Im Test: Fujifilm X-T30

Günstige APS-C-Kamera: Die Fujifilm X-T30 bietet viele Funktionen des Spitzenmodells X-T3, darunter auch den 26-Megapixel-Sensor. Doch kann die Kamera auch im Test überzeugen? Lesen Sie unseren Praxis- und Labortest jetzt online.

Farbiges Porträt von Andreas Jordan vor neutralem Hintergrund

Andreas Jordan

Andreas Jordan leitet das Technik-Ressort beim fotoMAGAZIN.

Fuji X-T30

Markteinführung der Fujifilm X-T30 war der 20. März 2019.

Fotos: © Fujifilm

Die X-T30 hat das gleiche charakteristische Retro-Design wie die große Schwester X-T3, das Gehäuse ist aber etwas kleiner und leichter und nicht spritzwassergeschützt. Bei näherem Hinsehen zeigen sich weitere Unterschiede. So sind beispielsweise die Einstellräder etwas kleiner, es gibt zwar ein Zeitenrad, aber keine Räder für ISO und Belichtungsmessung.

Die Räder sind außerdem nicht gegen ein versehentliches Verstellen gesperrt. Über ein Einstellrad sind auch die Drive-Modi zugänglich – neben Serienbildern kann der Fotograf hier schnell auf Panorama, Mehrfachbelichtungen, Bracketing und Video zugreifen. Neu gegenüber der X-T20 ist der Joystick, der zum Verschieben des AF-Messfeldes genutzt werden kann, aber auch zur Menünavigation.

Aus Platzgründen ist ihm die Vierwege-Taste zum Opfer gefallen. Ihre Funktionen lassen sich wie schon bei der X-E3 bei Bedarf durch Wischen nach links, rechts, oben und unten auf dem Touch-Monitor aufrufen. Dabei kommt man allerdings schnell mit dem Verschieben des AF-Messfeldes ins Gehege. Wir raten daher von der Nutzung der Wisch-Funktionen ab, zumal die wichtigsten Einstellungen über das Q(uick)-Menü schnell im Zugriff sind.

Fuji X-T30 schräg

Die X-T30 ist in Schwarz oder Schwarz-Silber erhältlich. Eine Anthrazit-Variante soll ab Mai erhältlich sein. Die Fokusmodi lassen sich mit einem Hebel neben dem Objektiv wählen.

Foto: © Fujifilm

Das Q-Menü lässt sich individuell konfigurieren und – anders als das Hauptmenü – per Touch bedienen. Das AF-Messfeld kann der Fotograf übrigens auch im Sucherbetrieb per Touch-Pad verschieben; mit dem Joystick geht das aber unseres Erachtens einfacher. Optimieren könnte Fuji das Menü: Manche Einträge sind nur mit Mühe auffindbar und die Kamera merkt sich den zuletzt gewählten Eintrag nicht, sodass der Fotograf immer wieder neu durch die langen Listen scrollen muss. Abhilfe schafft das Mein-Menü, in dem sich häufig benutzte Einstellungen hinterlegen lassen.

Der 3,0-Zoll-Monitor ist mit einem Zwei-Wege-Klappmechanismus ausgestattet (45 Grad nach unten, 95 Grad nach oben). Für Selfies oder Hochformataufnahmen vom Stativ lässt er sich also nicht in die passende Klappposition bringen. Unterschiede zur X-T3 zeigen sich auch beim Sucher, der deutlich kleiner ist (Vergrößerung 0,62fach statt 0,76fach) und entsprechend eine geringere Auflösung hat (2,36 statt 3,69 Millionen Punkte). Auch die Austrittspupille ist mit 17,5 mm kürzer als bei der X-T3 – bei Brillenträgern sind möglicherweise die Ecken das Bildes im Sucher abgedunkelt. Über die Boost-Funktion lässt sich die Bildwiederholrate von 60 auf 100 Hertz umschalten. Sowohl Sucher als auch Monitor zeigen bei Bedarf eine elektronische 2D-Wasserwaage an.

Starke Ausstattung mit 4K-Video

Die Fujifilm X-T30 ist sehr gut ausgestattet. Im Vergleich zur Vorgängerin hat Fuji vor allem den Autofokus und den Videomodus verbessert. Das hybride Autofokus-System kann nun auf 2,16 Millionen Phasen-Detektionspixel zurückgreifen, die über das gesamte Bildfeld verteilt sind. Bei mehreren Personen im Bild kann der Fotograf bei aktivierter Gesichtserkennung und Gesichtsauswahl mit Hilfe des Joysticks zwischen den Gesichtern hin und herwechseln; Augen erkennt der AF natürlich auch. Außerdem funktioniert er nun bei weniger Licht besser – laut technischen Daten wurde die Empfindlichkeit von -1 EV auf -3 EV verbessert.

Fuji X-T30 back

Der Touch-Monitor der X-T3 lässt sich nach oben oder unten, aber nicht zur Seite klappen. Neu ist der Joystick rechts vom Monitor.

Foto: © Fujifilm

Wirklich erstaunlich für eine 950-Euro-Kamera ist der Videomodus. Schon die X-T20 nahm 4K auf, die X-T30 beherrscht nun neben dem normalen 16:9-Format auch DCI-4K mit 17:9 (4096 x 2160 Pixel) – beides mit bis zu 30p und ohne Crop. Full-HD ist auch mit 60p möglich, für 5fach-Zeitlupen sogar mit 120p (dann allerdings mit Crop). Die Kamera erfasst bei 4K – ähnlich wie einige Sony-Kameras – sogar mehr Pixel als notwendig (6K) und rechnet diese auf 4K herunter. Zusammen mit der auf maximal 200 Mbit/s angehobenen Datenrate ergibt sich damit eine hervorragende Videoqualität.

Verbessert wurde die Aufzeichnung per HDMI auf einem externen Rekorder – sie ist nun mit mit maximaler Qualität möglich, sprich 10 Bit Farbtiefe und einer Farbunterabtastung von 4:2:2. Intern auf SD-Karte wird mit 8 Bit und 4:2:0 aufgenommen. Sowohl intern als auch extern lässt sich das logarithmische F-Log-Gamma wählen, um optimales Ausgangsmaterial für das nachträgliche Color-Grading zu erhalten. Wer schon in der Kamera einen Look auf das Video legen will, kann unter anderem den für Film optimierten Eterna-Bildstil wählen.

Neben einem Mikrofon lässt sich über die neue USB-C-Buchse auch ein Kopfhörer anschließen. Dass Fuji auch an praktische Details gedacht hat, zeigt die Funktion „Video-Stummschaltsteuerung“. Ist diese aktiviert, so lassen sich während der Videoaufnahme Einstellungen (zum Beispiel Blende, Zeit, ISO, Belichtungskorrektur, Aufnahmepegel) geräuschlos über den Touchscreen statt über mechanische Räder ändern. Einzige Schwachstelle beim Video ist die maximale Aufnahmelänge: Bei 4K beträgt sie 10, bei Full-HD 15 Minuten.

Fuji X-T30

Klassische Bedienung mit Zeitenrad. Für Zwischenwerte oder kürzere Zeiten als 1/4000s muss zusätzlich das hintere Einstellrad bemüht werden.

Foto: © Fujifilm

Klassentypisch schafft der mechanische Verschluss 1/4000 s. Zusätzlich zum mechanischen bringt die X-T30 einen elektronischen Verschluss mit, der Zeiten bis zu 1/32.000 s und das lautlose Auslösen ermöglicht. Weitere Ausstattungsmerkmale sind Intervallaufnahmen, Filmsimulationen, ein Körnungseffekt, die Raw-Konvertierung direkt in der Kamera, manuelle Fokus-Hilfen wie Peaking und zur Fernsteuerung und Bildübertragung per App sind natürlich auch an Bord. Zur noch besseren Ausstattungswertung fehlt im Wesentlichen der Bildstabilisator in der Kamera, der bei Fuji für die X-H1 reserviert bleibt.

Geschwindigkeit und Bildqualität der Fujifilm X-T30

Die X-T30 bringt mehrere Serienbildmodi mit. Die höchste Geschwindigkeit von 30 Bilder/s ist allerdings nur mit elektronischem Verschluss und 1,25fach Crop möglich. Ohne Crop mit E-Verschluss gelingen immer noch 20 Bilder/s, dabei haben wir 42 JPEGs oder 14 Raws in Folge gemessen. Mit mechanischem Verschluss schafft die Kamera respektable 8 Bilder/s, dann für rund 190 JPEGs oder 20 Raws in Folge. Vom etwas kleinen Raw-Puffer abgesehen sind das hervorragende Werte. Grundsätzlich funktionieren alle Serienbildmodi auch mit AF-C, wobei die Geschwindigkeit einbrechen kann, wenn sich die Entfernung ändert.

Sehr gut ist auch die JPEG-Bildqualität mit dem Referenzobjektiv XF 2,4/60 mm Macro. Die X-T30 hat eine hohe Auflösung, die bei ISO 160 einen Wirkungsgrad von gut 91 % erreicht. Danach sinkt sie zunächst geringfügig, ab ISO 800 etwas stärker. Ab ISO 3200 liegt der Wirkungsgrad dann nur noch bei gut 67 % und die Bilder wirken in der 100-%-Ansicht nicht mehr optimal scharf. Interessanterweise haben wir durchgängig eine etwas höhere Auflösung gemessen als bei der X-T3.

Das Bildrauschen steigt ebenfalls langsam und kontinuierlich an. Der Dynamikumfang ist mit maximal 8,3 Blendenstufen eher etwas unterdurchschnittlich. Unter dem Strich erreicht die X-T30 die gleiche Bildqualitätswertung wie ihre Vorgängerin X-T20 mit 24-Megapixel-Sensor und ist minimal besser als die X-T3.

Belegbild Fuji X-T30

Bis ISO 400 ist die Bildqualität tadellos. Dieses Bild entstand mit dem Filmstil „Velvia“.
Kamera: Fujifilm X-T30, Objektiv: XF 2,8/8-16 mm R LM WR, Einstellungen: f/2,8, 8 mm (12 mm beim KB), 1/15 s, ISO 400.

Foto: © Andreas Jordan

FAZIT

Trotz ihres relativ niedrigen Preises von rund 950 Euro gehört die X-T30 zu den besten spiegellosen APS-C-Kameras. Wer auf die Neuerungen – die vor allem den AF und den Videomodus betreffen – verzichten kann, sollte die Vorgängerin X-T20 in die Wahl ziehen, die der X-T30 bei Bildqualität und Geschwindigkeit kaum nachsteht und die es schon für 700 Euro Straßenpreis gibt. Mit beiden Kameras ist der qualitativ hochwertige Einstieg in das wohl am besten ausgebaute spiegellose APS-C-System zum attraktiven Preis möglich.

> Hier gelangen Sie zum Download der Tabelle mit den Ergebnissen aus unserem Test: Fujifilm X-T20, Fujifilm X-T30, Fujifilm X-T3.

Labormessungen: Anders Uschold

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Dieser Test wurde in unserer Ausgabe fotoMAGAZIN 5/2019 veröffentlicht.

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