Im Test: Sony Alpha 7R III

Die Sony Alpha 7R III kombiniert wie keine andere spiegellose Systemkamera eine sehr hohe Auflösung mit rasanten zehn Bildern pro Sekunde. Im fotoMAGAZIN-Test stellt sie ihre Stärken unter Beweis und setzt sich an die Spitze unserer Bestenliste

Farbiges Porträt von Andreas Jordan vor neutralem Hintergrund

Andreas Jordan

Andreas Jordan leitet das Technik-Ressort beim fotoMAGAZIN.

Sony Alpha 7R III
© Sony
 

Schon die Alpha 7R II setzte bei der Bildqualität Maßstäbe und wurde in unserem Test nur knapp von Fujifilms Mittelformatkamera GFX 50s überboten. Sony setzt nun in der Alpha 7R III auf den gleichen hervorragenden Sensor wie in der Vorgängerin, der lediglich minimal verändert wurde (Näheres zur Bildqualität weiter unten). Das Hauptaugenmerk liegt bei der Alpha 7R III auf Verbesserungen bei Ergonomie und Geschwindigkeit. In der Tabelle (Download am Ende des Artikels) vergleichen wir Sonys Neue mit anderen aktuellen Alpha-7-Modellen und der Sportkamera Alpha 9.

Verbesserte Handhabung

Wie bei Sonys Flaggschiff Alpha 9 fällt auch bei der Alpha 7R III der Handgriff etwas größer aus als bei den Modellen der zweiten Generation, womit die Kamera auch mit schwereren Objektiven gut in der Hand liegt. Deutlichere Veränderungen zeigen sich auf der Rückseite, die identisch mit der Alpha 9 ist: So gibt es nun eine AF-on-Taste und einen Joystick zum Verschieben des AF-Messfeldes. Dies ist auch über den neuen Touch-Monitor möglich – sogar im Sucherbetrieb, wobei sich der Touch-Bereich auf einen Teil des Monitors beschränken lässt, um nicht versehentlich mit der Nase den Fokus zu verschieben. Mit dem Joystick gelingt das Verschieben des AF-Messfeldes beim Blick durch den Sucher allerdings deutlich komfortabler. Nicht von der Alpha 9 übernommen wurde das kombinierte Drive/AF-Rad auf der Kameraoberseite – die entsprechenden Funktionen stehen über die Viererwippe und die Fn-Taste zur Verfügung. Vier C(ustom)-Tasten lassen sich frei belegen.

Sony Alpha 7R III mit aufgeklappten Monitor

Der Monitor lässt sich nach oben und unten kippen. Neu sind Joystick und AF-on-Taste

Foto: © Sony

Insgesamt sind Bedienung und Ergonomie nun gut gelungen, mit einigen kleinen Schwachpunkten. So ist das Belichtungskorrekturrad anders als das Moduswahlrad nicht gesperrt und kann sich verstellen, beispielsweise wenn die Kamera aus der Tasche geholt wird. Außerdem sind die sehr umfangreichen Menüs nach wie vor etwas unübersichtlich – Sony täte gut daran, die Karteireiter stärker thematisch zu unterteilen. Behelfen kann sich der Fotograf mit dem Mein-Menü, in dem der Fotograf seine individuell wichtigsten Menüeinträge hinterlegen kann. Etwas irritierend ist, dass die Touch-Bedienung nicht konsequent umgesetzt wurde und sich die Menüs nicht durch Berühren auf dem Monitor auswählen lassen.

Der Monitor selber ist mit einer Diagonale von 3,0 Zoll (7,6 cm) im Vergleich zu einigen Profikameras etwas kleiner, dank Kippmechanismus aber flexibel einsetzbar. Hervorragend ist der OLED-Sucher: Er hat eine starke Vergrößerung von 0,78x und eine sehr hohe Auflösung von 3,7 Millionen Punkten. Schon in der Standardeinstellung liefert er ein brillantes und weitgehend ruckelfreies Bild – für noch flüssigere Schwenks lässt sich die Wiederholfrequenz von 60 auf 120 Bilder/s umschalten. Monitor und Sucher zeigen übrigens auf Wunsch eine elektronische 3D-Wassserwaage an.

Eine überfällige Verbesserung ist auch, dass die Menüs nicht mehr blockiert sind, während sich der Pufferspeicher nach einer längeren Bildserie leert. Dies gilt allerdings nicht für Drive-Einstellungen, die sich nach wie vor erst nach Abschluss des Speichervorgangs ändern lassen.

Sony Alpha 7R III mit Bildstabilisierung und Pixel-Shift

Zu den wichtigsten Neuerungen der zweiten Alpha-7-Generation gehörte der in die Kamera integrierte Bildstabilisator mit Sensor-Shift, der sich mit dem Objektivstabilisator kombinieren lässt und in allen gängigen Bewegungsrichtungen funktioniert (fünf Achsen). Sony gibt für die Alpha 7R III eine Effektivität von 5,5 Blendenstufen an, eine Stufe mehr als in der Alpha 7R II. Wir haben den Test unter anderem mit dem Telezoom FE 4,5-5,6/100-400 mm GM OSS gemacht und sind damit bei sehr ruhiger Handhaltung auf fünf bis sechs Blendenstufen Gewinn gegenüber der klassischen Verwacklungsregel (Kehrwert der Brennweite) gekommen. Zu sehr verlassen sollte man sich auf die großzügigen Spielräume allerdings nicht – bei der unsichereren Hochformathaltung (ohne Hochformatgriff) betrug der Gewinn in unserem Test teilweise weniger als vier Blendenstufen. Erfahrungsgemäß empfiehlt es sich, bei grenzwertigen Belichtungszeiten mehrere Aufnahmen zu machen, um den ruhigsten Moment zu erwischen.

Erstmals nutzt Sony den beweglichen Sensor in der Alpha 7R III, um die Bildqualität zu verbessern: Im Pixel-Shift-Modus nimmt die Kamera vier Raw-Dateien mit elektronischem Verschluss auf, zwischen denen der Sensor in Ein-Pixel-Schritten verschoben wird – das Intervall zwischen den Aufnahmen lässt sich zwischen 1 s und 30 s einstellen. Die vier Aufnahmen mit zusammen rund 169 Megapixeln erfassen pro Pixel die vollen Farbinformationen – diese müssen also nicht mehr aus Nachbarpixeln interpoliert werden. Neben einer Verbesserung der Schärfe lassen sich auf diese Weise auch Moirés und Rauschen reduzieren. Anders als beispielsweise in der Pentax K-1, die eine ähnliche Technik nutzt, werden die Pixel-Shift-Bilder nicht in der Kamera zusammengesetzt, sondern erst in Sonys neuer Software-Suite „Imaging Edge“. Die Pixel-Shift-Aufnahmen können dort als JPEG oder TIFF exportiert werden, wobei die Pixel-Auflösung standardmäßig nicht höher ist als bei einer normalen Aufnahme, also bei 42,4 Megapixeln liegt.

Im Export-Dialog lassen sich auch höhere Auflösungen (bis zu 66,7 Megapixel) einstellen, was aber keinen Qualitätsvorteil gegenüber einer nachträglichen Interpolation einer 42,4-Megapixel-TIFF-Datei in Photoshop hat. Sinnvoll einsetzbar ist der Pixel-Shift-Modus natürlich nur mit einem stabilen Stativ sowie bei nicht bewegten Motiven. Mit 42,3 normalen Megapixeln löst die Kamera von Haus aus schon so gut auf, dass bei manchen Motiven nur geringe Unterschiede zur Pixel-Shift-Aufnahme feststellbar sind. Im Gegensatz zur Pentax-Lösung fehlt eine automatische Bewegungskorrektur, damit beispielsweise bei Landschaftsaufnahmen bewegte Blätter nicht verwischen. Die K-1 wählt bei den betroffenen Bildbereichen nur eine Belichtung aus der Pixel-Shift-Serie aus. Bei der Alpha 7R III müsste dies händisch retuschiert werden.

4K-Video und Zeitlupen

Wie alle neueren Sony-Kameras nimmt auch die Alpha 7R III Videos mit 4K-Auflösung auf (3840 x 2160 Pixel, 25 oder 30 Bilder/s, bis zu 100 MBit/s). Besonders gut ist die Qualität im Super-35mm-Format (entspricht einem APS-C-Crop); hier werden 5K-Daten erfasst und auf 4K heruntergerechnet. Alternativ nimmt die Kamera ohne Crop, also über die gesamte Breite des Vollformatsensors auf.

Schnittstellenausstattung der Sony Alpha 7R III

Die Schnittstellenausstattung ist üppig: USB-C, Micro-USB, HDMI, Kopfhörer, Mikrofon und Synchronbuchse.

Foto: © Sony

Dass Sony die Alpha 7R III im Videobereich positioniert, zeigt sich auch bei der Unterstützung spezifischer Videoprofile mit logarithmischem Gamma und optimierten Farben. Neben S-Log 2 und S-Log 3 werden erstmals auch drei Hybrid-Log-Gamma(HLG)-Einstellungen für den HDR-Workflow angeboten. Neu in der Alpha-Serie ist das Proxy-Recording, das Sony vor kurzem auch in die Bridgekamera RX10 IV integriert hat. Ist dieses aktiviert, so wird zusammen mit dem hochauflösenden 4K-Film ein kleines 720p-Video aufgenommen, das sich im Schnittprogramm einfacher bearbeiten lässt – die Schnitte können dann am Ende auf den hochauflösenden Film übertragen werden. Schnittstellen für Mikrofon und Kopfhörer und eine unkomprimierte Video-Ausgabe über HDMI (4:2:2 mit 8 Bit) sind ebenfalls vorhanden. Eine eigene Position auf dem Moduswahlrad hat Sony für Zeitlupen- und Zeitraffer-Videos reserviert: Im S&Q-Modus nimmt die Kamera mit 1 bis 120 Bildern/s in Full-HD auf. Hilfreich bei der Bewegtbildaufzeichnung ist auch die Möglichkeit, die Kamera im laufenden Betrieb über USB mit Strom zu versorgen. Der Akku lässt sich natürlich auch bei ausgeschalteter Kamera per USB laden.

Die Alpha 7R III bietet neue Möglichkeiten bei der Fernsteuerung

Neben der bekannten drahtlosen Fernbedienung per Smartphone-App ist es nun möglich, die Kamera mit Hilfe der Software des Moduls „Remote“ in „Imaging Edge“ per USB vom Mac oder Windows-PC aus zu steuern. Die erste Version, die während unseres Tests Mitte November veröffentlicht wurde, war aber noch etwas instabil und langsam – hier sollte Sony nachbessern. Überarbeitet wurde der Verschlussmechanismus der Alpha 7R III, der erschütterungsärmer arbeitet. Wie schon in der 7R II steht auch ein rein elektronischer Verschluss für das lautlose Auslösen zur Verfügung.

Zu den weiteren Neuerungen in der Alpha 7R III gehören die Möglichkeit, Bilder in der Kamera mit Sternen zu bewerten, zwei USB-Buchsen (Micro-USB/2.0 und USB-C/3.1), die Anti-Flacker-Funktion (bei flackerndem Kunstlicht wird im hellsten Moment ausgelöst), die Unterstützung für UHS-II-SD-Karten (nur bei einem der beiden SD-Laufwerke) und die verbesserte Akkulaufzeit, mit dem aus der Alpha9 bekannten Z-Serien-Akku (530 statt 290 Aufnahmen mit Sucher) – der Batteriegriff VG-C3EM, der die Akkulaufzeit verdoppelt, ist als Zubehör für rund 340 Euro erhältlich. Trotz der insgesamt sehr guten Ausstattung gibt es auch ein paar Schwachpunkte. So unterstützt die Alpha 7R III (wie schon zuvor die Alpha 9 und die RX10 IV) keine PlayMemories-Apps mehr. Dadurch fehlen Funktionen, die bei vielen Konkurrenzmodellen zum Standard gehören und bei Sony bisher über Apps nachgerüstet werden konnten – nämlich Intervallaufnahmen, Mehrfachbelichtungen und eine kamerainterne Bildbearbeitung. Intervallaufnahmen lassen sich immerhin über das Remote-Modul von Imaging Edge steuern.

Moduswahlrad der Alpha 7R III

Das Modswahlrad ist gesperrt, das EV-Korrekturrad leider nicht.

Foto: © Sony

Die Sony Alpha 7R III liefert eine hervorragende Bildqualität

Auf den ersten Blick kommt in der Alpha 7R III der gleiche Sensor wie in der 7R II zum Einsatz. Dieser löst effektiv 42,4 Megapixel auf, kommt für eine hohe Schärfe ohne Tiefpassfilter aus und wurde so konstruiert, dass die Leiterbahnen hinter den Fotodioden liegen, um die Lichtausbeute zu optimieren (sogenannte BSI-Bauweise, bei Sony Exmor R genannt). Sony verspricht allerdings leichte Optimierungen, beispielsweise ein geringeres Rauschen, für das neben dem Sensor auch der verbesserte BIONZ-X-Bildprozessor und neue Software-Algorithmen sorgen sollen. In unserem Test mit dem Referenzobjektiv Zeiss Sonnar 1,8/55 mm haben wir bei JPEGs eine noch höhere Auflösung als bei der Alpha 7R II gemessen.

Der Wirkungsgrad liegt bei ISO 100 und ISO 200 sogar leicht über 100 Prozent, was auf künstliche Strukturen hinweist – entsprechend fällt die Artefaktnote auch relativ schlecht aus (Schulnote 5), was aber für die meisten Kameras mit Sensoren ohne Tiefpassfilter gilt. Erfreulicherweise bleibt der Wirkungsgrad auch mit zunehmenden ISO-Werten zunächst hoch: bis ISO 800 bei über 90 Prozent und bis 6400 bei über 80 Prozent. Das Bildrauschen unterscheidet sich dagegen messtechnisch im von uns bewerteten Bereich bis ISO 6400 kaum von der Alpha 7R II, in den höheren ISO-Stufen fällt es überraschenderweise sogar etwas höher aus. Da gleichzeitig die Auflösung höher ist, hat Sony vermutlich die Rauschunterdrückung ein wenig defensiver eingestellt, um mehr Details zu erhalten.

Bei der Eingangsdynamik erreicht die Alpha 7R III bis zu 9,2 Blendenstufen und gehört damit zu den besten Kameras, die Unterschiede zur Alpha 7R II sind aber auch hier gering. Rein visuell hat uns die Kamera mit sehr detailreichen und rauscharmen Bildern begeistert. Selbst bei ISO 3200 sind kaum Unterschiede zu ISO 100 feststellbar. ISO 6400 und selbst 12.800 sind durchaus brauchbar, ab ISO 51.200 taugen die Bilder nur bedingt für große Darstellungen. Dass die Alpha 7R III in unserer Bewertung einen Prozentpunkt mehr als die Alpha 7R II bekommt, liegt vor allem am Pixel-Shift-Modus, für den es einen Bonuspunkt gibt.

Höhere Geschwindigkeit als die Alpha 7R II

Deutlich verbessert wurde die Geschwindigkeit. Der Autofokus der Alpha 7R III zeigt sich bei der Motivverfolgung und Augenerkennung treffsicherer. Neu ist, dass er neben 399 Phasen-Detektions-Punkten, die 68 Prozent des Sensors abdecken, 425 (statt 25) Kontrast-Messfelder mitbringt, die fast bis an den Bildrand reichen. Bei der Auslöseverzögerung im Einzel-AF-Modus haben wir knapp 0,32 s gemessen – eine leichte Verbesserung gegenüber der Alpha 7R II. Die Serienbildrate hat Sony von 5 auf 10 Bilder/s mit Schärfenachführung verdoppelt. Wir haben bei JPEGs und komprimierten Raws 81 Bilder in Folge gemessen, was sehr ordentlich ist, aber deutlich hinter der Alpha 9 liegt, die allerdings nur 24 Megapixel auflöst. Bei unkomprimierten Raws wurde die Alpha 7R III im Test nach 24 Bildern in Folge langsamer. Bei 8 Bildern/s zeigt der Sucher die Aufnahmen in Echtzeit an, anders als in der Alpha 9 hat er dann aber eine kurze Dunkelphase zwischen den Bildern.

FAZIT

Sony setzt einmal mehr Maßstäbe:
Die Alpha 7R III erzielt nicht nur (zusammen mit der Fuji GFX 50s) die beste Bildqualität aller je von uns getesteten Kameras, sondern ist auch noch richtig schnell. Sie ist somit aktuell die einzige Kamera, die im fotoMAGAZIN-Test in der Gesamtwertung mehr als 90 Prozent und ein „Super“ erreicht. Perfekt ist natürlich auch die Alpha 7R III nicht – es bleibt also durchaus noch Raum für die nächste Kamerageneration.

Hier gelangen Sie zum Download der Tabelle mit allen Ergebnissen aus unserem Test (Sony Alpha 7 II, Sony Alpha 7R II, Sony Alpha 7R III, Sony Alpha 7s II, Sony Alpha 9).

Labormessungen: Anders Uschold

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Dieser Test wurde in unserer Ausgabe fotoMAGAZIN 1/2018 veröffentlicht.

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