Im Test: Canon EOS R3, Nikon Z9 und Sony Alpha 7 IV

Die spiegellose Vollformat-Generation von Canon, Nikon und Sony: Wir haben die EOS R3, Nikon Z9 und Sony Alpha 7 IV getestet und mit ihren Konkurrenzmodellen verglichen.

Farbiges Porträt von Andreas Jordan vor neutralem Hintergrund

Andreas Jordan

Andreas Jordan leitet das Technik-Ressort beim fotoMAGAZIN.

Spiegellose Vollformatkameras

Die Canon EOS R3, Nikon Z9 und die kompaktere Sony Alpha 7 IV im Vergleichstest.

Fotos: © Hersteller

Die Vorteile der spiegellosen Technik haben längst die meisten Fotografen überzeugt. In einigen Bereichen dominieren aber noch Spiegelreflexkameras – vor allem in der Sportfotografie.

Dabei hatte Sony schon 2017 mit der Alpha 9 eine spiegellose Vollformatkamera mit 24 Megapixeln vorgestellt, die bei der Geschwindigkeit den SLRs von Canon und Nikon voraus war. Sie nutzte erstmals im Vollformat einen CMOS-Sensor in Stacked-Bauweise mit einer integrierten Speicherschicht (Markenname bei Sony: „Exmor RS“), Dieser ermöglicht lautlose Serien mit elektronischem Verschluss und 20 Bildern/s sowie ein Sucherbild ohne Dunkelphase („Blackout-frei“).

Durch das schnelle Auslesen des Sensors konnte Sony schon damals den Rolling-Shutter-Effekt des E-Verschlusses deutlich reduzieren. Für kurze Blitzsynchronzeiten wurde allerdings noch der mechanische Verschluss benötigt. Das gilt auch für die Nachfolgerin Alpha 9 II aus dem Jahr 2019.

Erst die Alpha 1 vom Frühjahr 2021 mit ihrem neuen Stacked-CMOS-Sensor ermöglicht auch das Blitzen mit E-Verschluss und einer kurzen Synchronzeit von 1/200 s. Mit einer Seriengeschwindigkeit von 30 Bildern/s bei 50 Megapixeln setzt sie bis heute Maßstäbe.

Nun ziehen also Canon und Nikon nach: Die ebenfalls mit Stacked-CMOS-Sensoren ausgestatteten Modelle EOS R3 (24 Megapixel) und Nikon Z9 (45,7 Megapixel) sind Ende 2021 auf den Markt gekommen und können ebenfalls mit E-Verschluss blitzen. Die Nikon Z9 kommt sogar als erste Vollformat-Fotokamera ganz ohne mechanischen Verschluss aus.

Ausstattung und Bedienung der Canon EOS R3

Beim Erstkontakt fällt auf, dass die Canon EOS R3 trotz ihres Hochformatauslösers mit gedoppelten Bedienelementen recht leicht ist – tatsächlich bringt sie mit Akku nur 1015 Gramm auf die Waage, die Nikon Z9 hingegen 1340 Gramm.

seitlicher Monitor Canon EOS R3

Die Canon EOS R3 bringt einen integrierten Hochformatauslöser mit.

Foto: © Canon

Die Bedienelemente sind aber sehr ähnlich aufgebaut wie bei der EOS-1D X III. Auf der Rückseite fehlt lediglich das Subdisplay unter dem Hauptmonitor und das Schulter-Display ist etwas kleiner. Einige Tasten auf der Rückseite sind im Dunkeln beleuchtet. Unter dem Strich dürften sich der SLR-Fotografen schnell an die R3 gewöhnen.

Ein wesentlicher Unterschied zur SLR ist natürlich der Sucher. Er hat wie beim hochauflösenden Schwestermodell EOS R5 5,76 Millionen Punkte (Vergrößerung 0,76fach) und zeigt ein sehr natürliches Bild, das weitgehend frei von Artefakten ist. Die Bildwiederholrate beträgt bis zu 120 fps und lässt sich so einstellen, dass sie auch bei sehr wenig Licht noch eine flüssige Ansicht mit 60 fps liefert.

Was ist bei der Canon EOS R3 neu?

Der wichtigste Vorteil gegenüber der EOS R5 ist die unterbrechungsfreie Ansicht auch bei 30 Bilder/s. Eine weitere Besonderheit ist, dass sich Sucher und Monitor auf eine optische Sucher-Simulation (OVF) mit größerem Dynamikumfang umschalten lassen. Der OVF-Modus bietet allerdings keine WYSIWYG-Ansicht – eine Belichtungskorrektur wirkt sich also nicht auf das Sucherbild aus, was wiederum beim Blitzen im Studio von Vorteil ist.

Eine weitere Neuerung in Canons Profi-Segment ist, dass sich der 3,2-Zoll-Monitor auch zur Seite ausschwenken lässt. Er hat außerdem eine Rekordauflösung von 4,15 Millionen Bildpunkten. Wie bei Canon üblich ist eine komplette Touch-Steuerung möglich.

Wirklich umstellen muss sich, wer den neuen Augensteuerungs-AF nutzen will. Zwar hatte Canon die Technologie schon in den 90er-Jahren in einige analoge EOS-Modelle integriert, nun soll sie aber besser funktionieren.

Zunächst muss man die Kamera hierfür mit dem Auge am Sucher kalibrieren – und zwar idealerweise im Quer- und im Hochformat. Danach lässt sich ein Augen-Pointer in Form zweier Kreise auf das zu fokussierende Motiv lenken. Das AF-Tracking, welches das Motiv über das Bildfeld verfolgt, kann dann beispielsweise mit dem Auslöser oder der AF-on-Taste aktiviert werden – und bleibt aktiv, auch wenn das Auge inzwischen auf ein anderes Motiv blickt.

Probleme kann es laut Canon bei harten Kontaktlinsen und bifokalen Sehhilfen geben. In unserem Test klappte die Kalibrierung mit einer Nicht-Gleitsicht-Brille zwar nach einigen Versuchen, das Verschieben des Messfeldes mit dem Auge gelang uns aber nicht immer.

Die herkömmliche Steuerung des AF-Messfeldes per Joystick oder Smart-Controller haben wir als zuverlässiger und einfacher empfunden. Am Ende muss wohl jeder Fotograf selber entscheiden, wie er das Messfeld steuert – genug Möglichkeiten hierfür gibt es jedenfalls.

So funktionieren Autofokus, Verschluss und IBIS bei der Canon EOS R3

Natürlich hat Canon auch den Autofokus selber weiterentwickelt. Wie schon in den letzten Canon-Kameras basiert er auf Deep-Learning, das heißt, er wurde auf das Erkennen und Verfolgen („Tracking“) bestimmter Motive trainiert.

Nach Personen (Körper, Gesicht, Augen) und Tieren (primär Hunde, Katzen und Vögel, inklusive Augen) sind nun Fahrzeuge hinzugekommen – einen wichtigen Einsatzbereich sieht Canon in der Sportfotografie von Motorrädern und Rennwagen. Dabei kann der AF auch zwischen Fahrzeug und Helm unterscheiden. So fokussiert die Kamera beispielsweise bei einem sich nähernden Motorrad zunächst auf das gesamte Fahrzeug und springt auf den Helm um, sobald dieser groß genug ist.

Im Menü kann man anwählen, welche Motive bei der Erkennung priorisiert werden. Wenn beispielsweise Mensch und Tier im Bild sind und die Erkennung auf „Person“ eingestellt ist, so heftet sich der AF an den Menschen, das Tier wird aber trotzdem erkannt, wenn der Mensch nicht mehr im Bild ist – man muss die Erkennung im Menü also nicht umstellen.

Verbessert hat Canon den Autofokus bei wenig Licht – der Hersteller gibt -7,5 EV an (EOS R5: -6 EV), allerdings bei Verwendung eines sehr lichtstarken Objektivs (1:1,2). Ähnliche Werte erreicht die Nikon Z 9: -6,5 EV im normalen und -8,5 EV im Sternenbildmodus – ebenfalls mit Lichtstärke 1:1,2. Die Sony Alpha 7 IV und Alpha 1 sind laut Herstellern bis -4 EV empfindlich, hier aber gemessen mit einem 1:2,0er-Objektiv.

Karussell

Erstmals in einer Profi-EOS lässt sich der Monitor der R3 zur Seite ausklappen.

Foto: © Canon

Schnell ist auch der Verschluss: Der mechanische erreicht die Profi-übliche 1/8000s, der elektronische sogar 1/64.000s. Einen Grund für den – anders als bei der Nikon Z9 – noch vorhandenen mechanischen Verschluss findet man beim Blitzeinsatz: Nur mit dem mechanischen Verschluss erreicht die EOS die kürzeste Synchronzeit von 1/250 s; mit reinem E-Verschluss liegt diese bei 1/180 s, mit erstem elektronischen Verschlussvorhang bei 1/200 s. Hier sind die Nikon Z9 und die Alpha 1 etwas besser, die mit E-Verschluss mit 1/200 s blitzen können.

Die Alpha 1 sticht außerdem mit einem ungewöhnlich schnellen mechanischen Verschluss hervor, der Synchronzeiten von 1/400 s ermöglicht. Wie bei der Sony Alpha 1 steht auch beim E-Verschluss ein Anti-Flicker-Modus für entsprechende Kunstlichtquellen zur Verfügung.

Natürlich hat die EOS R3 wie die EOS R5 und EOS R6 einen integrierten 5-Achsen-Bildstabilisator, der sich gegebenenfalls mit dem IS im Objektiv kombinieren lässt und dann gemessen nach CIPA-Standard bis zu acht Belichtungsstufen kompensieren soll. In unserem Test gelangen uns mit dem RF 4/24-105 mm L IS USM bei 70 mm scharfe Aufnahmen aus der Hand mit ca. 0,3 bis 0,5 s.

Weitere fotografische Funktionen sind: Unterstützung für das HEIF-Bildformat mit 10 Bit, Mehrfachbelichtungen, Intervallaufnahmen, HDR, Focus-Bracketing, GPS, Stromversorgung per USB, ein digitaler Multifunktionsschuh (bspw. für Mikros) und die Aufnahme von Voice-Memos.

Videofunktion und Geschwindigkeit der  EOS R3

Wegen der niedrigeren Sensorauflösung kann die Canon EOS R3 im Gegensatz zur R5 kein 8K-Video aufnehmen. Die maximale Auflösung liegt also bei 6K/60p, sprich der Sensor wird in der kompletten Breite mit 6000 Pixeln ausgelesen und in der Höhe mit 3164 Pixeln (DCI-4K mit Seitenverhältnis 17:9).

Sogar die Aufnahme im Raw-Format ist möglich, wofür allerdings eine schnelle CFexpress-Speicherkarte benötigt wird. Das gilt auch für 4K/60p oder 50p im All-I-Format und für 4K-Zeitlupen mit 120p bzw. 100p. 4K-Filme mit 60p und IPB- oder der doppelt so starke IPB-Light-Komprimierung lassen sich aber auf SD-Karte aufzeichnen. Im Test hatten wir übrigens anders als bei der EOS R5 keine Probleme mit Überhitzung.

Die 4K-Qualität ist hervorragend, nicht zuletzt, weil das 4K-Material per Oversampling aus 6K (DCI) oder 5,6K (UHD) gewonnen wird. Bei DCI-4K gibt es keinen horizontalen Crop, bei 4K-UHD einen minimalen. Stärker beschneidet die Kamera das Bild natürlich, wenn der digitale Bildstabilisator zugeschaltet wird. Zu den professionellen Video-Funktionen gehören C-Log und HDR-PQ mit 10 Bit Farbtiefe.

Nikon Z9

Der IBIS der EOS R3 arbeitet sehr effektiv. In Kombination mit dem ebenfalls stabilisierten 24-105 mm IS gelang uns diese scharfe Aufnahme aus der Hand mit 1 s.
Kamera: Canon EOS R3. Objektiv: RF 4/24-105 mm L IS USM. Aufnahmedaten: 24 mm, f/20, 1 s, ISO 100.

Foto: © Andreas Jordan

Wie die Sony Alpha 1 schießt auch die EOS R3 mit E-Verschluss bis zu 30 Bilder/s, mit mechanischem Verschluss haben wir knapp 12 Bilder/s gemessen. Autofokus und Belichtung werden im Servo-AF-Modus nachgeführt.

Bei der Serienbildlänge haben wir mit einer schnellen CFexpress-Karte 540 JPEGs, 161 Raws und 325 komprimierte Raws in Folge ermittelt. Danach brechen die Serien übrigens nicht ab, sondern werden lediglich etwas langsamer.

Ausstattung und Bedienung der Nikon Z9

Das Vorserienmodell der Z9 stand uns für diesen Test leider nur für einen Tag zur Verfügung. Wie erwähnt fällt sie schwerer aus als die EOS R3 ist, aber 20 % kleiner und gut 100 Gramm leichter als Nikons Sport-SLR D6.

Wand mit Kunst

Nikon Z9 mit integriertem Hochformatauslöser.

Foto: © Nikon

Die Bedienelemente sind wie bei Canon für Quer- und Hochformataufnahmen doppelt vorhanden, die Anordnung ist eine Mischung aus D6 und den spiegellosen Modellen Z6 und Z7. Anders als bei der D6 gibt es keine Knöpfe links vom Monitor und das kleine Info-Display unter dem Monitor fehlt.

Ein Schulter-Display ist aber genauso vorhanden wie der aus den Profi-SLRs bekannte Mode-Block mit integriertem Serienbildrad. Für das Arbeiten im Dunkeln sind auch hier die Knöpfe auf der Rückseite beleuchtet.

Eine Neuerung ist der beweglich gelagerte Monitor (3,2 Zoll, 2,1 Mio. Punkte), der sich – ähnlich wie bei einigen Fuji- und Panasonic-Kameras – in drei Richtungen kippen lässt, ohne aus der optischen Achse zur Seite schwingen. Die Kippvorrichtung hilft also auch bei Hochformataufnahmen.

Vorteil gegenüber einem seitlich ausklappbaren Monitor wie in der EOS R3: Die Gefahr des Abbrechens ist geringer und das Ausklappen geht schneller. Nachteil: Der Bildschirm kann nicht für Selbstaufnahmen genutzt und nicht mit der Display-Seite nach innen eingeklappt werden.

Der Sucher hat zwar eine geringere Auflösung als bei der EOS R3 (3,69 Mio. Punkte), dafür ist er aber etwas größer (Vergrößerung 0,8x statt 0,76). Mit 3000 Nits ist er außerdem extrem hell und lässt sich ähnlich wie bei der EOS R3 in eine Art HDR-Modus schalten, in dem es dann keine Belichtungsvorschau gibt.

Spätestens bei schnellen Serienbildern begeistert der OLED-Sucher wie bei Canon mit einer verzögerungsfreien Echtzeitansicht und der nicht vorhandenen Dunkelphase. Unter dem Strich nehmen sich die beiden Sucher nicht viel.

Etwas Besonderes hat sich Nikon übrigens zum Schutz des Sensors einfallen lassen. Während bei Canon der mechanische Verschluss den Sensor beim Objektivwechsel abdeckt, übernimmt diese Aufgabe bei Nikon ein einfacher Vorhang.

So funktionieren Sensor und Autofokus der  Z9

Der deutlichste Unterschied zur EOS R3 ist der Sensor, der – wie schon bei der Z7 (II) – rund 45,7 effektiven Megapixel mitbringt und damit eher mit der Sony Alpha1 mit 50 MP konkurriert. Parallelen zur Z7 II gibt es auch beim fehlenden Tiefpassfilter und dem Empfindlichkeitsbereich, der von ISO 64 bis 25.600 reicht und sich nach unten auf 32 und nach oben auf 102.400 erweitern lässt.

Zur hohen Geschwindigkeit trägt der neue Expeed-7-Bildprozessor mit dualer Bildverarbeitung bei. Konkret bedeutet dies, dass parallel Daten für den Sucher und für die Aufnahme aufbereitet werden. Die Kombination ermöglicht neben der Sucheransicht ohne Dunkelphase auch einen elektronischen Verschluss – ohne relevante Rolling-Shutter-Verzerrungen.

Als erste Vollformatkamera verzichtet die Nikon Z9 daher komplett auf den mechanischen Verschluss. Die kürzeste Verschlusszeit beträgt 1/32.000 s, die Blitzsynchronzeit 1/200 s bzw. 1/250 s mit reduzierter Leitzahl.

Nikon Z9 mit Monitor

Auch der Bildstabilisator der Nikon Z 9 funktioniert gut. Diese scharfe Aufnahme aus der Hand entstand bei 39 mm mit 0,3 s.
Kamera: Nikon Z 9. Objektiv: Z 2,8/24-70 mm S. Aufnahmedaten: 39 mm, f/2,8, 0,3 s, ISO 100.

Foto: © Andreas Jordan

Selbstverständlich hat auch Nikon den Autofokus weiterentwickelt. Wie bei der Z7 II bringt der Hybrid-AF 493 Messfelder mit, allerdings stehen mehr Messfelder für die automatische Messfeldwahl zur Verfügung (405). Deutlich verbessert wurde die Motivverfolgung – jetzt wie bei den SLRs des Herstellers mit 3D-Tracking. Für unterschiedliche Einsatzbereiche gibt es zehn AF-Bereichsmodi.

Der Autofokus verfügt ähnlich wie bei Canon über eine intelligente Objekterkennung auf Basis von Deep Learning und zwar für Menschen, Tiere (jeweils Körper, Gesicht, Auge), Vögel und Fahrzeuge. Die Kamera kann ebenfalls automatisch zwischen den Motiverkennungen umschalten, eine manuelle Wahl ist aber auch möglich, um bspw. zu verhindern, dass der AF bei einem Motorradrennen auf einen ins Bild laufenden Menschen springt.

Sony Alpha 7 IV

Der Monitor der Nikon Z 9 ist in drei Richtungen kippbar, bleibt aber immer in der optischen Achse.

Foto: © Nikon

Natürlich besitzt auch die Z9 einen ins Gehäuse integrierten 5-Achsen-Bildstabilisator mit Sensor-Shift (IBIS), dessen Effektivität verbessert wurde. Der IBIS lässt sich mit einigen VR-Objektiven synchronisieren und soll dann bis zu sechs Blendenstufen kompensieren können. Damit reicht er also auf dem Papier nicht ganz an die EOS R3 heran.

In unserem Praxistest fiel der Unterschied aber minimal aus: Auch bei der Z 9 konnten wir bei 70 mm (mit Z 2,8/24-70 mm) mit ca. 0,3 s aus der Hand scharfe Aufnahmen machen. In der Praxis dürfte das allerdings nur selten ein relevanter Unterschied sein, da gerade in der Sportfotografie, die Bewegungsunschärfe des Motivs relevanter ist als das Verwackeln des Fotografen.

Neuerungen gibt es auch bei den Raw-Formaten. Neben dem nicht komprimierten stehen zwei komprimierte „High Efficiency“-Raw-Modi zur Verfügung – das kleinste hat nur gut ein Drittel der Dateigröße des unkomprimierten Raws und ist damit lediglich etwas größer als ein JPEG in bester Qualität.

Ansonsten zeigen sich viele Gemeinsamkeiten zur Ausstattung der EOS R3. Dazu gehören der Blitzsynchron-und Ether­net-Anschluss, das GPS-Modul, Mehr- fachbelichtungen, HDR, Intervallaufnahmen, Focus-Bracketing und die Flimmerreduzierung.

Über USB-C lässt sich der Akku EN-EL18d laden (auch Power-Delivery im laufenden Betrieb). Der aus der D6 bekannte EN-EL18 kann ebenfalls verwendet werden, allerdings entfällt dann die USB-Ladefunktion. Die HDMI-Buchse ist übrigens – anders als bei Canon – vom großen Typ A.

Videofunktion und Geschwindigkeit der  Nikon Z9

Genauso viel Wert wie auf die fotografischen legt Nikon auf die Video-Funktionen. Zumindest auf dem Papier lässt die Z9 die Konkurrenz hinter sich. So kann sie bereits ab Werk 8K/30p ohne Crop aufnehmen und zwar mehrere Stunden ohne Überhitzung. Mit einem Firmware-Update soll zeitnah sogar 8K/60p möglich sein.

Für 8K-Raw hat Nikon das eigene Format N-Raw entwickelt, das ebenfalls per Firmware-Update nachgeliefert wird. 4K-Raw lässt sich auch mit Apples ProRes Raw HQ aufzeichnen. Insgesamt stehen nach dem Firmware-Update drei verschiedene 8K-Auflösungen zur Verfügung: 8256 x 4644 (N-Raw, volle Sensorbreite), 8192 x 4320 (DCI-8K) und 7680 x 4320 (8K-UHD).

Zeitlupen mit 120 fps gelingen wie bei Canon mit 4K-Auflösung. Das horizontale Bildfeld beschneidet die Z9 nur, wenn der elektronische Bildstabilisator zugeschaltet ist. Der funktioniert übrigens erst ab 4K. Für die optimale Nachbearbeitung steht ein N-Log-Profil zur Verfügung.

30 Serienbilder/s erreicht die Z9 nur in einem speziellen JPEG-Modus, mit Raws ist sie auf 20 Bilder/s beschränkt. Wir haben bei JPEGs und 30 B/s mit einer schellen CFexpress-Karte von SanDisk 198 Bilder in Folge gemessen. Mit 20 Bildern/s waren über 2000 JPEGs in Folge möglich.

Bei Raws hängt die Länge vom Format ab. Bei nicht komprimierten Raws wurde die Kamera nach 72 Bildern langsamer, im am stärksten komprimierten Raw-Format konnten wir wie von Nikon angegeben mehr als 1000 Bilder in Folge aufnehmen.

Mit reduzierter Auflösung (11 MP) sind sogar Serienfrequenzen von 120 JPEGs/s möglich – wir haben 737 Bilder in Folge ermittelt. In allen Serienmodi führt die Kamera AF und Belichtung nach. Als Speicher stehen übrigens anders als bei Canon zwei CFexpress-Laufwerke zur Verfügung.

Bildqualität und Laborergebnisse der Sony Alpha 7 IV

Die Alpha 7 IV profitiert von den neusten ergonomischen Fortschritten bei Sony: Der Griff ist angenehm groß, die Touch-Bedienung ist – wie bei Canon und Nikon – konsequent implementiert, es gibt ein moderneres Menü und der Monitor lässt sich auch zur Seite ausschwenken.

Sony Alpha 7 IV mit seitlichem Monitor

Die Sony Alpha 7 IV verzichtet auf einen Hochformatauflöser. Bei Bedarf lässt sich der Batteriegriff VG-C4EM (ca. 450 Euro) ansetzen.

Foto: © Sony

Deutlich verbessert gegenüber der Alpha 7 III wurde auch der Sucher, der nun wie bei der Nikon Z9 ca. 3,7 Millionen Bildpunkte auflöst. Der Hybrid-Autofokus erkennt Menschen und Tiere, darunter auch Vögel, wobei jeweils auch die Augen identifiziert werden.

Sony hat bisher einmalige Funktionen wie eine Focus Map integriert, die unterschiedliche Schärfeebenen mit verschiedenen Farben markiert. Einzigartig ist auch die Focus-Breathing-Korrektur, welche die Veränderung des erfassten Bildfeldes bei verschiedenen Entfernungseinstellungen digital ausgleicht – das funktioniert aber nur mit Sony-Objektiven.

Videos nimmt die Alpha 7 IV mit 4K/60p und APS-C-Crop auf; dieser entfällt bei 4K/30p. 120p-Zeitlupen sind ebenfalls möglich, anders als bei der EOS R3 oder Nikon Z 9 aber nur in Full-HD.

Wie schnell ist die Sony Alpha 7 IV?

Prinzipiell nimmt die Alpha 7 IV Serien mit bis zu 10 JPEGs und komprimierten Raws pro Sekunde  auf. Anders als Canon und Nikon setzt Sony nicht auf Speicherkarten vom CFexpress Typ B, sondern auf CFexpress Typ A. Diese Karten sind kleiner und lassen sich in Kombilaufwerke mit SD-Karten nutzen.

Mit einer schnellen Typ-A-Karte konnten wir im Test sowohl JPEGs als auch bei komprimierten Raws mit einer ausreichend großen Karte praktisch unbegrenzt aufnehmen (Test nach 1000 Aufnahmen, also 100 s, abgebrochen). Bei der aktuell schnellsten SD-Karte (Sony UHS-II, 300 MB/s) waren ebenfalls unbegrenzte JPEGs, aber nur 58 komprimierte Raws in Folge möglich, bevor die Kamera langsamer wurde.

Verlustfrei komprimierte und unkomprimierte Raws nimmt die neue Sony übrigens nur mit gut 6 Bildern/s auf, wobei die Länge mit CFexpress Typ A ebenfalls über 1000 Bilder liegt, mit der schnellsten SD-Karte haben wir 46 (verlustfrei komprimiert) bzw. 22 (unkomprimiert) in Folge gemessen.

Blaue Stunde in Hamburger City

Wie die EOS R3 und die neueren Sony-Modelle Alpha 7S III und Alpha 7C hat auch die Alpha 7 IV einen seitlich ausklapp­baren Monitor.

Foto: © Sony

Wie ist die Bildqualität der Sony Alpha 7 IV?

Die Sensorauflösung hat Sony gegenüber der Alpha 7 III von 24 auf 33 MP angehoben. Im Labortest, den wir wie immer im JPEG-Modus und mit einem Referenzobjektiv durchgeführt haben, wollten wir wissen, wie sich das auf die Bildqualität auswirkt.

Wie üblich bereitet Sony die Bilddaten für das JPEG äußerst aggressiv auf, was bis ISO 400 zu einer gemessenen Auflösung führt, die über der Sensorauflösung liegt – sprich es entstehen künstliche Strukturen. Bei ISO 800 und 1600 bleibt die Auflösung mit Wirkungsgraden von über 100 % hoch. Ab ISO 3200 geht sie dann deutlich zurück (84 %), ist aber immer noch sehr gut, erst ab ISO 12.800 verschlechtert sie sich mit 74 % deutlich.

Das Bildrauschen fällt höher aus als bei der Alpha III oder Alpha 9 II, was wohl die Schattenseite der höheren Sensorauflösung und der aggressiven Bildaufbereitung ist. Parallel zum Bildrauschen fällt auch der Dynamikumfang schlechter aus, wobei die Raws ein deutliches Potenzial zur Erweiterung der Dynamik haben. Unter dem Strich schneidet die Alpha 7 IV wegen der hohen Auflösung trotzdem besser ab als die 7 III.

Für Langzeitbelichtungen in der blauen Stunde lässt sich der ISO-Wert der Alpha 7 IV auf 50 absenken. Im Raw-Konverter zeigt der Sensor ausreichend Potenzial für eine Dynamikerweiterung, wie in diesem Beispiel.
Kamera: Sony Alpha 7 IV. Objektiv: FE 4/24-105 mm G OSS. Aufnahmedaten: 24 mm, f/11, 5 s, ISO 50.

Foto: © Andreas Jordan

FAZIT

Aufgrund der Sensorauflösung konkurriert die EOS R3 am ehesten mit der Sony Alpha 9 II und ist bei den Serienbildern sogar noch etwas schneller – allerdings auch teurer. Die Nikon Z9 ist dagegen eher im Auflösungsbereich der Alpha 1 angesiedelt, aber 1300 Euro günstiger.

Zwar ist der Raw-Serienmodus etwas langsamer, trotzdem meldet sich Nikon mit der Z9  eindrucksvoll in der Profiklasse zurück. Die Alpha 7 IV spielt in einer anderen Liga und macht ebenfalls gegenüber ihrer Vorgängerin einen großen Schritt nach vorne.

Hier gelangen Sie zum Download der Tabelle mit allen Ergebnissen aus unserem Test der Vollformat-Spiegellosen. Da bei Redaktionsschluss (November 2021) für die Canon EOS R3 und Nikon Z9 noch keine Laborergebnisse vorlagen, haben wir keinen Testsieger gekürt.

Labormessungen: Anders Uschold

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Dieser Test wurde in unserer Ausgabe fotoMAGAZIN 1/2022 veröffentlicht.

 

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