Der Titel „Fotograf des Jahres 2025“ wurde an den britischen Fotografen Zed Nelson für seine Serie „The Anthropocene Illusion“ verliehen.
Foto: Zed Nelson
Die Sony World Photography Awards 2025 haben ihre Gewinnerinnen und Gewinner bekannt gegeben. Die Auszeichnungen, die jährlich von der World Photography Organisation in Kooperation mit Sony vergeben werden, gehören zu den international renommiertesten Preisen der Branche. Sie würdigen herausragende Leistungen in der Fotografie – von Nachwuchstalenten bis zu etablierten Bildschaffenden – in insgesamt vier Wettbewerben: Professional, Open, Student und Youth.
Zed Nelson ist Fotograf des Jahres 2025
Den prestigeträchtigen Titel „Photographer of the Year“ der Sony World Photography Awards 2025 sicherte sich der britische Dokumentarfotograf Zed Nelson. Seine Serie The Anthropocene Illusion entstand über einen Zeitraum von mehr als sechs Jahren und beschäftigt sich mit der künstlichen Inszenierung von Natur in einer zunehmend urbanisierten Welt. Nelson zeigt in eindrucksvoll komponierten Bildern Orte wie Wildparks, Aquarien und botanische Gärten – Orte, an denen der Mensch das Erlebnis „Natur“ rekonstruiert, obwohl er sich zunehmend von ihr entfremdet.
Photographer of the Year 2025 Zed Nelson (r.), Gesamtsieger der Sony World Photography Awards 2025, mit Masashi Takiguchi, President Sony Europe
Die Jury lobte Nelsons präzise Beobachtungsgabe, die visuelle Raffinesse und die gesellschaftliche Relevanz des Projekts. Neben einem Preisgeld in Höhe von 25.000 US-Dollar erhält Nelson neueste Digitalkameratechnologie von Sony sowie eine eigene Präsentation im Rahmen der Ausstellung zu den Sony World Photography Awards 2026.
Gewinner der SWPA in den professionellen Kategorien
Im Professional-Wettbewerb der Sony World Photography Awards 2025 wurden zehn thematische Kategorien ausgezeichnet. Besonders erfreulich: Auch zwei deutsche Fotografen zählen zu den Preisträgern:
Toby Binder gewann in der Kategorie Dokumentation mit seiner Reportage Youth in Northern Ireland, die die Lebensrealität junger Menschen im Spannungsfeld von Politik und Alltag beleuchtet.
Peter Franck überzeugte die Jury mit seiner Serie Short Stories in der Kategorie Stillleben.
Ebenfalls prämiert wurde die britische Fotografin Laura Pannack, die in der Kategorie Perspektiven für ihre feinfühlige Arbeit The Journey Home from School ausgezeichnet wurde.
Der Preis in der Kategorie Architektur bei den Sony World Photography Awards 2025 geht an die Kanadierin Ulana Switucha für ihre Serie: The Tokyo Toilet Project.
Bildbeschreibung: Im Rahmen des Tokioter Toilettenprojekts setzten 16 weltweit anerkannte Architekten ihre Kreativität ein, um das herkömmliche negative Image öffentlicher Toiletten zu beseitigen und 17 sichere, saubere und integrative Räume zu schaffen.
Das Tokioter Toilettenprojekt ist ein Stadtsanierungsprojekt in Shibuya-ku, Tokio, Japan, bei dem moderne öffentliche Toiletten entworfen und gebaut werden, die zu ihrer Benutzung anregen. Die markanten Gebäude sind sowohl Kunstwerke als auch öffentliche Einrichtungen. Die Bilder sind Teil eines größeren Werks, das die architektonische Ästhetik dieser Gebäude in ihrem städtischen Umfeld dokumentiert.
Die Serie Rhi-Entry erzählt von der geplanten dearMoon-Mission, einer zivilen Weltraumreise um den Mond, initiiert vom japanischen Milliardär Yusaku Maezawa.
Inspiriert von der Apollo-8-Mission von 1968, bei der Astronaut Bill Anders das ikonische „Erdaufgang“-Foto aufnahm und sich wünschte, Dichter hätten das Gesehene beschreiben können, sollten diesmal Künstler mitfliegen.
Aus über einer Million Bewerbungen wurde 2021 die britische Künstlerin Rhiannon Adam als einziges weibliches Crewmitglied ausgewählt. Drei Jahre bereitete sie sich intensiv auf die Reise vor. Doch 2024 wurde die Mission unerwartet abgesagt – ein emotionaler und persönlicher Rückschlag für alle Beteiligten.
Die Serie reflektiert das Spannungsfeld zwischen visionärem Aufbruch und plötzlichem Scheitern. Rhi-Entry erklärte die Jury der Sony World Photography Awards 2025 zum Sieger in der Profi-Kategorie Kreativ. Das Bild „They Should Have Sent Poets“, ein Diptychon, zeigt Rhiannon Adam mit zerbrochenem Raketenmodell auf der linken, und den Astronauten Bill Anders auf der rechten Seite.
„Divided Youth of Belfast“, lautet der Name der Serie, mit der der deutsche Fotograf Toby Binder die Kategorie Dokumentationsprojekte bei den Sony World Photography Awards 2025 gewann.
„Wäre ich am oberen Ende meiner Straße, hinter der Wellblechgrenze, geboren worden, wäre ich ein Brite. Unglaublich, das zu denken. Meine ganze Vorstellung von mir selbst, meine Bindungen an eine Kultur, mein Erbe, meine Religion, meinen Nationalismus und meine Politik sind allesamt ein Zufall. Ich war nur eine Straße davon entfernt, als mein „Feind“ geboren zu werden.
Paul McVeigh, in Belfast geborener Romanautor. Binder stellt fest, dass es „kaum ein anderes Land in Europa gibt, in dem ein vergangener Konflikt im täglichen Leben noch so präsent ist wie in Nordirland“. Es sind nicht nur die physischen Barrieren – die Mauern und Zäune – sondern auch die psychologischen Spaltungen in der Gesellschaft.
Toby Binder dokumentiert seit vielen Jahren, was es für junge Menschen, die alle nach der Unterzeichnung des Friedensabkommens geboren wurden, bedeutet, unter diesen generationenübergreifenden Spannungen in protestantischen und katholischen Vierteln aufzuwachsen.
Die Serie Alquimia Textil ist ein Gemeinschaftsprojekt des peruanischen Fotografen Nicolás Garrido Huguet und der Forscherin und Modedesignerin María Lucía Muñoz, das die natürlichen Färbetechniken der Kunsthandwerker von Pumaqwasin in Chinchero, Cusco, Peru, vorstellt.
Ziel des Projekts ist es, diese traditionellen Färbeverfahren, die viele Stunden sorgfältiger Arbeit erfordern und in der Textilbranche oft unterschätzt werden, bekannt zu machen und zu erhalten.
Das Foto „Waschen von Fasern“ zeigt die Färberinnen Dionisia, Nilda und Braulia beim Waschen der frisch gefärbten Fasern im See. Ein einzigartiger Aspekt von Naturfarben ist ihre Harmonie mit dem Ökosystem. Chemische Farbstoffe würden giftige Substanzen in den See freisetzen, aber Naturfarben fügen sich nahtlos in die Umwelt ein und bewahren ihr Gleichgewicht.
Für diese Fotoserie verlieh die Jury der Sony World Photograhy Awards 2025 Nicolás Garrido Huguet den Preis in der Profi-Kategorie Umwelt.
Peter Franck aus Deutschland ist Gewinner des professionellen Wettbewerbs in der Kategorie Stillleben bei den Sony World Photography Awards 2025.
Seine Serie Still Waiting präsentiert Collagen, die Momente des Innehaltens, des Wartens einfangen. Sie zeigen den Grenzbereich zwischen den Ereignissen, eine Schwelle, an der sich die Zeit zu dehnen scheint und die Bedeutungen unbestimmt bleiben.
Die Italienerin Chantal Pinzi gewinnt im professionellen Wettbewerb der Sony World Photography Awards 2025 die Kategorie Sport. Dieses Foto aus der Serie „Shred the Patriarchy“ zeigt die 18-Jährige Shradda Gaikwad.
Sie stammt ursprünglich aus Beed, einem weniger entwickelten Gebiet in Maharashtra, wohnt aber jetzt in Pune. Sie stolperte über das Skateboardfahren, als sie ihrem Vater, der als Wachmann in einem Sportgeschäft arbeitete, das Mittagessen brachte.
Heute ist Shradda Gaikwad eine nationale Meisterin. Hier zeigt sie in einem weißen Sari einen „Fly Out Indy Grab“ aus der Bowl im Park von Pune.
Gui Christ aus Brasilien ist der Sieger in der Kategorie Portät beim Profi-Wettbewerb der Sony World Photography Awards 2025. Das Foto „Das wahre Bild von Yemanjá“ ist ein Porträt von Samara Azevedo, die die Yoruba-Gottheit der Meere, Yemanjá, darstellt.
Yemanjá ist die beliebteste Orixá in Brasilien, aber aufgrund von Rassismus wurde ihr Bild verändert. In Afrika wird sie als korpulente schwarze Frau mit großen Brüsten dargestellt, die das Nähren symbolisieren soll, aber in Brasilien hat sich ihre Darstellung in eine schlanke weiße Frau verwandelt.
Wie Samara arbeiten viele jüngere Afrobrasilianer daran, Yemanjás ursprüngliches Bild wiederherzustellen und Vorurteile zu bekämpfen.
Laura Pannack (Großbritannien) heißt die Gewinnerin in der Kategorie Perspektiven im professionellen Wettbewerb der Sony World Photography Awards 2025.
In ihrer Serie „Der Heimweg von der Schule“ erforscht sie das turbulente öffentliche Leben junger Menschen in der von Gangs beherrschten Gegend Cape Flats in Kapstadt, Südafrika, wo ihr täglicher Schulweg mit dem Tod bedroht ist.
Unter Verwendung von handgemachten, experimentellen Lo-Fi-Techniken untersucht dieses Projekt, wie junge Menschen zu Fuß zur und von der Schule gehen müssen, um der täglichen Bedrohung durch das Kreuzfeuer der Gangs zu entgehen.
Mit der Serie „The Strata of Time“ gewinnt Seido Kino (Japan) die Kategorie Landschaft im professionellen Wettbewerb der Sony World Photography Awards 2025.
Dieses Projekt lädt den Betrachter ein, darüber nachzudenken, was es für ein Land bedeutet, zu wachsen, und welche Vor- und Nachteile mit diesem Wachstum verbunden sind, indem Archivfotos aus den 1940er bis 1960er Jahren mit aktuellen Szenen desselben Ortes überlagert werden.
Das Foto „Urbanisation“ zeigt Fukuyama in der Präfektur Hiroshima. wurde von der Nippon Kokan Corporation als Standort für den Bau eines neuen Stahlwerks ausgewählt. Zu dieser Zeit war es Mode, dass Provinzstädte Unternehmen einluden, ihre Fabriken dort zu errichten.
Fukuyama City war erfolgreich, aber einige Anwohner waren mit der Veränderung der Landschaft unzufrieden. Dieses Foto wurde mit einem Archivbild kombiniert, das von Takayoshi Nagai zur Verfügung gestellt wurde.
Gesamtsieger der Sony World Photography Awards 2025 und zugleich Sieger in der Kategorie Wildlife ist der Brite Zed Nelson.
In seiner Bildserie The Anthropocene Illusion dokumentiert er über einen Zeitraum von sechs Jahren auf vier Kontinenten das gestörte Verhältnis zwischen Mensch und Natur. Ausgehend vom Begriff des Anthropozäns – der Epoche, in der der Mensch zum dominierenden Einfluss auf die Umwelt wurde – untersucht Nelson Orte wie Zoos, Safariparks oder Naturkundemuseen.
Diese künstlichen Räume dienen dem menschlichen Bedürfnis, Natur zu erleben, offenbaren jedoch zugleich die wachsende Entfremdung und die fortschreitende Zerstörung natürlicher Lebensräume.
Die Serie macht die Widersprüche zwischen dem Wunsch nach Naturverbundenheit und dem realen Handeln des Menschen sichtbar. Dieses Bild wurde auf der Uketula lion ranch in Südafrika aufgenommen.
In der Offenen Kategorie der Sony World Photography Awards 2025 gewinnt der Franzose Olivier Unia. Sein Foto stammt aus einem Projekt über die marokkanische Reitkunst Tbourida. Es zeigt einen Reiter, der während einer Vorführung von seinem Pferd abgeworfen wird.
Studentenfotografin des Jahres bei den Sony World Photography Awards 2025 ist Micaela Valdivia Medina aus Peru, die sich in ihrer Bildserie „The Last Day We Saw The Mountains ans the Sea“ mit dem Leben inhaftierter Frauen in Frauengefängnissen in Chile beschäftigt hat.
Als Jugendfotograf des Jahres bei den Sony World Photography Awards 2025 geht Daniel Dian-Ji Wu (16) aus Taiwan hervor. Sein Foto zeigt einen Skateboarder, der einen Trick vor einem Sonnenuntergang in Venice Beach, Los Angeles, zeigt.
Auszeichnungen im Open, Student und Youth Wettbewerb
Der Open Photographer of the Year 2025 ist der französische Fotograf Olivier Unia, der mit Tbourida La Chute einen dramatischen Moment bei einer marokkanischen Reitshow einfing – ein Bild voller Dynamik, Spannung und kultureller Tiefe. In der Kategorie Student setzte sich Micaela Valdivia Medina von der Universidad de Lima durch. Ihr Projekt My Roots thematisiert die Verbindung zwischen Identität, Herkunft und Erinnerung. Als Youth Photographer of the Year wurde der 16-jährige Daniel Dian-Ji Wu aus Taiwan ausgezeichnet. Seine Serie Home befasst sich mit familiären Strukturen in einer Zeit digitaler Kommunikation und kultureller Umbrüche.
Die besten Arbeiten der Sony World Photography Awards 2025 sind noch bis zum 5. Mai 2025 in einer groß angelegten Ausstellung im Somerset House in London zu sehen. Gezeigt werden nicht nur die Gewinnerprojekte, sondern auch Arbeiten aus den Shortlists aller vier Wettbewerbe. Die Schau bietet damit einen umfassenden Überblick über die gegenwärtige Vielfalt und Qualität der internationalen Fotografie.