Im Test: lichtschwache Telezooms

2. Garde
10.05.2019

Die aktuelle Generation an lichtschwächeren Telezooms für das Vollformat hat Zuwachs bekommen: Canon und Tamron haben neue Modelle vorgestellt, die auf die ältere Konkurrenz von Nikon, Sony und Tokina trifft.

 

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Canon EF 4/70-200 mm L IS II USM

Canon EF 4/70-200 mm L IS II USM.
Preis: ca. 1400 Euro

© Canon

Viele Fotografen sind gerne mit einem Weitwinkel- und einem Telezoom unterwegs, deren Brennweiten sich ergänzen. Ein 70-200er zählt am Vollformatsensor dabei zu den Klassikern, wobei die meisten (Kamera-)Hersteller zwei Versionen anbieten: Eine lichtstarke mit durchgehender Blende f/2,8 und eine lichtschwächere mit durchgehender Anfangsöffnung von Blende f/4. Die Modelle mit f/2,8 sind professionell ausgelegt, mit diversen Funktionen ausgestattet, äußerst robust gebaut und entsprechend teuer. Nennenswert leichter und deutlich günstiger sind hingegen in der zweiten Liga die 4/70-200 mm, wobei es auch unter ihnen für professionelle Zwecke ausgestattete Vertreter gibt. Wer also an Gewicht und Geld sparen möchte, nimmt den Verlust einer Blendenstufe inkauf. Sowohl Canon mit dem EF 4/70-200 mm L IS II USM und Tamron mit dem 4/70-210 mm Di VC USD haben neue Modelle vorgestellt, die wir gleich ins BAS-Testlabor geschickt haben. Schon fast fünf Jahre alt ist dagegen das FE 4/70-200 mm G OSS für die spiegellosen Sony-Kameras, dessen Test wir hier nachholen. Zum besseren Vergleich zeigen wir zusätzlich die Testprotokolle des Nikon AF-S Nikkor 4/70-200 mm G ED VR und des Tokina AT-X 4/70-200 mm FX VCM-S, die wir bereits in fotoMAGAZIN 11/2014 ausführlich besprochen haben.

Canon: mit Licht und Schatten

Zu den Telezooms für Berufsfotografen zählt eindeutig das Canon EF 4/70-200 mm L IS II USM, nicht zuletzt erkennbar am „L“ und dem roten Ring. Fassungsqualität und Ausstattung sind über jeden Zweifel erhaben, gemeinsam mit dem Nikkor erzielt es die höchste Mechanikwertung von 92 Prozent. Es ist sogar das leichteste Zoom im Testfeld, lässt sich ausgezeichnet bedienen und leistet sich lediglich beim Streulichtschutz leichte Schwächen. Im Gegensatz zum Sony-Objektiv (und wie beim Nikkor) ist keine Stativschelle im Lieferumfang enthalten, aber als Zubehör erhältlich.
Die optische Leistung des Canons ist am Vollformatsensor allerdings ernüchternd. Die Auflösung ist bei Offenblende mit guten bis sehr guten Werten am besten und lässt dann mit dem Abblenden kontinuierlich nach, wobei die geringere Auflösung der Endbrennweite 200 mm üblich ist. Am APS-C-Sensor leistet das 4/70-200 mm II erheblich mehr über die Blendenstufen, ehe ab Blende f/11 bis 13 die Beugung einsetzt. Die Messungen der Randabdunklung im Vollformat lösen auch keine Begeisterung aus: Bei offener Blende zeigt sich ein sichtbarer bis sehr deutlicher Helligkeitsabfall mit deutlich spontaner Vignettierung zu den Bildecken, „was auf Sparmaßnahmen bei den Linsendimensionen mit zu engen optischen Strahlengängen hindeutet“, wie Laborchef Anders Uschold konstatiert. Abblenden verbessert zwar die Randabdunklung, doch bei 120 und 200 mm bleibt sie leicht spontan. Am APS-Sensor ist die Vignettierungsproblematik erheblich entspannter. Typisch und mit durchschnittlichen Werten für diesen Objektivtyp macht sich die Verzeichnung bemerkbar. Sie ist bei der kurzen Brennweite sichtbar tonnenförmig, bei der mittleren nur leicht kissen- und im Tele deutlich kissenförmig. Dank der erstklassigen APS-Note und seiner tollen Mechanik erreicht das Canon 4/70-200 mm II noch knapp das Super-Siegel.

Sony: Der moderne Senior

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Sony FE 4/70-200 mm G OSS

Sony FE 4/70-200 mm G OSS
Preis: ca. 1700 Euro

© Sony

Das Sony FE 4/70-200 mm G OSS ist eines der ältesten Objektive im E-Sortiment für Vollformat von Ende 2013 und kostete anfänglich 1500 Euro (jetzt UVP 1700 Euro). Mechanisch ist das weiße Telezoom aus der vornehmen G-Klasse sehr gut gelungen. Neben der robusten Verabeitung von Metall und Kunststoff für die Fassung ist es breit ausgestattet. So finden sich ein zweistufiger Bildstabilisator, drei Fokushaltetasten, ein Fokussierbereichsbegrenzer und eine abnehmbare Stativschelle am Objektiv. Letztere ist allerdings nicht rastend und läuft schwergängig ruppig. Die lange Kunststoff-Streulichtblende ist mit Samt ausgeschlagen und besitzt vorne eine Gummikante, die jedoch nicht vor Bruch schützt: Beim Testmuster zog sich ein Riss längs durch die Sonnenblende. Die Einstellringe laufen geschmeidig. Vermisst haben wir eine Gummilippe für den Spritzwasserschutz.
Die Auflösung im Vollformat verhält sich beim Sony fast konträr zu der beim Canon: Durch deutliche Offenblendschwächen sollte für maximale Werte auf jeweils Blende f/8 abgeblendet werden. Dann sind gute (200 mm) bis ausgezeichnete Leistungen (120 mm) erzielbar. Weiteres Abblenden lässt die Leistungskurve dann mehr oder weniger schnell sinken. Am APS-Sensor sind die Offenblendfehler zum einen auf niedrigerem Niveau und zum anderen bereits bei Blende f/5,6 völlig ausgebügelt. Auch hier ist die Telebrennweite 200 mm am schwächsten. Über den Zoombereich haben wir eine weitgehend konstante und natürliche Randabdunklung gemessen. Im Vergleich zum Canon ist die Verzeichnung im Vollformat bei 70 mm erheblich besser und bei den anderen Brennweiten nahezu gleich. Insgesamt kann das Sony FE 4/70-200 mm die „Super“-Grenze deutlich leichter überspringen.

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Lars Theiß
Über den Autor
Lars Theiß

Unser Redakteur Lars Theiß kümmert sich vorwiegend um Tests und Praxisthemen rund um Kameras, Objektive und Zubehör. Seit 1995 arbeitet der besonders an naturfotografischen Themen interessierte Wahlhamburger beim fotoMAGAZIN. Zu seinen weiteren Aufgabenbereichen gehören die Objektivtests, Secondhand-Themen und die fotoMAGAZIN-Spezialausgabe Einkaufsberater.