Im Interview: Guido Krebs von Canon

Wie entwickelt sich der Kamera- und Objektivmarkt und wie sieht Canon neue technische Entwicklungen wie den Global Shutter und die Bildauthentifizierung in der Kamera? Über diese Themen haben wir mit Guido Krebs, Leiter Technisches Marketing Canon-DACH, gesprochen.

Farbiges Porträt von Andreas Jordan vor neutralem Hintergrund

Andreas Jordan

Andreas Jordan leitet das Technik-Ressort beim fotoMAGAZIN.

Guido Krebs von Canon im Interview

Guido Krebs von Canon im fM-Interview.

Bild: Canon, Montage fotoMAGAZIN

fotoMAGAZIN: In welchen Bereichen sieht Canon zurzeit das größte Wachstums- und Innovationspotenzial auf dem Kamera- und Objektivmarkt?

Guido Krebs: Was den Imaging Markt angeht, sehen wir weiterhin den Wachstumsmarkt im Bewegtbild und bei hochwertigen spiegellosen Kameramodellen und Objektiven. Besonders gefragt werden weiterhin hochwertige und leistungsstarke Hybridprodukte sein.

fotoMAGAZIN: Canon hat Anfang November mit dem RF 2,8/24-105 mm L IS USM Z eine neue Serie von Hybrid-Objektiven gestartet, die sowohl für die Fotografie als auch für Video geeignet ist. Sind in 2024 weitere Z-Objektive geplant?

Guido Krebs: Zum aktuellen Zeitpunkt lässt sich sagen, dass dieses Objektiv vor allem bei Filmschaffenden äußerst beliebt ist und wir hier positives Feedback aus dem Markt bekommen haben. Zu kommenden Produkten können wir uns nicht im Detail äußern, möchten aber bestärken, dass wir vor allem in der Hybridität von Foto- und Videoprodukten enormes Potenzial für den Markt und Anwender:innen sehen. Dieser Ansatz wird auch weiterhin in unserem EOS-R-Lineup eine große Bedeutung haben und darauf werden wir den Fokus in den nächsten Jahren setzen. Das RF 24-105mm F2.8 L IS USM Z ist zudem der Start einer neuen Objektivserie und somit sind weitere Planungen impliziert.

Für das RF 2,8/24-105 mm L IS USM Z bietet Canon ab März 2024 zwei Powerzoom-Adapter an, die sich an Filmer wenden.

Für das RF 2,8/24-105 mm L IS USM Z bietet Canon ab März 2024 zwei Powerzoom-Adapter an, die sich an Filmer wenden.

Bild: Canon

fotoMAGAZIN: Im Sport-Flaggschiff EOS R3 setzt Canon auf eine Sensor-Auflösung von 24 Megapixeln. Ist eine solche moderate Auflösung in der Sport- und Reportage-Fotografie immer noch ein Vorteil oder sehen Sie auch hier einen Bedarf an höheren Auflösungen?

Guido Krebs: Das Feedback der Nachrichten-Agenturen und Sportfotografen ist hier klar: keine höhere Auflösung. Hohe ISO-Perfomance und ein schlanker Workflow stehen hier im Vordergrund. Hauptsächlich Wildlife-Fotografen, im Speziellen Vogelfotografen, fragen nach höherer Auflösung, um nachträglich croppen zu können. Mit der EOS R5 bieten wir hier ein adäquates Produkt für diese Bedürfnisse an.

„Wir werden öfters nach Kameras im Retro-Design gefragt. Derzeit schätzen wir aber eine optimale Ergonomie als wichtiger ein.“

Guido Krebs, Canon

fotoMAGAZIN: Sony hat mit der Alpha 9 III erstmals eine Vollformatkamera mit Global Shutter vorgestellt, die unter anderem den Blitz mit sehr kurzen Verschlusszeiten synchronisieren kann. Wird sich Ihres Erachtens der Global Shutter bei Kameras durchsetzen oder hat er auch Nachteile, die ihn auf bestimmte Einsatzbereich beschränken?

Guido Krebs: Das lässt sich noch nicht abschließend beurteilen. Unsere EOS R3 lässt sich beispielsweise auch ohne Global Shutter mit 1/64.000 Sekunde blitzsynchronisieren*. Das Problem ist in der Praxis, dass die Abbrennzeiten auch zur Verschlusszeit passen müssen. Daher ist bei solch kurzen Verschlusszeiten nur ein Bruchteil der Blitzleistung nutzbar – egal mit welcher Verschlusstechnik. Auch müssen die Anwender entscheiden, ob ISO-Performance oder ein minimaler Rolling Shutter wichtiger ist.

*Im HSS-Blitzmodus (Anmerkung Redaktion)

Die EOS R3 ist Canons professionelle Sportkamera und kann bis 30 Bilder/s mit 24 Megapixeln schießen.

Die EOS R3 ist Canons professionelle Sportkamera und kann bis zu 30 Bilder/s mit 24 Megapixeln schießen.

Bild: Canon

fotoMAGAZIN: Leica und Sony haben zuletzt Kameras mit einer Bildauthentifizierung angekündigt, um gefälschten Fotos vorzubeugen. Plant Canon etwas Ähnliches, bspw. im Rahmen der C2PA-Allianz?

Guido Krebs: Canon hat zusammen mit der Nachrichtenagentur REUTERS und Starling Lab zuletzt an einem erfolgreichen „proof of concept“ gearbeitet. Hierbei geht es um ein Authentifizierungssystem zur Überprüfung der Echtheit von Fotos. Im Rahmen des Pilotprojekts nahm die Reuters-Fotojournalistin Violeta Santos Moura Bilder mit einem Prototyp einer Canon-Kamera auf, die jedem Foto und der dazugehörigen Zeit, dem Datum und dem Ort eine eindeutige Kennung (Hash-Wert) zuweist und sie anschließend kryptografisch signiert, um eine Vertrauensbasis für ihre Authentizität zu schaffen. Die Fotos werden dann in einer Blockchain registriert und nach jeder Änderung durch die REUTERS-Bilderredaktion aktualisiert. Dieser Prozess wird so lange fortgesetzt, bis das Foto mit seinen Metadaten, dem Änderungsverlauf und der Blockchain-Registrierung, die in das Foto eingebettet ist, unter Verwendung des neuen C2PA-Standards verteilt wird. Um die Authentizität des Bildes zu überprüfen, können Nachrichtenkunden den eindeutigen Identifikator (Hash-Wert) dann vergleichen.

fotoMAGAZIN: Sehen Sie bei Ihren Kunden einen Bedarf an Kameras mit Retro-Design, wie sie andere Hersteller im Angebot haben?

Guido Krebs: Wir werden öfters danach gefragt. Derzeit schätzen wir aber eine optimale Ergonomie als wichtiger ein.

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