Im Test: Olympus OM-D E-M1 Mark III

Mit vielen Funktionen aus dem Flaggschiff E-M1X hat Olympus die E-M1 Mark III aufgewertet, darunter die High-Res-Aufnahmen aus der Hand mit 50 Megapixeln. Ob sie sich damit an der Spitze des Micro-Four-Thirds-Systems platzieren kann, zeigt unser Praxis- und Labortest.

Farbiges Porträt von Andreas Jordan vor neutralem Hintergrund

Andreas Jordan

Andreas Jordan leitet das Technik-Ressort beim fotoMAGAZIN.

Olympus OM-D E-M1 Mark III

Wir haben die Olympus OM-D E-M1 Mark III zur Markteinführung im Februar 2020 für das fotoMAGAZIN 4/2020 getestet und mit der E-M1 Mark II und E-M1X verglichen. Lesen Sie hier den kompletten Praxis- und Labortest.

Foto: © Olympus

Gut drei Jahre nach der OM-D E-M1 Mark II (die weiter erhältlich ist) hat Olympus Ende Februar 2020 die Olympus OM-D E-M1 Mark III auf den Markt gebracht.

Äußere Merkmale der Olympus OM-D E-M1 Mark III

Rein äußerlich fällt vor allem der neue Joystick auf, der beispielsweise zum Verschieben des AF-Messfeldes genutzt werden kann. Willkommen ist auch die hinzugekommene Belichtungskorrekturtaste neben dem Auslöser. Ab Werk ist die Belichtungskorrektur zwar auch ohne Drücken der entsprechenden Taste auf dem vorderen Einstellrad zugänglich. Erfahrungsgemäß verstellt sie sich hier aber leicht versehentlich; das kann bei der Methode „drücken und drehen“ nicht passieren. Das vordere Einstellrad lässt sich dann mit einer weniger sensiblen Funktion wie der Blitzbelichtungskorrektur belegen.

Der sehr gute Spritzwasserschutz ist gegenüber der Mark II unverändert. Wie gehabt lässt sich der optionale Batteriegriff HLD-9 mit Hochformatauslöser nutzen. Wer blitzen will muss ebenfalls auf optionales Zubehör zurückgreifen – einen eingebauten Blitz hat die Mark III nicht und anders als bei der E-M1 II liefert Olympus auch keinen Mini-Aufsteckblitz mit.

Unverändert sind Monitor und Sucher: Der 3,0-Zoll-Touchscreen mit 1,037 Bildpunkten ist dreh- und schwenkbar. Es stehen fast alle gängigen Touch-Funktionen zur Verfügung, einschließlich des Kurzmenüs – nur das Hauptmenü ist ausgenommen. Der LCD-Sucher ist groß, erreicht mit 2,36 Millionen Punkten aber keine Rekordauflösung. In der Praxis sind allerdings wenig Unterschiede zum höherauflösenden Sucher der Panasonic Lumix G9 (3,68 Mio. Punkte) zu erkennen.

Olympus OM-D E-M1 Mark III von oben

Das spritzwassergeschützte Gehäuse der OM-D E-M1 Mark III liegt hervorragend in der Hand und auch die Bedienung ist sehr gut gelungen. Willkommen ist unter anderem die neue Belichtungskorrekturtaste. Einen Blitz hat Olympus nicht eingebaut.

Foto: © Olympus

Bildsensor der Olympus OM-D E-M1X

Die E-M1 Mark III ist die erste Olympus-Kamera mit dem neuen TruePic-IX-Bildprozessor und erbt viele Funktionen des Flaggschiffs E-M1X, das dank zwei TruePic-VIII-Prozessoren noch etwas mehr Rechenleistung mitbringt. Der neue TruePic IX ist aber leistungsstark genug, um – wie bei der E-M1X – Highres-Aufnahmen aus der Hand zu ermöglichen. Dabei werden bis zu 16 mit geringer Verzögerung und elektronischem Verschluss aufgenommene Bilder miteinander verrechnet und in einer 50-Megapixel-Datei gespeichert. Bei Aufnahmen vom Stativ reichen acht Aufnahmen, da hier der Sensor präziser in Halbpixelschritten verschoben wird. In diesem Modus erstellt die E-M1 Mark III sogar JPEG- oder Raw-Dateien mit 80 Megapixeln. Im Test lag die Qualität der Hires-Aufnahmen aus der Hand überraschend nahe an den hochauflösenden Stativaufnahmen. Einziger Haken: Schnelle Bewegungen, beispielsweise Zweige im Wind, werden unscharf.

Der verschiebbare Sensor dient wie bei Olympus üblich zur Bildstabilisierung. Hierbei kommt derselbe, von Epson entwickelte Gyrosensor wie in der E-M1X zum Einsatz. Laut Olympus sollen sich so sieben Blendenstufen kompensieren lassen, in Kombination mit stabilisierten Olympus-Objektiven sogar 7,5 Blendenstufen. Im Test mit dem M.Zuiko Digital 2,8/40-150 mm ohne eigenen Bildstabilisator gelangen uns bei 150 mm (kleinbildäquivalenten 300 mm) vereinzelt scharfe Aufnahmen mit 1/3 s, was knapp sieben Blendenstufen entspricht. Auf der sicheren Seite ist man allerdings mit drei bis vier Blendenstufen.

Schneller Hybrid-AF und 4K-Video

Auf den ersten Blick ähneln die Autofokus-Daten denen der E-M1X: Der Hybrid-AF bringt 121 Messfelder mit, die Phasendetektions-Pixel decken horizontal 80 % des Sensors und vertikal 75 % ab. Mit lichtstarken Objektiven (1:1,2) kann die Kamera bis -6 EV scharfstellen. Ein Gruppen-AF lässt sich mit 25, neun oder fünf Messfeldern wählen. Was im Vergleich zur großen Schwester fehlt, sind die auf Deep-Learning basierenden Objekterkennungsalgorithmen. Gegenüber der E-M1 II hat Olympus die Gesichts- und Augenerkennung verbessert; Gesichter werden jetzt unter anderem im Profil besser erkannt. Ganz neu ist der „Starry Sky AF“, der – erstmals bei Olympus – problemlos auf den Sternenhimmel fokussieren kann.

Videos nimmt die Mark III wie gehabt mit maximal Cinema-4K/24p (4096 x 2160 Pixel) bzw. 4K/30p (3840 x 2160 Pixel) auf – alles ohne Crop und mit guter Autofokus-Performance. Einen Crop schaltet die Kamera zu, wenn der digitale Bildstabilisator aktiviert wird oder im Zeitlupenmodus (Full-HD mit 120p). Integriert hat Olympus auch das logarithmische Gamma-Profil OM-Log400, das Videos mit großem Dynamikumfang ermöglicht und den maximalen Spielraum für die Nachbearbeitung bietet. Mikrofon- und Kopfhörer-Schnittstellen sind vorhanden und über HDMI lässt sich ein 8-Bit-Signal mit 4:2:2-Abtastung auf einem externen Rekorder aufzeichnen.

Olympus OM-D E-M1 Mark III Monitor

Der Monitor ist voll beweglich. Das AF-Messfeld lässt sich sowohl auf dem Touchscreen als auch per Joystick verschieben.

Foto: © Olympus

Hervorragende Ausstattung der E-M1 Mark III

Selbstverständlich ist die Mark III mit den bekannten Olympus-Technologien für Langzeitbelichtungen und Light-Painting ausgestattet. Der Live-Composite-Modus erlaubt nun sogar Belichtungen bis zu sechs Stunden und ist damit selbst gegenüber der E-M1X verbessert, die für maximal drei Stunden ausgelegt ist. Von der großen Schwester hat die Mark III außerdem den Live-ND-Modus geerbt, der durch Mehrfachbelichtungen längere Verschlusszeiten simuliert, wobei die Bildwirkung live im Sucher beurteilt werden kann. Einstellbar sind fünf Stufen: ND2 (entspricht einer Belichtungsstufe), ND4 (zwei Stufen), ND8 (3 Stufen), ND 16 (4 Stufen) und ND32 (5 Stufen). Focus-Bracketing inklusive Stacking in der Kamera ist ebenfalls möglich.

Es stehen zwei SD-Kartenlaufwerke zur Verfügung, von denen eins den schnellen UHS-II-Standard unterstützt. Der Akku liefert Strom für 420 Aufnahmen und lässt sich in der Kamera über USB-C laden. Auch eine Stromversorgung im laufenden Betrieb ist über USB PD (Power Delivery) möglich. Wenn die Kamera per USB an den Computer angeschlossen wird, kann übrigens der Bildprozessor in der Kamera genutzt werden um die Raw-Bildbearbeitung mit Olympus Workspace 1.3 zu beschleunigen.
Weitere Funktionen sind der optimierte Super-Sonic-Wave-Filter aus der E-M1X, ein für 400.000 Auslösungen ausgelegter Verschluss, eine 3D-Waserwaage, Intervallaufnahmen, 4K-Zeitraffer-Videos, HDR, ein Kamera-interner Raw-Konverter, Mehrfachbelichtungen, eine Keystone-Korrektur sowie Wi-Fi und Bluetooth.

So schnell ist die Olympus OM-D E-M1 Mark III

Ähnlich wie die E-M1 Mark II und die E-M1X schießt die Mark III bis zu 60 Bilder/s – allerdings nur mit lautlosem elektronischen Verschluss und ohne AF-Nachführung (ca. 50 JPEGs oder Raws in Folge). Mit aktivierter AF-Nachführung haben wir mit elektronischem Verschluss maximal 14 Bilder/s gemessen. Mit mechanischem Verschluss sind 15 Bilder/s möglich (über 100 JPEGs oder Raws), mit AF-Nachführung 10 Bilder/s. Bei 10 Bilder/s gibt Olympus eine Serienbildlänge an, die bei JPEGs nur von der Kapazität der Speicherkarte begrenzt ist, bei Raws sollen 286 in Folge möglich sein.

Wir haben mit der schnellsten SD-Karte sogar noch längere Raw-Serien gemessen. Ebenfalls an Bord ist der Pro-Capture-Modus, bei dem die Kamera mit 60 Bildern/s permanent in einen temporären Speicher schreibt und die Aufnahmen beim Auslösen rückwirkend auf die Speicherkarte schreibt – wie bei der E-M1X fasst der Pufferspeicher nun 35 statt 18 Bilder bei der E-M1 Mark II.
Die Auslöseverzögerung mit Einzel-AF ist wie gewohnt sehr kurz: Wir haben mit dem M.Zuiko Digital 2,8/12-40 mm unter 0,2 s gemessen.

Wie ist die Bildqualität der E-M1 Mark III?

Die JPEG-Bildqualität der 20-Megapixel-Kamera haben wir im Labor mit dem Referenzobjektiv M.Zuiko Digital 1,8/45 mm ermittelt. Hierbei schneidet sie für eine Micro-Four-Thirds-Kamera sehr gut ab. Der Wir­kungs­rad der Auflösung liegt in den unteren Empfindlichkeitsstufen bei über 90%. Ab ISO 800 treten in der 100-%-Ansicht erste visuelle Verluste auf und es gehen feine Details verloren. Ab ISO 6400 nimmt dieser Effekt stark zu, was sich auch messtechnisch mit einem Wirkungsgrad von nur noch 73 % bemerkbar macht. Außerdem fängt hier das Bildrauschen an zu stören, das bis ISO 800 hervorragend niedrig ausfällt.

Ebenfalls sehr gute Werte erreicht der JPEG-Belichtungsumfang: Bis ISO 400 haben wir gut 9 Blendenstufen gemessen. Durchschnittliche Noten gibt es für Artefakte und Scharfzeichnung – bei kritischen Motiven, wie in in der Architektur-Fotografie, können beispielsweise Moirés auftreten.

FAZIT
Die E-M1 Mark III ist eine rundum gelungene Kamera mit herausragender Ausstattung, wobei uns vor allem der Highres-Modus aus der Hand beeindruckt hat. Trotz des deutlich niedrigeren Preises schneidet sie nur wenig schlechter ab als das Flaggschiff E-M1X. Umgekehrt ist aber auch der Vorsprung vor der E-M1 II oder der noch günstigeren E-M5 Mark III nicht groß, denen vor allem die Highres-Aufnahmen aus der Hand fehlen.

> Hier gelangen Sie zum Download der Tabelle mit allen Ergebnissen aus unserem Test (Olympus OM-D E-M1 Mark II, Olympus OM-D E-M1 Mark III,  Olympus OM-D E-M1X).

Labormessungen: Anders Uschold

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Dieser Test ist in unserer Ausgabe fotoMAGAZIN 4/2020 erschienen.

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