Es werde Licht: das kleine 1x1 der Lichtsetzung

Über Lichtsetzung, den Lichtwert und Wellenlängen
06.03.2018

Die Bedeutung des Lichts für die Fotografie wird noch immer häufig unterschätzt. Dabei machen nicht die edlen Objektive oder die neuesten Kamerasensoren das Bild, sondern das Licht. Und wie Sie dieses gut setzen, verrät unser kleines 1x1 der Lichtsetzung.

 

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sichtbares Licht Lichtsetzung

Vom gesamten Strahlungsspektrum ist nur der kleine Wellenlängenanteil von 400 bis 750 Nanometer für den Menschen sichtbar.

© Markus Kluger, www.infografiker.de

Die wichtigsten Kenngrößen einer Lichtquelle sind die Intensität, die Farbe oder Temperatur und die Gerichtetheit. In der Physik spricht man vom Lichtstrom, vom Spektrum und von der Diffusität. Der Lichtstrom ist der für den Menschen sichtbare Anteil der Strahlung (siehe Bild rechts). Aus dieser Größe lassen sich dann die weiteren Größen wie die Lichtstärke (unter Bezug auf einen Raumwinkel), die Leuchtdichte (Bezug auf eine leuchtende Fläche) und die Beleuchtungsstärke (Bezug auf eine beleuchtete Fläche) ableiten. Und spätestens bei der Belichtung horcht auch der Fotograf auf – es handelt sich um das Produkt aus Beleuchtungsstärke und Belichtungszeit, angegeben in der Einheit Lux.

 

Das Spektrum einer Lichtquelle zeigt die Verteilung ihrer Beleuchtungsstärke in Abhängigkeit von der Wellenlänge. Aus dieser Kennlinie lässt sich ableiten, ob das Licht warm oder kühl erscheint, ob es alle Wellenlängen enthält oder Abrisse zeigt und ob es generell für fotografische Anwendungen taugt. Auch der Weißabgleich zur Neutralisierung lässt sich hieraus bestimmen.

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Vergleich: verschiedene Lichtquellen erzeugen unterschiedliche Schatten

Links: Eine einzelne, kleine Lichtquelle erzeugt einen harten Schatten.
Mitte: Eine zweite Lichtquelle erzeugt einen weiteren harten Schatten.
Rechts: Die 160 Leuchtdioden einer LED-Leuchte erzeugen 160 unterschiedliche, harte Schatten, die überlagert zu einem weichen Schatten werden.

© Tilo Gockel

Die Diffusität gibt an, wie kontrastreich die Schlagschatten und die Eigenschatten ausfallen. „Hartes“ Licht mit kontrastreichen Schatten entsteht aus punktförmigen Lichtquellen. Diffuses, „weiches“ Licht entsteht beispielsweise, wenn man mehrere Lichtquellen zu einer einzigen, großen Quelle kombiniert (siehe Schwarzweißbild).  Die Quelle wirkt hierbei kleiner (das Licht weniger diffus), wenn der Abstand zum Motiv groß ist. So ist die Sonne zwar eine sehr große Lichtquelle und sollte daher weiche Schatten erzeugen. Sie ist aber so weit entfernt, dass sie dennoch fast punktförmig wirkt.

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Spektren verschiedener Lichtquellen

Spektren verschiedener Lichtquellen. Ergänzt sind auch der passende Weißabgleich sowie die Eignung für die Fotografie.

© Markus Kluger, www.infografiker.de

Wie man Licht in der Fotografie einsetzt

In der Fotografie gilt bei der Auswahl eines Leuchtmittels, dass die Beleuchtungsstärke ausreichen muss und dass das Spektrum möglichst frei von Abrissen sein sollte. Ein gut geeignetes, dem Tageslicht ähnliches Spektrum zeigen Xenon-Blitze und Gasentladungslampen. Auch warme Halogenlampen sind nicht schlecht geeignet, da das Spektrum gleichmäßig und frei von Abrissen ist und sich der Orange-Stich leicht kompensieren lässt. Allerdings fehlt es diesen Lichtquellen am Blauanteil. Fluoreszenz- und LED-Leuchten sind per se nicht perfekt geeignet, weil deren Spektren nur aus einzelnen Peaks bestehen.

Die Diffusität kann der Fotograf verändern, indem er milchige Diffusoren oder streuende Reflektoren einsetzt – beide machen aus hartem Licht weiches Licht. Diffusoren nutzt man in Form von mit weißem Stoff bespannten Rahmen, weißen Durchlichtschirmen oder auch Softboxen, Octaboxen, Striplights und ähnlichen Aufbauten. Die Form als geschlossene Box hat hierbei den Vorteil, dass kein störendes Licht nach hinten abgestrahlt wird. Reflektoren sind ebenso als bespannte Rahmen oder auch in der Form von silbernen Reflexschirmen erhältlich. Genauso sind auch Mischlösungen wie die Schirmbox verfügbar. Sie kombiniert einen silbernen Reflexschirm mit einem vorne aufgespannten Diffusorgewebe.

Nach der Auswahl der Lichtquelle und des Lichtformers ist auch die Position des Lichts relevant. Hier kommt das Abstandsgesetz zum Tragen, welches besagt, dass der Abfall der Beleuchtungsstärke nicht etwa linear zum Abstand ist, sondern quadratisch. Weiter weg bedeutet nicht weniger Licht, sondern viel weniger Licht. Häufig ist das Abstandsgesetz eher hinderlich, aber man kann es tatsächlich auch zu den eigenen Gunsten einsetzen. Ist Ihr Gruppenbild ungleichmäßig ausgeleuchtet? Dann gehen Sie mit dem Licht auf mehr Abstand. Der Lohn ist ein geringerer Abfall über die Gruppe und somit ein gleichmäßigeres Licht. Der Preis ist ein viel höherer Bedarf an Lichtleistung. Für die Reflexion am Spiegel oder Remission an einer streuenden Oberfläche gilt wie beim Billard: Einfallswinkel gleich Ausfallswinkel – ein Sachverhalt, den man sich beim Einsatz von Reflektoren und auch beim Flash Bouncing, also dem Umlenken des Blitzes über Wand oder Decke, zunutze machen kann.

 

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fotoMAGAZIN

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