Im Test: 3 Profi-Telezooms für Sony E

Neuauflage in der G Master-Reihe: Wir haben das neue Sony FE 2,8/70-200 mm GM OSS II getestet und es mit seinem Vorgänger und dem günstigeren Tamron-Pendant, dem 2,8/70-180 mm Di III VXD verglichen.

Porträt Lars Theiß

Lars Theiß

Praxis-Redakteur, seit 1995 im fotoMAGAZIN-Team.

Drei Telezooms für Sony E
Im Herbst 2021 haben wir das brandneue Sony FE 2,8/70-200 mm GM OSS II in der Praxis und im Labor testen.
Produktbilder: © Hersteller

Objektiv-Update der erst wenige Jahre alten Edellinie G Master von Sony: Mitte Oktober 2021 wurde das Sony FE 2,8/70-200 mm GM OSS II offiziell vorgestellt. Bereits vorab haben wir im Herbst 2021 ein Testmuster erhalten, das wir im Labor durch den BAS Digital-Test schicken konnten.

Unsere Testobjektive

Sony ist besonders stolz darauf, das Gewicht um 29 Prozent im Vergleich zum Vorgänger von 2016 verringert zu haben. In Gramm bedeutet das immerhin 435 Gramm – bei unveränderter Objektivlänge. Das wurde unter anderem dadurch erreicht, dass die neue Konstruktion statt 23 nur noch 17 Linsen aufweist, worunter XA- (Extreme Aspherical) und ED-Elemente (Extra-low Dispersion Aspherical) fallen.

Der Autofokus soll im Vergleich zum Vorgänger an der Alpha 1 vier Mal schneller sein. Daran arbeiten vier XD-Linearmotoren, die pärchenweise die beiden unabhängig voneinander kontrollierbaren Fokussiergruppen bewegen. Das alles geschieht in den mittleren optischen Gruppen des 17-Linsers. So fährt das Objektiv weder beim Scharfstellen noch beim Zoomen aus. Verbessert wurden weiterhin die Fokus-Atmung sowie beim Zoomen die Fokus- und die Achsenverschiebung, was besonders Filmer interessieren dürfte. Die Nahgrenze verläuft fließend ab 40 cm (70 mm) bis 82 cm (200 mm) und erlaubt eine maximal 0,3fache Vergrößerung.

Lichterkette

Hier nur zu erahnen: In Telestellung verzeichnet das Sony 70-200 mm II sichtbar bis deutlich kissenförmig, was aber üblich für diesen Objektivtyp ist.
Objektiv: FE 2,8/70-200 mm GM OSS II. Aufnahmedaten: 200 mm, f/2,8, 1/125 s, ISO 640. Kamera: Sony Alpha 7R IV.

Foto: © Lars Theiß

Zur im Vergleich noch umfangreicheren Ausstattung, die sich auch sehr gut an den zahlreichen Schaltern am Tubus ablesen lässt, gehören ein Fokussierbereichsbegrenzer (neben Full noch 3 m bis unendlich, aber nicht Nahgrenze bis 3 m), ein Auswahlschalter, ob der Fotograf auch im Nachführ-AF mit dem Fokussierring den AF überstimmen darf, und drei Modi für den Bildstabilisator OSS: stabiles Sucherbild beim Verfolgen bewegter Objekte, normale Stabilisierung und Mitzieher. Der Blendenring kann rastend in Drittelstufen oder lautlos gestellt werden. Mit dem Schalter „Iris Lock“ wird er in Automatikposition verriegelt. Hinzu kommen drei individuell belegbare Fokusspeichertasten zwischen Zoom- und Fokussierring.

Nicht neu ist der abnehmbare Stativ­fuß, der zwei 1/4-Zoll-Gewinde besitzt. Als Profizoom ist das 70-200 mm GM II durch Dichtungen vor Nässe und Staub geschützt, die Fluor-Beschichtung der Frontlinse lässt sich leichter reinigen. Beide Sony-Telekonverter können ohne Einschränkungen genutzt werden. Im Labor erhält die Neuheit 95 Prozent für die Mechanik. Die größten Abzüge gab es beim Streulichtschutz, wo teils mattierte, aber auch mehrere glänzende Oberflächen und Lichtfangrillen auffielen. Die Streulichtblende ist mit Schiebefenster, samtigen Innenleben und Frontgummierung hingegen ausgezeichnet.

„Wenn der Geldbeutel keine entscheidende Rolle spielt, fällt die Wahl ganz leicht.“

Lars Theiß, Praxis-Redakteur

Optiken im Vergleich

Das erste GM-Zoom 70-200 mm war schon „Super“, der Nachfolger packt aber noch ein paar Prozentpunkte drauf. Die Leistungskonstanz dieses Objektivs ist herausragend. Nur in der kurzen Brennweite findet sich eine Offenblendeinschränkung der Auflösung. Ab Blende f/8 steigt sie auf sehr gute bis ausgezeichnete Werte. In der mittleren bis langen Brennweite ist es komplett offenblendtauglich und liefert praktisch durchgehend ausgezeichnete Auflösungswerte. Die bevorzugten Blendenbereiche sind in der kurzen Brennweite sehr gut bis ausgezeichnet und in der mittleren und langen herausragend.

Möwe

Das neue FE 2,8/70-200 mm besitzt eine hohe Auflösung. Trotz der elf Blendenlamellen wirkt das Bokeh in den unscharfen Lichtreflexen bei offener Blende unruhig.
Objektiv: Sony FE 2,8/70-200 mm GM OSS II. Aufnahmedaten: 197 mm, f/2,8, 1/640 s, ISO 640. Kamera: Sony Alpha 7R IV.

Foto: © Lars Theiß

Die Randabdunklung ist sehr natürlich. Aufgeblendet ist sie in der kurzen und langen Brennweite sichtbar und bei allen anderen Einstellungen sehr gut. Bei der Verzeichnung zeigen sich – mit ausgeschalteter Korrektur in der Kamera – für diese Brennweiten übliche Effekte: Bei 70 mm ist sie nahezu neutral, bei 120 mm sichtbar kissenförmig und bei 200 mm sichtbar bis deutlich kissenförmig. Am Ende steht ein klares „Super“ im Zeugnis, obwohl das Objektiv nicht von einer oft besseren Teilnote am kleineren APS-C-Sensor profitieren kann, weil wir auf diese Messung verzichtet haben.

Im Vergleich mit dem Vorgänger schneidet das Neue bei 70 mm in der Auflösung schwächer ab, dafür ist es deutlich stärker bei 120 und 200 mm und dort offenblendtauglich. Besser performt es auch bei der Randabdunklung, bei der Verzeichnung hingegen hängt es von der Brennweite ab. Das Tamron 2,8/70-180 mm Di III VXD, das wir bereits ausführlich analysiert haben kann da vor allem bei den Offenblendleistungen nicht mithalten. Es verlangt nach einer Stufe abblenden, um zumindest bei der kurzen und mittleren Brennweite mitspielen zu können; bei der langen kommt es nicht heran.

Sony 2,8/70-200 mm GM II: Die zitronenförmigen Lichtreflexe vom Elbwasser finden sicher nicht bei jedem Fotografen Zuspruch.
Objektiv: Sony FE 2,8/70-200 mm GM OSS II. Aufnahmedaten: 200 mm, f/2,8, 1/8000 s, -1 EV, ISO 640.

Foto: © Lars Theiß

FAZIT: Das Sony FE 2,8/70-200 mm GM OSS II liefert top Leistungen

Das neue Sony FE 2,8/70-200 mm GM OSS II packt auch bei der Ausstattung gegenüber seinem Vorgänger noch eine Schippe drauf. Allerdings liegt der Straßenpreis des Originals bei nur etwa 2400 Euro und er dürfte noch nachgeben. Verlockend ist auch das weitaus günstigere Telezoom von Tamron, das 2,8/70-180 mm Di III VXD: Sein Straßenpreis liegt derzeit bei rund 1150 Euro. Mit ihm spart der Käufer Geld und Gewicht.

> Hier gelangen Sie zum Download der Tabelle mit allen Ergebnissen aus unserem Test.

Labormessungen: Anders Uschold

_______________________

Dieser Test ist in unserer Ausgabe fotoMAGAZIN 12/2021 erschienen.

Beitrage Teilen