Die Otus ML-Objektivserie markiert Zeiss’ Rückkehr ins Premiumsegment spiegelloser Kameras – entwickelt für höchste optische Ansprüche.
© ZeissWer den Namen Zeiss hört, denkt an optische Präzision, deutsche Ingenieurskunst und legendäre Objektive. Doch die Geschichte des Unternehmens ist weit mehr als eine Ansammlung technischer Innovationen – sie ist ein Spiegel der deutschen Geschichte: von der Industrialisierung über Krieg und Teilung bis zur Wiedervereinigung. Dieser Artikel erzählt, wie Zeiss aus einer kleinen Werkstatt in Jena zu einer weltbekannten Marke wurde und warum ihr Erbe bis in die Smartphone-Ära hineinreicht.
Die Werkstatt in der Neugasse: Der Anfang einer Legende
Am 17. November 1846 bezieht der Mechanikermeister Carl Zeiss seine erste Werkstatt in der Neugasse 7 in Jena – zwei Tage bevor er seine offizielle Konzession erhält. Dieses Datum gilt heute als Gründungsstunde der Carl Zeiss AG. Belegt ist es allerdings nicht durch zeitgenössische Dokumente, sondern durch eine Eintragung im Werkstattbuch von 1871. Dort notierte der Mechaniker Pape zum 17. November: „Um 9 Uhr aufgehört. 25-jähriges Geschäftsjubiläum.“ Erst auf dieser Grundlage wurde der 17. November nachträglich zum offiziellen Gründungsdatum erklärt.
Zunächst baut Zeiss einfache Mikroskope, wie sie damals in vielen Werkstätten gefertigt werden. Doch schon bald erkennt er, dass handwerkliches Geschick allein nicht reicht, um die Qualität entscheidend zu verbessern. 1866 holt er den jungen Physiker Ernst Abbe nach Jena, der das optische Wissen auf eine wissenschaftliche Grundlage stellt. Abbe entwickelt Gesetze zur Abbildung und Schärfentiefe, die noch heute in der Optik gelten, und konzipiert Präzisionsinstrumente, deren Leistungsfähigkeit weit über dem Standard der Zeit liegt.
Wissenschaft als Erfolgsrezept
Um das volle Potenzial seiner Berechnungen zu nutzen, schließt Zeiss 1884 eine Kooperation mit dem Chemiker Otto Schott. Dessen neuartige optische Gläser aus dem Jenaer Glaswerk eröffnen völlig neue Möglichkeiten bei Lichtbrechung und Farbkorrektur. Gemeinsam schaffen Zeiss, Abbe und Schott die Grundlage für eine systematische, berechenbare Optikfertigung – ein Durchbruch, der Zeiss in den folgenden Jahrzehnten zum Maßstab in Wissenschaft und Fototechnik macht.
Doch das erlebt der Firmengründer nicht mehr. Carl Zeiss stirbt am 3. Dezember 1888 in Jena an den Folgen einer Lungenentzündung. Ernst Abbe übernimmt die Leitung des Unternehmens und überführt es in die Carl-Zeiss-Stiftung, die bis heute alleinige Eigentümerin des Unternehmens ist. Abbe verankert darin soziale und wissenschaftliche Grundsätze, die ihrer Zeit weit voraus sind: Gewinnbeteiligung, Mitspracherecht der Belegschaft und die Förderung von Forschung und Bildung. Dieses Stiftungsmodell prägt Zeiss bis heute – wirtschaftlich unabhängig, innovationsgetrieben und gesellschaftlich verpflichtet.
Planar, Tessar, Sonnar: Zeiss' legendäre Objektive
Seit den 1890er-Jahren ist der junge Physiker und Optikdesigner Paul Rudolph bei Zeiss tätig. 1896 entwickelt er das Planar, ein symmetrisches Doppel-Gauss-Objektiv mit außergewöhnlicher Schärfe und hoher Lichtstärke. Die Konstruktion besteht aus sechs Linsen in vier Gruppen und zeichnet sich durch eine hervorragende Korrektur von Verzeichnung, Astigmatismus und sphärischer Aberration aus. Aufgrund seiner symmetrischen Bauweise liefert das Planar ein gleichmäßig scharfes Bildfeld – ideal für Porträt- und Reproaufnahmen. Es bildet die Grundlage vieler moderner Objektivdesigns und bleibt über mehr als ein Jahrhundert hinweg ein Synonym für Abbildungsqualität.
Das „Adlerauge der Fotografie“
Sechs Jahre später folgt mit dem Tessar ein weiterer Meilenstein der Unternehmensgeschichte. Rudolph kombiniert hier Elemente seiner früheren Entwürfe Protar und Unar und schafft ein kompaktes Vierlinsenobjektiv in drei Gruppen. Durch seine Einfachheit, hohe Kontrastwiedergabe und exzellente Schärfe wird es bald als das „Adlerauge der Fotografie“ bekannt. Mit Lichtstärken von anfänglich f/6,3 bis später f/2,8 gilt das Tessar als perfekter Kompromiss aus Leistung, Größe und Kosten. Es findet Einsatz in unzähligen Kameramodellen – von der Rolleiflex bis zur Ikonta – und prägt über Jahrzehnte das Bild der Fotografie.
Das Tessar – 1902 von Paul Rudolph entwickelt – wurde zum meistgebauten Zeiss-Objektiv überhaupt. Der kompakte Vierlinser, auf dem Cook’schen Dreilinser basierend, galt fast ein Jahrhundert lang als Maßstab für Schärfe und Klarheit.
© VSchagow, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia CommonsAb 1932 setzt das Sonnar, entwickelt von Ludwig Bertele, neue Maßstäbe für lichtstarke Kleinbildoptiken. Seine Konstruktion nutzt sieben Linsen in drei Gruppen, die aus hochbrechendem Glas gefertigt sind. Das ermöglicht große Öffnungen bis f/1,5 bei zugleich hohem Kontrast und geringer Reflexneigung – ein technischer Durchbruch im Wettstreit um das lichtstärkste Kleinbildobjektiv seiner Zeit. Dank seiner kompakten Bauweise und der brillanten Bildwiedergabe wird das Sonnar schnell zum Standardobjektiv für die Contax-Kameras und zur bevorzugten Wahl professioneller Fotografen. Der Aufbau des Sonnar dient später als Grundlage vieler moderner Teleobjektive und bleibt bis heute ein technisches Meisterstück.
Zeiss Ikon: Kameratechnik auf Höchstniveau
Seit 1926 stellt Zeiss sein optisches Know-how auch in der Kameraherstellung unter Beweis. Die Firma Zeiss Ikon, ein Zusammenschluss der Hersteller ICA, Contessa-Nettel, Ernemann und Goerz, entsteht in Dresden und bündelt die deutsche Kamerakompetenz jener Zeit zu einem Giganten. Zeiss produziert Faltkameras, Sucherkameras und früh auch Spiegelreflexsysteme. Die Contax-Serie wird zum Gegenspieler der Leica. Fotografen wie Robert Capa greifen zur Contax II mit Sonnar-Optik. Während Zeiss Ikon in Dresden die Kameraproduktion vorantreibt, bleibt der Stammsitz in Jena das Zentrum für Forschung und Objektiventwicklung.
Zeiss im Nationalsozialismus: Forschung, Rüstung, Zwangsarbeit
Während der Zeit des Nationalsozialismus wird Zeiss in die Rüstungsproduktion eingebunden. Das Unternehmen fertigt optische Geräte für das Militär – darunter Zielfernrohre, Entfernungsmesser und Beobachtungsoptiken. Gleichzeitig bleibt die wissenschaftliche Entwicklung in Jena und Dresden aktiv; viele Forschungsprojekte werden jedoch auf kriegsrelevante Anwendungen umgelenkt.
Ein besonders dunkles Kapitel ist der Einsatz von Zwangsarbeitern in den Zeiss-Werken. Hunderte, teils Tausende Menschen aus den besetzten Gebieten Europas werden zur Arbeit in der Produktion gezwungen. Nach Kriegsende erkennt Zeiss diese Verantwortung an und beteiligt sich an Entschädigungsfonds für ehemalige Zwangsarbeiter.
Trotz der Kriegsjahre überlebt der Kern des Unternehmens. Nach 1945 sind viele Gebäude zerstört, doch das Know-how der Mitarbeiter und Ingenieure bleibt erhalten – die Basis für den schwierigen Neuanfang in der Nachkriegszeit.
Zwei Zeiss-Welten entstehen
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs im April 1945 marschieren zunächst amerikanische Truppen in Jena ein. Die US-Militärverwaltung erkennt schnell den wissenschaftlichen und industriellen Wert der Zeiss-Werke. In einer gezielten Aktion werden führende Ingenieure, Physiker und Manager – insgesamt rund 80 Personen – zusammen mit technischen Unterlagen und wichtigen Präzisionsmaschinen in den Westen gebracht. Ihr Ziel: Oberkochen in Württemberg, wo Zeiss unter amerikanischer Aufsicht eine neue Produktionsstätte aufbauen soll. Die Evakuierung erfolgt in mehreren Transporten zwischen Juni und Juli 1945 und bildet den Grundstein für die spätere westdeutsche Carl Zeiss GmbH.
Nur wenige Wochen später, im Juli 1945, übergeben die Amerikaner Jena gemäß den alliierten Vereinbarungen an die sowjetische Besatzungsmacht. Deren Militäradministration lässt die verbliebenen Maschinen und Werkteile als Reparationsleistung demontieren und in die UdSSR transportieren. Ganze Produktionslinien, insbesondere für die Contax-Kamera und hochwertige Optiken, werden abgebaut. In Kiew entsteht später aus diesen Anlagen die Kamera Kiev, ein nahezu identischer Nachbau der Contax.
Die erste Kiev-Kamera entstand nach dem Zweiten Weltkrieg in Kiew auf Grundlage der deutschen Contax II – gebaut mit dem demontierten Maschinenpark aus den Zeiss-Werken in Jena.
© FreePikIn Jena verbleiben vor allem Fertigungsstätten für Mikroskope, einfache Optiken und Messtechnik. Trotz der massiven Verluste gelingt es den verbliebenen Mitarbeitern, die Produktion wieder aufzunehmen. Schon 1946 wird der Betrieb in eine sowjetische Aktiengesellschaft überführt, später in den Volkseigenen Betrieb VEB Carl Zeiss Jena umgewandelt. Zur selben Zeit etabliert sich im Westen die Carl Zeiss GmbH Oberkochen, die mit den ausgewanderten Spezialisten und Know-how neu durchstartet. Beide Unternehmen beanspruchen den Namen „Carl Zeiss“ und geraten damit in einen jahrzehntelangen Markenstreit, der erst 1971 im Londoner Abkommen beigelegt wird.
DDR: Innovation trotz Isolation
Trotz der schwierigen Nachkriegsjahre entwickelt sich Carl Zeiss Jena in der DDR zu einem der bedeutendsten Industriebetriebe des Ostblocks. Anfang der 1950er-Jahre arbeiten dort bereits über 10.000 Menschen, später zeitweise mehr als 70.000. Das Unternehmen wird zum Flaggschiff der DDR-Wissenschaft und trägt entscheidend zum internationalen Ansehen ostdeutscher Ingenieurskunst bei.
In enger Zusammenarbeit mit dem Dresdner Kamerakombinat Pentacon entstehen zahlreiche Objektive für Spiegelreflexkameras der Marken Praktica und Exakta. Zu den bekanntesten zählen das Flektogon, das Pancolar 1.8/50 mm und das Sonnar 2.8/180 mm – Konstruktionen, die bis heute unter Sammlern und Fotografen einen hervorragenden Ruf genießen.
Carl Zeiss Jena bleibt auch in der wissenschaftlichen Optik führend. Im Werk entstehen Hochleistungsmikroskope, astronomische Teleskope und Präzisionsobjektive für Mess- und Filmtechnik. Zugleich gelingt es den Ingenieuren, trotz Embargos und eingeschränkter Materialverfügbarkeit, hochwertige Glasarten und Mehrschichtvergütungen zu entwickeln. Die Objektivbeschichtung T (für „transparent“) wird kontinuierlich verbessert und bleibt ein zentrales Qualitätsmerkmal.
Die DDR-Regierung nutzt den Namen Zeiss als Aushängeschild für technologische Leistungsfähigkeit. Auf internationalen Messen in Leipzig, Moskau oder Brüssel werden Produkte aus Jena als Symbole sozialistischer Spitzentechnik präsentiert. Zugleich bleibt die wirtschaftliche Situation schwierig: Die internationale Vermarktung ist durch Lizenzfragen mit Zeiss Oberkochen eingeschränkt, viele Entwicklungen können nur über staatliche Außenhandelsbetriebe exportiert werden.
Linsen der verschiedensten Durchmesser und Brennweiten für optische Geräte aus dem Jenaer Zeiss-Kombinat erhalten in der Poliererei des Optik-Betriebes ihren „letzten Schliff“.
© Bundesarchiv, Bild 183-1988-0115-003 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 DE via Wikimedia CommonsTrotz dieser Hürden behauptet sich Zeiss Jena als führendes Optikzentrum Europas. Die Kombination aus wissenschaftlicher Forschung und industrieller Fertigung macht den Betrieb zu einem Motor des ostdeutschen Technologiestandorts – und bereitet, ohne es zu wissen, den Boden für den späteren Zusammenschluss mit dem westdeutschen Zeiss-Konzern nach 1990.
Zeiss West: Hochtechnologie und neue Partnerschaften
Während sich Zeiss in Jena unter sowjetischer Kontrolle neu formiert, entsteht im Westen in Oberkochen eine völlig neue Zeiss-Welt. Die dorthin überführten Ingenieure und Physiker beginnen ab 1946 unter provisorischen Bedingungen mit der Produktion von Präzisionsinstrumenten und wissenschaftlichen Optiken. Schon bald wird das Werk zum Herzstück der westdeutschen Carl Zeiss GmbH. Der Betrieb wächst rasant: Neue Werkhallen entstehen, Forschungsabteilungen werden aufgebaut, und Zeiss etabliert sich als Symbol des westdeutschen Wiederaufbaus.
Besonders in den 1950er- und 1960er-Jahren prägt Zeiss Oberkochen den internationalen Kameramarkt entscheidend mit. Die Tochterfirma Zeiss Ikon AG in Stuttgart knüpft an die Dresdner Tradition an. Nach Krieg und Demontage existieren de facto zwei Zeiss Ikon: In Dresden führt der VEB Zeiss Ikon (später im Kombinat Pentacon) die ostdeutsche Kameraproduktion fort. Im Westen gründet Carl Zeiss Oberkochen 1949 die Zeiss Ikon AG Stuttgart neu – mit eigenen Produktionslinien, eigenem Vertrieb und, wo möglich, gesicherten Markenrechten. Produkte aus Oberkochen tragen den Schriftzug ZEISS oder Carl Zeiss, werden im Ostblock jedoch zeitweise unter dem Namen Opton vermarktet, um Konflikte mit Jena zu vermeiden. Exportprodukte aus Jena erscheinen dagegen oft neutral oder mit der Bezeichnung „aus Jena“, um Markenverstöße in westlichen Märkten zu verhindern.
Unter dem Markennamen „Opton“ vertrieb Zeiss Oberkochen in den 1950er-Jahren seine Objektive in den Staaten des Ostblocks – eine Folge der deutschen Teilung und der getrennten Markenrechte von Zeiss West und Zeiss Jena.
© Planetary, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia CommonsDabei entwickeln sich auch die visuellen Erscheinungsbilder beider Unternehmen auseinander. Während in Jena der traditionelle ovale Schriftzug Carl Zeiss Jena beibehalten wird – mit der charakteristischen Rahmenform, die an eine Linsenfassung erinnert –, entwirft Oberkochen in den 1950er-Jahren ein neues, modernes Erscheinungsbild. Das klare, rechteckige ZEISS-Logo in Versalien steht fortan für die westdeutsche Firma und wird international zum Synonym für Präzision und technische Innovation.
Der Markenstreit: Zeiss Ost gegen Zeiss West
Mit der Entstehung zweier Zeiss-Unternehmen – Carl Zeiss Jena im Osten und Carl Zeiss Oberkochen im Westen – entbrennt ab den frühen 1950er-Jahren ein langwieriger juristischer und wirtschaftlicher Konflikt um die Nutzung des Markennamens. Beide Firmen beanspruchen die legitime Nachfolge des historischen Unternehmens für sich. Während Zeiss Jena in der DDR als VEB Carl Zeiss Jena firmiert und den Namen international über staatliche Außenhandelsbetriebe nutzt, tritt Zeiss Oberkochen als Carl Zeiss GmbH auf und beantragt in westlichen Ländern den Markenschutz.
Der Streit wird erst 1971 durch das Londoner Abkommen beigelegt. Darin werden die weltweiten Markenrechte verbindlich aufgeteilt: Zeiss Oberkochen erhält das alleinige Recht, den Namen „Carl Zeiss“ ohne Zusatz zu führen und das moderne, eckige ZEISS-Logo zu verwenden. Carl Zeiss Jena darf den traditionellen Schriftzug Carl Zeiss Jena weiterführen, jedoch nur in bestimmten Regionen und für klar definierte Produktgruppen. Damit endet ein fast zwei Jahrzehnte dauernder Konflikt, der nicht nur Juristen beschäftigte, sondern auch die internationale Marktstrategie beider Unternehmen prägte.
Der Fußballclub FC Carl Zeiss Jena, 1903 als Werksmannschaft gegründet, hält die Tradition von Zeiss in Thüringen aufrecht. Das Vereinslogo greift das Firmenlogo mit der Doppellinse aus DDR-Zeiten auf, die Spielstätte ist nach dem Nachfolger von Carl Zeiss als Firmenchef Ernst-Abbe-Sportfeld benannt.
© Roman Möbius / elf5 Jena GmbH, CC BY-SA 3.0 via Wikimedia CommonsWiedervereinigung und Neuanfang
Nach dem Fall der Mauer und der deutschen Wiedervereinigung 1990 beginnt für Zeiss eine der komplexesten Phasen seiner Unternehmensgeschichte. Die Carl Zeiss AG in Oberkochen und der VEB Carl Zeiss Jena werden organisatorisch zusammengeführt – ein Schritt, bei dem gilt, was Willy Brandt einst über Deutschland sagte: „Es kommt zusammen, was zusammen gehört.“ Ziel ist die Bündelung von Know-how, Produktionskapazitäten und Forschung.
Zunächst übernimmt die Carl Zeiss AG Oberkochen schrittweise die Führung über den ostdeutschen Betrieb. 1991 wird der VEB Carl Zeiss Jena in zwei eigenständige Nachfolgeunternehmen aufgeteilt: Jenoptik GmbH (später Jenoptik AG) für Photonik, Laser- und Messtechnik, sowie Carl Zeiss Jena GmbH für klassische Optik und Mikroskopie. Teile des Werks werden restrukturiert, modernisiert oder geschlossen. Zeiss konzentriert die Hochtechnologie-Entwicklung zunehmend in Oberkochen, das bis heute als Hauptsitz der Carl Zeiss AG fungiert.
In den 1990er-Jahren wächst Zeiss zu einem globalen Technologiekonzern mit mehreren Sparten: Halbleiterfertigungstechnik, Medizintechnik und industrielle Messtechnik. Parallel dazu kehrt Zeiss auch in die Fotografie zurück. In Kooperation mit Kyocera und Yashica entstehen die Contax N- und G-Serien, während Sony ab den 2000er-Jahren zu einem der wichtigsten Partner wird. Zeiss liefert Optiken für die Cyber-shot- und Alpha-Reihen, und mit den ZF-, ZE- und ZM-Serien präsentiert das Unternehmen manuelle Premiumobjektive für Nikon-, Canon- und Leica-Mounts – eine bewusste Hommage an die klassischen Werte der Marke.
Die 2000er-Jahre sind geprägt von Internationalisierung und Markenmodernisierung: Zeiss eröffnet Niederlassungen in über 40 Ländern, vernetzt Forschung und Fertigung weltweit und präsentiert 2011 ein neues Corporate Design, das den Schriftzug ZEISS als zentrale Wortmarke etabliert. Die Zeiss Gruppe beschäftigt zu Beginn der 2010er-Jahre über 20.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weltweit.
Damit ist die Grundlage geschaffen für die nächste Innovationswelle: die Otus-Serie, die ab 2013 neue Maßstäbe im Premium-Segment der DSLR-Fotografie setzt.
Zeiss im 21. Jahrhundert
2013 erscheint das erste Otus-Objektiv. Vollformat, kompromisslos, Referenzqualität. Die Serie wird Kult. Gleichzeitig erschließt Zeiss neue Märkte. In der Digitalära kooperiert das Unternehmen zunächst mit Nokia, später mit Sony und ab 2020 mit dem chinesischen Smartphone-Hersteller Vivo. Gemeinsam entwickeln beide Partner Kamerasysteme für die Vivo-X-Serie – inklusive Zeiss-T✻-Vergütung, Portraitmodi und Softwareabstimmung. Die Ergebnisse überzeugen: Flaggschiff-Modelle wie das Vivo X300 Pro erreichen mit Zeiss-Optik neue Standards bei Farbwiedergabe und Bokeh.
2025 folgt der nächste Schritt: Otus ML. Die Premium-Serie für spiegellose Systeme bringt die Leistung der Otus-Familie auf moderne Kameras. Zeiss ist zurück im High-End-Markt. Präzise, scharf, wegweisend.
Die neue Zeiss Otus Objektivfamilie startete 2025 mit den ersten beiden Brennweiten 1.4/50 und 1.4/85 für die spiegellose Systeme (Sony E-, Canon RF- und Nikon Z-Mount).
© ZeissZeiss steht 2025 für fast 180 Jahre Innovationskraft – und für eine Geschichte, die Technik und Zeitgeist verbindet. Der Name bleibt ein Versprechen. Für Fotografen, für Techniker, für Bildqualität auf höchstem Niveau.
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