Ein Zoom für APS-C, eine Festbrennweite für Vollformat – das klingt erstmal nicht nach vielen Gemeinsamkeiten, doch eines kann man mit beiden Objektiven sehr gut: in die Ferne schweifen. Wir haben das Fujifilm Fujinon XF 5,6-8/150-600 mm R LM OIS WR und das Nikon Nikkor Z 4,5/400 mm VR S in den BAS-Digital-Test geschickt und in der Praxis ausprobiert.
„Fuji und Nikon bieten sehr spannende neue Tele-Optionen an.“
Lars Theiß, Praxis-Redakteur
Fujifilm Fujinon XF 5,6-8/150-600 mm R LM OIS WR
Das Fujifilm Fujinon XF 5,6-8/150-600 mm R LM OIS WR erweitert den Telebereich für Fuji-X-Fotografen enorm. Bislang war bei 200 mm (Festbrennweite) bzw. 400 mm (Zooms) Schluss, zumindest ohne Telekonverter. Doch sogar am 150-600 mm (entsprechend 229-914 mm bei Kleinbild) können Konverter verwendet werden, sodass der Fotograf mit dem XF2X TC WR maximal äußerst beeindruckende 1828 mm (Kleinbild-äquivalent) erreicht. Die Konverter haben wir nicht ausprobiert, allerdings sind beispielsweise Tierfotografen mit 600 mm am APS-C-Sensor bereits sehr gut aufgestellt.
Wie bei langen Telezooms üblich, weist die Endbrennweite die geringste Auflösung auf, da hier auch die Lichtstärke am schwächsten ist und die Beugung die idealen Blendenbereiche stark einschränkt. Das Fujinon zeigt ab offener Blende gute Werte, zu empfehlen sind die ersten zweieinhalb Blendenstufen. In der kurzen und mittleren Brennweite ist die Anfangsauflösung sehr gut bis ausgezeichnet, fällt dann aber ebenso ab. Anders formuliert, ist die Offenblende in Sachen Auflösung immer die ideale Wahl. Vom Abblenden profitiert jedoch die nahezu verschwindende Randabdunklung, die bei Offenblende immerhin gut und natürlich ist. Die Verzeichnung wird von der Kamera völlig korrigiert.
Fujinon XF 5,6-8/150-600 mm mit hochwertiger Fassung aus Kunststoff weist diverse Funktionen auf
Interessant ist, dass es beim Zoomen nicht ausfährt, was die Abdichtung erleichtert und den Schwerpunkt recht konstant hält. Die Bedienung gelingt prima, dabei helfen gleich vier Fokushaltetasten an der Front und wer die Blende gerne am Objektiv auswählt, kann den (rastenden) dritten Funktionsring entsprechend einschalten. Nicht ein- oder ausschalten lässt sich der Bildstabilisator OIS am Objektiv, dafür muss umständlich ins Kameramenü gewechselt werden; er schafft den Ausgleich bis zu fünf Blendenstufen längeren Belichtungszeiten.
Weiterhin fehlt beim Fokussierbereichsbegrenzer eine Einstellung für den Nahbereich ab der Nahgrenze von 2,40 m. Möglich ist nur die Wahl von fünf Metern bis unendlich. Der maximale Abbildungsmaßstab beträgt 0,24x. Eine bestimmte Entfernungseinstellung kann vordefiniert und abgespeichert werden. Der ausgezeichnete Stativring ist sehr gut gängig, rastet allerdings nicht. Sein abnehmbarer Fuß besitzt zwei unterschiedliche Gewinde und ein Arca-Swiss-Profil. Die große Kunststoff-Streulichtblende ist mit Lichtfangrillen, einem Arretierungsknopf und einem Filterfenster versehen, ansonsten aber einfach gehalten.
Nikon Nikkor Z 4,5/400 mm VR S
Mit dem Z 4,5/400 mm VR S hat Nikon quasi ein Budget-Tele für Spiegellose aufgelegt. Es ist auch an APS-C-Kameras sehr attraktiv, dort entspricht es einem 4,5/600 mm (zum Vergleich, das etwas lichtstärkere AF-S 4/600 mm für SLRs kostet ca. 14.000 Euro). Zudem harmoniert es mit Z-Telekonvertern, die daraus am Vollformat ein 560 mm oder 800 mm machen.
Das lange Tele wirkt erstmal viel leichter als es aussieht. Die rund 1245 g sind etwas kopflastig verteilt (der Schwerpunkt liegt etwa in Höhe des vorderen Stativgewindes), doch das gleicht das angesetzte Kameragehäuse mehr als aus, sodass sich die Kombi sehr bequem in den Händen oder auf einem Einbeinstativ anfühlt. Möglich wird das durch die moderate Lichtstärke für geringere Linsendurchmesser, eine betont bajonettlastige optische Konstruktion und viel Kunststoffeinsatz; äußerlich bemerkbare Ausnahmen davon sind die sehr gut gängige Stativschelle und das abgedichtete Metallbajonett.
Nikkor Z 4,5/400 mm VR S: Fuß mit zwei 1/4-Zoll-Stativgewinden lässt sich flink abschrauben
Unter den Statvigewinden findet sich ein Standardgewinde. Für eine Arca-Swiss-Klemmung ist der Fuß nicht ausgeformt, also ist in aller Regel eine Schnellwechselplatte nötig.
Die Nahgrenze von 2,50 m begeistert nicht, der maximale Abbildungsmaßstab beträgt dann 1:6,3. Vielleicht haben die Ingenieure deshalb darauf verzichtet, beim Fokussierbereichsbegrenzer den Nahbereich anzubieten und nur 6 m bis unendlich zu gestatten. Dafür gibt es eine Memory-Taste, mit der eine gewünschte Entfernungseinstellung abgespeichert werden kann. Ein Mini-Display für Entfernung, Blende usw. besitzt das Tele-Nikkor nicht. In Bajonettnähe gibt es eine Funktionstaste, im vorderen Bereich vier weitere. Dazwischen findet sich der Einstellring, dem verschiedene Funktionen zugeordnet werden können.
Damit das Nikkor nicht gleich beim ersten Tröpfeln den Geist aufgibt, ist es umfassend abgedichtet. Hinzu kommen eine äußere Gummiummantelung des Kunststoff-Filtergewindes und eine umlaufende an der Front der Streulichtblende, die voluminös gestaltet und mit einer Arretierung versehen ist. Die Fluorvergütung der Frontlinse trägt zur leichteren Reinigung bei.
Für den optischen Bildstabilisator VR gibt es keinen eigenen Schalter, er wird über die Kamera ein- oder ausgeschaltet – und zwar immer nur in Zusammenspiel mit dem kamerainternen Stabilisator (IBIS). Der VR soll alleine 5,5 Blendenstufen ausgleichen können, mit der Z 9 soll das 400 mm den Synchro-VR mit bis zu 6 Stufen schaffen.
Nikkor Z 4,5/400 mm VR S mit sichtbarer Offenblendeinschränkung
Im Labor zeigt das Nikkor Z 4,5/400 mm VR S eine sichtbare Offenblendeinschränkung bei der Auflösung, was für ein Teleobjektiv dieser Art eher unüblich ist. Die Anfangsleistung ist gut und steigert sich um eine Stufe abgeblendet auf sehr gute bis ausgezeichnete Werte. Der bevorzugte ideale Blendenbereich ist sehr gut. Sehr gut und neutral im Verlauf ist auch die Randabdunklung bei offener Blende, abgeblendet ist sie ausgezeichnet. Die Verzeichnung ist gering kissenförmig.
Objektiv | Fujifilm Fujinon XF 5,6-8/150-600 mm R LM OIS WR | Nikon Nikkor Z 4,5/400 mm VR S |
Gerechnet für Sensorgröße | APS-C | Vollformat |
Linsen/Gruppen | 24/17 | 19/13 |
Nahgrenze | 2,40 m | 2,50 m |
Kleinste Blende | 22 | 32 |
Filtergröße | 82 mm | 95 mm |
Baulänge | 314,5 mm | 234,5 mm |
Gewicht | 1605 g | 1245 g |
Besonderheiten | Autofokus mit Linearmotor, Bildstabilisator, 4 AF-L-Tasten, Multifunktionsring, Fokussierbereichs- begrenzer, Fokusvor- einstellung, Stativschelle mit Arca-Swiss-Fuß, Gurtösen, spritzwasser-, staub- und frostgeschützt, Streulichtblende | Autofokus, Bildstabilisator, umprogrammierbarer Einstellring, 5 Funktionstasten, Fokussierbereichsbegrenzer, Stativschelle, staub- und spritzwassergeschützt, Streulichtblende |
Anschlüsse | Fujifilm X | Nikon Z |
Preis (Liste) | ca. 2200 Euro | ca. 3700 Euro |
FAZIT
Für X-Fotografen, die gerne mal auf Sport, Action oder Tiere anlegen, ist das Fujifilm Fujinon XF 5,6-8/150-600 mm R LM OIS WR eine attraktive Versuchung. Das Nikkor Z 4,5/400 mm VR S ist nicht minder eine, doch hier wäre eine bessere Offenblendleistung wünschenswert und die stallinterne Konkurrenz ist größer, nicht zuletzt durch adaptierbare Modelle.
> Hier gelangen Sie zum Download der Tabelle mit allen Ergebnissen aus unserem Test.
Labormessungen: Anders Uschold
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Dieser Test ist in unserer Ausgabe fotoMAGAZIN 11/2022 erschienen.
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