Zur Krise der professionellen Fotografie

Heute ist das Zeitalter des Foto-Amateurs, der den Profifotografen immer mehr Arbeit wegnimmt.

Manfred Zollner

Manfred Zollner

Chefredakteur fotoMAGAZIN

Kolumne Manfred Zollner

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Illustration: © Getty Images

In den Geburtsstunden des Mediums war zunächst vieles exklusiv: Die Fotografie blieb überwiegend eine Angelegenheit des Adels und des gehobenen Bürgertums. Man musste sie sich erst einmal leisten können. Zur Porträtsitzung ging die feine Welt ins mondäne Studio und ließ Daguerreotypien in samtgepolsterten Etuis anfertigen. Man(n) nahm die Kamera mit auf Grand Tour oder besorgte sich vor Ort Landschaftsvedutten spezialisierter Reisefotografen.

„Die Goldenen Jahre des Fotojournalismus brachten einer globalen Leserschaft die Welt ins Wohnzimmer.“

Mit der weiteren Professionalisierung der Fotografie und neuen technischen Entwicklungen entstanden im 20. Jahrhundert Berufstypen wie der Sportfotograf, der Bildjournalist – und Agenturen, die Fotos an Zeitungen und Zeitschriften vermittelten. Die Goldenen Jahre des Fotojournalismus brachten einer globalen Leserschaft die Welt ins Wohnzimmer. Zunächst auf Stereokarten, Postkarten und auf Albuminpapier, später in Illustrierten und in Farbe bei Life, National Geographic oder Stern.

Zugleich wurde die Fotografie zum Hobby breiter Bevölkerungsschichten. Doch erst im digitalen Zeitalter hat sich die Krise der Berufsfotografen richtig dramatisch entwickelt. Heute ist das Zeitalter des Amateurs, der den Professionals immer mehr Arbeit wegnimmt. Der Preisverfall bei der Bildverwertung wirkt sich zudem extrem existenzgefährdend aus. Und die technische Qualität selbst günstiger Kameras ermöglicht jedem perfekte Aufnahmen.

Manfred Zollner, Chefredakteur fotoMAGAZIN.

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