Die Ausstellung stellt das Buch in den Kontext der weiteren Werkentwicklung – mit Originalabzügen und erläuternden Textauszügen.

Bernd und Hilla Becher – von Typologien bis zu Industrielandschaften

Ein zentrales Thema der Ausstellung sind die bekannten Typologien: serielle Bildgruppen von Kohlebunkern, Silos, Kühltürmen oder Hochöfen, aufgenommen über Jahrzehnte und Ländergrenzen hinweg. Sie zeigen, wie aus nüchterner Dokumentation ein präzises ästhetisches System wird. Daneben verdeutlichen Fotografien ganzer Industrieanlagen – wie der Zeche Zollern 2 oder der Zeche Ewald Fortsetzung – das Interesse der Bechers an räumlichen Zusammenhängen und funktionaler Ordnung.

Soziale Kontexte: Siedlungshäuser und Fachwerk

Auch der Alltag im Umfeld der Industriebauten war fürBernd und Hilla Becher ein Thema: Die Ausstellung zeigt Porträts von Wohn- und Siedlungshäusern aus dem Ruhrgebiet – besonders aus der Nachkriegszeit. Anhand eines Fachwerkhauses aus dem Siegerland wird zudem veranschaulicht, wie sich ein Motiv je nach Präsentationsform unterschiedlich deuten lässt.

Bewegte Bilder und begleitender Katalog

Zum Abschluss der Ausstellung ist ein Video von Max Becher zu sehen, der seine Eltern 1987 auf einer Arbeitsreise nach Ohio filmisch begleitete. Es vermittelt einen lebendigen Eindruck ihrer fotografischen Praxis. Die Exponate stammen aus dem Bernd-und-Hilla-Becher-Archiv in Köln sowie aus dem Düsseldorfer Studio. Ergänzt wird die Ausstellung durch einen Katalog, der im November 2025 im Schirmer/Mosel Verlag erscheint.

Weitere Informationen zur Ausstellung in unserem Terminkalender.

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