Im Test: Nikon D3500

Verkehrte Welt? Während spiegellose Kameras immer größer werden, brachte Nikon im September 2018 eine besonders kompakte Spiegelreflexkamera auf den Markt, die wir für das fotoMAGAZIN 12/2018 in der Praxis und im Labor getestet haben. Hier der ausführliche Testbericht der Nikon D3500.

Farbiges Porträt von Andreas Jordan vor neutralem Hintergrund

Andreas Jordan

Andreas Jordan leitet das Technik-Ressort beim fotoMAGAZIN.

Die Nikon D3500 ist 124 mm breit und 57 mm hoch. Der 3,0-Zoll-Monitor ist nach links gewandert.

Die Nikon D3500 ist 124 mm breit und 57 mm hoch. Der 3,0-Zoll-Monitor ist nach links gewandert.

Andreas Jordan

Zugegeben, ein bisschen augenzwinkernd ist der Vortext schon gemeint. Richtig ist aber: Die Nikon D3500 ist kleiner und leichter als manche spiegellose Systemkamera. Fairerweise muss man allerdings dazu sagen, dass sie im Gegensatz zu den größeren Systemkameras nicht spritzwassergeschützt ist und einen kleineren Sucher hat, der nur 95 % des Bildfeldes abdeckt.

Ansonsten liegt sie aber sehr gut in der Hand. Und das ist schon die wesentliche Neuerung gegenüber der Vorgängerin D3400: Nikon hat das Gehäuse-Design an die D5500/D5600 angepasst: Es ist etwas flacher und der Griff ist für kleine und mittelgroße Hände nahezu perfekt geformt. Mit 415 Gramm wiegt die D3500 nochmal 30 Gramm weniger als die D3400. Auch die Anordnung der Bedienelemente auf der Rückseite ähnelt der D5500/5600: Der Monitor (3,0 Zoll, 921.000 Punkte) ist nach links gerückt und die bisher dort positionierten Bedienelemente nach rechts. Im Gegensatz zur D5000er-Serie ist das Display aber fest montiert und ermöglicht keine Touch-Bedienung.

Nikon D3500. Preis: ca. 590 Euro

Nikon D3500. Preis: ca. 590 Euro

Nikon

Die Nikon D3500 mit langer Akkulaufzeit

Was ist sonst noch neu? Nicht viel. Obwohl der Akku gleichgeblieben ist (EN-EL14a) nimmt die Kamera nach CIPA-Standard 1550 statt 1200 Bilder mit einer Ladung auf – ein hervorragender Wert in dieser Preisklasse. Alles andere ist bereits aus der D3400 bekannt. Positiv fallen Funktionen wie der integrierte Raw-Konverter und Doppelbelichtungen auf. Für Einsteiger gibt es den bekannten Guide-Modus, der in einfacher Sprache bei der Auswahl der richtigen Einstellungen hilft. Direkt über das Modus-Wahlrad sind auch zehn Effekt-Filter zugänglich.

Vermisst haben wir eine Sensorreinigung und Wi-Fi. Stattdessen unterstützt die D3500 Bluetooth 4.1: Die SnapBridge-App ermöglicht es, knapp zwei Megapixel große Kopien der aufgenommenen Bilder auf ein Smartgerät mit Android oder iOS zu übertragen. Auch eine Fernsteuerung ist per SnapBridge möglich, allerdings ohne Vorschau auf dem Smartgerät und nicht im Live-View der Kamera. Die Bluetooth-Verbindung reicht bis zu 10 m.

Nikon D3500. Tiefe: 132 mm

Nikon D3500. Tiefe: 132 mm

Nikon

Der Nachteil gegenüber spiegellosen Systemkameras

Typisch für eine SLR der Einsteigerklasse ist, dass der Sucher-Autofokus sehr mittig angeordnet ist und nur elf Messfelder mitbringt, darunter ein Kreuzsensor. Dies ist – neben dem 95-%-Sucher – der entscheidende Nachteil gegenüber spiegellosen Systemkameras, die auch im unteren Preissegment einen deutlich größeren Bereich erfassen. Besser sieht es im Live-View aus – der hier genutzte Kontrast-Autofokus deckt das ganze Bild ab und fokussiert im Zusammenspiel mit AF-P-Objektiven, wie dem 18-55-mm-Kitzoom, erfreulich schnell. Davon profitiert auch die Videoaufnahme, wobei die Fokusverlagerung mit Nachführautofokus vor allem in Innenräumen nicht ganz ohne Pumpen vonstatten geht. Filme nimmt die D3500 mit Full-HD-Auflösung, 60 Bildern/s in ordentlicher Qualität auf – das schärfere 4K ist in dieser Preisklasse noch eine Ausnahme. Leider fehlt der D3500 eine Mikrofonbuchse, um die Tonqualität gegenüber dem internen Mikrofon zu verbessern. Wem die Ausstattung zu mager ist, der sollte über die Anschaffung der nächst höheren Nikon-SLR nachdenken. Die D5600 gibt es schon für gut 150 Euro Aufpreis. Sie ist der D3500 in vielen Punkten überlegen: größerer Dreh- und Schwenkmonitor mit Touchscreen, AF mit 39 Messfeldern, Intervallaufnahmen, Zeitraffervideos, Mikrofonbuchse und Wi-Fi – um die wichtigsten zu nennen. Lediglich die Akkulaufzeit ist kürzer (820 statt 1550 Aufnahmen per Ladung).

Auch ohne Raw-Optimierung kann sich das JPEG direkt aus der Kamera sehen lassen. Kamera: Nikon D3500, Objektiv: AF-S 3,5-4,5/8-15 mm, Einstellungen: 9,5 mm, f/8, ISO 160.

Auch ohne Raw-Optimierung kann sich das JPEG direkt aus der Kamera sehen lassen.
Kamera: Nikon D3500, Objektiv: AF-S 3,5-4,5/8-15 mm, Einstellungen: 9,5 mm, f/8, ISO 160.

Andreas Jordan

Geschwindigkeit und Bildqualität der Nikon D3500

Mit Sucher-Autofokus und dem Kitobjektiv AF-P 3,5-5,6/18-55 mm VR haben wir bei der D3500 eine Auslöseverzögerung von knapp 0,3 s ermittelt – das ist sehr gut und minimal schneller als bei der D3400. Im Serienbildmodus erreicht die Kamera knapp 5 Bilder pro Sekunde und 100 JPEGs bzw. 30 Raws in Folge. Damit ist die D3500 für eine Einsteiger-SLR angenehm schnell.
Der 24-Megapixel-Sensor ohne Tiefpassfilter sorgt für eine ordentliche Bildqualität. Wenig überraschend kommt die D3500 beim JPEG-Labortest auf die gleiche Wertung wie ihre Vorgängerin, nämlich 81 %. Die Unterschiede im Detail gleichen sich aus: Die D3500 hat in einigen, aber nicht in allen ISO-Stufen, die geringfügig höhere Auflösung, die D3400 den etwas besseren Belichtungsumfang. Das Bildrauschen ist fast identisch. Maximale Wirkungsgrade der Auflösung von 88 bis 89 Prozent bei ISO 200 und ISO 400 sind sehr gut. Bei ISO 3200 fällt die Auflösung auf nur noch 72 Prozent ab und das Rauschen steigt deutlich an.

Belichtungsoptimierung

FAZIT
Die Nikon D3500 ist eine kleine, leichte und solide Einsteiger-SLR und damit für alle empfehlenswert, die mit Objektiv nicht mehr als 550 Euro ausgeben wollen. Deutlich mehr bietet die D5600, die es mit Objektiv für knapp 700 Euro gibt.

Hier gelangen Sie zum Download der Tabelle mit allen Ergebnissen aus unserem Test (Nikon D3400, Nikon D3500, Nikon D5600).

Labormessungen: Anders Uschold
Dieser Test ist in unserer Ausgabe fotoMAGAZIN 12/2018 erschienen.

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