Im Test: Leica SL2 und Leica SL2-S

Neben Micro Four Thirds ist das L-System das einzige, das von mehreren Kameraherstellern unterstützt wird. Wir haben die Leica SL2-S getestet und mit den anderen Vollformat­kameras des Systems verglichen.

Farbiges Porträt von Andreas Jordan vor neutralem Hintergrund

Andreas Jordan

Andreas Jordan leitet das Technik-Ressort beim fotoMAGAZIN.

Leica SL2 im Laub

Die Leica SL2-S ist sehr robust und – wie alle L-System-Kameras – gegen Spritzwasser geschützt. Wir haben die SL2-S getestet.

Foto: © Leica

Bereits im April 2014 hatte Leica mit der spiegellosen APS-C-Kamera T (Typ 701) den Grundstein für das L-System gelegt. Gut anderthalb Jahre später folgte mit der SL (Typ 601) die erste Vollformatkamera. Mit einem Durchmesser von 51,6 mm liegt das L-Bajonett zwischen dem recht kleinen Sony-E-Bajonett (46,1 mm), das anfangs ebenfalls nur in APS-C-Kameras zum Einsatz kam, und den großen und vergleichsweise neuen (seit 2018) Vollformat-Anschlüssen von Canon und Nikon (54 und 55 mm). Einen großen Schritt machte das L-System auf der photokina 2018, als Panasonic und Sigma ihre Unterstützung ankündigten.

Seitdem ist kameraseitig vor allem Panasonic fleißig gewesen und bietet nun bereits vier Vollformatkameras mit L-Bajonett an. Bei Leica wurde die SL Ende 2019 von der SL2 abgelöst. Seit Dezember 2020 ist nun das niedriger auflösende Schwestermodell SL2-S auf dem Markt. Sigma hat mit der fp seit Herbst 2019 eine sehr kleine L-Mount-Vollformatkamera im Angebot, legt den Schwerpunkt aber auf die Entwicklung von Objektiven. Im Folgenden stellen wir alle Vollformat-Kameras mit L-Bajonett vor, der Schwerpunkt liegt auf der neuen Leica SL2-S und deren Schwestermodell SL2.

Leica SL2 und SL2-S – die Unterschiede

Leica SL2 frontal

Die Leica SL2-S mit gleichen Abmessungen (36 x 24 mm) wie die SL2.

Foto: © Leica

Die SL2-S ist seit Ende 2020/Anfang 2021 im Handel. Uns erreichte Ende Januar 2021 ein Testgerät. Äußerlich ist die 24-MP-Kamera praktisch identisch mit der SL2, die 47 MP auflöst. Einziger Unterschied: Der Leica-Schriftzug und die Produktbezeichnung am Blitzschuh sind bei der SL2-S schwarz, statt weiß abgehoben.

Beide Kameras sind recht groß und schwer und machen einen äußerst robusten Eindruck. Das bestätigen auch die Spezifikationen, die einen Staub- und Wasserschutz nach der Industrienorm IP54 attestieren. Mit ihrem großen Griff liegen die SLs gut in der Hand. Ansonsten sind sie Leica-typisch puristisch designt. Statt – wie die meisten Kameras – mit Tasten und Einstellrädern übersät zu sein, hat Leica lediglich drei individualisierbare Funktionstasten, zwei Einstellräder, einen Joystick, eine Menü- und eine Play-Taste integriert.

Wenn man sich an das Konzept gewöhnt hat, gelingt die Bedienung erstaunlich gut. Die Funktionstasten rufen beim kurzen Drücken eine definierte Funktion auf, drückt man länger, kann man diese schnell ändern. Über die Menü-Taste gelangt der Fotograf zunächst in ein Schnell-Menü, das sich auch per Touch bedienen lässt. Das nochmalige Drücken führt ins Hauptmenü, in dem der Fotograf über die Menütaste oder das vordere Einstellrad von Karteireiter zu Karteireiter springt. Vertikal scrollt man mit dem Daumeneinstellrad oder dem Joystick, die beide einen Druckpunkt zum Auswählen eines Menüeintrags mitbringen.

Leica SL2-S Rückseite

Die SL2 hat eine Breite von 36 mm und ist 24 mm hoch.

Foto: © Leica

Wie es sich für Highend-Kameras gehört, bringen die SL-Modelle ein Info-Display auf der Oberseite mit. Der Monitor hat mit einer Diagonale von 3,2 Zoll und einer Auflösung von 2,1 Millionen Punkten ebenfalls eine für diese Preis- und Leistungsklasse angemessene Größe und Auflösung. Er ist außerdem durch Gorillaglas gegen Verkratzen geschützt, aber – anders als bei Panasonic – nicht beweglich gelagert.

Ein echtes Highlight ist der elektronische Sucher. Er löst – wie bei den Spitzenmodellen von Panasonic – 5,76 Millionen Punkte auf und hat eine Vergrößerung von 0,78x. Damit ist er zwar nicht riesig, erreicht aber einen sehr natürlichen Bildeindruck. Für eine besonders flüssige Darstellung lässt er sich von 60 auf 120 fps umschalten.

Hinter den Gehäuseklappen verbergen sich rechts zwei SD-Kartenlaufwerke, die den schnellen UHS-II-Standard unterstützen, links gibt es Anschlüsse für USB-C, HDMI (die große Typ-A-Buchse) sowie Kopfhörer und Mikrofon (3,5 mm Klinke), die beide auch als Fernauslöserbuchsen dienen. Natürlich gelingt die Fernsteuerung mit Live-View auch über Leicas „Fotos“-App per Wi-Fi.

Innere Werte der SLs

Auch die Ausstattung der beiden SLs kann sich sehen lassen. So gibt es einen fünfachsigen Bildstabilisator im Gehäuse (IBIS), der gemessen nach CIPA-Standard 5,5 Blendenstufen kompensiert. In unserem Test gelangen mit der SL2-S und dem Apo-Summicron 2/50 mm scharfe Aufnahmen aus der Hand mit Belichtungszeiten zwischen 0,2 s und 0,8 s. Anders als bei manchen anderen Herstellern unterstützt die Kamera keine Kombination aus IBIS und Bildstabilisator im Objektiv – bei Panasonic verbessert sich die Stabilisierungsleistung auf diese Weise um eine halbe bis eine auf 6 bis 6,5 Blendenstufen. Leica selber bietet keine stabilisierten SL-Objektive an.

Leica SL2-S top

Das erste Drücken der Menütaste führt bei der SL2-S in das Schnell-Menü, das sich per Touch bedienen lässt. Beim Umschalten in den Videomodus stehen nur die hierfür relevanten Einstellungen zur Verfügung, was die Bedienung übersichtlicher macht.

Foto: © Leica

Der beweglich gelagerte Bildsensor lässt sich nicht nur zur Bildstabilisierung einsetzen, sondern auch für den Multishot-Modus. Hierbei macht die SL2-S bis zu acht Bilder mit elektronischem Verschluss, zwischen denen der Sensor in Halbpixel-Schritten verschoben wird. Anschließend werden die Aufnahmen in der Kamera zu einem DNG-Raw mit 96 Megapixeln verrechnet (187 MP bei der SL2). Die Kamera muss während der Aufnahme auf einem stabilen Stativ oder einem anderen festen Untergrund stehen (ist das nicht der Fall, verweigert sie die Aufnahme).

Auch das Motiv sollte statisch sein, sonst können Unschärfen durch den Versatz zwischen den Aufnahmen entstehen. In unserem Test war der Gewinn bei Auflösung und Schärfe eher gering. Wichtiger erscheint uns, dass Moirés eliminiert werden, da pro Pixel die vollen Farbinformationen zur Verfügung stehen und nicht aus Nachbarpixeln interpoliert werden müssen.

Der mechanische Verschluss der SLs schafft 1/8000 s. Beim lautlosen E-Verschluss sind kürzere Zeiten möglich: 1/16.000 s bei der SL2-S und 1/40.000 s bei der SL2. Wie üblich erlaubt der E-Verschluss kein Blitzen. Für die automatische Fokussierung nutzt Leica ein kontrastbasiertes Verfahren, das um Tiefen-Informationen ergänzt wird. Ähnlich wie bei Panasonics DFD-Technologie (Depth from Defocus) werden dabei Objektivinformationen ausgewertet und zwei Aufnahmen miteinander verglichen.

Der Leica-AF erkennt menschliche Körper und verfolgt diese mit einem dynamischen gelben Rahmen. Ist nur der Oberkörper im Bild, so springt der Rahmen auf das Gesicht. Eine Augenerkennung ist laut Leica zwar implementiert, aber zum Testzeitpunkt wurden Augen nicht vom AF markiert. Das soll sich mit einem Firmware-Update im Laufe des Frühjahrs ändern.

Ein weiteres Merkmal, das wir vermisst haben und das heute eigentlich zur Grundausstattung gehört, ist eine automatische Sensorreinigung. An fotografischen Spezialfunktionen ist noch ein Intervallmodus an Bord. Im Vergleich dazu bringen die Panasonic-Modelle zahlreiche weitere Ausstattungsmerkmale mit, über deren Notwendigkeit man sich streiten kann: zum Beispiel eine USB-Dauerstromversorgung, 6K-Foto-Modi, Mehrfachbelichtungen, integrierte Raw-Konverter und eine Live-Composite-Funktion für Langzeitbelichtungen in der Lumix S5.

Videomodus: SL2-S mit Cinema-4K, SL2 5K im 4:3-Format

Aufnahme mit SL2-S Bildstabilisator

Das Gehäuse der Leica SL2-S ist äußerst robust und macht einen aufgeräumten Eindruck. Das Info-Display auf der Oberseite zeigt die wichtigsten Einstelllungen.

Foto: © Leica

Sehr gut ausgestattet ist die SL2-S im Videobereich. So nimmt sie sowohl Cinema-4K (4096 x 2160 Pixel) als auch 16:9-4K (3840 x 2160 Pixel) auf. Die maximale Bildwiederholrate liegt bei 60p, dann allerdings mit APS-C-Crop. Bei der Aufzeichnung auf einem externen HDMI-Rekorder stehen bei allen Frequenzen eine Farbtiefe von 10 Bit und eine Farbunterabtastung von 4:2:2 zur Verfügung. Intern auf SD-Karte ist zurzeit 10 Bit/4:2:2 nur bei 30p, 25p und 24p möglich, höhere Frequenzen werden mit 8 Bit/4:2:0 aufgezeichnet.

Allerdings soll es ein Firmware-Update geben, das 4K/60p mit 10 Bit auch auf SD-Karte ermöglicht, wobei statt H.264 die effektivere H.265-Komprimierung zum Einsatz kommt. 30p hat den weiteren Vorteil, dass ohne horizontalen Beschnitt aufgenommen werden kann, bei Bedarf auch im schnittfreundlichen All-I-Format. In Full-HD sind für Zeitlupen sogar 180p ohne Crop möglich.

Erfreulich ist, dass die Aufnahmezeit nicht begrenzt ist. Uns gelangen 4K/60p-Aufnahmen auf einer 64-GB-Karte, bis diese gefüllt war (knapp eine Stunde). Ebenfalls vorhanden ist eine flache logarithmische Gamma-Kurve (L-Log), die sich für eine kontrastreiche Vorschau mit Viewing-LUTs kombinieren lässt. Auch Hybrid-Log-Gamma (HLG) für HDR-Video wird unterstützt. Die höher auflösende SL2 beherrscht zusätzlich 5K im 4:3-Format (4992 x 3744 Pixel) mit bis zu 30p und Crop. Cinema-4K/60p ist hier auch ohne Beschnitt möglich.

Geschwindigkeit

Da uns Leica zunächst nur die Festbrennweite Apo-Summicron 2/50 mm Asph. zur Verfügung stellen konnte, haben wir die Auslöseverzögerung mit Einzel-AF im Labor anders als sonst üblich nicht mit einem Zoom gemessen. Mit unter 0,1 s ist sie extrem kurz. Sehr viel komplexer gestaltete sich der Test der Serienbildgeschwindigkeit. Mit elektronischem Verschluss schafft die SL2-S 25 Bilder/s (50 in Folge), mit mechanischem Verschluss haben wir 8 Bilder/s gemessen (JPEG: unendlich, Raw: 87 in Folge).

In beiden schnellen Modi führt die Kamera AF, Belichtung und Weißabgleich nicht nach, was den Nutzen stark einschränkt. Die volle Nachführung gibt es erst im Modus M. Hier trat im Test ein merkwürdiges Phänomen auf. Mit dem Leica-Objektiv Apo-Summicron 2/50 mm Asph. schaffte die Kamera im AF-C-Modus nur 3,4 Bilder/s, mit Panasonic-Objektiven war sie dagegen deutlich schneller (5,1 Bilder/s). Dasselbe Phänomen zeigt sich auch bei der SL2.

Kurz vor Redaktionsschluss errichte uns dann noch das Leica Vario-Elmarit 2,8-4/24-90 mm Asph., mit dem wie mit den Panasonic-Zooms 5,1 Bilder/s möglich waren. Möglicherweise könnte dem 2/50 mm das für das Frühjahr angekündigte Firmware-Update auf die Sprünge helfen.

Wie gut ist die Bildqualität der Leica SL2 und SL2-S?

Die Bildqualität haben wir im Labor mit dem Referenzobjektiv Apo-Summicron 2/50 mm im JPEG-Modus getestet. Die SL2-S liegt dabei auf einem ähnlichen Niveau wie die 24-MP-Konkurrenzmodelle von Panasonic (Lumix S1 und S5). Bei ISO 100 erreicht die Kamera einen sehr hohen Wirkungsgrad von fast 92%. Dieser sinkt dann zwar leicht, bleibt aber bis ISO 6400 mit über 84 % erfreulich hoch. Unter 80 % sinkt er erst in der höchsten ISO-Stufe 100.000.

Offensichtlich setzt Leica den Rauschfilter eher zurückhaltend ein, sodass wenig Details verloren gehen. Das bestätigt sich auch bei den Rauschwerten, die ab ISO 800 etwas höher ausfallen als bei Panasonic. Das Rauschen hat allerdings einen sehr natürlichen und bis ISO 6400 wenig störenden Charakter. Erst ab ISO 12.500 macht es sich dann doch deutlich negativ bemerkbar.

Der JPEG-Dynamikumfang ist mit 8,9 Blendenstufen bis ISO 1600 durchschnittlich, die Raws bieten wie beim Vollformat üblich einen großen Spielraum zur Erweiterung des Belichtungsumfangs. Unter dem Strich liefert die SL2-S bis ISO 6400 eine sehr gute Bildqualität, höhere Werte sind für große Bilder mit Vorsicht einzusetzen.

Panasonic Lumix S5

Der Bildstabilisator ermöglicht scharfe Aufnahmen aus der Hand mit 0,5 s bei 50mm. Die Belichtungszeit reicht, um die einfahrende U-Bahn zu verwischen.

Foto: © Andreas Jordan

Die SL2 schneidet wegen ihrer höheren Auflösung insgesamt deutlich besser ab. Allerdings fällt der Wirkungsgrad hier schon bei ISO 12.500 unter 80 % und das Rauschen überschreitet bereits bei ISO 3200 die kritische Marke von 4. Beim Rauschverhalten schneidet die 47-MP-Konkurrentin Lumix S1R von Panasonic deutlich besser ab.

Panasonic hat mit vier Kameras das breiteste Angebot für das L-System

Den Anfang machten im März 2019 die recht großen und schweren Schwestermodelle S1 (24 MP) und S1R (47 MP). Die S1R ist unsere Testsiegerin und gehört mit der Ausnahmenote „Super“ zu den Top-Fünf unserer Bestenliste. Wie alle Panasonic-Vollformatkameras bringt sie einen sehr guten Videomodus mit 4K/60p mit, anders als bei Leica ohne Crop, dafür aber nur mit einer maximalen Länge von 15 Minuten pro Clip. Nach einem Firmware-Update sind wie bei der Leica SL2 sogar 5K-Aufnahmen möglich. Die S1 und die S5 nehmen 4K/60p dagegen mit APS-C-Crop, allerdings mit einer Länge von bis zu 30 Minuten pro Clip auf.

Die Lumix S5 ist die neuste und preiswerteste Panasonic-Kamera (seit September 2020) und deutlich kleiner und leichter als die Modelle S1 und S1R. Ein weiterer Vorteil gegenüber diesen besteht darin, dass sich der Monitor für Selbstaufnahmen auch zur Seite ausschwenken und nicht nur nach oben und unten kippen lässt. Ein Schwachpunkt gegenüber der S1er-Serie ist der niedriger auflösende Sucher (2,36 statt 5,76 Mio. Punkte).

Die neuste Kamera von Panasonic ist die Lumix S5 (Stand Februar 2021). Sie ist deutlich leichter und kompakter als die S1er-Modelle und hat estmals einen seitlich ausschwenkbaren Monitor.

Foto: © Panasonic

Eine Sonderstellung nimmt die S1H ein. Sie dürfte wohl primär bei professionellen Filmern zum Einsatz kommen und bietet sogar 6K ohne Crop sowie diverse Profifunktionen, die ihr eine Netflix-Zertifizierung eingebracht haben. Auffallend im Test der Fotobildqualität ist die niedrigere Auflösung, was daran liegt, dass sie als einzige L-Mount-Kamera mit einem Tiefpassfilter ausgestattet ist, das Moirés reduziert – für Filmer eine wichtige Funktion, da sich Moirés beim Video schlechter retuschieren lassen als beim Foto.

Eine Besonderheit aller Panasonic-Modelle sind die 4K/6K-Fotomodi, in denen kurze Videosequenzen aufgenommen werden, aus denen sich nachträglich Einzelbilder extrahieren lassen. Besonders spannend ist der Post-Focus-Modus. Hierbei macht die Kamera eine Fokusfahrt über das Motiv und der Fotograf kann hinterher aus dem Clip die gewünschte Schärfeebene auswählen.

Wer will, kann die verschiedenen Schärfeebenen im Wiedergabemodus zu einer Aufnahme mit maximaler Schärfentiefe verrechnen (Focus Stacking). Vorteile gegenüber Leica hat Panasonic wie schon erwähnt auch bei der kombinierten Bildstabilisierung aus IBIS und O.I.S. (aktuell vier Objektive). Multishot-Hires-Modi bringen neben Leica auch alle Panasonic-Kameras mit.

Sowohl Leica als auch Panasonic nutzen einen Kontrast-Autofokus, der um Tiefeninformationen ergänzt wird. Mit der S5 und Firmware-Updates für die anderen S-Modelle wurden die Algorithmen beispielsweise für die Gesichtserkennung verbessert. Mehr als 6 Bilder/s mit AF-Nachführung schafft aber keine S-Kamera, was den Einsatz in der Sport- und Wildlife-Fotografie einschränkt. Hier sind praktisch alle Vollformat-Konkurrenten (Canon, Nikon, Sony) schneller, die auf Hybrid-AF-Systeme und Phasen-Detektionspixel setzen.

Sigma fp mit bescheidener Ausstattung

Sigma ist eher für seine Objektive bekannt und sucht sich bei Kameras Nischen. Die fp bewarb der Hersteller bei der Vorstellung im Juli 2019 als „kleinste und leichteste Vollformatkamera“. Im Gegenzug muss der Käufer auf Sucher, Griff und Blitzschuh verzichten, die sich aber nachrüsten lassen (der Sucher in Form einer Monitorlupe). Wer die Kamera mit einer Drohne kombinieren oder in ein Video-Rig einbauen will, profitiert von der leichten Bauweise, Fotografen werden aber zumindest den Griff nachrüsten wollen, da die Kamera sonst schlecht in der Hand liegt.

Auch sonst hat die Sigma fp einige Eigenheiten. So bringt sie keinen mechanischen Verschluss mit, was vor allem die Blitzfähigkeiten einschränkt (Blitzsynchronzeit mit E-Verschluss 1/30 s). Auch die sonstige Ausstattung fällt eher mager aus: kein Bildstabilisator, keine Sensorreinigung, kein WLAN, kurze Akkulaufzeit. Der reine Kontrast-Autofokus kann im Serienmodus nur mit 1,8 Bildern/s die Schärfe nachführen.

Unter dem Strich scheint uns die fp eher für Filmer geeignet. Hier fällt vor allem der ungewöhnliche Raw-Modus auf: Die Kamera nimmt 4K-Videos tatsächlich wie in einem Serienbildmodus als 30 DNG-Dateien pro Sekunde auf. Gerüchte besagen übrigens, dass demnächst eine neue fp-Kamera vorgestellt werden könnte.

FAZIT

Nach Sony FE ist das L-System das am besten ausgebaute spiegellose Vollformatsystem. Das liegt vor allem daran, dass drei Hersteller mitarbeiten. Bei den Kameras hat Panasonic das Angebot mit dem besten Preis-Leistungsverhältnis, Leica (vor allem wegen der Preise) und Sigma bedienen eher Nischen. Beim Autofokus muss aber auch Panasonic nacharbeiten, wenn die Kameras im Bereich der Sport- oder Action-Fotografie mit der Konkurrenz mithalten sollen. Der große Pluspunkt des L-Systems ist das Objektivangebot, was vor allem das Verdienst von Sigma ist.

> Hier gelangen Sie zum Download der Tabelle mit allen Ergebnissen aus unserem Test (Leica SL2, Leica SL2-S, Panasonic Lumix S1, Panasonic Lumix S1H, Panasonic Lumix S1R, Panasonic Lumix S5, Sigma fp).

Labormessungen: Anders Uschold

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Dieser Test ist in unserer Ausgabe fotoMAGAZIN 4/2021 erschienen.

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