Im Test: Olympus OM-D E-M1X

Mit der E-M1X wagte sich Olympus im Februar 2019 auf neues Terrain. Die Micro-Four-Thirds-Kamera soll primär Profis ansprechen, darunter auch Sportfotografen. Lesen Sie jetzt unseren ausführlichen Praxis- und Labortest kostenlos online.

Farbiges Porträt von Andreas Jordan vor neutralem Hintergrund

Andreas Jordan

Andreas Jordan leitet das Technik-Ressort beim fotoMAGAZIN.

Olympus OM-D E-M1X

Das Gehäuse der E-M1X ist extrem robust, der fest integrierte Hochformatauslöser doppelt die Bedienelemente und bietet Platz für zwei Akkus.

Fotos: © Olympus

Dass es sich bei der E-M1X nicht um die Nachfolgerin des bisherigen OM-D-Flaggschiffs E-M1 Mark II handelt, sondern um eine neue Profi-Serie, ist offensichtlich: Die Kamera ist deutlich größer und schwerer, was vor allem am integrierten Hochformatgriff liegt. Dieser doppelt die Bedienelemente – nicht nur Auslöser, Einstellräder und Tasten, sondern auch den neuen Joystick, mit dem sich das AF-Messfeld komfortabel verschieben lässt.

Im horizontalen Betrieb lassen sich die vertikalen Bedien-elemente per Lock-Hebel sperren. Neben dem normalen Lock, hat Olympus eine C-Lock Position integriert. Hier kann der Fotograf im Menü individuell festlegen, welche Elemente gesperrt werden sollen.

Olympus OM-D E-M1X front

Neben diversen Funktionstasten befindet sich auf der Vorderseite auch eine Blitzsynchronbuchse.

Foto: © Olympus

Der Hochformatgriff bringt übrigens nicht nur ergonomische Vorteile. So lassen sich in der Kamera zwei Akkus vom Typ BLH-1 verwenden, die zusammen Strom für 870 Aufnahmen (nach CIPA-Standard) liefern; im Energiesparmodus sogar für bis zu 2580 Aufnahmen – das dürfte wohl der beste Wert bei einer spiegellosen Systemkamera sein. Passend zu den zwei Akkus liefert Olympus auch zwei Ladegeräte mit. Die Akkus lassen sich alternativ auch per USB laden und sogar ein Betrieb der Kamera mit einer kompatiblen USB-Powerbank ist möglich.

Verbesserte Ergonomie

Neue Bedienelemente sind – neben dem Joystick – die ISO- und Belichtungskorrekturtaste auf der Kameraoberseite. Die entsprechenden Einstellungen lassen sich durch Drücken und Drehen am Einstellrad ändern. Ab Werk wird die Belichtung auch ohne Drücken der +/-Taste mit dem vorderen Einstellrad verändert, was leicht versehentlich passieren kann. Wir empfehlen daher, eine andere Funktion auf das vordere Rad zu legen.

Wie bei Olympus üblich, können die Bedienelemente nämlich fast vollständig frei konfiguriert werden. Einen schnellen Zugriff auf wichtige Funktionen kann der Fotograf auch über das Mein-Menü mit drei Unterkategorien einrichten und auf dem Moduswahlrad stehen vier Custom-Positionen für verschiedene Grundeinstellungen zur Verfügung. Unter dem Strich hat Olympus die Bedienung gegenüber der E-M1 Mark II auf jeden Fall verbessert und wer etwas Zeit in die Individualisierung der Kamera investiert, sollte ein perfekt zu den eigenen Bedürfnissen passendes Werkzeug in der Hand halten.

Der solide Ersteindruck wird durch die offiziellen Spezifikationen untermauert: Laut Olympus hat die E-M1X „das weltbeste staub- und spritzwassergeschützte sowie frostsichere Gehäuse“. Konkret garantiert der Hersteller einen Schutz nach IPX1 (gegen senkrecht fallende Wassertropfen), in hauseigenen Tests soll sie aber auch deutlich stärkerem Wassereinfall standgehalten haben. Das gegenüber der E-M1 Mark II größere Gehäuse erlaubt außerdem eine bessere Hitzeableitung via Heatpipe und bietet Platz für zwei SD(HC/XC)-Laufwerke, die beide UHS-II unterstützen (in der E-M1 Mark II ist nur eins der beiden UHS-II-kompatibel).

Die Lebensdauer des Verschlusses hat Olympus auf 400.000 Auslösungen verlängert und auch der Super Sonic Wave Filter, der 30.000 Mal pro Sekunde vibriert, wurde verbessert: Unter anderem soll eine neue Beschichtung dafür sorgen, dass die Gefahr einer Verschmutzung des Bildsensors deutlich sinkt.

Sucher und Monitor

Olympus OM-D E-M1X

Der Monitor lässt sich ausklappen und in alle Richtungen drehen. Neu auf der Rückseite ist der Multicontroller, alias Joystick.

Foto: © Olympus

Der Sucher beeindruckt auf den ersten Blick durch seine Größe – mit einer Vergrößerung von 0,83x (im Vergleich zum Kleinbild) gehört er zu den größten auf dem Markt. Leider ist die Auflösung nicht mitgewachsen und liegt immer noch bei 2,36 Millionen Pixeln. Zum Vergleich: Der Sucher in Panasonics Lumix G9 löst bei gleicher Größe 3,68 Millionen Punkte auf, was auch durchaus bei Motiven mit feinen Strukturen sichtbar ist – riesig ist der Unterschied allerdings nicht. Pluspunkt: der E-M1X-Sucher hat eine Bildwiederholfrequenz von 120 Bilder/s, was für eine absolut flüssige Darstellung sorgt.

Unverändert ist der dreh- und schwenkbare Touch-Monitor, der mit einer Diagonale von 3,0 Zoll (7,6 cm) und einer Auflösung von 1,037 Millionen Punkten ebenfalls etwas hinter dem herhinkt, was andere Hersteller in dieser Preisklasse bieten.

High-Res-Shot aus der Hand

High-Res-Aufnahmen mit Pixel-Shift beherrschen inzwischen einige Kameras. Im Vergleichstest in fotoMAGAZIN 1/2017 war die Olympus E-M1 Mark II durch eine besonders gelungene Umsetzung aufgefallen. Sie macht beim Stativeinsatz – genauso wie die E-M1X – acht Aufnahmen mit elektronischem Verschluss, bei denen der Sensor um jeweils 0,5 Pixel verschoben wird.

In der Kamera wird aus den Einzelaufnahmen ein JPEG mit 50 Megapixeln generiert, aus dem Raw lässt sich in Olympus‘ Raw-Konverter sogar eine 80-Megapixel-Datei erstellen. Bei beiden Kameras steigt nicht nur die Auflösung, sondern zusätzlich fallen die Artefakte geringer aus.

Neu in der E-M1X ist der Freihand-Modus mit aktivem Bildstabilisator, der sich die leichten Verwacklungen des Fotografen zu Nutze macht, um bis zu 16 leicht versetzte Bilder zu einem hochauflösenden zuammenzusetzen. Das setzt eine besonders schnelle Verarbeitung der Daten voraus, wofür zwei TruePic-VIII-Bildprozessoren sorgen. Da die Effizienz etwas geringer ist als bei der Stativaufnahme, hat Olympus hier auf die 80-Megapixel-Raw-Option verzichtet.

Im Praxistest hat sich der Modus nichtsdestotrotz als beeindruckend effizient erwiesen. Die Testaufnahmen mit dem M.Zuiko Digital 2,8/12-40 mm weisen sichtbar mehr Details auf, als die normale Aufnahme. Geeignet ist der High-Res-Shot aus der Hand allerdings nur für statische Motive, bewegte Bildelemente, wie Bäume oder Blätter im Wind, werden wegen des Zeitversatzes zwischen den Aufnahmen unscharf. Ein weiterer Unterschied zwischen den beiden High-Res-Modi ist das ISO-Limit: Bei der Freihandaufnahme liegt es bei ISO 6400, bei der Stativmethode bei ISO 1600.

Olympus OM-D E-M1X mit Rekord-Bildstabilisierung

Den Bildstabilisator selber hat Olympus ebenfalls verbessert. Er soll jetzt in Kombination mit dem ebenfalls stabilisierten M.Zuiko Digital ED 4/12-100 mm IS Pro bis zu 7,5 Blendenstufen (bisher 6,5) kompensieren – ein Rekordwert. Bei nicht bildstabilisierten Objektiven schafft der Stabilisator in der Kamera laut Olympus immer noch bis zu 7 Blendenstufen. Möglich macht dies unter anderem ein neu entwickelter Gyrosensor von Epson.

Wir haben das Ganze mit 2,8/12-40 mm und dem 4/12-100 mm IS ausprobiert. Vor allem die Ergebnisse mit dem 12-100 mm waren beeindruckend: Bei 80 mm kleinbildäquivalenter Brennweite gelangen vereinzelt scharfe Aufnahmen mit 2,5 s.

Videofähigkeiten der E-M1 Mark II

Wie die E-M1 Mark II nimmt auch die neue OM-D Cinema-4K-Video (4096 x 2160 Pixel) mit 24 Bildern/s und Standard-4K (3840 x 2160 Pixel) mit bis zu 30 Bildern/s auf. In dieser Hinsicht bleiben die Panasonic-Modelle (G9, GH5, GH5s) mit 4K/60p im Vorteil.

Der optische 5-Achsen-Bildstabilisator lässt sich beim Video mit einer elektronischen Stabilisierung kombinieren, was für eine sehr weiche Kameraführung ohne zusätzliche Hardware sorgt. Zeitlupen beherrscht die Kamera mit 120 Bildern/s in Full-HD. Neu ist die logarithmische Gamma-Einstellung OM-Log400, die optimales Material für ein nachträgliches Color Grading liefert.

Besonders hochwertiges Video lässt sich per HDMI mit 8 Bit Farbtiefe und einer Farbunterabtastung von 4:2:2 ausgeben.
Eine weitere Neuerung ist die digitale Live-ND-Funktion, die durch Mehrfachbelichtungen längere Verschlusszeiten simuliert, wobei die Bildwirkung live im Sucher beurteilt werden kann. Einstellbar sind fünf Stufen: ND2 (entspricht einer Belichtungsstufe), ND4 (zwei Stufen), ND8 (3 Stufen), ND 16 (4 Stufen) und ND32 (5 Stufen).

Olympus OM-D E-M1X top

Die ISO-Taste unterscheidet sich auch haptisch von der danebenliegenden Belichtungskorrektur-Taste. Das Modusrad ist gegen ein versehentliches Verstellen gesperrt.

Foto: © Olympus

Zu den weiteren neuen Funktionen zählen die sogenannten Feldsensoren: GPS, Temperatursensor, Manometer und Kompass. Neuigkeiten gibt es auch bei der Software. So wird die bisherige Desktop-Applikation „Olympus Viewer“ durch „Olympus Workspace“ ersetzt, die deutlich schneller sein soll und für Besitzer einer Olympus-Kamera kostenlos ist.

Die Smartphone-App OI.Share soll zukünftig in der Lage sein, eine Kamera per Bluetooth aufzuwecken und dann fernzusteuern. Nicht fehlen dürfen natürlich schon bekannte Funktionen wie Art-Filter, Fokus-Bracketing und -Stacking, Live-Langzeitoptionen (Bulb, Time, Composite), HDR, Mehrfachbelichtungen, ein integrierter Raw-Konverter und Focus-Peaking. Der elektronische Verschluss erlaubt natürlich das lautlose Auslösen. Anders als bei den meisten Herstellern lassen sich sogar E-Verschluss und Blitz kombinieren – aber nur bis zu 1/50 s.

AF- und Serienbildgeschwindigkeit

Auch den Autofokus hat Olympus verbessert. Er ist, wie in der E-M1 Mark II, mit 121 Phasendetektions-Kreuzsensoren ausgestattet, allerdings hat Olympus die AF-Algorithmen erheblich verbessert. So ist eine intelligente Motiverkennung in der Lage, Fahrzeuge im Motorsport, Flugzeuge und Züge zu identifizieren, auf den optimalen Bereich – beispielsweise den Helm eines Motorradfahrers –  zu fokussieren und diesen zu verfolgen.

Weitere Motive, darunter Vögel, sollen folgen. Den bekannten Augen-AF gibt es in der E-M1X natürlich auch. Neu ist auch der Gruppen-AF mit 25 Messfeldern – alternativ ist eine Gruppe mit neun Messfeldern möglich. Die Empfindlichkeit bei wenig Licht soll bis -6 EV reichen – mit dem hochlichtstarken M.Zuiko 1,2/45 mm IS Pro.

Im Labor haben wir wie üblich die Auslöseverzögerung mit Einzel-AF ermittelt. Mit dem M.Zuiko Digital 2,8/12-40 mm sind wir auf sehr schnelle 0,12 s im Weitwinkel und 0,16 s im Tele gekommen. Das sind zwar keine Rekordwerte, aber in der Praxis fühlt sich die Kamera verzögerungsfrei an. Wichtiger als minimale Unterschiede bei der Auslöseverzögerung ist eine zuverlässige AF-Nachführung im Serienbildmodus, bei der uns die neue OM-D im Praxiseinsatz überzeugt hat – auch der Tracking-AF, bei dem sich die Kamera an ein Motiv heftet und dieses über das ganze Bildfeld verfolgt, funktioniert sehr gut.

Aufpassen muss man im Serienbildmodus: Grundsätzlich führen die OM-D-Kameras den Autofokus auch bei aktiviertem AF-C in den schnellsten Serienbildmodi nicht nach. Wir haben für die verschiedenen Serienbildmodi folgende Werte gemessen:

  • E-Verschluss ohne AF-Nachführung: ca. 60 Bilder/s (rund 45 JPEGs oder Raws in Folge).
  • Mechanischer Verschluss ohne AF-Nachführung: ca. 15 Bilder/s (144 JPEGs oder 103 Raws in Folge).
  • E-Verschluss mit AF-Nachführung: ca. 14 Bilder/s (rund 147 JPEGs oder 116 Raws in Folge).
  • Mechanischer Verschluss mit AF-Nachführung: ca. 9,5 Bilder/s (JPEG bis Speicherkartenlimit, Raw: 287).

Das weicht – wie schon bei der E-M1 Mark II – etwas von den Olympus-Angaben (18 Bilder/s mit AF-Nachführung) ab. Verbessert hat Olympus den Pro-Capture-Modus, in dem die Kamera schon vor dem Auslösen Bilder in einen temporären Speicher schreibt und diese nachträglich auf Speicherkarte sichert: Statt 18 fasst der Pufferspeicher nun 35 Bilder.

Olympus OM-D E-M1X – High-Res-Modus

Olympus OM-E E-M1X mit verbesserter Bildqualität

Die E-M1X nutzt weiterhin einen MFT-Sensor mit effektiv 20,4 Megapixeln, wobei die JPEG-Aufbereitung der Dateien vom doppelten TruePic-VIII-Bildprozessor profitiert. Tatsächlich haben wir im Labortest mit dem M.Zuiko Digital 1,8/45 mm im JPEG-Modus eine leicht verbesserte Bildqualität ermittelt.

Die Auflösung ist zwar bis ISO 400 etwas niedriger als bei der E-M1 Mark II, aber mit Wirkungsgraden bis zu 95 Prozent immer noch sehr hoch. Olympus bereitet die Bilder offensichtlich weniger aggressiv auf, was sich auch in der geringfügig besseren Artefaktnote (4,5 statt 5) bemerkbar macht. In den hohen ISO-Stufen (ab ISO 3200) hält die Kamera die Auflösung aber auf einem relativ hohen Niveau und ist hier deutlich besser als die E-M1 Mark II, sodass sie insgesamt mehr Punkte bei der Auflösungsmessung bekommt.

Fast unverändert ist das Rauschverhalten. Die Dynamik fällt in den hohen ISO-Stufen etwas schlechter aus, dafür ist die Tonwertwiedergabe, also die Umsetzung der erfassten Tonwerte im Bild, etwas besser. Insgesamt ist die Kamera professioneller abgestimmt. Trotzdem sollte man für hohe Ansprüche ISO-Werte über 3200 meiden. 

FAZIT

Olympus hat die schon hervorragende E-M1 Mark II noch besser gemacht. Sie sichert sich damit – nach der Sony Alpha 7R III – als zweite Kamera das Ausnahme-Prädikat „Super“. Wem die 3000 Euro zu viel sind, der muss sich noch ein wenig gedulden – im Jubiläumsjahr (100 Jahre Olympus) dürfte wohl noch mindestens ein weiteres OM-D-Modell folgen.

> Hier gelangen Sie zum Download der Ergebnis-Tabelle (Olympus OM-D E-M1 Mark II, Olympus OM-D E-M1X).

Labormessungen: Anders Uschold

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Dieser Test wurde in unserer Ausgabe fotoMAGAZIN 3/2019 veröffentlicht.

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