Die kreativen Ideen der Marketingabteilungen

Begriffswirrwarr: Kamerasensoren mit einer Fläche von annähernd 24 x 36 mm als „Vollformat-Sensoren“ zu verkaufen, ist schon etwas Schummelei.

Winfried Warnke

Winfried Warnke

Kolumnist und freier Autor

Die Marketingabteilungen der Kamerahersteller leben von kreativen Ideen. Kamerasensoren mit einer Fläche von annähernd 24 x 36 mm als „Vollformat-Sensoren“ zu verkaufen, ist schon etwas Schummelei – die auch gebräuchliche Benennung „Kleinbild- Sensor“, in Anlehnung an die entsprechende analoge Filmfläche, ist wohl treffender. Aber „Vollformat“, das klingt nach 100 Prozent, nach Optimum, während „Kleinbild“ das Ganze schon arg dezimiert.

Portrait Winfried Warnke

Beschäftigt sich seit über 30 Jahren mit dem Kamera-Gebrauchtmarkt: unser Kolumnist und Autor Winfried Warnke.

Es gibt da ja noch „vollere“ Formate: Die sogenannten digitalen „Mittelformate“ toppen hinsichtlich der Sensorfläche das oben genannte „Vollformat“ deutlich. Die Sensorfläche der digitalen Fuji GFX-Serie, 1441 mm2, übertrifft den „Kleinbild-Sensor“, 864 mm2, doch deutlich. Doch in Analogie zum Mittelformat-Film vom digitalen Mittelformat zu sprechen ist auch hier – in Bezug auf die belichtete Fläche – irreführend.

Hat das klassische 6x6 Film-Mittelformat (56 x 56 mm) eine Fläche von 3136 mm2, so kommt selbst das digitale Super-Sensor-Rückteil Phase One IQ4 150MP gerade mal auf eine Sensorfläche von 2136 mm2 bei einem Preis von gut 40.000 Euro.

„Wenn es das digitale Mittelformat gibt, was ist denn das Großformat? Im Analogen ist das eindeutig.“

Klar, für die erzeugte Abbildungsqualität ist die belichtete Flächengröße nicht allein ausschlaggebend, aber begrifflich ist der Rückgriff auf analoge Formate doch sehr irreführend, neue präzisere Bezeichnungen hätten für das Digitale mehr Orientierung gegeben.

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