Die besten Bildbände 2023

Egal ob Sie auf der Suche nach einem Geschenk sind oder nach Inspirationen für sich selbst: Hier finden Sie die vom fotoMAGAZIN für am besten befundenen Bildbände des Jahres 2023.

Manfred Zollner

Manfred Zollner

Chefredakteur fotoMAGAZIN

Bücherregal mit Bildbänden
Foto: © Getty Images / Pawel_B

Unser foMA-Rating:

✸  ✸  ✸  ✸  ✸  Muss unbedingt in Ihr Regal
✸  ✸  ✸  ✸  Hat das Zeug zum Klassiker
✸  ✸  ✸  Der Kauf lohnt sich
✸  ✸  Nur für thematisch Interessierte
✸  Darauf können Sie verzichten

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Ute & Werner Mahler / Wolfgang Kil: Lissabon ’87/88

Happy End für ein lange in Vergessenheit geratenes Buchprojekt von Ute und Werner Mahler aus den Jahren 1987/1988. Das ostdeutsche Fotografenpaar reiste noch zu DDR-Zeiten zweimal nach Lissabon, um die Stadt und ihre Bewohner für ein Buchprojekt zu porträtieren. Doch vor der Fertigstellung ihres Bildbands fiel die Berliner Mauer und in der folgenden Wendezeit wurde das Buch nicht mehr realisiert.

Buch des Monats_Lissabon
Foto: © Ute Mahler & Werner Mahler

Heute zählen die Mahlers zu den bekanntesten deutschen Fotojournalisten und ihr portugiesisches Projekt wird endlich in einem kleinen Büchlein veröffentlicht. Ihre schwarzweißen Straßenfotografien aus einem Land im Gründerfieber und einer Stadt im Wandel sind Dokumente des ersten Fotoprojekts, das die Mahlers als Co-Autoren umgesetzt haben. Eine Suche nach dem Charakter und Gesicht einer Stadt, die sich neu (er)findet.

Cover Buch des Monats Lissabon_U1_gr_New

16 x 21,2 cm, 192 Seiten, 80 Abb., Hartmann Books, 28 Euro
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> Lissabon ´87/88

Hans-Michael Koetzle: Reden wir über Fotografie

Werke wie dieser Reader zur Fotogeschichte erscheinen hierzulande leider viel zu selten. Ein Fotobuch ohne Fotos, stattdessen ein Bändchen voller Essays und Interviews des deutschen Fachjournalisten und Kurators Hans-Michael Koetzle mit legendären Fotografen wie Saul Leiter, Joel Meyerowitz, William Eggleston und Paolo Roversi. Koetzle, dessen Artikel über die Jahre auch immer wieder im fotoMAGAZIN publiziert wurden, hat 2022 den renommierten Kulturpreis der Deutschen Gesellschaft für Photographie (DHGPh) erhalten.

koetzle-buch Cover

11,5 x 16,2 cm, 384 Seiten, Kehrer Verlag, 28 Euro
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> Reden wir über Fotografie

Frank Kunert: Carpe Diem

Frank Kunerts Miniatur-Wunderland ist voller surrealer Traumszenarien – mit wiederkehrenden Ausblicken und Fluchtpunkten ins bodenlos Absurde. In seinen menschenleeren Modellbau- Inszenierungen kommentiert Kunert biederes Wohndesign und sterile Büroarchitektur mit kafkaesken Raumbildern. In den gräulichen Fassaden der Vergangenheit findet sich bei seinen Szenenbildern kaum ein realistisch erreichbarer Ausweg. Aus seinem Phantasialand der Fotokunst hat Kunert erneut ein angenehm schräges Bilderbuch mitgebracht.

frank kunert Cover

22,5 x 22,5 cm, 80 Seiten, 40 Abb., Hatje Cantz Verlag, 20 Euro
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> Carpe Diem

Øyvind Hjelmen: Broken Shadow

Blicke in die Schattenzonen der Erinnerung, Visualisierungen der Emotionen lyrisch aufgeladener Augenblicke nah an der Natur und an den Grundfragen der Existenz. Der Norweger Øyvind Hjelmen erzählt in seinen Bildern von seinen persönlichen Wurzeln, Trieben und den Unschärfezonen des Leben.

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Foto: © Øyvind Hjelmen

„Broken Shadow“ ist voller Aufnahmen wie Seelenwanderungen durchs Dämmerlicht. Der Fotokünstler triggert mit seinen Schwarzweißbildern Urinstinkte. Wer sich beim Blättern durch dieses Bild- universum treiben lässt, der mag bei diesem Abenteuer auch verborgene Seiten seines Ichs entdecken.

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24 x 28,8 cm, 104 Seiten, 52 Duplex-Abb., Engl./Norweg. Texte, 45 Euro, Kehrer Verlag
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> Broken Shadow

Light on the Riviera

Sommerlicher Sehnsuchtsort, Spielplatz der Reichen und Schönen – und immer wieder auch der Künstler-Avantgarde: Die Côte d´Azur weckt Erinnerungen an Jacques-Henri Lartigues Schnappschüsse hübscher Badenixen, Picassos Vergnügungen am Strand von Antibes und Helmut Newtons Nackte in Monte Carlo. All dies und viele andere wunderbare Bilder, die an der Riviera entstanden sind, vereint dieser Bildband, den Genevieve Janvrin klug zusammengestellt hat. Nach der Lektüre möchten wir am liebsten sofort einen Flug nach Nizza buchen.

Cover Côte d ́Azur

27,5 x 34 cm, 256 Seiten, über 250 Abb., teNeues Verlag 60 Euro
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> Light on the Riviera

Gregor Sailer: Unseen Places

Ungesehene Orte – dieser Buchtitel passt, denn Gregor Sailer sucht seit über 20 Jahren das Entlegene, Verborgene, die Randzonen der Zivilisation. Der Österreicher findet dort surreale, dystopische Orte und Szenerien, menschenleere Strukturen, die er mit analogen Mittelformat- und Großformatkameras sachlich nüchtern ablichtet. Von Scheinarchitekturen und fernen Forschungsstationen an den Rändern der Welt: Der schöne Katalog zur jüngsten Ausstellung von Sailers Werk im Kunst Haus Wien vereint Arbeiten aus seinem ganzen Schaffen.

Cover Gregor Sailer

24 x 30 cm, 144 Seiten, 164 Farb-Abb., Kehrer Verlag, 29,90 Euro
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> Unseen Places

XAVI Bou: Ornitographies

Xavi Bous „Ornithographien“ machen das Unsichtbare, das kaum Vorstellbare plötzlich erkennbar: Sie zeigen uns die Flugbahnen einzelner Vögel und ganzer Vogelschwärme, nachdem der Fotograf hunderte einzelner Flugstudien der Tiere digital zu abstrakten Linien am Himmel zusammenkopiert hat. So kumulieren sich kunstvoll Flügelschläge vor dem Hintergrund archaischer Landschaften oder einfach nur vor dem Blau eines endlosen Horizontes.

Buch des Monats Ornithography_#247
Foto: © Xavi Bou

In seiner Arbeit vereint der Spanier herausragende Qualitäten als Vogelflugforscher, Fährtenleser und Konzeptkünstler. Xavi Bous Bildband ist ein Meisterwerk geworden, das in zwei Sektionen aufgeteilt zum horizontalen und vertikalen Blättern einlädt. So wandert unser Blick über Spiralmuster, streng horizontale Fluglinien und verdichteten Bewegungswolken – abstrakte Zeichnungen auf den Schwingen der Natur.

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28,5 x 31 cm, 190 Seiten (135 horizontal & 55 vertikal), Lynx Editions, 55 Euro
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> Ornitographies

Inge Morath: Hommage

Schöner Bildband zum 100. Geburtstag der österreichischen Magnum-Fotografin. Inge Morath (1923-2002) war die erste Frau in der Macho-Clique der berühmten Fotografenvereinigung Magnum. Zunächst als Mitarbeiterin in der Pariser Zentrale angeheuert, schaffte Inge den Quereinstieg in die elitäre Runde der besten Bildjournalisten der Welt. Der Bildband zur Münchner Retrospektive vereint ihre Bildikonen, Setfotos berühmter Hollywood-Streifen, Street Photography und Fotos gemeinsamer Reisen mit ihrem Ehemann, dem Schriftsteller Arthur Miller.

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24,5 x 32,5 cm, 296 Seiten, 212 Abb., Schirmer/ Mosel, 58 Euro
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> Hommage

Alexandre Dupeyron: Dysnomia

Der Begrif „Dysnomia“ stammt aus der griechischen Mythologie und steht in der Philosophie Platons für die gestörte Ordnung. Bei Alexandre Dupeyron führt er uns zu einer Reise ins Herz der Finsternis. Der Fotograf lässt uns bis an die Grenzen des Wahrnehmbaren ins Diffuse eintauchen. Ein Bildband wie ein wabernder, trunkener Tagtraum, ein düstrer Bildertrip in eine schwarzweiße Schattenwelt, die uns anzieht wie das Energiefeld eines Schwarzen Lochs. Dieses Buch stellt mit seinen visuellen Unschärfen Fragen an Ihr Unterbewusstsein.

Cover DUPEYRON

19 x 24 cm, 152 Seiten, Sun/Sun Editions, 65 Euro
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> Dysnomia

Annie Leibovitz

Müsste man einer fremden Zivilisation die US-dominierte Kultur der vergangenen 50 Jahre erklären, dann lieferte dieser Bildband die Essenz des Pop-Zeitalters. Wer von Annie Leibovitz porträtiert wurde und wird, der hat meist einen prägenden Beitrag geleistet.

Porträt des US-Schauspielers Jack Nicholson am Mulholland Drive in Los Angeles aus dem Jahr 2006.

Porträt des US-Schauspielers Jack Nicholson am Mulholland Drive in Los Angeles aus dem Jahr 2006.

Foto: © Annie Leibovitz

Zugleich ist diese 5,8 Kilo schwere „Light“-Version eines „Sumo“-Whoppers aus dem Taschen Verlag ein bildgewaltiger Beleg der fotografischen Entwicklung der besten Porträtistin unserer Tage. Aufmerksamen Betrachtern wird es pures Vergnügen bereiten, die Farbpsychologie ihrer wunderbaren Inszenierungen zu studieren.

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27,1 x 37,4 cm, 556 Seiten, 5,8 kg,Hardcover im Schuber, Taschen Verlag, 125 Euro
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> Annie Leibovitz

Ernst Haas: The American West

Es ist ein wenig in Vergessenheit geraten: Ernst Haas war ein früher Pionier der Farbfotografie. Er hat mit Kodachrome- Material gearbeitet, als viele Kollegen noch ausschließlich Schwarzweiß dachten. Der Österreicher war der erste Fotograf, der einen Essay seiner Farbaufnahmen in der Illlustrierten Life veröffentlichte. Dieser neue Bildband zeigt uns den Blick des Magnum-Fotografen auf das Land, in das er 1950 emigrierte – und seinen Einsatz von Farbe bei der Suche nach Bildern der amerikanischen Landschaft und Kultur.

24 x 29 cm, 208 Seiten, 150 farbige und 50 SW-Abb., Prestel Verlag,
50 Euro
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> The American West

Nina Welch-Kling: Duologues

Street Photography im Dialog der Formen, Farben und Gesten: Nina Welch-Klings assoziativ zusammengestellte Diptychen schaffen neue, oft surreale Verbindungen aus dem Dickicht des Alltags zwischen New Yorks Wolkenkratzern. Eine erstaunlich zeitlos funktionierende Fragmentierung mit anschließendem Impuls-Sampling der Rythmen von Metropolis. Die aus Deutschland stammende Fotografin führt mit diesem Band Bildtraditionen von Saul Leiter bis Ralph Gibson ins 21. Jahrhundert und fordert uns auf zu einem Diskurs über die Poesie der Straße.

Nina Welch-Kling kehrer

24 x 32 cm, 96 Seiten, 86 Abb., Kehrer Verlag, 39,90 Euro
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> Doulogues

Olaf Heine: Human Conditions

Ob stumme Blicke, kleine Gesten oder die große, laute Inszenierung: Olaf Heine beherrscht die Kunst des fotografischen Porträts wie kaum ein zweiter deutscher Bildermacher unserer Tage. Er „liest“ die Menschen und ist mit schnellem Blick in der Lage, sie beim Shooting verstörend und mysteriös erscheinen zu lassen oder sie wie in sich ruhende Zen-Meister abzulichten.

Snoop Dogg, Plate II, Los Angeles, 2003.

Snoop Dogg, Plate II, Los Angeles, 2003.

Foto: © Olaf Heine, 2022

Heine interpretiert mit seiner Kamera den Charakter eines Künstlers, überträgt diesen in Bilder von derartiger Strahlkraft, dass sie sich nachhaltig in unserer Erinnerung einbrennen. Wunderbar zusammengestellter und gedruckter Bildband mit vielen Highlights aus Heines Oeuvre der vergangenen drei Jahrzehnte.

Olaf Heine Human Conditions Cover

24 x 30 cm, 224 Seiten, 100 s/w-Abb., Prestel Verlag 55 Euro
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> Human Conditions

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