
Test: Fuji X-H1 und Fuji X-A5
Gleich zwei Systemkameras hat Fujifilm auf den Markt gebracht: Das neue Flaggschiff X-H1 und das Einsteigermodell X-A5. Wir haben beide Kameras im Labor und in der Praxis auf Herz und Nieren getestet und vergleichen sie mit den anderen Modellen der X-Familie.
„Die ist aber groß geworden“, dürften viele Fuji-Fotografen beim Anblick der X-H1 denken. Tatsächlich hat das Magnesiumgehäuse im Vergleich zur X-T2 in allen Dimensionen deutlich zugelegt und ist sogar größer als das der Vollformat-Kamera Alpha 7 III. Damit einher geht eine verbesserte Ergonomie. Der großzügig ausgelegte Griff garantiert auch mit schweren Objektiven einen guten Halt. Viele Tasten sind größer geworden, sodass sich die Kamera mit Handschuhen besser bedienen lässt. Wie von der X-T2 oder X-Pro2 gewohnt, gibt es Einstellräder für ISO, Zeit, Drive-Modi/Video und Belichtungsmessung. Entfallen ist dagegen das Rad für die Belichtungskorrektur, für die es jetzt eine Taste gibt. Der Grund: An der Stelle, an der das Belichtungskorrekturrad platziert war, befindet sich nun ein Info-Display, das wichtige Daten wie Blende, Zeit und ISO anzeigt. Im Dunkeln lässt sich eine Beleuchtung aktivieren. Ungewöhnlich und vorbildlich: Selbst im ausgeschalteten Zustand werden Akkustand, verbliebener Speicherplatz und Belichtungskorrektur auf dem Display angezeigt. Neu auf der Rückseite ist die AF-on-Taste. Zwei Tasten und die Viererwippe lassen sich außerdem je nach persönlichen Vorlieben mit unterschiedlichen Funktionen belegen und selbst auf dem Touchscreen kann der Fotograf durch Wischen nach links, rechts, oben und unten bestimmte Einstellungen aufrufen. Den Joystick zum Verschieben des AF-Messfeldes und für die Menünavigation kennen X-T2- und X-Pro2-Fotografen bereits. Das AF-Messfeld lässt sich per Touch auswählen – wie inzwischen üblich, auch im Sucherbetrieb, wobei der Touch-AF-Bereich begrenzt werden kann, um den berüchtigten „Nasen-AF“ zu vermeiden. Der Touchscreen kann außerdem zum Auslösen genutzt werden („Touch-Shot“, deaktivierbar) und im Wiedergabemodus zum Blättern und Vergrößern per Spreizgeste. Die Menüs sind nicht komplett per Touch bedienbar, lediglich das Quick-Menü reagiert auf Berührungen.
Den 3,0-Zoll-Monitor kann man wie von der X-T2 gewohnt nicht nur nach unten und oben, sondern auch zur Seite klappen, sodass er bei Hochformataufnahmen vom Stativ gut ablesbar ist. Die Selbstportrait-Position oder ein Umklappen zum Schutz vor dem Verkratzen unterstützt der Mechanismus aber nicht. Beeindruckend ist der große und helle OLED-Sucher: Mit einer Auflösung von 3,69 Mio. Punkten überbietet er die X-T2 deutlich und gehört zu den besten Suchern, die aktuell verbaut werden. Eine Bildwiederholrate von 100 fps garantiert eine flüssige Darstellung. Dass er minimal kleiner ist (Vergrößerung 0,75x statt 0,77x) stört kaum. Neu ist die sich auf Monitor und Sucher auswirkende Option „Natürliche Live-Ansicht“ die ein weniger kontrastreiches Bild mit besserer Zeichnung in Schatten und Lichtern zeigt, das näher an einem optischen Sucher liegt. Nachteil: Das aufgenommene Bild kann von der Live-Ansicht abweichen. Sucher und Monitor zeigen auf Wunsch eine 3D-Wasserwaage an. Selbstverständlich ist die Kamera mit über 100 Dichtungen gegen Staub und Spritzwasser geschützt und bis minus 10° Celsius funktionstüchtig.
Die kann was
Die wichtigste Neuerung bei der Ausstattung ist die sensorbasierte Bildstabilisierung (In Body Image Stabilization, IBIS). Sie kompensiert Bewegungen auf allen gängigen fünf Achsen und soll eine Effektivität von mehr als fünf Blendenstufen erreichen. Besonders interessant ist dies natürlich für Objektive ohne Bildstabilisator, wie das lichtstarke Standardzoom XF 2,8/16-55 mm. Mit ihm haben wir den Test bei 55 mm, also kleinbildäquivalenten 82,5 mm gemacht. Aus der Hand waren fast alle Aufnahmen mit 1/8 s (rund 3,5 Blendenstufen Gewinn gegenüber der klassischen Verwacklungsregel) scharf, danach stieg der Ausschuss deutlich an, wobei vereinzelt auch noch Aufnahmen mit 1/4 s (rund 5 Blendenstufen) den Test bestanden. Noch besser fielen die Ergebnisse mit dem optisch stabilisierten XF 2,8/50-140 mm OIS bei kleinbildäquivalenten 210 mm aus. Hier waren die meisten Aufnahmen bis zu 1/15 s scharf (knapp 4 Stufen), während bei 1/8 s (knapp 5) noch etwa die Hälfte und bei 1/4 s (knapp 6 Stufen) nur sehr wenige unverwackelte Bilder entstanden. Die Kamera entscheidet übrigens für jedes Objektiv individuell, welche Achsen vom Sensor und welche vom objektivseitigen Stabilisator ausgeglichen werden, der Fotograf kann also nicht manuell zwischen den beiden Stabilisatoren wählen.
Überarbeitet hat Fuji den mechanischen Verschluss, der sehr leise und vibrationsarm ist. Für noch weniger Erschütterungen lässt er sich mit einem ersten elektronischen Verschlussvorhang kombinieren und auch komplett lautloses Auslösen mit einem reinen E-Verschluss ist möglich. Hierbei steht als kürzeste Verschlusszeit 1/32.000 s (statt 1/8000 s) zur Verfügung. Nachteil: Der Blitz lässt sich wie üblich nicht mit dem E-Verschluss kombinieren, bei Verschlusszeiten kürzer als 1/125s kommt es bei Leuchtstoffröhrenlicht zu Streifenbildungen und bei sich schnell bewegenden Motiven können Verzerrungen auftreten (Rolling-Shutter-Effekt). Schon von vielen anderen Herstellern bekannt und nun auch bei Fuji zu finden ist der Modus zur Flimmerreduzierung für Aufnahmen unter Kunstlicht. Diese Funktion sorgt dafür, dass die Kamera nach einer Korrekturzeit in dem Moment auslöst, in dem die Belichtung zur ermittelten Belichtungszeit passt. Bei Aufnahmen mit E-Verschluss lässt sie sich nicht aktivieren.
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Kameras im Test
Andreas Jordan ist Journalist und Mediendesigner und arbeitet seit 1994 als Redakteur und Autor mit den Schwerpunkten Multimedia, Imaging und Fotografie für verschiedene Fach- und Special-Interest-Magazine (u. a. Screen Multimedia, Computerfoto, MACup) und Tageszeitungen (Hamburger Abendblatt, Berliner Kurier). Seit 2003 ist er Redakteur beim fotoMAGAZIN und leitet dort seit 2007 das Ressort Test & Technik.
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