Gesichtserkennungs-System im Ukraine-Krieg

Bereits kurz nachdem Russland die Ukraine überfiel, lieferte die Firma Clearview der Ukraine seine Gesichtserkennungs-Software. Sie dient zur Identifizierung von Personen bei Kontrollen.

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Ukrainische Soldaten in Kiew

Ukrainische Soldaten an einem Check-Point in Kiew.

Foto: © picture alliance / EPA | ATEF SAFADI

Text: Lennart Woock

Laut Clearview AI, nutzt das ukrainische Verteidigungsministerium die zur Verfügung gestellte Software zur Gesichtserkennung und hat dabei Zugang zu Clearview AI’s Gesichts-Suchmaschine. Mit deren Hilfe soll u. a. die Identität von Menschen an Check-Points geprüft werden oder Personalien von getöteten Soldaten festgestellt werden.

Hoan Ton-That ist der einer der Gründer und Geschäftsführer von Clearview AI.

Foto: © picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Ronald L. Glassman

Russland wurde die Clearview-Technologie nicht angeboten

Die Datenbank umfasst mehr als 10 Milliarden Fotos, von denen über zwei Milliarden von der russischen Social-Media-Plattform "VKontakte" stammen. Die Identifikation von Menschen funktioniert mit der Software schneller als dies zum Beispiel durch den Abgleich von Fingerabdrücken möglich ist. Weitere künftige Einsatzgebiete könnten die Familienzusammenführung von auf der Flucht getrennten Menschen und die Eindämmung von Falschinformationen in sozialen Medien sein.

Mögliche Risiken des Einsatzes der Clearview-Software im Ukraine-Krieg

Albert Fox Cahn von der amerikanischen NGO Surveillance Technology Oversight Project (S.T.O.P.) sieht den Einsatz kritisch. Die Gesichtserkennung könnte Menschen falsch identifizieren und somit auch zu Toten in der Zivilbevölkerung führen. Beim Einsatz von Clearview durch die amerikanische Polizei gab es bereits Fälle von Menschen, die fälschlich erkannt und daraufhin festgenommen wurden.

„Wir werden sehen, wie gut gemeinte Technologie nach hinten losgeht und  den Menschen schadet, denen sie eigentlich helfen soll.“

Albert Fox Cahn, NGO des S.T.O.P.

Cahn sieht in der Identifizierung von Verstorbenen das Einsatzgebiet mit dem geringsten Risiko. Allerdings sagt er auch, dass man keine Kontrolle mehr über die Verwendung und den Missbrauch eines solchen Systems mit den dazugehörigen Datenbanken hat, nachdem man es in ein Kriegsgebiet eingeführt hat.

Einsatz des Gesichtserkennungs-Systems nur im Einklang mit den Genfer Konventionen

Ton-That selbst mahnt, dass Clearview nicht als das alleinige Mittel zur Identifikation eingesetzt werden sollte und  möchte nicht, dass die Technologie entgegen der Genfer Konventionen genutzt wird. Das ukrainische Personal werde von Clearview geschult und müsse vor jeder Suchanfrage eine Fallnummer und einen Grund für die Suche eingeben.

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